Wie ›Der Mann auf dem Hochrad‹ den Protagonisten des ›Schlangenbaums‹ auf Abwege führte. Hypothesengeleitete stilometrische Untersuchung zweier Romane Uwe Timms

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Mareike Schumacher Autoreninformationen

DOI: 10.17175/2022_004

Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 898549264

Erstveröffentlichung: 29.09.2022

Lizenz: Sofern nicht anders angegeben Creative Commons Lizenzvertrag

Medienlizenzen: Medienrechte liegen bei den Autor*innen.

Letzte Überprüfung aller Verweise: 06.09.2022

GND-Verschlagwortung: Literaturwissenschaft | Textanalyse | Literarischer Stil | Statistische Stilistik | Der Schlangenbaum (Roman) | Der Mann auf dem Hochrad (Roman) |

Empfohlene Zitierweise: Mareike Schumacher: Wie ›Der Mann auf dem Hochrad‹ den Protagonisten des ›Schlangenbaums‹ auf Abwege führte. Hypothesengeleitete stilometrische Untersuchung zweier Romane Uwe Timms. In: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften. Wolfenbüttel 2022. text/html Format. DOI: 10.17175/2022_004


Abstract

Gegenstand dieses Artikels ist die Verknüpfung einer hypothesengeleiteten literaturwissenschaftlichen Fallstudie mit der Anwendung von Digital-Humanities-Verfahren. Primärtexte der Analyse sind dreizehn längere Erzähltexte des deutschsprachigen Gegenwartsautors Uwe Timm (Romane und Novellen, eine »Legende«). Aus einer seiner Selbstaussagen zum Werk leite ich Thesen ab, die ich mittels computergestützter stilometrischer Verfahren analysiere. Ziel ist es, eine Brücke zwischen einer computationellen Analyse und menschlichen Lesarten zu schlagen, um so zu neuen Einsichten über das literarische Werk des Autors zu gelangen.


The subject of this article is the linking of a hypothesis-driven case study in literary studies with the application of digital humanities methods. Primary texts of the analysis are thirteen longer narrative texts by the German-language contemporary author Uwe Timm (novels and novellas, a »legend«). I derive hypotheses from one of his self-statements about the work, which I analyze by means of computer-assisted stylometric procedures. The aim is to build a bridge between a computational analysis and human readings in order to arrive at new insights into the literary work of the author.



1. Einleitung

[1]Anlass dieser Fallstudie ist ein experimentelles Interesse an der Übertragbarkeit quantitativ ausgerichteter computerphilologischer Methoden auf die Erzähltextforschung. Aus methodologischer Perspektive ist diese Analyse ein Beitrag zu einem Brückenschlag zwischen nicht-digitaler und computationeller[1] literaturwissenschaftliche Forschung. Ansätze zu einem solchen Brückenschlag finden sich in der aktuellen Digital-Humanities-Forschung einige, z. B. bei Ted Underwood 2019, Andrew Piper 2018, Jan Horstmann und Rabea Kleymann 2019 oder Nanette Rißler-Pipka 2018.[2] Inhaltlicher Ansatzpunkt sind die Selbstaussagen des deutschsprachigen Gegenwartsautors Uwe Timm zu seinem Werk in einer seiner Frankfurter Poetikvorlesungen[3]. Aus diesen arbeite ich Thesen heraus, die die Experimente inhaltlich leiten, sodass sich ein hermeneutisches Verfahren[4] ergibt, das den Fokus der computationellen Analyse bestimmt. Dabei werden die vorangestellten Hypothesen mit quantitativen Methoden erst experimentell verfolgt und dann für weitergehende Interpretationen genutzt. Ein besonderer Fokus der Analyse liegt auf den beiden Texten Der Schlangenbaum (nachfolgend Schlangenbaum abgekürzt)[5] und Der Mann auf dem Hochrad (nachfolgend Hochrad abgekürzt)[6].

[2]Der Workflow setzt sich zusammen aus Anwendungen des Methodenkonglomerats des Stilometrietools Stylo[7] – ein Toolpackage des Statistikprogramms R – sowie des Netzwerkvisualisierungstools Gephi[8]. Dem Distant-Reading-Gedanken Franco Morettis[9] folgend wurde das betrachtete Romanwerk vor der Analyse nicht gelesen.[10] Die Distanz zum Gegenstand wird bewusst gewählt, um den Kontext des Einzeltextes zu fokussieren; das relationale Gefüge zu anderen Timm-Texten und poetologische Aspekte der Gegenwartsliteratur rücken in den Mittelpunkt. Damit ist die vorliegende Fallstudie methodisch recht typisch für die digital-literaturwissenschaftliche Forschung,[11] geht aber ungewöhnlich tief in die Interpretation einzelner Texte im Korpus hinein.[12] Allein die Thesen zu den Selbstaussagen des Autors und die computerphilologischen Experimente sollen zu einem weitgehend unvoreingenommenen Ansatz (in Bezug auf die literaturwissenschaftliche Analyse) der Interpretation hinleiten. Dieser Beitrag beschreibt den Versuch, ein Korpus aus längeren Erzähltexten Uwe Timms anhand von computerphilologischen Verfahren zu untersuchen. Zentral ist dabei die digitale Stilometrie[13], die von einer Netzwerkanalyse[14] komplettiert wird.

2. Uwe Timms Werk und Korpusgestaltung

[3]Das schriftstellerische Werk Uwe Timms setzt sich zusammen aus Erzähltexten und essayistischen Schriften. Unter den Erzähltexten finden sich kürzere Erzählungen, Novellen und Romane für Erwachsene und Kinder, außerdem autobiografische bzw. autofiktionale Texte. Die Forschung zu Uwe Timms Erzähltexten für Erwachsene fokussiert häufig dessen Beitrag zur kollektiven Gedächtnisbildung[15] – insbesondere die Themen der nationalsozialistischen (Familien-)Vergangenheit[16], der 1968er-Revolte[17], und im späteren Werk auch der Nachwendeerfahrungen[18] betreffend ­ und zur postkolonialen Aufarbeitung von Fremdheitserfahrungen[19]. Dem folgend lassen sich die Erzähltexte Timms in Familiengeschichten, 68er-Texte, Nachwendeerzählungen und postkoloniale Narrative unterteilen. Autofiktionale Texte gehören meist in die erst- oder zweitgenannte Kategorie, die (hauptsächlich) fiktionalen Erzähltexte gehören meist zur Nachwende- oder postkolonialen Literatur. Allerdings sind Querbezüge im Werk Uwe Timms so häufig, dass auch thematische Überkreuzungen nicht ausbleiben.[20] Die Erzählweise ist häufig nicht chronologisch,[21] was auch auf den in dieser Analyse näher betrachteten Roman Hochrad zutrifft,[22] nicht jedoch auf den Roman Schlangenbaum, in dem chronologisch – wenn auch mit einigen Analepsen – erzählt wird.[23]

[4]Timms essayistische Schriften reichen von politisch engagierten Betrachtungen im Frühwerk zu poetologischen Erläuterungen im Spätwerk. In dieser Studie wird ein poetologischer Text aus den Frankfurter Poetikvorlesungen zur Hypothesenbildung herangezogen. Diesen Thesen nachgehend wird ein Primärkorpus aus 13 Erzähltexten analysiert. Da Textlänge ein entscheidender Faktor für die angewendete Methodik der digitalen Stilometrie ist,[24] wurden kürzere Erzählungen Timms nicht in das Korpus übernommen.[25] Aufgrund der Genredifferenzen[26] sind auch die Erzähltexte für Kinder und die unmittelbar autofiktionalen Texte nicht im Primärkorpus enthalten. Da der Übergang vom autofiktionalen zum fiktionalen Erzählen bei Uwe Timm häufig fließend ist[27] und Figuren und Begebenheiten in fiktionalen Werken autobiografische Ursprünge haben können[28], wird die Grenze so gesetzt, dass Texte, die vom direkten familiären Umfeld des Autors zu erzählen scheinen, nicht mit einbezogen werden, Am Beispiel meines Bruders, Der Freund und der Fremde und Römische Aufzeichnungen[29] wurden deshalb nicht in das hier betrachtete Korpus übernommen. Handelt es sich um Erzähltexte, in denen ein erweitertes familiäres Umfeld im Zentrum steht wie z. B. die Geschichte des Onkels in Hochrad, so werden die Texte in das betrachtete Korpus integriert.

2.1 Zwei Romane aus einem »Energiegebräu«

[5]Die beiden Romane Schlangenbaum und Hochrad stehen hier im Fokus der Betrachtung, da Timm innerhalb einer seiner Frankfurter Poetikvorlesungen von deren besonderer Entstehungsgeschichte berichtet hat. Im Gegensatz zu den Erzähltexten im in dieser Analyse betrachteten Korpus gehören die Poetikvorlesungen zu Uwe Timms essayistischem Werk, genauer zu einer Reihe von poetologischen Betrachtungen, wie er sie seit den 1990er-Jahren zunehmend verfasste.[30] Die Frankfurter Poetikvorlesungen Uwe Timms fallen in eine Phase essayistischen Schaffens, in der Timm im Gegensatz zu früheren Schriften weniger politisch schreibt und eher eine historisch geprägte Ästhetik des Alltags in den Blick nimmt.[31] Zentral ist eine Passage aus den Poetikvorlesungen, in der Timm die Entstehungsgeschichte der Romane Schlangenbaum und Hochrad beschreibt. Noch bevor er Schlangenbaum – die Geschichte eines Ingenieurs, der in Südamerika an einem architektonischen Projekt arbeitet und daran scheitert – zu Ende schreiben konnte, überfiel ihn eine für ihn untypische Schreibhemmung. Diese verschwand erst, als er die Arbeit an diesem Werk unterbrach, um Hochrad zu schreiben. In diesem Roman erzählt Uwe Timm die Geschichte seines Onkels, der als Vorreiter technischen Fortschritts Hochrad fuhr, nur um später den Trend zum Zweirad zu verpassen. Der Autor selbst beschreibt diese besondere Verbindung der beiden Romane folgendermaßen:

[6]»So trieb mich dieser Onkel voran und verdrängte den scheiternden Ingenieur aus dem ›Schlangenbaum‹. Erst viel später wurde mir bewusst, dass dieses Energiegebräu, aus dem beide Figuren hervorgegangen waren, dieselbe Materie bildete. Ich hatte mich der Thematik des Fortschritts von einer anderen Seite genähert, war in die Geschichte, auch in meine eigene Geschichte eingetaucht, um die Probleme, die mich am Weiterschreiben des ›Schlangenbaums‹ hinderten, in einer früheren Zeitschicht aufzuspüren. So ist es denn auch erklärlich, dass ich nach Beendigung der Coburger Legende für die Wiederaufnahme der lateinamerikanischen Apokalypse bereit war.«[32]

[7]Timm berichtet zunächst einmal, dass eine Nähe zwischen den beiden Romanen besteht. Wie diese gestaltet ist, drückt er vage und geradezu poetisierend aus, indem er von einem »Energiegebräu« spricht und davon, dass die Protagonisten aus derselben »Materie« gemacht seien. Nun lässt sich diese Aussage zweifelsohne mehrdeutig interpretieren. Möglicherweise spricht der Autor hier von seiner Motivation oder gar von der Stimmung, die ihn beim Schreiben geleitet hat. In einer vorangehenden Passage beschreibt Timm das »Energiegebräu« entsprechend auch als vorsprachlich. Die Energie bringe die Sprache und diese dann wiederum die Idee hervor.[33] Wenn also Ideen durch Sprache aus dieser Energie entstehen, so kann Timms Aussage auch so interpretiert werden, dass die Figuren von denen er spricht, über Sprache identifizierbar sind. Denn wie die Ideen sind sie Resultat eines Konkretisierungsprozesses des beinahe schon alchemistisch anmutenden »Gebräus«. An anderer Stelle spricht Timm außerdem von Sprache als Werkzeug und mehr noch davon, dass Sprache das gesamte Sein des Menschen bestimme.[34] Die essayistischen Schriften Timms sind bereits mehrfach Gegenstand literaturwissenschaftlicher Betrachtungen geworden, gelten gegenüber dem literarischen Werk aber als weniger erforscht bzw. sogar als vernachlässigt.[35] In Die Inszenierung von Autorschaft bei Uwe Timm legt Nantana Anuntkosol dar, dass hier alltägliche, natürliche Sprache verändert, literarisiert, aus der Distanz betrachtet und somit spielerisch umgeformt wird.[36] Kerstin Germer betont in (Ent-)Mythologisierung deutscher Geschichte. Uwe Timms narrative Ästhetik die Ähnlichkeit von Timms Beschreibungen der schriftstellerischen Arbeit mit einem göttlichen Schöpfungsakt, der allerdings durch die bloße Fiktionalität des Dargestellten gebrochen wird.[37] Und dennoch: Aus Sprache wird im Schreibprozess etwas erschaffen, auch wenn der Schaffensprozess zwischen schwer greifbarem Inspirationsgeschehen und bloßem Handwerk changiert. Auch hier wird deutlich, dass Sprache zum bewusst als solchem wahrgenommenen Material der Timmschen Texte wird. So frage ich hier, ob die gemeinsame Entstehungsgeschichte der Erzähltexte Schlangenbaum und Hochrad sprachlich nachweisbar ist.

2.2 Hypothesen

[8]Timm konkretisiert seine Feststellung über die gemeinsame Energie der beiden Texte, indem er von der Thematik des Fortschritts spricht, die in beiden Romanen eine Rolle spielt. Auch das Thema eines Romans setzt sich letztendlich aus dem verwendeten Material und damit aus Sprache zusammen. So ist hier die gleiche Frage von Interesse, nämlich, wie sich das Thema sprachlich niederschlägt und ob es mit quantitativen Methoden messbar ist. Diese Fragen liegen auch den Arbeitshypothesen zugrunde, die ich zum Ausgangspunkt der Analyse mache. Die interpretatorische Annäherung an Timms Selbstaussagen wird mittels dieser Thesen so operationalisiert,[38] dass sie mit den gewählten Tools weiter verfolgt werden kann.

[9] Ich lege den Betrachtungen die folgenden beiden Arbeitshypothesen zugrunde, die die inhaltliche Interpretation auf Basis der computerphilologischen Analyse leiten:

  1. Die von Timm beschriebene Nähe der beiden Texte Schlangenbaum und Hochrad manifestiert sich in einem ähnlichen Sprachmaterial, was stilometrisch berechnet und ausgewertet werden kann.
  2. Thematisch kreisen beide Werke um den technischen Fortschritt, was sich ebenfalls im Wortmaterial niederschlägt.

[10]Das Erkenntnisinteresse der Fallstudie ist zweigeteilt. Im methodischen Schwerpunkt prüfe ich vor allem beispielhaft das Toolpackage Stylo für das Statistikprogramm R für die hypothesengeleitete Untersuchung des Erzählwerks eines einzelnen Gegenwartsautors. Inhaltlich ist die Frage von Interesse, wie das Werk Uwe Timms konstruiert ist, welche Position die beiden fokussierten Romane darin einnehmen und welche Besonderheiten das genutzte Sprachmaterial kennzeichnen. Die von der computationellen Analyse aufgezeigten Phänomene werden im Abgleich mit der bisherigen (analogen) Forschung zu Uwe Timms Erzählwerk interpretiert. Auf diese Weise verbindet diese Studie computationelle mit nicht-digitalen literaturwissenschaftlichen Ansätzen und zeigt, inwiefern eine solche Verbindung fruchtbar gemacht werden und zu neuen Erkenntnissen führen kann. Es gehört zum experimentellen Charakter dieser Fallstudie, dass die betrachteten Texte nicht vorab gelesen werden. Allein der poetologische Text des Autors und die Ergebnisse der Experimente in R sollen die Analyse lenken.

3. Eine Frage des Stils – Methodik

[11]Die zu Grunde gelegte Interpretation von Timms Selbstaussage legt nahe, dass es möglich ist, diese Fallstudie als eine stilometrische[39] Analyse durchzuführen. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass diese Art der Anwendung stilometrischer Tools eher ungewöhnlich und noch selten ist.[40] Zwar wurde das Stylo-Package für R bereits zur Analyse von Werken eines einzelnen Autors genutzt[41] oder auch um die Zusammenarbeit zweier Autor*innen näher zu betrachten[42]. Bekanntestes und wahrscheinlich erfolgreichstes Anwendungsfeld ist aber die Autorschaftsattribution.[43] Darüber hinaus wurde in der digitalen Stilometrie mit Hilfe des Programms R bereits getestet, ob sich Stilmerkmale nicht nur für einzelne Autor*innen, sondern auch für Genres, Zeitabschnitte oder nach dem Geschlecht der*des Schreibenden differenzieren lassen.[44] Auch die Frage nach spezifischem Figurenstil wurde bereits mithilfe stilometrischer Analysen betrachtet.[45] Erstaunliche Resultate zeigen außerdem Studien, die die Stilometrie auf die Übersetzungsforschung anwenden.[46]

[12]Bei einem versuchten Brückenschlag zwischen computationellen und analogen Literaturwissenschaften wie diesem muss erwähnt werden, dass der Begriff ›Stil‹ eigentlich mehr umfasst als die statistisch auswertbaren Features, die in digitalen Stilometrie-Tools implementiert sind. »Stil ist eine komplexe Zusammenkunft von zählbaren und durch Interpretation bestimmten Elementen«[47], stellt Nanette Rißler-Pipka in Die Digitalisierung des goldenen Zeitalters – Editionsproblematik und stilometrische Autorschaftsattribution am Beispiel des Quijote fest. Eine genauere Begriffsbestimmung, die sowohl traditionell literaturwissenschaftliche als auch linguistische und stilometrische Aspekte berücksichtigt, findet sich bei Fotis Jannidis.[48] Aus einem historischen Überblick von literaturwissenschaftlichen Traditionen der Begriffsbestimmung seit 1945 in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich entwickeln Julia Berenike Herrmann, Karina van Dalen-Oskam und Christof Schöch[49] eine neue Definition für den Stilbegriff, die eine Operationalisierung im Hinblick auf computationelle Analysen erlaubt und darum hier leitend sein soll: »Style is a property of texts constituted by an ensemble of formal features which can be observed quantitatively or qualitatively.« Ein deutlicher Perspektivwechsel zwischen literaturwissenschaftlicher Stilistik und digitaler Stilometrie besteht darin, dass erstere eher bewusst eingesetzte stilistische Merkmale wie z. B. rhetorische Mittel in den Blick nimmt, während letztere den Blick auf höchstwahrscheinlich unbewusst genutzte stilistische Merkmale lenkt.[50] Damit geht einher, dass digitale Stilometrie eher häufig vorkommende Phänomene einbezieht, während analog-hermeneutische Studien eher selten vorkommende und dadurch herausstechende Phänomene fokussiert.[51] Ein ganz entscheidender Aspekt der neuen Perspektive ist außerdem der relationale Ansatz der digitalen Stilometrie; der Stil eines Textes wird im Hinblick auf einen Referenztext oder ein Referenzkorpus betrachtet.[52] Der Einzeltext steht also nie für sich allein, bzw. seine stilistischen Merkmale können nicht in einer Einzelbetrachtung herausgearbeitet werden. Stattdessen werden Merkmale eines (oder mehrerer) Texte in Relation zu anderen gemessen.[53] Im Zentrum stehen die häufigsten Wörter, bei denen es sich meist um Funktionswörter handelt.[54] Obwohl die häufigsten der zählbaren Elemente des Stils, die ein Konglomerat verschiedener stilistischer Marker bilden[55], nach wie vor das sicherste Clustering erlauben, zeigen die vielversprechenden Ergebnisse davon abweichender Studien, dass das Potenzial digitaler Stilometrie möglicherweise noch nicht vollends erschöpft ist. Hier wird nun also der Versuch unternommen, digitale und analoge Betrachtungen von Stil zusammen zu führen, von der Attribution (sei es nach Autor*in, Übersetzer*in, Genre oder Zeitabschnitt) zu lösen, auf das Werk eines einzelnen Autors anzuwenden und so für die interpretationsgeleitete Literaturwissenschaft nutzbar zu machen.

[13]Häufig wird die Stärke computationeller Ansätze gerade darin gesehen, größere Textmengen in den Blick nehmen zu können, als das in der Anwendung analoger Verfahren wie z. B. im Close Reading möglich wäre.[56] Hier wird aber ein Korpus von nur 13 Erzähltexten betrachtet, eine Textmenge, die durchaus auch ohne den Computer als Hilfsmittel gelesen werden kann. Ziel ist also nicht die Ausweitung der in den Blick genommenen Texte, sondern eine dezidiert computationelle Perspektive[57] einzunehmen, die genutzt wird, um den Blick selbst zu verändern. Hierbei geht es um die Grundidee, dass Texte als Datenmaterial betrachtet werden können und, dass computergestützte Experimente Phänomene aufzeigen können, die beim Close Reading nicht augenscheinlich werden oder, wie Jonas Kuhn es in Computerlinguistische Textanalyse in der Literaturwissenschaft? Oder: The Importance of Being Earnest ausdrückt, zumindest »mit bloßem Auge schwer zu erkennen sind«[58]. Statt ergebnisoffen ein gegebenes Korpus zu untersuchen, möchte ich die traditionelle literaturwissenschaftliche Herangehensweise beibehalten. Um zu vermeiden, dass die versuchte Annäherung der digitalen Geisteswissenschaften an die analoge literaturwissenschaftliche Forschung eine rein methodische bleibt,[59] werden alle mithilfe der computationellen Methodik entwickelten Interpretationsansätze zur traditionellen Timm-Forschung zurückgeführt; die Interpretation der computationell erstellten Datenbasis wird mit menschlichen Lesarten abgeglichen. Auf diese Weise wird das digital unterstützte Distant Reading mit einer analogen Form des Distant Readings, eines Lesens über ein Textkorpus oder Second Hand Criticism, ergänzt.[60]

[14]Ausgehend von den beiden aus den Aussagen des Autors abgeleiteten Vorannahmen wird dieses Ziel im Folgenden in fünf Verfahrensschritten verfolgt:

  1. Das Uwe-Timm-Korpus wird mittels einer Clusteranalyse stilometrisch untersucht. Hierbei wird anhand von Worthäufigkeiten errechnet, welche Texte innerhalb des Gesamtwerkes eine besondere stilistische Nähe aufweisen bzw. ob überhaupt Besonderheiten der stilistischen Nähe auftreten, wenn lediglich das Werk eines einzelnen Autors betrachtet wird.
  2. Die beiden hauptsächlich betrachteten Romane werden in einer Netzwerkanalyse innerhalb des Gesamtwerkes verortet. Hier wird insbesondere in den Blick genommen, ob die beiden Erzähltexte eine augenscheinliche stilistische Nähe aufweisen und ob es weitere Texte gibt, die zu den beiden im Zentrum der Untersuchung stehenden in besonderer stilistischer Nähe stehen.
  3. Mithilfe des Rolling-Delta-Verfahrens wird betrachtet, ob innerhalb des Werks Schlangenbaum die besondere Nähe einzelner Passagen zu Hochrad nachgewiesen werden kann.
  4. Mithilfe von Zeta-Berechnungen werden die in der Schlusspassage von Schlangenbaum – beginnend mit der während der Rolling-Delta-Analyse als hervorstechend ausgemachten Position – im Vergleich zum Rest des Textes bevorzugten Wörter ausfindig gemacht und analysiert.
  5. Ausgehend von den Ergebnissen wird ein interpretatorischer Schritt zurück in eine Textstelle unternommen, die von den computergestützten Verfahren als herausragend markiert wurde, um so zu einer eigenen Lesart zu gelangen.

3.1 Methodenkritik

[15]Die angewandte Methodik bringt einige Besonderheiten mit sich, die bei einer Analyse wie der vorliegenden stets mitgedacht werden sollten. Das Hauptproblem digitaler Stilometrie liegt darin, dass bisher keine standardisierten Vorgehensweisen definiert werden konnten, die übergreifend für stilometrische Analysen gelten.[61] Stattdessen muss das Setting – die Korpuserstellung, die Wahl von Autorschaftssignal, Distanzmaß und weiteren Parametern und die Auswahl der Visualisierungen – jeweils auf die spezifische Analyse abgestimmt werden.[62] Andreas Büttner et al. zeigen in »Delta« in der stilometrischen Autorschaftsattribution, dass Burrowsʼ Delta[63] ein gut funktionierendes Distanzmaß ist, und dass auch einige seiner Variationen wie z. B. Euclidean Delta keine Verbesserung der stilometrischen Ergebnisse mit sich bringen konnten.[64] Die einzige Delta-Erweiterung, die eine Verbesserung der Attribution bewirkt hat, ist Kosinus Delta.[65] Aus Gründen der Einheitlichkeit wird in dieser Studie aber das Classic Burrows’ Delta eingesetzt, da Kosinus Delta im verwendeten Toolpackage Stylo nicht für alle genutzten Funktionalitäten zur Verfügung steht.[66]

[16]Einer der wichtigsten Parameter digital-stilometrischer Untersuchungen ist die Anzahl der häufigsten Wörter (Most Frequent Words – MFW). Wie viele Wörter für eine stilometrische Untersuchung angemessen sind, dafür gibt es keine universelle Lösung.[67] Es hat sich aber gezeigt, dass die Qualität der Attribution im Allgemeinen abnimmt, wenn zu viele der häufigsten Wörter in die Untersuchung einbezogen werden.[68] Ab wie vielen MFW dieser Effekt eintritt, ist allerdings wiederum vom Studiendesign abhängig. In einer Fallstudie zur Autorschaftsattribution bei mittelhochdeutschen Texten erwiesen sich z. B. die 400 bis 800 MFW als optimal, bei einer Übersetzerattribution lateinischer Texte aus dem gleichen zeitlichen Zusammenhang nimmt die Qualität der Zuordnung bereits nach 500 MFW deutlich ab.[69] Rißler-Pipka berichtet hingegen von einer stilometrischen Studie eines spanischsprachigen Korpus, bei der die Attribution bei 100 bis 5000 MFW konstant gute Ergebnisse zeigte.[70] Die Tücke bei der Gestaltung eines angemessenen Untersuchungssettings liegt also darin, nicht leichtfertig die auf den ersten Blick am plausibelsten erscheinende Analyse auszuwählen und andere Settings außer Acht zu lassen, was im Allgemeinen als Gefahr des Rosinenpickens (Cherry Picking) bezeichnet wird.[71] Nach Joseph Rudman gibt es in der digitalen Autorschaftsattribution sechs unterschiedliche Arten des Rosinenpickens.[72] Nicht alle davon sind für diese Studie gleichermaßen relevant. Von besonderer Bedeutung sind die Wahl der Textbasis, des Autorschaftssignals und der Visualisierungen der Ergebnisse, die am Ende zur Basis der Interpretation werden. Diesen, ebenso wie den für diese Studie weniger bedeutsamen Ausprägungen des Cherry Pickings, versuche ich mit steter Cross-Validierung der Analysen durch solche mit veränderten Parametern zu begegnen. Aus diesem Grunde habe ich sämtliche der vorgestellten Analysen immer mehrmals mit unterschiedlichen Parametern ausgeführt. In diesem Artikel werden nur diejenigen Phänomene vorgestellt, die entweder einen Kompromiss zwischen den im Hintergrund durchgeführten Einzelberechnungen bilden oder deren Ergebnisse über eine Vielzahl von Rechendurchgängen konstant blieben. Die Auswahl bleibt trotzdem eine subjektive, die im engen Zusammenhang mit der Interpretation der Daten steht.

3.2 Technische Aspekte der Korpuserstellung

[17]Es wurde von Forschenden der digitalen Stilometrie inzwischen mehrfach darauf hingewiesen, dass es durchaus von Bedeutung sein kann, wie das Korpus erstellt wurde, welches die Datengrundlage für eine Analyse bildet.[73] Rudman weist vor allem darauf hin, dass kritische und kommentierte digitale Editionen Analysen durch zusätzliches Textmaterial, welches nicht vom Autor stammt, unscharf werden lassen.[74] Maciej Eder hingegen hat in einer systematischen Reihe von Experimenten gezeigt, dass Digitalisierungsfehler für die deutsche Sprache die Ergebnisse computergestützter Analysen erst dann signifikant beeinflussen, wenn sehr lange Listen der häufigsten Wörter betrachtet werden.[75]

[18]Für die hier vorgestellte Fallstudie bildet eine eigene Digitalisierung der lieferbaren Ausgaben von Uwe Timms Erzähltexten die Datengrundlage. Eine kritische Edition gibt es derzeit nicht. Um in erster Linie durch die OCR Erkennung verursachte Rechtschreibfehler zu korrigieren, wurden die digitalen Versionen je zweifach und unabhängig voneinander Korrektur gelesen. Dennoch konnten Digitalisierungsfehler nicht gänzlich vermieden werden. Da die hier betrachteten Frequenzlisten bis zu 1.000 Wörter lang sind, müssen Eders Ergebnisse in die Betrachtungen einbezogen werden. Darum wurde die Frequenztabelle manuell auf Editionsfehler überprüft. Diese treten tatsächlich über das Korpus verteilt relativ gleichmäßig auf. Dies verbessert zwar die Vergleichbarkeit, merzt das Problem aber nicht vollends aus. Da es hier allerdings nicht um die Zuordnung von Texten zu einem Autor geht, sondern lediglich um Tendenzen der Nähe und Distanz unterschiedlicher Erzähltexte in einem Gesamtwerk, sind diese Messungenauigkeiten weniger relevant als im klassischen Gebrauch der angewandten Tools und wurden darum in Kauf genommen.

3.3 Wahl des Autorschaftssignals

[19]In der Stilometrie hat sich gezeigt, dass Analysen der häufigsten Wörter, trotzdem diese zumeist ohne Signifikanz sind, für das Autorschaftssignal sehr gute Ergebnisse erzielen. Zwar hat Eder[76] gezeigt, dass für deutsche Texte noch bessere Ergebnisse in der Attribution erzielt werden können, wenn Einheiten betrachtet werden, die jeweils aus drei nebeneinander stehenden Buchstaben bestehen (3-grams).[77] Da ganze Wörter aber eine bessere Grundlage für die Interpretation bieten als N-Gramme, fiel die Wahl dennoch auf MFW. Unter Einbezug der Studien, mit denen bisher gute Ergebnisse erzielt wurden (siehe Abschnitt 3.1), wurden hier Wortlisten von bis zu 1000 der häufigsten Wörter zur Basis der Untersuchungen. Diese Liste enthält sowohl Funktionswörter als auch thematisch signifikante Wörter und Figurennamen. Es gilt das oben beschriebene Vorgehen zur Cross-Validierung einzelner Parametersettings durch andere, d. h. in den einzelnen Analysen wird die Anzahl der MFW variiert.

3.4 Wahl der hier gezeigten Visualisierungen

[20]Je nach Abfrage, die errechnet wird, ist es wichtig zu berücksichtigen, dass eine Visualisierung der erhaltenen Daten immer nur einen Ausschnitt dessen zeigen kann, was das Tool an Output generiert. Besonders augenscheinlich ist dies im Falle von Stylo bei einfachen Clusteranalysen. Werden hier die Parameter auch nur leicht verändert, so kann sich ein ganz anderes Bild ergeben.[78] Darum kann mittels des Stilometriepackages automatisiert durchgeführt werden, was bereits als Lösungsansatz beschrieben wurde. Statt nur ein Cluster erstellen zu lassen, kann die Funktion x Mal durchgeführt werden. Anschließend wird dann ein sogenannter Bootstrap Consensus Tree[79] gebildet, der nur diejenigen Verbindungen zwischen zwei Werken anzeigt, die in mehreren Analysen als Ergebnis aufgetaucht sind.[80] Diese Idee der Prüfung einer Analyse mittels mehrerer anderer wird aber nicht nur beim Clustering umgesetzt, wobei sie automatisch angewandt werden kann, sondern auf sämtliche Verfahren übertragen.

4. Clustering und Most Frequent Words

[21]Um mich dem Timm-Korpus zunächst im Ganzen zu nähern, habe ich von Stylo mit dem oben beschriebenen Bootstrap-Consensus-Tree-Verfahren eine Clusteranalyse erstellen lassen. Mit den 100 bis 1.000 häufigsten Wörtern habe ich insgesamt zehn Abfragen erstellen lassen. Die Baumvisualisierung sollte dann nur noch diejenigen Verbindungen anzeigen, die in mindestens fünf Abfragen auftauchten. Im Falle des Uwe-Timm-Korpus erweist sich eine Teilung in zwei Cluster als relativ stabil. Eines der Cluster zeigt eine Aufspaltung in zwei Untercluster (vgl. Abbildung 1). Erhöhe ich den letzten Wert auf 75 Prozent, oder mindestens sieben Abfragen, so zerfällt die Zweiteilung allerdings bereits und lässt sich stilometrisch nicht mehr nachweisen. Auch wenn der Fokus hier nicht auf der Analyse des gesamten Korpus liegen soll, so ist es doch erwähnenswert, dass die Zweiteilung, die immerhin in fünf von zehn Analysen bestehen bleibt, das Werk Timms in zwei Zeitabschnitte teilt – eine Phase vor 1990 und eine danach. Auch in der traditionellen Timm-Forschung wird von einer frühen und einer späten Werkphase gesprochen. Christof Hamann stellt z. B. fest, dass frühe Werke des Autors auf eine direktere Art politisch seien als spätere, die eher eine Poetik des Alltags umsetzten, das poetische Erzählen zum schönen Überfluss werden lassen und deren Sprengkraft eher auf Ebene der Sprache liegt.[81] Auch Katrin Germer erkennt einen Wandel »von einer kollektiv-politischen Schreibweise hin zu einer genuin ästhetischen Literaturauffassung«[82], der sich vom Früh- zum Spätwerk Timms abzeichnet. Beide nennen allerdings keinen festen zeitlichen Rahmen. Andreas Meier sieht dagegen nur die früheren Werke überhaupt als politisch an und ergänzt, dass die späteren Werke sich eher dem Erzählen als anthropologischer Komponente widmen würden.[83] Allerdings rechnet Meier hier bereits Hochrad, erschienen 1984, zur zweiten Phase. Auch Julia Schöll beschreibt bereits Hochrad als einen Roman, der nicht mehr politisch realistisch, sondern von einer neuen Leichtigkeit der Poetik des Alltags ausgezeichnet sei.[84] Interessanterweise schreibt sie diese neue Leichtigkeit zusätzlich den drei Romanen Kopfjäger, Die Entdeckung der Currywurst und Johannisnacht zu,[85] den drei Romanen also, die in der stilometrischen Analyse zusammen mit dem 2001 erschienen Rot ein eigenes Untercluster bilden. Tatsächlich deckt sich die Beobachtung der analogen Timm-Forschung, dass hier eine neue Schaffensphase eingesetzt hat, also ziemlich genau mit der stilometrischen Analyse, die eine Veränderung des Wortmaterials, genauer der Verwendung häufigster Wörter, sichtbar macht.[86] Nicht immer bleibt es allerdings bei einer Einteilung des Werks in zwei Phasen. Simone Christina Nicklas (2015) z. B. nimmt eine detailliertere Einteilung vor. Nicklas gliedert das Timmsche Erzählwerk in vier thematische Einheiten: autobiografische Schriften, 68er-Werke, Kolonialromane und Berlin-Romane.[87] Selbst wenn die im Korpus dieser Studie nicht enthaltenen autobiografischen Schriften außer Acht gelassen werden, bleibt eine thematische Dreiteilung, die sich nicht in den stilometrischen Analysen widerspiegelt. Für diese computationelle Methodik scheint die diachrone Entwicklung von Timm als Autor bedeutender zu sein als eine thematische Gliederung des Werkes.

Abb. 1: Bootstrap Consensus Tree von Uwe Timms
                        Werk, ergänzt durch Jahr der Erstauflage. [Schumacher 2022]
Abb. 1: Bootstrap Consensus Tree von Uwe Timms Werk, ergänzt durch Jahr der Erstauflage. [Schumacher 2022]

[22]Für die vorliegende Fallstudie ist zunächst relevant, dass die beiden fokussierten Romane den stilometrischen Analysen zufolge in die gleiche Schaffensperiode fallen, was allerdings durch die zeitliche Nähe des Schreibprozesses bereits ausreichend erklärt werden kann. Interessant ist außerdem, dass Hochrad in ein eigenes Cluster mit dem sechs Jahre früher erschienenen Timm-Roman Morenga fällt. Tatsächlich zeigen weitere Bootstrap-Consensus-Tree-Abfragen, dass diese Nähe ungewöhnlich stabil bleibt. Selbst wenn die Parameter dahingehend verändert werden, dass nur Verbindungen visualisiert werden, die in 90 Prozent der im Hintergrund durchgeführten Berechnungen auftauchen, oder wenn statt nur 10 100 Abfragen im Hintergrund ausgeführt werden und Stabilität in 50 Prozent der Abfragen vorhanden sein muss, bleibt dieses gemeinsame Cluster von Morenga und Hochrad bestehen. Ein möglicher Erklärungsansatz für diesen Nebenbefund findet sich bei Schöll, die sowohl Morenga als auch Hochrad als frühe historische Texte Timms bezeichnet, als deren narratives Movens das Episodische, Anekdotische diene.[88] Dass die Erzähltechnik aber nicht allein ausschlaggebend sein kann für die herausragend starke Relation der beiden Texte zeigt, dass Schöll auch Die Entdeckung der Currywurst als einen solchen frühen historischen Text beschreibt.[89] Dieser offenbart in der stilometrischen Analyse allerdings weder eine Relation zu Morenga noch zu Hochrad.

[23]Um nun auch der zweiten oben aufgestellten These, dass sich die Thematik des Fortschritts im Wortmaterial niederschlägt, nachzugehen, reicht der Blick auf die von Stylo generierten Grafiken nicht aus, da hier das Rohmaterial verborgen bleibt. Um Rückschlüsse auf thematisch signifikante Wörter[90] zu erhalten, habe ich die im Hintergrund erstellten Worthäufigkeitstabellen manuell ausgewertet. Hier zeigt sich, dass der Type fortschritts[91], welcher auf die von Timm genannte Thematik hinweist, tatsächlich nur im Roman Schlangenbaum vorkommt und hier lediglich auf Platz 863 rangiert. Doch eine Thematik zeigt sich natürlich nicht nur im Gebrauch eines Wortes bzw. ihrer direkten Bezeichnung. Der Blick auf die ersten 500 häufigsten Types in Schlangenbaum zeigt, dass Types wie werden (Rang 72), dachte (96), hand (101), arbeiter (103), schreibtisch (147), beton (148), kopf (155), streik (304), arbeit (324), wissen (327), firma (367), ingenieure (392), zeit (400), maschine (446), verstand (484) und entdeckte (496), die ebenfalls auf (technischen) Fortschritt verweisen können, insgesamt eine gewisse Präsenz aufweisen. Allerdings können diesselben Types auch auf die leicht andere, wenn auch verwandte Thematik der Arbeit im Allgemeinen verweisen oder aber auf die des Wissens. Die Types maschine (105), hand (120), zeit (145), kopf (158), werden (173), arbeit (188) und firma (387) sind in Hochrad ebenfalls unter den ersten 500 häufigsten Types, auch wenn die relativen Häufigkeiten jeweils von denen in Schlangenbaum stark abweichen können. Betrachtet man nun unabhängig von der Thematik des Fortschritts die Types unter den häufigsten 500 in den relevanten Texten, die die gleiche relative Frequenz in beiden haben, so sind dies hauptsächlich Types, die auf den ersten Blick nicht signifikant erscheinen wie zur, ja oder doch. Lediglich die Types anderen, gewesen, lange, geworden und richtung bergen einige Signifikanz. Dabei deutet anderen, abweichend von der oben generierten Thematik des Fortschritts, eher auf eine der Abgrenzung hin, die allerdings auch mit dem Fortschritt zusammenhängen kann, wenn es sich z. B. um den Fortschritt einer bestimmten Gruppe handelt. Die anderen signifikanten Types der Liste können durchaus im Zusammenhang mit technischem Fortschritt als Romanthema genutzt worden sein. Ob dies der Fall ist, das sei hier offen eingeräumt, kann in einem reinen Distant-Reading-Ansatz nicht geklärt werden, denn die einzelnen oben genannten Types können natürlich auch in anderen Zusammenhängen verwendet werden. Sie können somit auch mit ganz anderen Thematiken verbunden sein. Darüber hinaus führt die oben genannte zweite These als Vorannahme dazu, dass insbesondere die Types betrachtet werden, die zur genannten Thematik passen. Die Gefahr des hermeneutischen Zirkelschlusses, die eigentlich durch die computerphilologische Methode minimiert werden sollte, schleicht sich also wieder ein. Am Ende kann nur die Vermutung aufgestellt werden, dass neben der Thematik des Fortschritts auch Abgrenzung als Thema von Bedeutung sein könnte. Dies ist jedoch weniger ein Ergebnis, sondern vielmehr die Ableitung einer neuen These, die allerdings erst noch in einem Close-Reading-Ansatz überprüft werden müsste.

[24]Darüber hinaus stellt sich bei der Betrachtung der Daten auch die Frage, ob andere Erzähltexte Timms insgesamt mehr Types aufweisen, die in gleicher Häufigkeit gebraucht werden, wie in den beiden hier betrachteten. Es ist nicht möglich, die 71.075 Types, die das Timm-Korpus umfasst, manuell danach auszuwerten, welche Types in welchen Romanen mit der gleichen relativen Häufigkeit vorkommen. Auch könnte auf diese Weise kaum erfasst werden, wie das Gesamtgefüge aus Ähnlichkeit und Distanz der verwendeten Types in Bezug auf alle 13 Erzähltexte aussieht. Darum habe ich die Daten mit Hilfe der entsprechenden Funktion in Stylo für eine Netzwerkanalyse aufbereitet und exportiert und anschließend für die weitere Analyse in das Netzwerktool Gephi importiert. Auch hier haben die ausgewählten Parameter einen starken Einfluss auf die anschließende Visualisierung. Vor allem ist entscheidend, ob nur angezeigt werden soll, welche Werke sich am nächsten stehen (first neighbours[92]) oder ob jeweils das nächste und zweitnächste berücksichtigt werden soll (second neighbours) oder ob noch eine weitere dritte Abstufung mit einbezogen wird (third neighbours). Nachdem Abfragen mit allen drei Möglichkeiten durchgeführt waren, habe ich schließlich eines für die Interpretation gewählt, welches typische Konstellationen aufzeigt, ohne allzu stark herausragende Besonderheiten zu berücksichtigen.

[25]Die Wahl fiel auf eine Visualisierung, welche die Romane als Knotenpunkte (Nodes) und die unterschiedlich stark ausgeprägten Verbindungen (Edges) linear anzeigt, d. h. die Stärke der Edges steigt numerisch an und nicht z. B. quadratisch. In die Berechnung fließen jeweils die ersten drei Nachbarn in Bezug auf Ähnlichkeit in der Wortstruktur ein (first, second und third neighbours). Verwendet wurden die 100 bis 1.000 häufigsten Types des Gesamtkorpus. Die Stichprobe wurde so umfangreich gewählt, um neben den häufigsten Types auch thematisch relevante Types zu berücksichtigen, wie z. B. fortschritts, welches wie oben beschrieben einen der hinteren Ränge unter den ersten 1.000 einnimmt.

Abb. 2: Gephi-Netzwerkvisualisierung von Uwe Timms
                        Romanwerk. [Schumacher 2022]
Abb. 2: Gephi-Netzwerkvisualisierung von Uwe Timms Romanwerk. [Schumacher 2022]

[26]Betrachtet man das Netzwerk in Abbildung 2, so fällt als erstes die zentrale Position des Romans Kopfjäger auf. Nun handelt es sich dabei zwar um den längsten Erzähltext Timms (109.385 Tokens), allerdings ist der zweitlängste Text Morenga mit 108.732 Tokens nur wenig kürzer, weist aber weit weniger Relationen auf. Bei Kopfjäger handelt es sich um den einzigen Text, der Relationen und damit Textähnlichkeiten zu allen zwölf anderen Texten aufweist. Morenga zeigt Textähnlichkeiten zu vier anderen Werken, der durchschnittliche Vernetzungsgrad der Erzähltexte im Korpus beträgt fünf. Der Vernetzungsgrad von Kopfjäger (12) ist mehr als doppelt so hoch. Angesichts dieser Tatsache verwundert es ein wenig, dass Kopfjäger bisher vergleichsweise selten Gegenstand literaturwissenschaftlicher Betrachtungen war. In den Forschungsbeiträgen die auf diesen Roman eingehen, wird eine zentrale Position im Gesamtgefüge des Werks nicht aufgedeckt. Zwar eröffnet Schöll (2012) ihre Betrachtungen Chaos und Ordnung zugleich– zum intra- und intertextuellen Verweissystem in Uwe Timms Erzähltexten mit einem Zitat aus ebendiesem Text, geht aber nicht auf dessen überragenden Stellenwert im Hinblick auf Textähnlichkeiten in Uwe Timms Erzählwerk ein. Die Lektüre von Schölls Betrachtungen Zur Anwesenheit des Abwesenden. Erzählen als Erinnerungsbewegung in Uwe Timms Kopfjäger lässt dennoch einige Erklärungsansätze für die von der computationellen Netzwerkanalyse offenbarte Position dieses Romans erkennen. Kopfjäger handelt nicht nur vom Erzählen selbst, sondern auch von erlebten Geschichten, als einem Grundelement von Erzählungen. Der Ich-Erzähler erlebt allerlei kuriose Kindheitsbegebenheiten, sein Onkel macht daraus Geschichten und wird zum Autor.[93] Simone Christina Nicklas zeigt in Erinnern führt ins Innere. Erinnern und Identität bei Uwe Timm, dass neben diesem Spiel mit Erlebtem und Fiktion und der daraus resultierenden Identifizierung[94] noch weitere thematische Aspekte in Kopfjäger eine Rolle spielen, die die vielen Verbindungen zu anderen Erzähltexten erklären. Neben Familiengeschichten[95] und Kindheitserinnerungen[96], kommen die 1968er Jahre thematisch vor[97], es geht um eine Reise und damit verbundene interkulturelle Betrachtungen[98] und Fremderfahrungen[99], die Reflexion des Schreibens spielt eine Rolle[100] und es geht um Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg im kommunikativen Familiengedächtnis[101]. Kopfjäger sei ein Schelmenroman, dessen Protagonist und Erzähler, ein Broker, ein Meister darin sei »die passende Geschichte für jeden Kunden zu finden, denn er hat früh begriffen, daß er den Anlegern keine Produkte verkauft, sondern neue Möglichkeiten als Antwort auf ihre alten Wünsche«, so formuliert es Olaf Petersenn in seinem Essay Ein Schelm in der modernen Wirtschaftswelt.[102] Die zentrale Position dieses Romans im in Abbildung 2 gezeigten Netzwerk Timmscher Erzähltexte könnte also daraus resultieren, dass Timm hier sowohl thematisch als auch ganz konkret in Form von Basisnarrativen einen Schatz an Geschichten aufzeigt, von denen alle hier betrachteten Erzähltexte mehr oder weniger stark zehren. Möchte man das Timmsche Œuvre als Rhizom betrachten, wie es Schöll[103] vorgeschlagen und Parr[104] bestätigt und ergänzt hat, so kann Kopfjäger als dessen Spross betrachtet werden, der die erzählerische Stärke dieses Autorenwerkes bündelt.

[27] Zurückkommend auf die These, dass das Werk Timms in zwei oder mehr Abschnitte gliederbar sei, kann nun neben dem diachronen und dem thematischen noch ein drittes Einteilungsangebot geprüft werden. Rolf Parr schlägt in Prospektive und retrospektive Vernetzungen. Oder: Was die Romanwelt von Uwe Timm im Innersten zusammenhält vor, Timms Œuvre danach einzuteilen, ob die intertextuelle Verweisstruktur eher vorwärts- oder rückwärtsgerichtet ist.[105] Eine Grenze sieht Parr im Jahr 2001 und damit im Erscheinungsjahr von Rot. Acht Erzähltexte im hier betrachteten Korpus sind vor 2001 erschienen, fünf (inklusive Rot) danach. Nun können die frühesten Werke gar nicht oder nur mit sehr wenigen anderen Texten retrospektiv verknüpft sein, ebenso können wir beim neuesten Werk nichts über mögliche prospektive Verweise sagen. Von diesen Randpositionen einmal abgesehen, stützt eine computationelle Netzwerkanalyse des Timmschen Erzähltextkorpus Parrs Thesen jedoch nicht. Im Durchschnitt ist jeder Text des Korpus mit fünf anderen vernetzt. Dieser durchschnittliche Vernetzungsgrad verändert sich auch nicht, wenn die Werke vor 2001 denen, die danach erschienen sind, gegenübergestellt werden. Die Vernetzungsstruktur vor 2001 ist etwas heterogener, was hauptsächlich daran liegt, dass 1993 Kopfjäger erschienen ist, der mit Abstand am stärksten vernetzte Text dieses Korpus. Kopfjäger weist Relationen zu allen der zwölf anderen Texte im Korpus auf. Damit ist Kopfjäger auch das Paradebeispiel für einen sowohl pro- als auch retrospektiv vernetzten Roman. Aber auch andere, bereits sehr frühe Werke greifen auf ähnliche Wortstrukturen zurück wie sie in früheren Texten aufgebaut wurden, ebenso wie sie Ähnlichkeiten mit späteren Werken zeigen. Schon der 1980 erschienene Text Kerbels Flucht zeigt Relationen zu beiden im Korpus enthaltenen Vorgängern (Heißer Sommer und Morenga). Der in dieser Analyse fokussierte und im Jahr 1986 veröffentlichte Text Schlangenbaum zeigt sogar ebenso viele (drei) Relationen zu Vorgängertexten (Heißer Sommer, Kerbels Flucht und Hochrad) wie zu Nachfolgern (Die Entdeckung der Currywurst, Kopfjäger und Vogelweide). Können Parrs Thesen durch die computationelle Analyse nicht gestützt werden, so bedeutet dies aber auch nicht, dass diese sie endgültig widerlegen können. Im Fokus von Parrs Betrachtungen stehen einzelne Wörter wie Dingsymbole und Bildbeschreibungen. Das Wort ›Figur‹, das unter anderem auf den von Parr als Dingsymbol beispielhaft genannten Vogelmann aus Kopfjäger referenzieren könnte, liegt auf Platz 1.550 der häufigsten Wörter im Korpus und kommt in 10 der 13 Romane vor, und ›Zahnstocher‹, ein Begriff, der in Hochrad wichtig wird, steht auf Platz 2.524 und kommt in acht Texten vor. Wörter, die Parr berücksichtigt, werden also von den Stylo-Analysen nicht mit einbezogen. Weniger individuelle Dingsymbole wie die von Schöll als solches ausgemachte ›Kartoffel‹,[106] sind hochfrequenter und kommen zum Teil in den 1.000 häufigsten Wörtern des Korpus vor. Das Wort ›Kartoffel‹ kommt dabei nicht nur hochfrequent vor, sondern taucht auch in 4 der 13 Romane auf. Die ›Currywurst‹[107] landet auf Platz 1.229 der häufigsten Wörter im Korpus und kommt in 7 der 13 Erzähltexte vor.[108] Fotos sind ein wichtiger Bestandteil von Uwe Timms Erzählwerk[109] und wirken im Sinne Aleida Assmanns[110] als »Gedächtniskisten«[111]; Bilder wirken beispielhaft, sodass ihre Beschreibungen geradezu zu Denkmälern des kulturellen Gedächtnisses werden[112]. Das Wort ›Foto‹ steht auf Platz 840 der häufigsten Wörter im Korpus und kommt in 12 der 13 Texte vor. Auch ›Fotos, ›Fotografien‹ oder ›fotografieren‹ sind häufige Wörter. Nur in Hochrad kommt weder das Wort ›Foto‹ noch ›Fotos‹, ›Fotografie‹, ›Fotografien‹ oder ›fotografieren‹ vor. Zum Teil wieder auftretende Figuren sind in den der Analyse zugrunde liegenden Wortlisten häufiger enthalten, immerhin 13 Referenzen auf Figuren unter den 1.000 häufigsten Wörtern im Korpus kommen in mehr als einem einzigen Erzähltext vor. Spitzenreiter sind die Namen ›Wagner‹, ›Morenga‹ und ›Schmidt‹, die in jeweils 7 Romanen vorkommen und alle unter den ersten 1.000 häufigsten Wörtern des Gesamtkorpus verzeichnet sind. Weit bedeutender für das entwickelte Netzwerk sind allerdings nicht die beim Close Reading ins Auge fallenden ungewöhnlichen (aber zumeist selteneren) Wörter, sondern häufige, beim Lesen meist nicht vordergründige Ausdrücke.

[28] Die Werke Timms, so beschreibt es Christof Hamann (2007), scheinen verkettet zu sein, der Autor greift früher Erzähltes wieder auf und nutzt es neu, um so einen »Gedächtnisraum« zu schaffen.[113] Ob das Netzwerk Timmscher Erzähltexte besonders stark vernetzt ist und darum eine bewusst angelegte Struktur bildet, wie Schöll es annimmt,[114] kann im Rahmen dieser Betrachtungen nicht nachgewiesen werden. Ein quantitativ angelegter Vergleich zu anderen Autor*innenwerken wäre dazu nötig. Da eine der Grundannahmen der digitalen Stlometrie darin besteht, dass Werke eines Autors oder einer Autorin untereinander stärker vernetzt sind als mit Werken anderer, muss es sich hierbei nicht um ein Alleinstellungsmerkmal der Erzähltexte Uwe Timms handeln. Eine weitere Auffälligkeit ist die starke Verbindung zwischen Hochrad und Morenga, die auch schon bei der Analyse des Bootstrap Consensus Tree zutage kam. Im Netzwerk zeigt sich nun aber zusätzlich, dass Hochrad die wenigsten (nur drei) Verbindungen zu anderen Romanen aufweist und, dass diese bis auf die Verbindung zu Morenga nicht sehr stark ausgeprägt sind. Eventuell liegt hier ein Grund für eine weitere Aussage Timms in seinen Frankfurter Poetikvorlesungen darüber, dass dieses Werk vergleichsweise wenig Leser*innen gefunden habe. Timm vermutet, dass sperriger Titel und die Bezeichnung als »Legende« der Grund sein könnten.[115] Die vorliegende Fallstudie gibt dagegen den Hinweis, dass der Roman stilistisch zu stark von dem abweichen könnte, was Timm-Leser aus anderen Romanen gewohnt sind und schätzen.

[29]In Bezug auf die beiden hier untersuchten Romane lässt das Netzwerk den Schluss zu, dass die Stärke der direkten Verbindung zwischen Schlangenbaum und Hochrad relativ gering ist. Es handelt sich bei beiden Romanen weder um die einzige noch um die stärkste Verknüpfung zu anderen Timm-Texten. In Bezug auf die erste These lässt sich also festhalten, dass die stilistische Nähe der beiden Romane zwar durchaus vorhanden ist, dass diese im Vergleich mit dem stilistischen Gesamtgefüge von Timms Romanwerk aber nicht außergewöhnlich stark ist.

5. Rolling Delta – ein Autor gelangt auf Abwege

[30]Was bei Clusteranalysen und Netzwerkbetrachtungen verborgen bleibt, ist die Varianz des Stils innerhalb einzelner Werke. Da aus Timms Poetikvorlesung bekannt ist, dass der Schreibprozess des einen hier betrachteten Romans durch das Schreiben des zweiten Werkes unterbrochen wurde, liegt nahe, dass diese Varianz durchaus von Bedeutung ist. Nun hält das Toolpackage Stylo für die lineare Betrachtung von Textabschnitten ebenfalls ein Werkzeug bereit – Rolling Delta. Ebenfalls auf Worthäufigkeiten basierend, wird wieder mit dem Distanzmaß Delta ermittelt, welche Textpassagen eines Werkes denen eines anderen ähneln. Dabei wird die Linearität des hauptsächlich betrachteten Werkes gewahrt. In diesem Falle ist das Schlangenbaum, da der Schreibprozess an diesem Roman durch das Schreiben von Hochrad unterbrochen wurde. Die Vergleichswerke werden in Samples eingeteilt, um Variablen wie z. B. Eröffnungs- oder Abschlussformeln, die autorübergreifend genutzt werden können, auszuschließen. Dieses Werkzeug ist eigentlich besonders geeignet, um kollektive oder kollaborative Autorschaft zu untersuchen[116] und die Stärke des Autorschaftssignals zu messen bzw. zu visualisieren[117]. Im Unterschied zu den Clusteranalysen ist es hiermit allerdings möglich, einen bestimmten Text zu fokussieren.

[31]Als Basis der Betrachtung wurde, wie bereits erwähnt, Schlangenbaum gewählt, in das sekundäre Korpus kamen alle zwölf weiteren längeren Erzähltexte Uwe Timms. Diese wurden in Abschnitte von je 5.000 Tokens unterteilt, die dann in zufälliger Reihenfolge mit dem Basistext verglichen wurden. Für den Vergleich wurden die 1.000 häufigsten Types genutzt, Pronomen wurden aus der Analyse herausgehalten, damit die Texte nicht nach Erzählsituationen clustern und z. B. alle Texte mit Ich-Erzähler als ähnlich ausgemacht werden. Für einen Text besonders typische Types wurden ebenfalls aus der Analyse herausgehalten (culling)[118], um zu vermeiden, dass Nennungen der Protagonist*innen, die meist zu diesen textspezifischen Wörtern gehören, zu stark ins Gewicht fallen.[119] Bei der hier vorgestellten Fallstudie wurde die Methode insgesamt zwölf Mal angewandt. Dabei wurde jeder Roman Uwe Timms ein Mal als Basistext mit allen anderen Romanen verglichen. Hierdurch ergibt sich ein relationaler Eindruck zwischen dem Analyseergebnis für Schlangenbaum und denen der übrigen zwölf Erzähltexte. Die Visualisierungen der zehn Vergleichstexte aus dem Uwe-Timm-Korpus sind im Folgenden als Small Multiples zusammengeführt:

Abb. 3: Small Multiples der Rolling-Delta-Analysen
                        der zwölf Texte Uwe Timms. [Schumacher 2022]
Abb. 3: Small Multiples der Rolling-Delta-Analysen der zwölf Texte Uwe Timms. [Schumacher 2022]

[32]Die Deltawerte schwanken insgesamt zwischen 5 und 15. Kurze Passagen der Nähe und Ferne zum Basistext wechseln sich in relativ rascher Folge ab, wodurch sehr unruhig wirkende Kurven entstehen. Innerhalb eines Werkes wird der Maximaldeltawert zu anderen Textpassagen mehr als ein Mal erreicht oder die nächststehenden hohen Werte erreichen diesen beinahe, sodass selten der Eindruck entsteht, dass eine signifikante Abweichung vorliegt.

[33]Die Kurve für die Rolling-Delta-Analyse von Schlangenbaum bleibt auch vor dem Hintergrund dieser Vergleichsanalysen eine herausstechende. Während der erste Teil des Romans das charakteristische oben beschriebene Muster aufweist – die Deltawerte liegen ungefähr zwischen 4 und 11, der Maximalwert wird insgesamt drei Mal erreicht – steigt die Kurve bei ca. 60.000 Tokens stark an. Der Deltawert erreicht beim am weitesten entfernten Roman Rot einen Wert von 15. Obwohl sich die Kurve dann wieder der Basislinie, also Schlangenbaum annähert, wird der Höchstwert (Delta 11) des ersten Teils des Textes erst wieder rund 15.000 Tokens später erreicht, insgesamt fällt die Annäherung dann wieder auf einen Deltawert von acht.

Abb. 4: Rolling-Delta-Analyse von Schlangenbaum mit 12 Vergleichstexten (inkl. Schlangenbaum selbst). [Schumacher 2022]
Abb. 4: Rolling-Delta-Analyse von Schlangenbaum mit 12 Vergleichstexten (inkl. Schlangenbaum selbst). [Schumacher 2022]

[34]Um nach einem ersten Durchlauf dieses auffällige Ergebnis der Berechnungen weiter zu testen, und um den Einfluss von Editionsfehlern möglichst gering zu halten, wurde die gleiche Analyse noch einmal durchgeführt. Nun wurde dem Vergleichskorpus der Basistext ebenfalls zugeführt. Auf diese Weise kann Schlangenbaum mit zufällig gewählten anderen Passagen aus demselben Werk abgeglichen werden. In der hier abgebildeten Visualisierung ist das Ergebnis dieser zweiten Untersuchung gezeigt. Die Kurve zu Schlangenbaum ist in hellem Blau abgebildet und liegt, was wenig überrascht, am nächsten zur Basislinie. Doch auch diese Kurve folgt dem charakteristischen Verlauf der ersten Abfrage. Zunächst zeigt sich ein relativ kleinphasiges Auf und Ab, wobei ein maximaler Deltawert von 7 erreicht wird. Auch diese Kurve steigt nach ca. 60.000 Tokens stark an und zwar bis zu einem Deltawert von 10. In beiden Fällen wird also der maximale Deltawert des ersten Teils deutlich überschritten. Auch hier wird der Maximalwert des ersten Teils erst wieder nach etwa 10.000 Tokens erreicht.

[35]Außerdem ist für diese Fallstudie interessant, dass innerhalb des stark ansteigenden Abschnitts der Kurve die graugrüne Linie, die für Hochrad steht, der Basislinie am zweitnächsten kommt. Tatsächlich scheint also die Verteilung der häufigsten Types des Schlusses von Schlangenbaum der Wortverteilung in Hochrad relativ zu den anderen Timm-Erzähltexten nahe zu kommen.

[36] Die hier anhand der Visualisierungen abgelesenen Besonderheiten des Timmschen Erzähltextwerkes im Hinblick auf stilistische Nähe und Distanz legen den Schluss nahe, dass die von Timm offen gelegte Unterbrechung des Schreibprozesses an Schlangenbaum nach ungefähr 60.000 Tokens erfolgte. Außerdem können die Abfragen dahingehend interpretiert werden, dass diese Unterbrechung dazu führte, dass der Autor die Stilistik des Romans aufgebrochen und das Werk mit einer für sein Gesamtwerk relativ untypischen Komposition seiner am häufigsten genutzten Types abgeschlossen hat. Auch wenn sich die Stilistik zum Ende hin wieder der typischen Verlaufskurve annähert, bleibt eine gewisse Distanz, die sich hier in einem minimalen Deltawert von 8 bei den anderen Romanen und von 5 bei Passagen aus demselben Text zeigt. Im Hinblick auf die oben aufgestellte erste These ist festzuhalten, dass die Stilistik tatsächlich interessante Auffälligkeiten zeigt, die den Entstehungsprozess spiegeln. Interessant ist auch, dass hier ein bewusster Schreibakt in höchstwahrscheinlich unbewusste Schreibgewohnheiten einzugreifen scheint – die Unterbrechung eines Werkes durch ein anderes zeigt sich im Einsatz der häufigsten und meist nicht signifikanten Types. Die erste oben aufgestellte These, dass das Sprachmaterial Rückschlüsse auf die Nähe der beiden Werke zulässt und darum eine stilometrische Analyse hier fruchtbar ist, wird durch diese Interpretation der Ergebnisse der Berechnungen des Rolling-Delta-Verfahrens gestützt. Die zweite oben aufgestellte These, dass die Thematik sich ebenfalls in der Wortwahl messbar niederschlägt, kann durch das Rolling-Delta-Verfahren aber nicht weiterverfolgt werden.

[37]Darüber hinaus geben die computerphilologischen Analysen einen möglichen Einstiegspunkt für die weitere Untersuchung vor. Wurden bisher die beiden Primärtexte dieser Fallstudie bewusst nicht gelesen, so wird nun eine relevante Passage aus Schlangenbaum exemplarisch näher betrachtet.

6. Interpretation der ins Ende überleitenden Passage des Schlangenbaums – ein Protagonist gelangt auf Abwege

[38]»Die Dämmerung war hereingebrochen. Am Horizont lag eine gelberleuchtete Fläche wie ein Stadion oder ein riesiger Rangierbahnhof. Als er näherkam, sah er, daß es eine Kreuzung war, eine Kreuzung von erstaunlichem Ausmaß, mit geschwungenen Zubringern und Unterführungen, so als kreuzten sich hier zwei Autobahnen. Tatsächlich mündete die unter der Brücke liegende, vierspurige Straße in einen Feldweg. Er suchte die Kreuzung auf der Landkarte und stellte fest, daß er sich verfahren hatte. Er mußte eine Abfahrt übersehen haben, oder sie war nicht ausgeschildert gewesen. Die Straße, auf der er jetzt fuhr, führte nach Norden, zu den Wasserfällen. Er hatte von diesen Wasserfällen schon als Kind gelesen, wie sie entdeckt worden waren, von dem Conquistador Cabeza de Vaca, der den Kontinent bereist hatte, immer auf der Suche nach Gold, und als einer der ersten Europäer sieben Jahre unter Indianern in Nordamerika gelebt hatte, bis er wieder in den Süden ging und nach einem wochenlangen Marsch diesen Wasserfall fand, die Iguazú-Fälle. Cabeza de Vaca war auf die Knie gefallen in seinem verrosteten Eisenkleid: Er hatte den Tag der Schöpfung gesehen, Wagner überlegte, ob er nicht einfach weiter zu den Wasserfällen fahren sollte. Auf der Baustelle würde man ihn am Mittwochmorgen erwarten. Er dachte an das Grundwasser, an den Beton, sagte sich aber, daß er gegen das Grundwasser nichts tun könne, jedenfalls jetzt noch nicht, und der Beton war gut, so entschloß er sich zu fahren. Er wollte diesen Umweg machen. Er hatte in den letzten Jahren immer nur das getan, was zu tun war. Jetzt fuhr er weiter. Je weiter er fuhr, desto mehr verlor er von seinen Zweifeln, ob er diesen Umweg verantworten könne.«[120]

[39]Diese Passage steht in Schlangenbaum nach genau 60.683 Tokens. Ob dies tatsächlich der Punkt ist, an dem Timm die Arbeit am Roman wieder aufnahm, nachdem er Hochrad geschrieben hatte, kann trotz Rolling-Delta-Analyse nicht mit abschließender Sicherheit festgehalten werden. Für die vorliegende Passage ist es jedoch interessant, sie auf diese Weise zu lesen. Der Protagonist befindet sich hier auf einer Autofahrt zu der Baustelle, die er als Ingenieur betreut. Die umgebende Dämmerung, die im ersten Satz der oben zitierten Passage erwähnt wird, lässt sich analog zu der Blockade des Autors lesen. Dann tut sich am Horizont ein Licht auf, dessen Strahlkraft so stark sein muss (die Vergleiche mit einem Stadion oder erleuchteten Rangierbahnhof legen dies nahe), dass es geradezu eine Anziehungskraft ausübt. Schließlich entpuppt sich das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels nicht nur als eine Kreuzung – die metaphorisch für einen Scheideweg, die Möglichkeit eines Abweges oder für den Ausgangspunkt einer Irrfahrt stehen könnte – nein, hier handelt es sich zusätzlich um eine Kreuzung, die bereits auf dem falschen Weg liegt.

[40]Der Weg verspricht Wagner, dem Protagonisten, ihn zu den Iguazú Wasserfällen zu leiten. Diese Stätte erinnert ihn an Geschichten aus seiner Kindheit, denen er immer schon einmal nachgehen wollte. Auch hier lässt sich wieder eine Parallele zum Schreibprozess der beiden Romane ziehen. Der Erzähltext Hochrad geht einer familiär überlieferten Geschichte nach, die, wenn auch nicht von Entdeckungen, so doch von ähnlich fortschrittlichen Entwicklungen handelt. Schließlich ist ein weiteres ausschlaggebendes Argument für den Umweg im Roman, dass es das erste Mal ist, dass Wagner einen solchen machen möchte. Laut der Poetikvorlesungen Timms galt dieses Einzigartigkeitsargument auch für die Unterbrechung des Schreibprozesses an seinem Roman und die Fertigstellung eines zweiten vor der Wiederaufnahme desselben. Auch hier lässt sich also eine Parallele zur Entstehungsgeschichte des Werkes feststellen.

[41]Die hier betrachtete Textstelle wurde in der Timm-Forschung ebenfalls als entscheidende, einen Umbruch markierende Passage ausgemacht.[121] Zwar wurde die stilistische Abweichung von Timms anderen Texten noch nicht thematisiert, dass zum Ende des Romans ein Wandel einsetzt, hat aber z. B. Kamya bereits beobachtet.[122] Kamya bezeichnet diesen Wandel als »Änderung der Haltung Wagners«[123] gegenüber Land und fremder Kultur. Ercan und Schalk beschreiben ihn als eine Selbstentfremdung, die dadurch ausgelöst wird, dass sein europäisch-logisches Weltsystem nicht mehr greift; sein Ordnungssystem bricht zusammen.[124] Darüber hinaus arbeitet Marius Ritter in seiner Dissertationsschrift Kulturelle Reproduktion, Aneignung und Deplatzierung im sozialen Raum literarischer Welten heraus, dass sowohl die Autobahnbrücke als auch die Wasserfälle Initialfunktion hätten.[125] Wie sowohl Schöll als auch Anuntkosol betonen, sind Objekte, die symbolisch und erzählerisch ästhetisiert werden, für Timm ein typischer Erzählantrieb.[126] Am Beginn von Schlangenbaum steht die Erwähnung eines Zahnstochers, der zur Familiengeschichte des Onkels hinführt[127] und den auch Germer als Erzählanlass und, mehr noch, als ein Dingsymbol erkennt.[128] Die – im Übrigen für die herkömmliche Nutzung völlig funktionsfreie – Autobahnbrücke im Dschungel ist als exotisches Symbol ästhetisiert und führt den auf einem Esel darüber reitenden Protagonisten zu einem Versuch der kulturellen Aneignung im fremden Land.[129] Auch sie könnte also erzählauslösendes Dingsymbol sein, wenn sie auch nicht am Anfang eines Erzähltextes steht, so doch am Beginn eines entscheidenden neuen Abschnitts, den sie als solchen markiert. Gegen diese These spricht, dass erzählauslösende Objekte bei Timm häufig solche sind, die von Menschen oft benutzt wurden und darum alt und abgenutzt sind.[130] Die Autobahnbrücke ist das Gegenteil eines solchen »gezeichneten Dings«[131]; nutzlos, überflüssig und in ihrem Dasein geradezu absurd liegt sie da und ist damit der perfekte Erzählauslöser für eine Passage, die stilistisch stark von allem abweicht, was Timm in seinen anderen Erzähltexten geschrieben hat. Die Brücke – so beschreiben es Ercan / Schalk – ist ein Monument für einen irrationalen Fortschrittswahn, der nur im potenziellen Nichts enden kann.[132]

[42]Der Protagonist gelangt schließlich in ein Dorf und hier zu einem Nachfahren deutscher Einwanderer*innen und seiner Familie. Diese Familie ist sehr religiös und zeigt Wagner dadurch ein von seiner eigenen Ausrichtung stark abweichendes Lebenskonzept. Wagner wurde häufiger als homo technicus beschrieben[133] und mit Frischs Figur Homo Faber verglichen[134]. Marius Ritter arbeitet mithilfe von Bourdieus Theorien zum Habitus und zu unterschiedlichen Formen des Kapitals hingegen heraus, dass der Protagonist Wagner eigentlich ein homo oeconomicus sei,[135] dessen ökonomische Prägung sich bis in die Gestaltung privater Lebensbereiche, insbesondere der Familie, durchsetzt.[136] In der Schilderung der Familie im Dorf und damit in einer Passage, die innerhalb der von der Rolling-Delta-Analyse als signifikant ausgemachten Textpassage liegt, wird eine grundlegend andere Vorstellung von Familie porträtiert. Zwar scheine die kulturelle Prägung für Wagner durch die von der Familie genutzte deutsche Sprache zunächst bekannt, werde allerdings »für Wagner eine Form des kulturell Unverstandenen«[137]. Die sprachliche Abweichung, die die Rolling-Delta-Analyse aufzeigt, unterstützt diesen Eindruck. Obwohl grundsätzlich die gleiche Sprache verwendet wird, ist die Prägung eine andere. Die religiöse Lebensart der Familie bringt einen anderen Sprachgebrauch mit sich. Sowohl Ercan / Schalk als auch Germer interpretieren den Schluss dieses Romans als »biblisch anmutendes Bild der Apokalypse«[138]. Außerdem führt Germer die religiöse Anmutung direkt auf den Sprachgebrauch zurück:

[43]»Durch die konsequente Etablierung einer gedächtnisbildenden, monumentalen Rhetorik verleiht Timm seinem Thema, dem Problem des technischen Fortschritts und dem aussichtslosen Zugrundegehen der Länder der dritten Welt, formal eine die Zeit überdauernde Relevanz und Allgemeingültigkeit.«[139]

[44]Welche Worte charakterisieren nun genau diesen von der computationellen Methodik offenbarten abweichenden Sprachgebrauch? Dieser Frage habe ich mich mit einer weiteren Funktion des Toolpackages Stylo genähert. Mithilfe einer Oppose-Abfrage, einer Implementierung der Zeta-Wert-Berechnung[140], können in einem Korpus im Vergleich zu einem anderen bevorzugte und vermiedene Wörter einander gegenübergestellt werden. Anders als bei den bisherigen Abfragen, bei denen die häufigsten Wörter im Fokus der Betrachtung standen, rückt die Berechnung von Zeta Wörter ins Zentrum, die in der Regel eher eine mittlere Häufigkeit aufweisen.[141] Zeta zeigt auf, welche Wörter in einem Korpus, im Vergleich zu einem anderen, bevorzugt werden. Dabei werden die einzelnen Texte in kürzere Segmente aufgeteilt und am Ende erreichen Wörter die größte Bedeutung, die nicht in allen Segmenten aller Texte besonders häufig vorkommen, sondern diejenigen, die gegenüber den Vergleichstexten herausstechen.[142] Häufigste Wörter sind oft übergreifend bedeutsam und wirken darum weniger distinktiv.[143] Ins Testkorpus habe ich die Endpassage von Schlangenbaum, die mit oben zitierter Passage beginnt, übernommen. Um die Abfrage korrekt durchführen zu können, wurde diese Endpassage etwa mittig aufgeteilt. Ins Abgleichskorpus wurde der Anfang des Romans bis zu oben zitierter Passage übernommen, ebenfalls aufgeteilt in zwei Teile. Das Maß ist Craigʼs Zeta, die Dateien wurden jeweils in Samples von 2.000 Wörtern Länge unterteilt, Wörter müssen in einem Sample mindestens zwei Mal vorkommen, um berücksichtigt zu werden, und der Filter Threshold liegt bei 0,1, was bedeutet, dass Wörter mit sehr geringer Distinktivität nicht mit einbezogen werden. Resultat ist eine Liste mit Wörtern, die in der Endpassage von Schlangenbaum im Vergleich zum Rest des Romans bevorzugt auftauchen und solchen, die eher vermieden werden (vgl. Abbildung 5).

Abb. 5: Oppose-Analyse der Endpassage von Schlangenbaum im Vergleich mit dem restlichen
                        Romantext. [Schumacher 2022]
Abb. 5: Oppose-Analyse der Endpassage von Schlangenbaum im Vergleich mit dem restlichen Romantext. [Schumacher 2022]

[45]Wie Abbildung 5 zeigt, ist insbesondere der Blick auf die in der Endpassage von Schlangenbaum im Vergleich zum restlichen Romantext vermiedenen Wörter aufschlussreich. Wörter, die auf die Arbeitswelt des Protagonisten verweisen, werden besonders stark vermieden. Dazu gehört ›Bau‹ ebenso wie ›Büro‹ oder ›Arbeit‹, aber auch die damit verbundenen ›Schwierigkeiten‹. Interessant ist auch das am zweitstärksten vermiedene Wort ›verstehen‹ oder – weiter unten in der Liste zu finden und damit weniger stark vermieden als ›verstehen‹ – ›wissen‹. Auch Wörter, die auf zeitliche Chronologie hinweisen, wie ›gerade‹ und ›gestern‹ oder auch auf enge zeitliche Taktung wie ›sofort‹ werden in der Endpassage stark vermieden. Auf der Seite der bevorzugten Wörter fällt es schwerer, semantische Felder zu erkennen, was die oben beschriebene Beobachtung aus der Timm-Forschung stützt, dass in diesem Teil der Verlust an Ordnung, ja sogar eines Weltsystems eine Rolle spielt. Wörter wie ›überrascht‹, ›grinsen‹ und auch ›schreien‹ können auf unterschiedliche Weise auf einen solchen Kontrollverlust hinweisen. Begriffe wie ›Arzt‹, ›nackt‹ und ›tot‹ könnten auf essenzielle Lebenserfahrungen verweisen, die nun anstelle der Arbeitswelt ins Zentrum des Erzählten rücken. Die nah beieinander stehenden Wörter ›drehte‹ und ›Zigarette‹ können, wenn sie unmittelbar zusammen auftreten, darauf deuten, dass von einer Pausentätigkeit wie eben dem Drehen einer Zigarette, das eventuell auch für ein Beobachten von Situationen statt eigenem Eingreifen steht, in diesem Teil deutlich häufiger erzählt wird. In dem Durcheinander der bevorzugten Wörter sind dies aber nur einige kleine Andeutungen thematischer Einheiten, die damit zusammenhängen können.[144] Davon abgesehen scheint es, dass gerade das Chaotische übernimmt, was ja auch von der Forschungsliteratur in der Endpassage von Schlangenbaum bereits ausgemacht wurde[145], und schließlich in die apokalyptisch anmutende Schlussbetrachtung übergeht. Auch diese Form der computationellen Analyse zeigt also, dass das Wortmaterial der Endpassage von Schlangenbaum von dem des restlichen Romans abweicht. Wie stark diese Abweichung nicht nur im Vergleich zum Rest desselben Romans sondern auch zu Uwe Timms anderen Erzähltexten ist, hat die Rolling-Delta-Analyse zutage gebracht. Die Einsichten aus den computationellen Analysen mit menschlichen Lesarten von Schlangenbaum zusammenführend, kann die Autobahnbrücke als symbolisch aufgeladener Erzählanlass interpretiert werden. Diese Interpretation stützt die These, dass die mithilfe der computationellen Methodik ausgemachte Passage tatsächlich nach der Unterbrechung des Schreibprozesses angefertigt wurde und dass hier eine ganz eigene Erzählpassage ihren Anfang nimmt, nämlich damit, dass der Protagonist auf einen Um- und Abweg gerät und so zu ebendieser Brücke gelangt und diese sogar überquert.

[46]Anlass dieser Studie war eine Selbstaussage Timms, nach der Schlangenbaum und Hochrad zwei Romane aus einem »Energiegebräu« seien. Bisher konnte aber nur gezeigt werden, dass sich das Sprachmaterial der Endpassage aus Schlangenbaum deutlich vom Rest des Romans, sogar vom Rest von Timms Erzähltexten unterscheidet. Auf Basis der digitalen stilometrischen Analysen konnte keine stilistische Ähnlichkeit zwischen den beiden Romanen nachgewiesen werden. Die in Abbildung 4 visualisierte Rolling-Delta-Abfrage zeigt zwar, dass Hochrad dem Ende von Schlangenbaum stilistisch näher ist als die anderen Texte im Korpus, es handelt sich dabei aber nur um eine leichte Tendenz. Mit Hilfe von Christof Hamanns Betrachtungen in Grotestker Realismus: Uwe Timms Der Mann auf dem Hochrad[146] lässt sich aber ein Erklärungsansatz dafür entwickeln, inwiefern das Schreiben der »Coburger Legende«[147] den Abschluss des Romans Schlangenbaum beeinflusst haben könnte. Hamann zeigt in seinem Beitrag, dass der Protagonist ein »anarchischer und vor allem grotesker Held«[148] ist, mithilfe dessen Uwe Timm in diesem Erzähltext eine alternative Weltsicht ermögliche.[149] Ein solcher Protagonist erscheint als das absolute Gegenteil des ordnungsliebenden, unemotionalen, als homo technicus oder homo oeconomicus (siehe oben) beschriebenen Wagner aus dem Schlangenbaum. Das Aufbrechen einer Weltsicht scheint also geradezu vom Erzählen der Hochrad-Legende in das des Endes von Schlangenbaum übernommen worden zu sein. Der ungewöhnliche Lebensweg des Hochrad-Fahrers scheint den Abweg Wagners poetologisch initiiert zu haben.

[47]Dass an der durch die Rolling-Delta-Analyse markierten Stelle im Text eine Passage steht, die den Beginn eines Um- oder gar Abweges erzählt, lässt den Ansatz plausibel erscheinen, dass das Toolpackage Stylo hier tatsächlich die Stelle ermitteln konnte, an der Timm seine Arbeit unterbrochen hat. Diese Lesart validiert also bis zu einem gewissen Grad die Auslegung der digital ermittelten Werte. Darüber hinaus lässt diese Interpretation aber auch etwas von der Virtuosität erahnen, die hinter der Konstruktion des Romans Schlangenbaum steht. Wenn eine Erfahrung wie die der Unterbrechung der eigenen Arbeit für einen literarischen Umweg wiederum literarisch verarbeitet wird, so zeigt dies für mich, wie eng das Erzählen mit dem Erleben zusammenhängen kann, wie Letzteres aufgegriffen und verarbeitet wird und wie dies letztendlich zum Kern von Literatur werden kann. Die Verdichtung von Erlebtem zu Erzähltem, das Abstrahieren von Einzelerfahrungen zu Thematiken wie der des Abweges, des sich Verlierens und des scheinbar paradoxen Fortgangs im Unterbrechen des vorgefassten Weges – denn wenn Wagner auch von seinem Weg abkommt, das Erzählen schreitet dennoch voran – lässt geradezu etwas wie eine Grundüberzeugung davon aufblitzen, dass das Erzählen immer weiter gehen wird. In einem literarisch verdichteten und konstruierten Werk wie dem von Uwe Timm scheint das Erleben zentral für das Erzählen zu sein. Damit gelangt die Interpretation von der reinen Datenbasis über die Ausdeutung der als relevant markierten Textpassage bis zu einer poetologischen Ebene. An dieser Stelle treffe ich wieder auf Timms Selbstaussagen, von denen ich ausgegangen bin. Denn nicht nur in den Von Anfang und Ende[150] betitelten Frankfurter Poetikvorlesungen, sondern auch in seinen Paderborner Poetikvorlesungen Erzählen und kein Ende: Versuch einer Poetik des Alltags beschreibt Timm den engen Zusammenhang von Erzählen und Erleben.[151] Hier weist Timm immer wieder darauf hin wie eng Erleben, Erinnern, Denken, Sprechen und Erzählen verbunden sind. Die von Rolling Delta hervorgehobene Textpassage in Zusammenhang mit Timms Anekdote der Werkentstehung zu lesen hilft also, diesen narrativen Prozess konkreter werden zu lassen. Dabei zeigt die Gegenüberstellung gleichzeitig, dass eine autorzentrierte Lesart nicht gleichbedeutend einer autofiktionalen Deutung sein muss.

[48]Letztlich ist hier aber vor allem im Hinblick auf die zu Beginn dieses Artikels aufgestellten Thesen festzustellen, dass die stilistische Abweichung, die das Rolling-Delta-Verfahren aufzeigt, tatsächlich mit einer thematischen einhergeht. Der Protagonist wird nicht wie erwartet den Bau vollenden, sondern lässt sich auf Abwege ein. Während die stilometrische Analyse den unbewussten Vorgängen des Schreibens, wie dem Einsatz der häufigsten, meist nicht signifikanten Types, nachspürt, zeigt die Interpretation der Passage, die das Romanende einleitet, inwiefern hier Timm eine bewusst eingesetzte narrative Kursänderung vorgenommen hat. Insofern ist vielleicht weniger die thematische Verbindung der beiden Romane, wie Timm sie beschreibt, für die besondere Verknüpfung relevant, sondern vielmehr das bewusste Aufgreifen der Abwegserfahrung.

7. Zusammenfassung der Betrachtungen

[49]Mit Hilfe der stilometrischen Verfahren aus dem Toolpackage Stylo konnte in dieser exemplarischen Fallstudie ein ziemlich genaues beschreibendes Bild des Erzähltextwerkes von Uwe Timm erstellt werden. Das Korpus konnte stilistisch in zwei Phasen unterteilt werden, was mit Aussagen aus der nicht-digitalen Timm-Forschung über thematische Schwerpunkte übereinstimmt. Es konnte gezeigt werden, dass jeder Erzähltext durchschnittlich Verbindungen zu fünf anderen Erzähltexten aufweist und dass die späteren Romane ein wenig stärker verknüpft sind. Dies ist allerdings nicht überraschend, da ein schriftstellerisches Werk schließlich diachron anwächst. Die stilometrischen Untersuchungen zeigen, dass die beiden hier hauptsächlich betrachteten Romane zwar eine stilistische Nähe aufweisen, diese im Vergleich zu den Verbindungen zwischen anderen Erzähltextwerken aber nicht besonders auffällig ist. Im letzten Abschnitt ist die stilistische Nähe von Hochrad zu Schlangenbaum im Vergleich zu anderen Werken Timms am höchsten. Die Interpretation der relevanten Textpassage lässt den Schluss zu, dass die Thematik des Abweges aus Timms Erleben aufgegriffen und in seinem Romanende verarbeitet und buchstäblich verdichtet wird. Über diese allgemeinen Beobachtungen hinaus kann die These generiert werden, dass das Werk nach 60.683 Tokens unterbrochen wurde, um Hochrad zu schreiben. Schließlich gibt es noch zwei interessante Nebenbefunde: Die stilistische Nähe von Hochrad zu Morenga ist das stabilste stilistische Phänomen innerhalb des Timm-Korpus und Kopfjäger ist der am stärksten mit anderen Erzähltexten stilistisch verbundene Roman. Hierin sind wohl die interessantesten Anschlusspunkte für weiterführende Forschung zu sehen.

8. Fazit und Ausblick

[50]Die vorliegende Fallstudie zeigt, wie die computerphilologische Analyse literarischer Texte mit einer eher traditionell-literaturwissenschaftlichen Herangehensweise verbunden werden kann. Es hat sich als möglich erwiesen, ein Korpus, das vor Beginn der Untersuchung nicht gelesen wurde, literaturwissenschaftlich zu betrachten. Das Toolpackage Stylo konnte Daten ermitteln, die einen Anstoß zu genauerer Betrachtung der ausgewählten Texte geben und somit zu einem zielgerichteten Close Reading hinleiten konnten. Methodisch ist ein solches Verfahren vergleichsweise schlank und dennoch fruchtbar, da, ganz im Sinne Morettis und seines Aufrufes, das Nicht-Lesen zu lernen[152], nicht ein komplettes Werk (von einem Menschen) gelesen werden muss, um zu neuen Einsichten zu kommen. Zwar hat die computergestützte Stilometrie sich nicht oder nur begrenzt als geeignet erwiesen, um die zweite hier verfolgte These zur thematischen Nähe zu untersuchen. Die Verbindung einer computationellen mit menschlichen Lesarten führte aber dazu, dass in dieser exemplarischen Fallstudie eine ganze Reihe von Beobachtungen gemacht werden konnten. Diese betreffen sowohl das gesamte Korpus als auch die beiden fokussierten Romane und die angewandte Methodik. So konnte die erste der aufgestellten Hypothesen, dass die gemeinsame Entstehungsgeschichte der beiden Romane Schlangenbaum und Hochrad sich im Wortmaterial der Texte niederschlägt, validiert werden. Ergänzend dazu konnte das Korpus aber auch als Ganzes näher beschrieben werden. Die Clusteranalysen haben eine diachrone Zweiteilung bestätigt, die Netzwerkanalyse hat sowohl die zentrale Position von Kopfjäger als auch die besondere Nähe von Hochrad und Morenga offenbart und die Rolling-Delta-Abfragen haben eine mögliche Position der Unterbrechung des Schreibprozesses von Schlangenbaum ausgemacht, was zu einer Interpretation des letzten Abschnittes dieses Romans hinleiten konnte. Die Rückbindung der datenbasierten Betrachtungen an die analoge Timm-Forschung hat sich als sehr gut möglich und für die Interpretation sehr fruchtbar erwiesen. Für die bereits in vielen Bereichen häufig erfolgreich eingesetzte digitale Stilometrie konnte mit der literaturwissenschaftlichen Forschung zum Individualwerk eines Gegenwartsautors also ein weiteres Gebiet erschlossen werden, in dem sie durch eine grundlegende Perspektivveränderung sowohl alte Erkenntnisse überprüfen als auch neue Einsichten hervorbringen kann.


Fußnoten

  • [1]
    Die Begriffe ›digital‹ und ›computationell‹ werden in diesem Beitrag synonym und in dem Bewusstsein verwendet, dass Ansätze der Digital Humanities sowohl mit als auch ohne Computer verfolgt werden können (vgl. Viehhauser 2018). Konstitutiv sind dagegen mathematische, an Quantifizierbarkeit ausgerichtete Vorgehensweisen (vgl. Viehhauser 2018) oder, anders ausgedrückt, ein Fokus auf Daten und Algorithmen (vgl. Gius 2021).

  • [2]
    Wie Peer Trilcke und Frank Fischer in Literaturwissenschaft als Hackathon. Zur Praxeologie der Digital Literary Studies und ihren epistemischen Dingen (2018) herausgearbeitet haben, kann es bei solchen Brückenschlägen von erheblichem Vorteil sein, genau zu definieren, was der Forschungsgegenstand im Sinne eines epistemischen Dings einer Studie ist. Ebenso wie in den Fallstudien von Trilcke / Fischer steht in der hier beschriebenen Studie kein Einzeltext, sondern ein Textkorpus im Zentrum. Allerdings ist dieses Textkorpus vergleichsweise klein und homogen, handelt es sich doch um ein Teilkorpus eines Einzelwerkes eines Autors. Der Textumfang liegt absolut im Bereich dessen, was in analog-literaturwissenschaftlicher Close-Reading-Methodik erschlossen werden könnte und der Gegenstand ähnelt denen solcher Forschung stark. Genutzt wird allerdings die Änderung der Perspektive, die die Praxeologie der Computational Literary Studies mit sich bringt und die auch Trilcke / Fischer beschreiben. Die betrachteten Texte bieten die Grundlage für Berechnungen, deren Ergebnisse dann Grundlagen für Visualisierungen sind, die wiederum analysiert werden und zu neuen Fragestellungen, neuen »Fragwürdigkeiten«, wie Trilcke / Fischer es ausdrücken, führen können. Und dennoch: Diese Studie weicht von üblichen Praktiken der Stilometrie wahrscheinlich ebenso sehr ab wie von analog-literaturwissenschaftlicher Forschungspraxis und folgt dem Versuch einer starken Rückbindung digital-literaturwissenschaftlicher Studien an Fragestellungen und Thesen aus analog-literaturwissenschaftlicher Forschung zum betrachteten Gegenstand, genauer der Gegenwartsliteraturforschung zu Uwe Timm.

  • [3]

  • [4]
    In Anlehnung an die im Projekt heureCLÉA entwickelten Ideen zum Zusammenwirken von Hermeneutik und Informatik in den digitalen Literaturwissenschaften bzw. als deren Fortführung, da hier der Zwischenschritt über hermeneutisches Markup entfällt (Gius / Jacke 2015).

  • [5]

  • [6]

  • [7]

  • [8]

  • [9]
    Moretti 2013a. Neben Morettis Ansätzen zu Distant Reading wird hier insbesondere auch die Begriffsauslegung von Underwood zu Grunde gelegt, nach der Distant Reading ein Modus der Interpretation ist (Underwood 2019, S. 157). Die von Underwood explizit gemachten »Risiken« des Distant Readings finden ebenfalls Berücksichtigung (vgl. Underwood 2019, S. 143–169.).

  • [10]
    Friederike Schruhl hat 2018 in Objektumgangsnormen in der Literaturwissenschaft darauf hingewiesen, dass Distant Reading weniger als Methode mit klar umrissenem Analyseprogramm, sondern vielmehr als eine Form der »Objektumgangsnorm« betrachtet werden kann. In diesem Sinne wird der Begriff hier verwendet, um zu verdeutlichen, dass das Objekt dieser Studie nicht komplett direkt gelesen und interpretiert wird, sondern dass daraus generierte Daten und literaturwissenschaftliche Betrachtungen anderer dazu (Second Hand Criticism) im Fokus stehen und nur einzelne Passagen einem Close Reading unterzogen werden.

  • [11]
    Vgl. Schruhl 2018, S. 255.

  • [12]
    Die zum Teil eher geringe Rolle der Interpretation in digital-literaturwissenschaftlichen Forschungsprojekten beschreibt Evelyn Gius (im Erscheinen) anhand zweier Beispielprojekte und führt sie darauf zurück, dass Interpretation als Arbeitspraxis noch nicht ausreichend erforscht und beschrieben wurde, um digitale Methoden und Tools dafür hervorzubringen.

  • [13]
    Eine Methodenbeschreibung der digitalen Stilometrie bietet Horstmann 2018.

  • [14]
    Mehr zur digitalen Netzwerkanalyse in Schumacher 2018.

  • [15]

  • [16]

  • [17]
    Vgl. Kamya 2005, S. 15–17; Germer 2012a, S. 95–136; Anuntkosol 2019, S. 28–35; Gamelas 2012.

  • [18]

  • [19]
    Vgl. z. B. Kamya 2005, S. 99–148; Douti 2011; Dunker 2012; Germer 2012a, S. 137–186; Ritter 2014, S. 44–93.

  • [20]
    Vgl. Schöll 2006, S. 138; Parr 2012, S. 76.

  • [21]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 153.

  • [22]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 153.

  • [23]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 222.

  • [24]

  • [25]
    Dieser Faktor sorgt selbst bei einem relativ homogenen Korpus wie dem hier betrachteten für Verzerrungen. Zwischen dem kürzesten Text (Freitisch mit 23.065 Tokens) und dem längsten (Kopfjäger mit 109.385 Tokens) liegt eine breite Spanne. Allerdings handelt es sich bei Freitisch um einen Ausreißer, der zweitkürzeste Text ist mehr als doppelt so lang. Mögliche Verzerrungen werden bei der Interpretation der Daten berücksichtigt. Statt eine Normalisierung der Textlänge vorzunehmen, wie sie z. B. Karsdorp et al. (2021) durchführen (einbezogen werden Textfenster von jeweils 10.000 Tokens), wird Textlänge hier als kompositorische Facette des Stils interpretiert, die die stilometrischen Ergebnisse ruhig beeinflussen darf.

  • [26]
    Diese wirken sich erheblich auf stilometrische Untersuchungen aus (vgl. Büttner et al. 2017; Rißler-Pipka 2018).

  • [27]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 70.

  • [28]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 71.

  • [29]
    Nicklas bezeichnet diese drei Werke als »stark autobiografisch« und schreibt ihnen einen anderen Fiktionalisierungsgrad als den anderen Texten Timms zu (vgl. Nicklas 2015, S. 80). Sie grenzt diese Texte von den ebenfalls autofiktionalen, aber stärker fiktionalisierten Texten Die Entdeckung der Currywurst und Der Mann auf dem Hochrad ab (vgl. Nicklas 2015, S. 81), die Teil des in dieser Studie betrachteten Korpus sind.

  • [30]
    Vgl. Galli 2012, S. 19.

  • [31]
    Vgl. Galli 2012, S. 19; Schöll 2012, S. 30.

  • [32]
    Timm 2015a, S. 45.

  • [33]
    Vgl. Timm 2015a, S. 37.

  • [34]
    Vgl. Timm 2015b, Position 372.

  • [35]
    Vgl. Galli 2012, S. 18.

  • [36]
    Vgl. Anuntkosol 2019, S. 176–179.

  • [37]
    Vgl. Germer 2012a, S. 232–233.

  • [38]
    Zur Bedeutung von Operationalisierung für die digitalen Literaturwissenschaften, vgl. Moretti 2015.

  • [39]
    Einen kurzen Abriss der Geschichte der digitalen Stilometrie bieten Holmes / Kardos 2003.

  • [40]
    Vgl. Krautter 2018, S. 297.

  • [41]
    Beispiele hierfür sind die Fallstudie zur Genreklassifikation von Lauer / Jannidis 2014, S. 38–39 und die Untersuchung zu Goethe von Horstmann / Kleymann 2019.

  • [42]
    Ein Beispiel für eine solche Analyse bietet Florian Barth in Zwischen Elisabeth Hauptmann und Bertolt Brecht: Stilometrische Studien einer Zusammenarbeit (2018). Zwei ähnliche Fallstudien habe ich selbst auf meinem Blog beschrieben, eine zu Ähnlichkeiten im Wortmaterial von Lou Andreas-Salomé und Friedrich Nietzsche (vgl. Schumacher 2019a) und eine zu Andreas-Salomé und Rainer Maria Rilke (vgl. Schumacher 2019b).

  • [43]

  • [44]
    Vgl. Jockers 2013, S. 47–48.; Lauer / Jannidis 2014.

  • [45]

  • [46]
    Vgl. z. B. Rybicki et al. 2013.

  • [47]

  • [48]
    Jannidis 2014, S. 173–177.

  • [49]

  • [50]

  • [51]
    Vgl. Herrmann et al. 2015, S. 47.

  • [52]
    Vgl. Herrmann et al. 2015, S. 40.

  • [53]
    Vgl. Weitin et al. 2016, S. 104.

  • [54]

  • [55]
    Burrows 2002, S. 268 und Eder 2011 bezeichnen dieses Konglomerat der stilistischen Marker noch als eine Art Fingerabdruck, diese Metapher gilt aber mittlerweile als überholt (vgl. Jannidis 2014, S. 183; Weitin et al. 2016, S. 109), da sie den Eindruck erweckt, es gäbe einzigartige, individuelle Merkmalskombinationen, die zweifelsfrei auf eine*n Autor*in schließen lassen (vgl. Jannidis 2014, S. 183).

  • [56]

  • [57]
    Das Vorgehen entspricht dem, was Weitin et al. 2016 einfordern, nämlich einem »je an der konkreten Fragestellung orientierte[n] mixed-methods-Ansatz, der sich bewusst darüber ist, welche Verfahren aus beiden Bereichen er einsetzt« (S. 112) und folgt einem ähnlichen Workflow wie dem von Weitin et al. 2016, S. 113, vorgeschlagenen (unter Exklusion der vorangehenden Primärtextlektüre). Ein ähnliches Vorgehen in den (digitalen) Geschichtswissenschaften beschreibt Silke Schwandt in Digital Humanities in Practice für das Projekt Practices of Comparing. Ausgangspunkt ist das fachwissenschaftliche Forschungsinteresse, die Methoden und Tools der digitalen Geisteswissenschaften werden nicht zum Selbstzweck oder zur methodologischen Weiterentwicklung genutzt, sondern danach bewertet, ob sie dazu dienen können, diesem Fachinteresse näher zu kommen (vgl. Schwandt 2021, S. 10–13).

  • [58]
    Kuhn 2018, S. 18.

  • [59]
    Vgl. Krautter 2018, S. 308.

  • [60]
    Beides wird vom Distant-Reading-Begriff nach Moretti 2013a abgedeckt.

  • [61]
    Für stilometrische Analysen zur Autorschaftsattribution bietet sich eine korpusbasierte Parameter-Optimierung (vgl. Schöch 2014, S. 142) an, bei der zunächst mit einem unstrittigen Korpus die Zuordnung so lange getestet wird, bis sie optimal funktioniert. Die für die optimale Zuordnung genutzten Parameter können dann für strittigere Korpora genutzt werden. Dieses Verfahren wird auch von Rißler-Pipka angewendet (vgl. Rißler-Pipka 2018), ist aber für die hier vorliegende Analyse nur bedingt geeignet, da es sich nicht um eine Attributionsaufgabe handelt. Dennoch messe ich hier die in den ersten Analysen gewählten Parameter daran, ob sie Ergebnisse zeigen, die von der Timm-Forschung bestätigt werden können (siehe Abschnitt 4), um das Verfahren bestmöglich zu imitieren.

  • [62]
    Vgl. Jannidis 2014, S. 183; Krautter 2018, S. 299.

  • [63]
    Eingeführt in Burrows 2002.

  • [64]

  • [65]

  • [66]
    Diese Entscheidung wurde allerdings nicht ohne vorhergehende Tests getroffen. Eine Clusteranalyse des Gesamtwerkes mit Kosinus Delta zeigt zwar leicht abweichende Ergebnisse von der mit dem klassischen Burrows’ Delta, diese sind aber relativ gering und beeinflussen die Grundtendenzen, die die Basis der Interpretation bilden, nicht.

  • [67]
    Vgl. Schöch 2014, S. 136f.; Lauer / Jannidis 2014, S. 32.

  • [68]

  • [69]

  • [70]

  • [71]
    Vgl. Krautter 2018, S. 298.

  • [72]

  • [73]
    Vgl. z. B. Rudman 2003; Eder 2013.

  • [74]

  • [75]
    Vgl. Eder 2013.

  • [76]
    Vgl. Eder 2011.

  • [77]
    Ein Effekt, der seit 1994 auch für andere Sprachen beobachtet wurde (vgl. Kestemont 2014, S. 62).

  • [78]
    Vgl. Krautter 2018, S. 300.

  • [79]
    Zwar gehen beim Bootstrap Consensus Tree gegenüber einfachen Clusteranalysen andere Informationen verloren (vgl. Lauer / Jannidis 2014, S. 35), das wird hier aber zu Gunsten der höheren Verlässlichkeit der zusammengeführten Analysen in Kauf genommen.

  • [80]

  • [81]
    Vgl. Hamann 2007, S. 126f. und S. 130f.

  • [82]
    Germer 2012a, S. 249.

  • [83]
    Vgl. Meier 2007, S. 247.

  • [84]
    Vgl. Schöll 2012, S. 30.

  • [85]
    Vgl. Schöll 2012, S. 30.

  • [86]
    Diese ersten Tests dienen nicht nur einer ersten Einschätzung des Korpus, sondern auch der Validierung der eingesetzten Parameter. Da die Stylo-Analysen der 100 bis 1.000 MFW mit Burrowsʼ Delta genau das zeigen, was die Timm-Forschung bereits herausgearbeitet hat, können diese Einstellungen als zuverlässig angenommen werden. Sie bilden darum auch die Basis der weiteren Analysen.

  • [87]

  • [88]
    Vgl. Schöll 2012, S. 32.

  • [89]
    Vgl. Schöll 2012, S. 32.

  • [90]
    Von nun an verwende ich zur besseren Unterscheidung die Begriffe Type und Token, um zwischen Worttyp und Wortvorkommnis zu unterscheiden.

  • [91]
    Die vom Programm vorgenommene Kleinschreibung wird hier beibehalten, selbst wenn sie nicht der Schreibweise im Roman entspricht.

  • [92]

  • [93]
    Vgl. Schöll 2007, S 138f.

  • [94]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 231–234.

  • [95]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 233.

  • [96]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 235f.

  • [97]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 233; Kamya 2005, S. 193.

  • [98]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 237.

  • [99]
    Vgl. Kamya 2005, S. 196.

  • [100]
    Vgl. Kamya 2005, S. 208.

  • [101]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 238f.

  • [102]

  • [103]
    Vgl. Schöll 2006, S. 134.

  • [104]
    Vgl. Parr 2012, S. 82.

  • [105]

  • [106]
    Vgl. Schöll 2006, S. 131.

  • [107]
    Die ›Currywurst‹ wurde ebenfalls von Schöll als Dingsymbol ausgemacht (vgl. Schöll 2006, S. 131).

  • [108]
    Weitere von Schöll angeführte Dingsymbole sind Tierpräparate (›Präparator‹ 3.979 / 3 Texte), Felle (›Fell‹ 2734 / 9), das Wissmann-Denkmal (›Denkmal‹ 2.728 / 7 Texte), T-Shirt (›Shirt‹ 3.322 / 3 Texte), Lederjacke (›Lederjacke‹ 3.069 / 6 Texte). Die ebenfalls als Dingsymbol aufgeführten Pelze zeigen sich unter den häufigsten Wörtern des Korpus nicht.

  • [109]
    Vgl. Schöll 2006, S. 132.

  • [110]
    Assmann 2018, S. 114–129.

  • [111]
    Vgl. Galli 2007, S. 104.

  • [112]
    Vgl. Galli 2007, S. 105.

  • [113]
    Vgl. Hamann 2007, S. 131.

  • [114]
    Vgl. Schöll 2006, S. 138.

  • [115]
    Vgl. Timm 2015a, S. 46.

  • [116]

  • [117]

  • [118]
    Hierbei handelt es sich um die Grundeinstellung der Parameter von Rolling Delta. Zur Cross-Validierung wurde das Verfahren noch einmal mit veränderten Parametern (0 Culling, Pronomen beibehalten) durchgeführt. Die visualisierte Kurve blieb gleich, bis auf dass sich die Deltawerte dabei nach oben verschoben haben. Da in der Digital-Humanities-Forschung zur digitalen Stilometrie auch darauf hingewiesen wurde, dass unterschiedliche Berechnungsweisen der Delta-Werte zu erheblich voneinander abweichenden Ergebnissen führen können (vgl. Krautter 2018, S. 301) wurde die Analyse außerdem mit insgesamt vier unterschiedlichen Distanzberechnungen durchgeführt (neben dem klassischen Burrows’ Delta, dessen Ergebnis in obiger Abbildung gezeigt wird, mit Ederʼs Delta, Euclidean Distance und Canberra Distance). Alle vier Durchläufe zeigten nahezu identische Kurven.

  • [119]
    Beim Culling wird eine Schwelle festgelegt, die definiert, in wie viel Prozent der Texte ein Wort vorkommen muss, um in die Analyse einbezogen zu werden. Ein Wert von 20 Prozent Culling bedeutet also, dass die betrachteten Wörter in mindestens 20 Prozent der Texte vorkommen müssen.

  • [120]

  • [121]
    Vgl. Ritter 2014, S. 86.

  • [122]
    Vgl. Kamya 2005, S. 173–186.

  • [123]
    Kamya 2005, S. 175.

  • [124]
    Vgl. Ercan / Schalk 2006, S. 119.

  • [125]
    Vgl. Ritter 2014, S. 86.

  • [126]
    Vgl. Schöll 2006, S. 131; Anuntkosol 2019, S. 172.

  • [127]
    Vgl. Anuntkosol 2019, S. 172.

  • [128]
    vgl. Germer 2012a, S. 223.

  • [129]
    Ritter 2014, S. 86.

  • [130]
    Nicklas 2015, S. 68.

  • [131]
    Vgl. Nicklas 2015, S. 68.

  • [132]

  • [133]
    Vgl. Lützeler 2005, S. 145; Schneider 2005, S. 161; Ercan / Schalk 2006, S. 115.

  • [134]
    Vgl. Schneider 2005, S. 161; Ercan / Schalk 2006, S. 115; Schöll 2006, S. 136.

  • [135]
    Sowohl Ritter als auch Ercan / Schalk beschreiben aber Wagners Rationalität, die tief im westlichen Denken verankert ist (vgl. Ercan / Schalk 2006, S. 115) und die dazu führt, dass er einen Mangel an sozialer Kompetenz und Emotionalität aufweist (vgl. Ritter 2014, S. 186).

  • [136]
    Vgl. Ritter 2014, S. 186.

  • [137]
    Ritter 2014, S. 88.

  • [138]

  • [139]
    Germer 2012a, S. 143.

  • [140]
    Mehr zu Zeta und dessen Nutzen für literaturwissenschaftliche Analysen in Schöch 2018.

  • [141]
    Vgl. Schöch 2018, S. 83.

  • [142]
    Vgl. Schöch 2018, S. 83.

  • [143]
    Vgl. Schöch 2018, S. 83.

  • [144]
    Hinzu kommt, dass Änderungen der Parameter, vor allem die bevorzugten Wörter stark verändert. Wird statt, wie hier, Burrows’ Delta z. B. Eder’s Delta eingesetzt, so stehen auf der Seite der bevorzugten Begriffe weitgehend andere Wörter. Was aber bleibt, ist die Unordnung dieser Wörter, die sich nicht in einen thematischen Zusammenhang stellen lassen. Stabiler ist das Verhalten der vermiedenen Wörter. Unabhängig vom Distanzmaß und auch von der Sample-Größe ist hier ein semantisches Feld der Arbeit zu erkennen.

  • [145]
    Vgl. Germer 2012a, S. 140.

  • [146]
    Hamann 2012, S. 127–149.

  • [147]
    Timm 2015a, S. 45.

  • [148]
    Hamann 2012, S. 129.

  • [149]
    Vgl. Hamann 2012, S. 132.

  • [150]
    Vgl. Timm 2015a, S. 82.

  • [151]
    Vgl. Timm 2015b, Positionen 109, 579, 589f. und 874f.

  • [152]


Bibliographische Angaben

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  • Julia Schöll: Zur Anwesenheit des Abwesenden. Erzählen als Erinnerungsbewegung in Uwe Timms Kopfjäger. In: Erinnern, Vergessen, Erzählen: Beiträge zum Werk Uwe Timms. Hg. von Friedhelm Marx / Stephanie Catani / Julia Schöll. Göttingen 2007, S. 133-150. (= Poiesis, 1) [Nachweis im GVK]

  • Julia Schöll: »Der Autor ich«. Auktoriale Selbstentwürfe in Uwe Timms Poetologie(n). In: Uwe Timm. Hg. von Christof Hamann. München 2012, S. 28–37. (= Text + Kritik, 195) [Nachweis im GVK]

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  • Uwe Timm: Der Mann auf dem Hochrad: eine Legende. Köln 1984. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm: Der Schlangenbaum. Köln 1986. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm: Die Entdeckung der Currywurst. 5. Auflage. Köln 1993. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm (1998a): Heißer Sommer. München 1998. Siehe auch [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm (1998b): Johannisnacht. München 1998. Siehe auch [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm (2000a): Morenga. München 2000. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm (2000b): Kerbels Flucht. München 2000. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm: Kopfjäger. München 2001. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm: Rot. München 2003. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm: Halbschatten. 2. Auflage. Köln 2008. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm: Freitisch. 2. Auflage. Köln 2011. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm: Vogelweide. 3. Auflage. Köln 2013. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm (2015a): Von Anfang und Ende: Über die Lesbarkeit der Welt. Die Frankfurter Poetikvorlesungen. Ebook vom 05.03.2015, basierend auf der Druckausgabe von 2011. Köln 2015. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm (2015b): Erzählen und kein Ende: Versuch zu einer Ästhetik des Alltags. Ebook vom 05.03.2015, basierend auf der Druckausgabe von 1993. Köln 2015. [Nachweis im GVK]

  • Uwe Timm: Ikarien. Roman. Köln 2017. [Nachweis im GVK]

  • Peer Trilcke / Frank Fischer: Literaturwissenschaft als Hackathon. Zur Praxeologie der Digital Literary Studies und ihren epistemischen Dingen. Wolfenbüttel 2018. (= Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften / Sonderbände, 3) DOI: 10.17175/sb003_003 [Nachweis im GVK]

  • Ted Underwood: Distant horizons: digital evidence and literary change. Chicago, IL 2019. [Nachweis im GVK]

  • Gabriel Viehhauser: Digital Humanities ohne Computer? Alte und neue quantifizierende Zugänge zum mittelhochdeutschen Tagelied. In: Quantitative Ansätze in den Literatur- und Geisteswissenschaften. Hg. von Toni Bernhart / Marcus Willand / Sandra Richter / Andrea Albrecht. (Scientia Quantitatis, Hannover, 30.09.–02.10.2014) Berlin u. a. 2018, S. 173–204. DOI: 10.1515/9783110523300 [Nachweis im GVK]

  • Thomas Weitin / Thomas Gilli / Nico Kunkel: Auslegen und Ausrechnen: Zum Verhältnis hermeneutischer und quantitativer Verfahren in den Literaturwissenschaften. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 46 (2016), H. 1, S. 103–115. [Nachweis im GVK]


Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 1: Bootstrap Consensus Tree von Uwe Timms Werk, ergänzt durch Jahr der Erstauflage. [Schumacher 2022]
  • Abb. 2: Gephi-Netzwerkvisualisierung von Uwe Timms Romanwerk. [Schumacher 2022]
  • Abb. 3: Small Multiples der Rolling-Delta-Analysen der zwölf Texte Uwe Timms. [Schumacher 2022]
  • Abb. 4: Rolling-Delta-Analyse von Schlangenbaum mit 12 Vergleichstexten (inkl. Schlangenbaum selbst). [Schumacher 2022]
  • Abb. 5: Oppose-Analyse der Endpassage von Schlangenbaum im Vergleich mit dem restlichen Romantext. [Schumacher 2022]