»Leute höret die Geschichte«. Themen populärer Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts – eine quantitative Analyse mit Topic Modeling

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Christian Schmitt Autor*inneninformationen

Weitere Beteiligte: Matthias Bley (Landesbibliothek Oldenburg – Data Curation)

DOI: 10.17175/2025_011

Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 1934199532

Erstveröffentlichung: 06.11.2025

Lizenz: CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben. Creative Commons Deed

Letzte Überprüfung aller Verweise: 16.09.2025

GND-Verschlagwortung: Jahrmarktsliteratur | Bänkelsang | Erzähltheorie | Automatische Inhaltsanalyse | Text Mining

Empfohlene Zitierweise: Christian Schmitt: »Leute höret die Geschichte«. Themen populärer Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts – eine quantitative Analyse mit Topic Modeling. In: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften 10 (2025). 06.11.2025. HTML / XML / PDF. DOI: 10.17175/2025_011


Abstract

Der Beitrag erkundet das thematische Spektrum norddeutscher ›Jahrmarktdrucke‹ des 19. Jahrhunderts mithilfe von Topic Modeling-Verfahren und bereichert die Erforschung populärer Literatur um eine empirische Perspektive. Auf der Grundlage der digitalisierten Volltexte lässt sich das Themenspektrum dieser Literatur präziser erfassen, als es der älteren Bänkelsang-Forschung möglich war. Zudem macht der Beitrag Topic Modeling-Verfahren für literaturwissenschaftliche Untersuchungen produktiv, indem er eine narratologische Interpretation von topics vorschlägt: In den Jahrmarktdrucken manifestieren sich ›Themen‹ wie Mord, Schiffsreisen oder Krieg als spezifische Kombination von Erzählbausteinen, die zusammen die Geschichte (histoire) ergeben.


Using topic modeling methods, the article explores a vast spectrum of themes found in ›Jahrmarktdrucke‹ (chapbooks) from nineteenth-century northern Germany. It makes a unique contribution to the study of popular literature through an empirical approach. The texts have been digitized in full, which enables a more precise understanding of the thematic range of this literature than was possible in earlier research on ›Bänkelsang‹. Moreover, the article demonstrates the analytical potential of topic modeling for literary studies by proposing a narratological interpretation: In the chapbooks, topics like murder, sea travel or war, can be understood as specific combinations of narrative building blocks that together constitute the story (histoire).



[1]Zu den literarischen Formen des 19. Jahrhunderts, die vergleichsweise selten in den Blick der Literaturwissenschaft geraten sind, gehören Texte, die zu ihrer Zeit weitverbreitet waren und in diesem Sinne als populäre Texte gelten können.‍[1] Sie erreichten ihr Publikum nicht über den stationären Buchhandel, sondern wurden ›auf der Straße‹ zum Verkauf angeboten: Der Ort dieser mobilen Literatur, die in Form preiswerter Kleindrucke vertrieben wurde, waren saisonale Märkte, Jahrmärkte und Volksfeste.‍[2] So waren diese ›Jahrmarktdrucke‹ Teil einer städtischen wie ländlichen Unterhaltungskultur und konnten auch diejenigen erreichen, die sonst kaum Gelegenheit hatten, mit Literatur in Kontakt zu kommen, wie etwa Handwerker und Dienstboten. Manchmal findet dieses Publikum in den Texten sogar Erwähnung, vor allem in Form formelhafter Leser- bzw. Höreradressierungen, die den Liedern und Geschichten vorangestellt sind: »Leute höret die Geschichte«.‍[3] Solche Adressierungen sind ein Hinweis auf die multimedialen Kontexte, in die der Vertrieb von Jahrmarktdrucken eingebettet war. Genau darauf weist auch der Begriff ›Bänkelsang‹ hin, den die deutschsprachige Forschung bevorzugt verwendet hat, um das Phänomen dieser mobilen Literatur zu fassen.‍[4] Dabei handelte es sich, so fasst Wolfgang Braungart im Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft zusammen, um den

»öffentliche[n] Vortrag einer Geschichte von Liebe, Mord, Kindsmord, von Räubern und Wilderern, von Unglücksfällen und Naturkatastrophen aller Art, gesungen nach den Melodien bekannter Volks- und Kirchenlieder, begleitet von einem Musikinstrument, meistens von einer Drehorgel, veranschaulicht durch Hinweise mit einem Zeigestock auf eine gefelderte, plakative und grellfarbene Bildertafel mit einzelnen Szenen der Geschichten.«‍[5]

[2]Gewinnbringend war der Begriff ›Bänkelsang‹ für die literaturwissenschaftliche Forschung, weil er es ermöglicht hat, den »szenischen und audiovisuellen Charakter des Phänomens«‍[6] in den Blick zu rücken. Dabei geriet allerdings tendenziell in den Hintergrund, dass sich dieses Phänomen mit einem besonderen Speichermedium verband – eben den Kleindrucken, von deren Verkauf die ›Bänkelsänger‹ vor allem lebten und in denen die Geschichten, die sie in situ darboten, aufgeschrieben waren. Anders gesagt: Diese Geschichten waren (auch) dazu da, um gelesen zu werden.‍[7] Das gilt insbesondere für die Prosatexte, die in den Kleindrucken zu finden sind; ihr Anteil nahm im Laufe des 19. Jahrhunderts nachweislich »mit der Lesefähigkeit des Publikums«‍[8] zu. Auch die Lieder, die in den meisten Kleindrucken enthalten waren, ließen sich im Nachhinein noch einmal nachlesen, vielleicht auch nachsingen. So gesehen offerierten Jahrmarktdrucke ihren Nutzerinnen und Nutzern selbst ein multimediales Angebot, enthielten sie doch oft sowohl einen Prosatext als auch ein oder mehrere darauf bezogene Lieder. Ist beides vorhanden, so liegt es nahe, das Ergebnis als ›Mischdruck‹ zu bezeichnen,‍[9] während es sich andernfalls um einen (reinen) ›Lieddruck‹ handelt.‍[10] Selten sind demgegenüber reine ›Prosadrucke‹. In der Regel kam noch ein Titelblatt hinzu, das mit visuellen Reizen Aufmerksamkeit generierte und zum Kauf anregte, sei es mit typographischen Mitteln, sei es mit einfachen Holzschnitten (Abbildung 1 und Abbildung 2).

Abb. 1: Titelseite des Kleindrucks Die Räuberbraut. [Digitalisat: Landesbibliothek Oldenburg]
Abb. 1: Titelseite des Kleindrucks Die Räuberbraut. [Digitalisat: Landesbibliothek Oldenburg]
Abb. 2: Titelseite des Kleindrucks Der furchtbare Mord. [Digitalisat: Landesbibliothek Oldenburg].
Abb. 2: Titelseite des Kleindrucks Der furchtbare Mord. [Digitalisat: Landesbibliothek Oldenburg].

[3]Welche Geschichten erzählten diese Kleindrucke ihren Leserinnen und Lesern? Auskunft darüber geben die Texte selbst, meist schon auf ihren Titelblättern: Es geht um »merkwürdige Schicksale«‍[11], »merkwürdig grausenhafte Begebenheit[en]«‍[12] oder einen »traurige[n] und merkwürdige[n] Vorfall, welcher jeden Menschen, der die Geschichte anhört und liest, mit Schaudern erfüllen wird«.‍[13] Die letztere Formulierung findet sich in einem Kleindruck namens Der getreue Hund, der Ende der 1850er Jahre in Oldenburg von der Druckerei Büttner & Winter gedruckt wurde, wobei der Hinweis auf Hörer und Leserinnen die Annahme eines doppelten Rezeptionsangebots eindrücklich bestätigt. Solche »merkwürdigen Begebenheiten« finden noch in einem Verlagskatalog des frühen 20. Jahrhunderts als Themenschwerpunkt der Drucke Erwähnung, neben »Unglücksfällen, Ueberschwemmungen, Bergwerkskatastrophen, Feuersbrünsten […], Liebes- und Abenteuergeschichten«.‍[14] Ähnliche Themenfelder benennt auch der bereits zitierte Lexikoneintrag zum Bänkelsang, der zeitlich ein breiteres Spektrum abdeckt. Genauere Gliederungsversuche finden sich in der älteren Bänkelsangforschung. Leander Petzoldt, der den genannten Verlagskatalog in seinem Standardwerk zum Bänkelsang von 1974 zitiert und abgedruckt hat, unterscheidet acht Gruppen von »Stoffen und Themen«:‍[15]

  1. Liebesgeschichten,
  2. Verbrechen und Prozeßberichte,
  3. Unglücksfälle,
  4. Naturkatastrophen,
  5. Zeitgeschichtliche Themen,
  6. Exotika,
  7. Religiöse Themen und
  8. Volkstümliche Motivik.‍[16]

[4]Besonders beim letzten Punkt wird freilich deutlich, dass die Begriffe ›Stoff‹, ›Thema‹ und ›Motiv‹ nicht trennscharf verwendet werden. Auf diese terminologische Unschärfe wird noch zurückzukommen sein.

[5]Wie genau kommt Petzoldt zu diesem Ergebnis? Neben dem genannten Verlagsverzeichnis sind es die Kleindrucke selbst, die Petzoldts Einschätzung zu den ›Stoffen und Themen‹ zugrunde liegen, wobei zu Recht auf eine besondere Quellenproblematik hingewiesen wird, habe sich doch »im Verhältnis zu ihrer Verbreitung nur eine äußerst geringe Anzahl solcher Drucke erhalten«, da »es sich bei den Bänkelsängerheftchen um ephemere Erzeugnisse handelt, die zudem dem Verdikt ›minderwertiger Druckerzeugnisse‹ verfielen«.‍[17] Dazu kommt ein weiteres Problem: Die wenigen Drucke, die sich erhalten haben, sind in Bibliotheken und Archiven »meist unter anderen Druckerzeugnissen verborgen und nicht katalogmäßig erfaßt«.‍[18] Eine uneinheitliche Nomenklatur erschwert so bis heute die Auffindbarkeit, wozu auch die Tatsache beiträgt, dass die Drucke in der Regel keinen Autor haben.‍[19] Zu den Materialien, die Petzoldt in den 1970er Jahren ausgewertet hat, gehören ca. 100 Kleindrucke des Hamburger Verlags Kahlbrock, die aus dem 19. Jahrhundert stammen und sich im Hamburgischen Volksliedarchiv erhalten haben.‍[20] Als besonders wichtig für seine Einschätzungen stellt sich darüber hinaus eine in der Landesbibliothek Oldenburg zu findende »umfangreiche Sammlung von Lieddrucken« dar, zu der »neben reinen Lieddrucken« auch »Bänkelsängerheftchen«‍[21] gehören. Präziser gesagt handelt es sich also um eine Sammlung von Kleindrucken, die neben (reinen) Lieddrucken auch Mischdrucke enthält. Auf einzelne Exemplare dieser Sammlung, die nicht genauer beziffert wird, greift Petzoldt dann bei seiner Diskussion der Themen populärer Kleindrucke wiederholt zurück.

[6]Genau diese Sammlung erlaubt es, fünfzig Jahre nach dieser und weiteren Pionierarbeiten der Bänkelsangforschung,‍[22] sich ein genaueres Bild über die Themen populärer Jahrmarktdrucke zu verschaffen. Dass das möglich ist, ist nicht nur dem Umfang und der zeitlichen Kohärenz der Oldenburger Sammlung zu verdanken, die insgesamt 869 Exemplare umfasst, vorwiegend aus den 1840er, 50er, 60er und 70er Jahren.‍[23] Dass präzisere Aussagen möglich sind, ist vor allem technischen Entwicklungen zu verdanken, liegt doch die komplette Sammlung inzwischen in digitalisierter Form vor.‍[24] Daher liegt es nahe, die Frage nach dem Themenspektrum dieser Literatur erneut zu stellen und sie auf einer neuen Datengrundlage zu beantworten: der Grundlage der Texte selbst, die in ihrer maschinell ›lesbaren‹ Form zudem mit neuen technischen tools analysiert werden können. Welche Geschichten bekamen die ›Leute‹, an die sich Jahrmarktdrucke im 19. Jahrhundert richteten, zu hören beziehungsweise zu lesen? Die folgenden Überlegungen versuchen, sich einer Antwort auf diese Frage in fünf Schritten zu nähern: (1) Zunächst gilt es, die Sammlung genauer vorzustellen, um ein möglichst kohärentes Korpus als Grundlage der Datenanalyse definieren zu können. (2) In einem zweiten Schritt werden die in der digitalen Literaturwissenschaft inzwischen gängigen Verfahren des Topic Modeling vorgestellt und methodisch reflektiert. Dabei gilt es auch, den Begriff des ›Themas‹, im Rückgriff auf narratologische Überlegungen, genauer zu bestimmen. Auf dieser Grundlage wird dann (3, 4 und 5) das thematische Spektrum von Jahrmarktdrucken erkundet, wobei der genauere Blick auf einzelne Texte nötig ist, um die quantitativen Befunde des maschinellen distant reading-Verfahrens einzuordnen. (6) Ein abschließendes Fazit fasst die Analyseergebnisse zusammen und überführt sie in Untersuchungsperspektiven, die über die Frage, was in populären Jahrmarktdrucken erzählt wird, hinausgehen: Aus der thematischen Sondierung des Materials ergeben sich Anschlussfragen nach den Erzählmechanismen populärer Literatur.

1. Das Korpus: Zur Oldenburger Sammlung populärer Jahrmarktdrucke

[7]Die Oldenburger Sammlung von Jahrmarktdrucken besteht aus 869 Kleindrucken, die in vier Teilsammlungen (A–D) vorliegen.‍[25] Bei den Drucken handelt es sich sowohl um Lied- als auch um Mischdrucke; vereinzelt finden sich auch (reine) Prosadrucke. Das Verhältnis von Lied- zu Mischdrucken beträgt in etwa zwei zu eins. Der zeitliche Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den 1850er, 60er und 70er Jahren, soweit die Drucke datierbar sind; fehlende Angaben erschweren allerdings in vielen Fällen eine genauere zeitliche Einordnung. Der nachweislich früheste Kleindruck stammt aus dem Jahr 1806, mithin aus der Zeit der (anti-)napoleonischen Kriege. Der späteste Kleindruck dürfte – aufgrund des geschilderten Kriminalfalls – aus dem Jahr 1878 stammen. Für zahlreiche weitere Drucke ist ein Erscheinungsdatum in den späten 1870er Jahren aufgrund der Wirkungsdaten der Druckereien, die sie produziert haben, anzunehmen. Auch die räumliche Zuordnung ist aufgrund fehlender Angaben nicht immer einfach: Viele Kleindrucke stammen aus der Region – wurden also im Herzogtum Oldenburg, dem benachbarten Königreich Hannover sowie den Hansestädten Bremen und Hamburg gedruckt und / oder verkauft‍[26] –, aber es finden sich auch Exemplare aus anderen Regionen Deutschlands. Von manchen Drucken existieren mehrere identische Exemplare in der Sammlung. Daneben gibt es zahlreiche ›unreine‹ Dubletten, die sich zwar in drucktechnischen Details unterscheiden (etwa einem anderen Layout), aber doch dieselben Texte enthalten. Manchmal ändert sich lediglich der Titel, was ein Hinweis auf die gängigen Praktiken der Wiederverwertung erfolgreicher ›Stoffe und Themen‹ ist.‍[27]

[8]Dass es diese Oldenburger Sammlung überhaupt gibt, ist maßgeblich einem Sammler zu verdanken, der im 19. Jahrhundert in Oldenburg gelebt und in verschiedenen öffentlichen Funktionen für die Stadt und das gleichnamige Herzogtum gewirkt hat. Schon als Student der Theologie und Rechtswissenschaften in Jena begann Ludwig Strackerjan (1825–1881) in den 1840er Jahren aus kulturhistorischem Interesse ›fliegende Blätter‹ (wie er sie nannte) zu sammeln.‍[28] Nach dem Studium kehrte er 1847 nach Oldenburg zurück und bekleidete dort in den nächsten Jahren verschiedene Positionen. Nebenbei erwarb er auf Jahrmärkten und Volksfesten in Oldenburg und Umgebung zahlreiche Kleindrucke, sowohl Lied- als auch Mischdrucke. Dass sich das alles heute noch nachvollziehen lässt, liegt daran, dass Strackerjan seine Funde in der Regel mit dem Datum und dem Ort des Erwerbs versehen hat. Diese handschriftlichen Notizen auf den Heftchen sind eine wertvolle Hilfe bei deren Datierung und ermöglichen es zudem, sich ein ungefähres Bild von den Vertriebsstrukturen dieser Art von Literatur zu machen.‍[29] Nach Strackerjans Tod (1881) gelangte seine Sammlung in den Besitz der Landesbibliothek – und zwar als Schenkung, wie kleine Zettelchen bezeugen, die drei der vier Teilsammlungen beigegeben sind. Daher kann als gesichert gelten, dass diese Teilsammlungen von Strackerjan stammen.‍[30]

[9]In ihrer digitalisierten Form bietet die Oldenburger Sammlung eine reichhaltige und einzigartige Datengrundlage für empirische Fragestellungen aller Art. Informationen bieten zum einen die Metadaten der Kleindrucke, die im Zuge der Digitalisierung im Verbundkatalog K10plus – einer gemeinsamen Datenbank deutscher Bibliotheksverbünde und weiterer Einrichtungen – neu angelegt wurden. Für die hier verfolgte Fragestellung nach den Geschichten, die in Jahrmarktdrucken des 19. Jahrhunderts erzählt werden, sind aber vor allem die maschinenlesbaren Volltexte relevant, die aus den Digitalisaten mit Hilfe einer passenden OCR-Lösung erstellt wurden.‍[31] Dabei schien es allerdings angebracht, mithilfe der vorliegenden Erschließungsdaten ein noch engeres, kohärenteres Korpus zu definieren. In einem ersten Schritt wurde dieses Korpus der zu untersuchenden Kleindrucke auf Prosa- und Mischdrucke beschränkt – also auf Kleindrucke, die entweder nur eine Prosaerzählung enthalten oder eine solche mit einem Lied (manchmal auch mehreren Liedern) kombinieren. Nur diese Drucke, so die Überlegung, enthalten zweifelsfrei einen erzählenden Text, während das für Lieddrucke nicht gilt, handelt es sich doch bei vielen Liedern um eher lyrische Texte.‍[32] In einem zweiten Schritt wurden aus dem verbleibenden Korpus drei fremdsprachliche Kleindrucke entfernt sowie ein Kleindruck, der mit 22 Seiten außergewöhnlich umfangreich war – alle anderen Jahrmarktdrucke sind maximal acht Seiten lang. Um den zeitlichen Rahmen enger abzustecken, wurden vier Kleindrucke entfernt, die mit großer Wahrscheinlichkeit (weit) vor 1840 erschienen sind.‍[33] In einem letzten Schritt wurden, aus methodischen Gründen, Dubletten entfernt, und zwar sowohl ›reine‹ (also identische Kleindrucke) als auch ›unreine‹, wenn sie (unter anderem Titel) dieselbe Prosaerzählung enthalten.‍[34] Das dergestalt präparierte Textkorpus umfasst 235 Kleindrucke und erlaubt Aussagen über Jahrmarktdrucke der Oldenburger Sammlung, die (auch) Prosaerzählungen enthalten und (etwa) zwischen 1840 und 1880 erschienen sind. Unter Vorbehalt erlaubt das Korpus, aufgrund der Provenienz der Sammlung, eine Einschätzung norddeutscher Verhältnisse insgesamt. In zwei Fällen zeichnet sich eine regionale Schwerpunktsetzung, wie sich herausstellte, sogar auf der Ebene der Geschichten ab, von denen die Texte erzählen.

2. Topic Modeling als literaturanalytisches Verfahren: Technische Voraussetzungen und methodische Überlegungen

[10]Die Erforschung literarischer Texte mit Hilfe ›digitaler‹ Hilfsmittel hat im letzten Jahrzehnt stetig an Bedeutung gewonnen, was auch der immer besseren Verfügbarkeit digitalisierter Texte geschuldet ist. Wurde »Digitalität« in der germanistischen Literaturwissenschaft zunächst »oft als eine besondere Herausforderung wahrgenommen«,‍[35] so scheinen sich Forschende inzwischen der Chancen bewusst zu sein, die sich durch maschinelle Analysemöglichkeiten ergeben. Solche Analysemöglichkeiten erweisen sich vor allem dort als gewinnbringend, wo Forschende sich mit Massen von Texten konfrontiert sehen, die vom Einzelnen lesend kaum zu bewältigen sind.‍[36] Die Anzahl der Texte, die Computer ›lesen‹ können, ist hingegen unbegrenzt und so wird es möglich, Mustern in umfangreicheren Textkorpora auf die Spur zu kommen, ohne jeden einzelnen Text kennen zu müssen. Hierbei ist freilich zu bedenken, dass »für den Computer lediglich die Sprachoberfläche zugänglich ist«,‍[37] während die menschliche Lektüre weitere Ebenen des Textes ins Spiel bringt: Als vielschichtiges semantisches Gebilde und »Bedeutungsfeld«,‍[38] das sich über Zeichenrelationen im Text und in Wechselwirkung zu kulturellen Kontexten aufbaut, sind literarische Texte weiterhin nur von menschlichen Leser*innen zu erschließen.

[11]Für die hier verfolgte Frage nach den Themen von Jahrmarktdrucken des 19. Jahrhunderts ist ein maschinelles Analyseverfahren interessant, das unter dem Namen Topic Modeling bekannt ist und sich dafür eignet, »große Textsammlungen thematisch zu erschließen und zu explorieren«.‍[39] Programme, die auf dieses Verfahren zurückgreifen, sind in der Lage, in beliebig großen Textmengen Muster zu entdecken, genauer: Wörter zu erkennen, die »in statistically meaningful ways«‍[40] auftauchen – und zwar gemeinsam. Eine solche Gruppe von Wörtern bezeichnet man als topic; syntaktische Beziehungen spielen dabei keine Rolle.‍[41] Geht man von einer semiotisch-strukturalistischen Definition von ›Bedeutung‹ aus, der zufolge Bedeutung immer auf der Relation von Zeichen beruht, so findet man mit diesem Verfahren zeichenhafte Strukturen in Texten.‍[42] Was genau diese Strukturen, die das Programm entdeckt, bedeuten, ist dann allerdings nur vom menschlichen Leser auf den Begriff zu bringen, indem er den Wortclustern Namen verleiht und dabei auf seine (idealerweise gute) Kenntnis des Materials zurückgreift.‍[43]

[12]Wie genau kommen Topic Modeling-Programme zu ihren Ergebnissen? Die mathematischen Hintergründe der Rechenoperationen, mit denen solche Programme arbeiten, sind offensichtlich komplex.‍[44] Grundlage dieser Rechenoperationen ist ein hypothetisches Modell der Produktion von Texten. Diesem zufolge entsteht ein Text, indem eine Autorinstanz Wörter aus möglichen »baskets of words«‍[45] selektiert, wobei jeder ›Korb‹ einem topic entspricht. Wenn das stimmt, »then it becomes possible to mathematically decompose a text into the probable baskets from whence the words first came. The tool goes through this process over and over again until it settles on the most likely distribution of words into baskets, which we call topics«.‍[46] Um Aussagen über statistisch signifikante (gemeinsame) Wortvorkommen machen zu können, arbeiten die Programme mit zufälligen Zuweisungen von Werten. Aus diesem Grund sind ihre Rechenoperationen nicht 1:1 reproduzierbar. Dass sich die Ergebnisse der Operationen in der Regel – und bei gut gewählten Einstellungen – dennoch sehr ähneln, spricht dafür, dass das Verfahren funktioniert und tatsächlich in der Lage ist, Bedeutungsstrukturen in literarischen Texten offenzulegen.

[13]Bevor Topic Modeling-Programme ihre Rechenoperationen ausführen können, müssen die menschlichen Benutzer*innen dem Programm eine Reihe von Vorgaben machen. Diese Festlegungen haben einen Einfluss auf das Ergebnis, also darauf, wie das Programm topics modelliert und wie plausibel diese erscheinen. Die wichtigste Vorgabe ist die Anzahl der topics, die für ein Textkorpus angenommen wird. Da diese Variable unbekannt ist, muss hier mit verschiedenen Einstellungen experimentiert werden. Ist die vorgegebene Anzahl zu niedrig, dann findet das Programm nur sehr ›vage‹ Themen. Ist sie zu hoch, dann nähern sich die topics bei der Analyse eines Textkorpus einzelnen Texten an. Jeder Einzeltext erscheint dann als eigenes topic, was nicht im Sinne der Analyse ist, in der es ja um den Nachweis textübergreifender Themen geht. Festzulegen sind vor den Rechenoperationen zudem die Anzahl der Wörter, die ein topic konstituieren (sollen), sowie die Anzahl der Wiederholungen (Iterationen), die das Programm durchläuft, bevor es sich auf ein Ergebnis festlegt. Dieses Ergebnis besteht dann in der Regel aus (a) einem Überblick über die (zuvor festgelegte Anzahl von) topics, die im Korpus enthalten sind und die Wörter, die sie konstituieren, mitsamt einem Zahlenwert, der den ungefähren Anteil dieses topics im Korpus beziffert (Abbildung 3); (b) einem Überblick über die einzelnen Texte des Korpus, mitsamt einem Zahlenwert, der die Wahrscheinlichkeit beziffert, dass ein topic in einem bestimmten Text enthalten ist. Letzteres relationiert also alle Texte eines Korpus mit allen topics – sodass auch die Mischungen verschiedener topics in einzelnen Texten sichtbar werden (Tabelle 1).

Abb. 3: Ergebnis des Topic Modelings mit Mallet: Keywords (zehn topics, zehn Wörter pro topic). [Screenshot: Christian Schmitt]
Abb. 3: Ergebnis des Topic Modelings mit Mallet: Keywords (zehn topics, zehn Wörter pro topic). [Screenshot: Christian Schmitt]
Signatur Kurztitel Mord Katastrophen Revolution Räuber Liebe & Treue Schiffsreise Krieg Familie Horror Verbrechen
a:1,1 Beschreibung einer schrecklichen, grausamen Mordthat an 140 Personen durch den Räuberhauptmann Carlo 8,28% 1,33% 0,24% 24,74% 1,76% 1,97% 0,01% 59,45% 2,20% 0,01%
a:1,13 Die schauderhafte Rache des scheußlichen Räubers Rudolph Spinori 0,23% 0,02% 0,02% 34,97% 0,96% 0,02% 0,01% 46,63% 12,99% 4,15%
a:1,17 Gräßliche Raub-Mordgeschichte, welche […] die Wittwe eines Schiffscapitains […] begangen hat 23,90% 0,01% 0,36% 0,24% 0,01% 0,01% 0,01% 22,75% 0,02% 52,69%
a:1,18 Der kühne Räuberheld Romaldo und seine Geliebte Antonia della Roccino 0,02% 0,01% 0,01% 40,62% 0,01% 4,86% 0,01% 54,31% 0,13% 0,01%
a:1,21 Ausführliche Beschreibung des ermordeten Obersten Aviti zu Parma in Italien 4,80% 0,05% 57,07% 1,62% 0,04% 0,03% 0,03% 32,73% 3,60% 0,03%
a:1,23 Schrecklicher Gattenmord der Margarethe Stegmer 16,60% 0,02% 0,02% 0,03% 0,02% 0,02% 0,01% 80,24% 3,02% 0,01%
a:1,25 Maria Carleton, oder genannt: Die französische Prinzessin, Gattin von 6 Männern und Anführerin einer großen Räuberbande 1,82% 0,01% 0,01% 16,90% 2,65% 9,59% 0,13% 65,63% 3,25% 0,01%
a:1,26 Tesalio, der Unglückssohn, Mann dreier Weiber und Seeräuber 0,02% 1,40% 0,01% 5,66% 0,01% 5,76% 0,01% 66,51% 20,62% 0,01%
a:1,29 Traurige Begebenheit, welche sich im Jahr 1856 in Madrid, der Hauptstadt Spanien, zugetragen hat 0,38% 0,19% 0,19% 0,02% 0,02% 0,01% 0,01% 55,87% 43,30% 0,01%
a:1,30 Verbannung und Errettung des Schmiedegesellen Sebastian Castio nebst Maria Tenko aus den Händen einer 112 Mann starken Räuberbande in Italien 3,18% 0,02% 0,80% 19,69% 11,56% 1,59% 6,83% 55,26% 1,07% 0,01%
Tab. 1: Ergebnis des Topic Modelings mit Mallet (zehn topics) für die ersten zehn Kleindrucke des Korpus: Topic-Anteile. [Grafik: Christian Schmitt]

[14]Was genau findet man mit diesem Verfahren in Texten und was sagen solche Wortcluster über (literarische) Texte aus? Die Frage, was topics bzw. ›Themen‹ eigentlich sind, wurde in der literaturwissenschaftlichen Forschung kontrovers diskutiert, und die Antwort darauf scheint auch davon abzuhängen, welches Material genau untersucht wird. Eine naheliegende Antwort, die diejenigen vertreten haben, die Zeitungen mit Topic Modeling untersucht haben, rückt den Begriff in die Nähe gesellschaftlicher ›Diskurse‹: Zeitungstexte berichten etwa von Politik, Medizin oder Kunst. Daneben scheint es aber auch »andere Kookurrenzphänomene«‍[47] zu geben, die sich insbesondere (aber nicht nur) dort finden lassen, wo literarische Texte im Zentrum der Analyse stehen. Für diese Phänomene wurden unterschiedliche Bezeichnungen vorgeschlagen: So sprach Fotis Jannidis von »narrative[n] Topoi«,‍[48] während Katharina Herget und Thomas Weitin sie, mit einem Begriff von Matthew Jockers, als ›topische‹ topics von ›thematischen‹ topics zu unterscheiden versuchten und daraus die Hypothese ableiteten, dass die »semantischen Felder literarischer Texte […] stärker vom Setting der Texte überlagert werden, von Wörtern, die für die Handlung charakteristisch, aber nicht unbedingt thematisch sind«.‍[49] Christof Schöch stieß bei seinen Modellierungen von Dramen auf Wörter, die »more concrete activities typically performed by fictional characters […] or literary settings or motives«‍[50] bezeichnen. Und Christian Sieg fand in einer erhellenden Analyse von Fallgeschichten im Magazin für Erfahrungsseleenkunde distinkte topics, die er als »Elemente des Plots« bezeichnet hat, weil sie »Orte, Zeiten und Protagonisten«‍[51] umfassen. Sieg schlug den Begriff ›Motiv‹ als Übersetzung von topic vor, um das Phänomen adäquater zu erfassen als es der Begriff ›Thema‹ erlaubt. Damit handelte er sich allerdings neue terminologische Unschärfen ein, wird doch der Begriff ›Motiv‹ in den Literaturwissenschaften (mindestens) ebenso vielfältig verwendet.‍[52]

Abb. 4: Topic 5 (›Schiffsreisen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 4: Topic 5 (›Schiffsreisen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[15]Ich möchte daher einen anderen Vorschlag machen, wie topics im Falle erzählender Texte zu interpretieren sind, wobei ich die deutsche Übersetzung ›Thema‹ beibehalte und zugleich im Rückgriff auf narratologische Begrifflichkeiten präzisiere. An einem Beispiel, das auf die folgenden Analysen von Jahrmarktdrucken vorausgreift, sei dieser Vorschlag kurz erläutert: Zu den topics des Oldenburger Korpus gehört ein topic, das u. a. aus den Wörtern schiff, see, meer, capitain, matrosen, wellen, sturm und reise besteht (Abbildung 4).‍[53] Auf den ersten Blick ist das kein besonders spannender Befund, wie man mit einem Pionier digitaler Literaturanalyse, Ted Underwood, argumentieren könnte: »As a literary scholar, I find that I learn more from ambiguous topics than I do from straightforwardly semantic ones. When I run into a topic like ›sea‹, ›ship‹, ›boat‹, ›shore‹, ›vessel‹, ›water‹, I shrug. Yes, some books discuss sea travel more than others do.«‍[54] Bei genauerem Hinsehen lässt sich aus einem solchen ›semantischen‹ topic allerdings doch so einiges lernen. Zunächst einmal liegt es nahe, das Thema als ›Schiffsreise‹ zu bezeichnen, wie es Underwood tut. Die einzelnen Wörter des topics lassen sich zudem unterschiedlichen Kategorien zuordnen: Neben Begriffen, die sich auf Personen beziehen (capitain, matrosen), finden sich Begriffe, die Räume (see, meer) und Naturerscheinungen (wellen, sturm) bezeichnen; das Wort schiff bezeichnet sowohl einen Raum als auch einen Gegenstand. Im Zusammenhang eines narrativen Textes kommen diesen Kategorien jeweils unterschiedliche Funktionen für die Geschichte (histoire) zu, sodass sich die Wortgruppen hier in Figuren, diegetische Räume und Requisiten aufteilen. In Wörtern wie sturm und vor allem reise zeichnen sich zudem Handlungen ab, sodass es naheliegt, solche Wörter als ›Motiv‹ im narratologischen Sinne eines Ereignisses, als »kleinste elementare Einheit der Handlung«,‍[55] zu deuten.

[16]Zusammen ergeben diese Erzählbausteine – zu denen bei anderen topics noch Zeitangaben und abstrakte Signifikate dazukommen – die Gesamtheit einer ›erzählten Welt‹‍[56] oder auch ›Textwelt‹,‍[57] die in diesem Falle eine maritime Welt ist. In genau diesem Sinne wird im Folgenden vom ›Thema‹ die Rede sein: Gemeint sei damit die Gesamtheit signifikanter ›Bausteine‹ einer Geschichte (histoire), denen unterschiedliche Funktionen im Rahmen einer spezifischen ›Textwelt‹ zukommen. Begrifflich ist diese Definition an der grundlegenden narratologischen Unterscheidung »zwischen dem ›Was‹, nämlich der erzählten Geschichte, und dem ›Wie‹, nämlich der Gestaltungsweise der Erzählung«,‍[58] orientiert. Recht verbreitet sind in der Erzählforschung die auf diese Unterscheidung bezogenen Begriffe von Tzvetan Todorov, der von histoire (›Was‹) und discours (›Wie‹) spricht.‍[59] Da sich eine einheitliche deutsche Terminologie nicht etabliert hat, werden die französischen Begriffe im Folgenden stets mitgenannt. Einerseits ist dabei zu beachten, dass diese narratologische Lesart von ›Thema‹ nicht deckungsgleich ist mit dem in der Literaturwissenschaft verbreitetsten Begriff, wird doch das ›Thema‹ üblicherweise als »für einen Text oder Textabschnitt zentrale Problemkonstellation bzw. der Leitgedanke«‍[60] definiert. Andererseits ist zu bedenken, dass der Begriff ›Thema‹ in der Erzähltheorie selbst nicht etabliert ist, sondern dort beispielsweise von »Erzähleinheiten«‍[61] gesprochen wird, um verschiedene Aspekte der Geschichte (histoire) zu systematisieren. Hervorzuheben ist auch noch einmal, dass es alleine dem menschlichen Leser vorbehalten bleibt, den Strukturen, die Topic Modeling Programme entdecken, eine Bedeutung zuzuweisen und ihre Funktion für die Geschichte (histoire) zu bestimmen.

[17]Um die Themen populärer Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts zu erkunden, wurde das beliebte Programm Mallet genutzt, das an der University of Massachusetts-Amherst entwickelt wurde, vergleichsweise einfach zu bedienen ist und sehr gute Ergebnisse liefert.‍[62] Das ausgewählte Textkorpus, das in maschinenlesbaren .txt-Dateien vorlag, wurde keinem weiteren preprocessing unterzogen.‍[63] Angepasst wurde die Stoppwortliste, die Mallet zur Verfügung stellt.‍[64] Die passenden Einstellungen für das Programm wurden nach einer Reihe von Testläufen wie folgt festgelegt: Die Anzahl der Wörter je topic wurde auf 20 gesetzt. Die mit dieser Einstellung modellierten topics erwiesen sich als hinreichend aussagekräftig. Die Iterationsfrequenz wurde auf 2000 festgelegt, da die modellierten topics mit dieser Einstellung kohärenter ausfielen als bei einer Wiederholungsrate von 1000. Das bei Mallet erforderliche Optimierungsintervall wurde auf 20 festgelegt.‍[65] Schwieriger war die Anzahl der topics festzulegen, da sie einen größeren Einfluss auf die Ergebnisse der Rechenoperationen hat. Um die Unterschiede erfassen zu können, wurde die Analyse mit verschiedenen Einstellungen durchgeführt; konkret wurden Modellierungen von 6 bis 11 topics sowie eine Modellierung mit 20 topics durchgeführt. Die Modellierung mit 10 topics wurde noch einmal wiederholt, um die Varianzen des Verfahrens zu erfassen. Auf diese Weise ergab sich eine Reihe von acht Ergebnissen, die Auskunft darüber gibt, wie sich Themen in kleinere Themen aufspalten können, wenn man dem Programm eine größere Anzahl von topics vorgibt. Die Entscheidung darüber, wie plausibel solche Aufspaltungen und die daraus resultierenden ›Unterthemen‹ sind, obliegt dem Forschenden, der die Kohärenz der modellierten topics einschätzen muss. Für das hier analysierte Korpus erwies sich die Modellierung von zehn topics als besonders aussagekräftig. Um die unterschiedlichen topics auf einen Blick erfassen zu können, wurden die Ergebnisse der Modellierung als Wortwolken visualiert.

3. Themen populärer Jahrmarktdrucke I: Familie – Liebe & Treue – Mord – Verbrechen – Räuber

[18]Wovon erzählen also Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts ihren Leser*innen? Ein Topic Modeling mit angenommenen zehn topics ergibt den oben in Abbildung 3 dargestellten Befund. Schon beim flüchtigen Blick auf die Ergebnisse springt ein topic ins Auge, das im Korpus prominent vertreten ist und dem das Programm – und zwar unabhängig von der Zahl der angenommenen topics – für fast alle Kleindrucke des Korpus hohe Wahrscheinlichkeitswerte attestiert (Abbildung 5).

Abb. 5: Topic 7 (›Familie‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 5: Topic 7 (›Familie‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[19]Die meisten Wörter, die in diesem topic zu finden sind, bezeichnen Figuren: vater, mutter, kind/er, sohn, tochter, mann, frau und mädchen. Aufgrund dieses Befunds liegt es nahe, das Thema als ›Familie‹ zu bezeichnen. Dass es sich bei diesem Thema um eine Art Oberthema aller Jahrmarktdrucke handelt, zeigen nicht nur die hohen Werte an, sondern auch die Tatsache, dass das topic Wörter enthält, die im gesamten Korpus ohnehin am häufigsten vorkommen.‍[66] Wovon auch immer die Texte (noch) erzählen: Ihre Erzählungen sind fast immer auf Familienkonstellationen bezogen und ermöglichen damit einen direkten Bezug auf die Lebenswelt der zeitgenössischen Adressat*innen (leben). Im Unterschied zu anderen Themen ist dieses Thema nicht lokalisiert und enthält offenbar auch keine signifikanten Requisiten – auch die rätselhafte hand erscheint, wie der Blick in die Texte verrät, in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen. Die Wörter, die Handlungen andeuten (ging, kam, ließ), sind ebenso vage wie die Zeitangaben (zeit, jahre) und Abstrakta (leben, liebe), sodass Spekulationen über die Geschichten, die hier erzählt werden, schwierig sind. Immerhin deuten die Begriffe gott und vater das religiöse und patriarchalische Weltbild an, in dem die Familienstrukturen verankert sind.

[20]Auf dieses Weltbild hat auch die ältere Bänkelsangforschung hingewiesen, allerdings mit Blick auf ein anderes Thema, das an »der Spitze der Beliebtheitsskala«‍[67] stehe: »Geschichten, die von glücklicher, oder besser von unglücklicher Liebe berichten«.‍[68] Solche Liebesgeschichten finden sich auch im Oldenburger Korpus, wie ein topic verrät, in dem das Wort liebe ebenfalls enthalten ist (Abbildung 6).

Abb. 6: Topic 4 (›Liebe & Treue‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 6: Topic 4 (›Liebe & Treue‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[21]Anders als das Familien-Thema setzt sich dieses topic aus Wörtern zusammen, die genauere Auskunft über die Geschichten geben, um die es geht. Neben Figuren wie dem bruder und den liebenden (das aber auch ein Adjektiv sein kann und dann eher in den Bereich Abstrakta fiele) sind die zahlreichen adeligen Figuren auffällig (fürst/en, baron, kaiser, prinzen). Signifikant sind auch die thränen, die in keinem anderen Thema vorkommen und die man als Requisit rührseliger Erzählungen einordnen könnte. Dazu kommen Wörter, die Motive anzeigen (schwur, reise). Einen besonderen Stellenwert für das Thema haben zwei Abstrakta: die schon genannte liebe und die für dieses Thema einzigartige treue. Diese beiden Wörter markieren genau das, was Petzoldt als ideologischen Kern der »Liebesgeschichten« im Bänkelsang beschrieben hat: In deren Zentrum stünden die »Treue« als einer »der Hauptwerte des Bänkelsangs« sowie das »Ideal einer Liebe, die weniger auf seelischen Empfindungen und individueller Zuneigung basiert, als auf den sozialen Stand bezogen ist«‍[69] – Letzteres deutet sich bei den Topic Modeling-Ergebnissen in den vielen adeligen Figuren an.

[22]Eine Präzisierung dieses Befunds legt der Blick in die Texte nahe, denen eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit für das topic attestiert wird, geht es doch darin nicht nur um Liebe im Sinne einer romantischen Paarbeziehung. In einem Jahrmarktdruck mit dem Titel Das arme Hirtenmädchen (in dem das Wort liebe nicht auftaucht) überführt ein verkleideter Prinz einen bösartigen Wirt und sorgt dafür, dass ein gutherziges Hirtenmädchen heiraten kann. In einem Druck namens Seltene Geschwisterliebe versucht eine Schwester, ihren fälschlich verurteilten Bruder aus sibirischer Strafgefangenschaft zu retten, indem sie beim Zaren um Gnade bittet – sie kommt allerdings zu spät. Und in Der Liebesmord, verübt von dem Matrosen Jan van de Berg ermordet ein Matrose seine ehemalige Geliebte, die sich während seiner langen Abwesenheit einem neuen Mann zugewandt hat. Liebesgeschichten sind diese drei Erzählungen in einem weiteren Sinne: In der Hirtenmädchen-Erzählung sind es die Nächstenliebe der Protagonistin und die »Güte«‍[70] des Fürsten, die am Ende triumphieren – was das Lied am Ende des Druckes noch einmal betont. Während der »ärmer[e] Bruder«‍[71] hier metonymisch für alle Mitmenschen steht, ist es in der Erzählung Seltene Geschwisterliebe ein tatsächlicher Bruder, für den sich die Schwester mit »große[r] Liebe und Treue«‍[72] einsetzt. In der Erzählung vom Liebesmord steht demgegenüber die Kehrseite im Mittelpunkt: Die »treue Liebe« des Matrosen trifft auf die »Untreue« seiner Braut,‍[73] mit schlimmen Folgen. So macht es der Blick auf diese drei Texte plausibel, das Thema nicht auf Liebesgeschichten im Sinne romantischer Paarbeziehungen zu beschränken, sondern es, den zitierten Formulierungen der Texte folgend, als ›Liebe & Treue‹ zu bezeichnen. In einem weiteren Sinne kann diese Treue dann auch tugendhaftes Verhalten insgesamt umfassen, wie es das Lied am Ende der Liebesmord-Erzählung nahelegt, das den Leserinnen und Zuhörern empfiehlt, »die Tugend im Gemüthe«‍[74] zu behalten. Plausibilisiert wird die Benennung des Themas nicht zuletzt auch dadurch, dass Jahrmarktdrucke, die ›Treue‹ und ›Liebe‹ im Titel tragen, hohe Wahrscheinlichkeitswerte für dieses topic erreichen.‍[75]

[23]Im Titel der Erzählung vom Liebesmord, verübt von dem Matrosen Jan van de Berg deutet sich bereits ein weiteres Thema an, das für den Bänkelsang äußerst wichtig ist und sich hier mit dem Thema ›Liebe & Treue‹ vermischt: das Thema ›Mord‹. Tatsächlich werden diesem Jahrmarktdruck dann auch hohe Wahrscheinlichkeitswerte für ein topic zugeordnet, das die Wörter mörder, mord und that umfasst (Abbildung 7).

Abb. 7: Topic 0 (›Mord‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 7: Topic 0 (›Mord‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[24]Zum Thema ›Mord‹ passen dann auch die weiteren Wörter des topics. Sie benennen weitere Figuren (frau, mensch/en, opfer, bruder), räumliche Konstellationen (wohnung, hause, fenster) und Requisiten (blut, geld, messer, kopf, leichnam) – wobei das rätselhafte Fenster sich beim Blick in die Texte als beliebter Fluchtweg entpuppt. Zu den Wörtern, die auf Motive – im narratologischen Sinne von ›Handlungskernen‹ – verweisen, gehören, neben mord, that und verbrechen tendenziell auch verübt und ermordet. Beide Wörter ergänzen sich mit anderen Wörtern des topics, sodass der Handlungszusammenhang deutlicher wird: Man verübt einen mord oder ermordet als mörder einen menschen, der zum opfer wird.

[25]Zu den Jahrmarktdrucken, denen für dieses Thema die höchsten Wahrscheinlichkeiten attestiert werden, gehört der Druck Der furchtbare Mord, welchen der Sohn an seiner Mutter und seinen vier Geschwistern verübt hat. Der Prosatext in diesem Jahrmarktdruck beginnt so:

»Wie Jähzorn und Heimtücke, verbunden mit Neid und Mißgunst, den Menschen zum Verbrechen treibt und zum blutigen Mörder macht, der selbst seine leibliche Mutter nicht schont und das Blut seiner Geschwister mit vollkommener Ueberzeugung vergießt, zeigt folgende wahre, schreckliche Begebenheit, die sich in Mühlhausen im Elsaß zugetragen. [meine Herv., C.S.]«‍[76]

[26]Von den Wörtern, die das topic konstituieren, finden sich in diesem kurzen Abschnitt bereits vier. Im weiteren Verlauf des Textes tauchen dann, wie die Volltextrecherche zeigt, noch viele weitere Wörter des topics auf (es fehlen lediglich: frau, opfer, geld und kopf). Ebenso wichtig wie die Wörter scheint hier allerdings der Erzählduktus zu sein, den man vielleicht ›dramatisierend‹ nennen könnte. Auf dem Titelblatt des Drucks kündigt sich dieser Duktus bereits an, wird doch der ›furchtbare Mord‹ dort nicht nur als ein solcher benannt, sondern auch mit einem Holzschnitt gezeigt und typografisch hervorgehoben (Abbildung 2). Im Prosatext tragen dann, auf lexikalischer Ebene, bestimmte Adjektive (»scheußliche[r] Mörder«), Bezeichnungen für den Mörder (»Bösewicht«, »Unmensch«) und Komposita wie »Mordzimmer« oder »Blutthat« zu diesem Erzählduktus bei. Dazu kommt – immer noch auf lexikalischer Ebene – die Betonung der verkehrten Familienverhältnisse (»unnatürliche[r] Sohn«, »unmenschliche[r] Bruder«), in der sich eine moralische Dimension andeutet, die am Ende des Textes noch einmal in sentenzartiger Zuspitzung formuliert wird: »Drum halt fest an Gottes Wort / Nur auf ewig immer fort.« Solche Besonderheiten des Erzählens (discours) bilden sich in den Wörtern, die das Thema ›Mord‹ definieren, allerdings nicht direkt ab, sondern lassen sich allenfalls daraus erschließen.

[27]Dass man von Mord und Verbrechen auch anders erzählen kann, zeigt der Blick auf ein weiteres topic, in dem die Wörter verbrechen und that (sowie der Genitiv mordes) enthalten sind (Abbildung 8).

Abb. 8: Topic 9 (›Verbrechen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 8: Topic 9 (›Verbrechen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[28]Daneben enthält dieses topic aber auch Wörter, die sich im diskutierten Mord-Thema nicht finden, darunter die Wörter angeklagten, untersuchung, schuldig und verdacht. Zusammengenommen verweisen diese Wörter, die unterschiedliche Aspekte der erzählten Welt abdecken (Figur, Motiv, Abstrakta), auf eine andere Art von Verbrechensgeschichte. Wie diese andere Art genau ausschaut, zeigt der Blick in die Texte. Die drei Drucke mit den höchsten Wahrscheinlichkeitswerten für dieses topic ähneln sich in der Art und Weise, wie sie das Thema präsentieren. Im Ansatz ist das schon ihren Titeln abzulesen, die eine hohe Informationsdichte aufweisen, exemplarisch in einem Jahrmarktdruck mit dem Namen Verbrechen und Hinrichtung der Kindesmörderin Charlotte Bennecke, geb. Hupe, genannt Meyer, aus Nettelrede, welche ihr dreijähriges Kind dem Wassertode geopfert und am 23. Juli 1861 in Hannover durch das Fallbeil hingerichtet wurde.‍[77] Dieser und andere Texte zeichnen sich durch einen berichtenden Erzählduktus aus: Sie sind an Informationen interessiert, präsentieren Analysen und Schlussfolgerungen, lassen Zeugen zu Wort kommen, berichten von polizeilichen Ermittlungen und juristischen Verfahren. Deutlich ist das etwa dem Beginn eines Textes abzulesen, der von der Doppelhinrichtung der Wittwe Henriette Krebs und des Schlachters Wilhelm Brandes berichtet:

»Am 7. Dezember 1873 verstarb zu Braunschweig unter äußerst verdächtigen Symptomen der Bäckermeister Carl Krebs und ergaben die chemischen Analysen, daß sein Tod durch Vergiftung erfolgt war. Verschiedene dringende Vermuthungen wiesen darauf hin, daß seine eigene Ehefrau ihm das Gift beigebracht und sie in ihrem Geliebten, dem Schlachter Wilhelm Brandes, einen Helfershelfer und Verführer habe. Beide wurden gefänglich eingezogen und nachdem die Untersuchung den Verdacht völlig bestätigt, ihnen der Prozeß gemacht. [meine Herv., C.S.]«‍[78]

Darauf folgen Auszüge aus einer »Rede des Staats-Anwalts […], welche das Sachverhältniß genau darstellt«,‍[79] die Wiedergabe des Urteils und eine Beschreibung der Hinrichtung. Schon in diesem kleinen Auszug finden sich fünf der Wörter, die das topic ausmachen; fast alle anderen charakteristischen Wörter folgen an späterer Stelle des Textes, darunter auch angeklagte und schuldig.‍[80]

[29]Tendenziell rückt das Topic Modeling mit diesem zweiten topic also Elemente in den Blick, die eine andere Art von Verbrechensgeschichte ergeben: eine eher kriminalistisch-analytisch erzählte Geschichte. Um die beiden Varianten auseinanderzuhalten, könnte man hier vom Thema ›Verbrechen‹ sprechen. Wenngleich das Topic Modeling lediglich in der Lage ist, Elemente der histoire zu erfassen, so deuten einzelne Wörter des topics Erzählweisen (discours) an. So erweist sich Topic Modeling hier als Explorationsinstrument im besten Sinne, regt es doch dazu an, unterschiedliche narrative Ausprägungen des Oberthemas ›Mord und Verbrechen‹ anzunehmen – wobei die Zuweisungen des Programms zu den beiden Themenbereichen nicht immer ganz treffsicher sind, sodass der Blick auf die Texte notwendig bleibt.‍[81]

[30]Während sich die beiden diskutierten Themen mühelos dem Bereich Mord und Verbrechen zuweisen lassen, den bereits die Bänkelsangforschung benannt hat, scheint ein weiterer Themenkomplex sich von diesem Bereich so sehr abzuheben, dass es sinnvoll ist, ihn (im Unterschied zur Forschung) als eigenständiges Thema zu behandeln. Was hier erzählt wird, zeigen die Wörter, die das topic konstituieren, sehr deutlich (Abbildung 9): Räubergeschichten. Stärker als bei den bisher diskutierten topics entsteht über diese Wörter beim menschlichen Betrachter das Bild einer diegetischen Welt, die in der Literatur seit Ende des 18. Jahrhunderts populär ist.

Abb. 9: Topic 3 (›Räuber‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 9: Topic 3 (›Räuber‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[31]Obgleich in dieser Räuberwelt auch Verbrechen und Morde vorkommen, ja die Regel sind, scheinen diese für das Thema ›Räuber‹ nicht im gleichen Maße konstitutiv zu sein wie für die Mordgeschichten und Verbrechensberichte. Nur das Wort blut deutet im topic diese Dimension der Räubererzählungen an, für die ansonsten offenbar eher Figurenkonstellationen (räuber-/hauptmann, räuber-/bande, jäger, graf, gräfin, soldaten, oberst) und räumliche Bezüge (wald, höhle, schloß) konstitutiv sind. Motive klingen in den Wörtern thaten und gefangen an – erstere konnotieren hier die (wahlweise heroischen oder schrecklichen) Aktionen von Räubern, das letztere Wort weist auf deren typisches Schicksal hin.

[32]An diesem klar konturierten Räuber-Thema, dessen Existenz angesichts der Titel der Jahrmarktdrucke nicht überraschend ist, lässt sich noch etwas anderes gut zeigen: die Tauglichkeit von Topic Modeling-Ergebnissen als Suchinstrument. Diese Ergebnisse ermöglichen es nämlich, Räubergeschichten im Korpus aufzuspüren, die aufgrund ihres Titels nicht als solche erkennbar wären.‍[82] Folgt man den Wahrscheinlichkeitswerten, die Mallet für dieses topic angibt, findet man beispielsweise die Kleindrucke Der geheimnißvolle Rächer, die Beschreibung einer wahren und rührenden Begebenheit aus den jüngsten Kriegsereignissen in Spanien und Des Vaters Fluch, des Sohnes Segen. Alle drei Heftchen enthalten, Mallet zufolge, mit hoher Wahrscheinlichkeit das Räuber-Thema. Und tatsächlich belegt der Blick in die Erzählungen, dass Räuberelemente darin tragende Rollen spielen. Der Protagonist des Geheimnißvollen Rächers, ein Handwerksbursche, wird im Wald zunächst Zeuge einer Entführung durch einen Räuber; später wird er selbst von »wilden Kerlen«‍[83] entführt. Die Wahre und rührende Begebenheit besteht darin, dass ein junger Mann, der als Kind in Räuberhände geraten war, zufällig seiner leiblichen Mutter in den Wirren des Ersten Carlistenkrieges (1833–40) in Spanien das Leben rettet.‍[84] Der vielleicht überraschendste Fund ergibt sich, mit Hilfe der Ergebnisse des Topic Modelings, beim dritten genannten Kleindruck: Bei Des Vaters Fluch, des Sohnes Segen handelt es sich um eine Nacherzählung von Friedrich Schillers Räubern, in der natürlich auch Räuber auftreten – neben den Brüdern Carl, Franz und ihrem alten Vater, der auf einer »Moorburg«‍[85] lebt.

4. Themen populärer Jahrmarktdrucke II: Horror

[33]Die bisher erläuterten Ergebnisse des Topic Modeling lassen sich, das sollte deutlich geworden sein, gut auf die thematischen Gliederungsvorschläge der Bänkelsangforschung beziehen, wenngleich sie eine präzisere Unterteilung der Themen nahelegen. Für ein topic, das nun zu diskutieren ist, gilt das nicht im gleichen Maße. Dieses topic (das erstmals bei angenommenen neun topics modelliert wird) ist auf den ersten Blick rätselhaft und scheint keiner der von Petzoldt vorgeschlagenen Kategorien zu entsprechen. Das Wortfeld des topics enthält (bei zehn angenommenen topics, Abbildung 10) zahlreiche Wörter, die auch in anderen Themen auftauchen, darunter kind, vater und herz (Thema ›Familie‹), blut und mörder (Thema ›Mord‹) und wald (Thema ›Räuber‹).

Abb. 10: Topic 8 (›Horror‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 10: Topic 8 (›Horror‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[34]Zusammen mit weiteren Wörtern des topics bilden diese Wörter ein neues semantisches Feld aus. Zu den Figuren des Themas gehören (neben kind, vater und mörder) noch das weib (nicht aber: die frau), der oder die alte und der graf. Als Raum erscheint neben dem wald noch der rätselhafte boden. Requisiten sind (neben dem blut und dem herz, wobei man Letzteres auch als Abstraktum lesen kann) die augen. Einen deutlicheren Hinweis auf das, wovon erzählt wird, scheinen drei Wörter zu geben, die für dieses Thema exklusiv sind. Dabei impliziert rache ein Motiv, während sich die Abstrakta wuth und schreckliche als affektive Begriffe lesen lassen. Was für Geschichten werden hier also erzählt?

[35]Die Titel der Drucke, denen das Programm hohe Wahrscheinlichkeiten für das Thema attestiert, lassen Schlimmes erahnen. Einer von ihnen lautet Ein Weib als Ungeheuer oder Formosa, die Menschenschlächterin. Erzählt wird von einer geschändeten Frau, die zunächst nur (schlimm genug) ihr Kind im Wald ermorden will, dann aber zur grausamen Männermörderin schlechthin wird, nachdem ihr ein Bandit zur Rache geraten hat: »[R]äche dich an dem schändlichen Verführer, schwöre Rache, Rache alle den verderblichen buhlerischen Männern«.‍[86] Und so kommt es, wobei es der Text an grauslichen Details nicht fehlen lässt; so werden etwa die Leichen der massenhaft ermordeten Männer an Londoner Kliniken verkauft. Auch die Abstrakta wuth und schreckliche klingen immer wieder an: »[U]nd so wütheten die Schrecklichen, selbst der Himmel schien blind ob solcher Gräuelthaten«.‍[87]

[36]Ähnlich krass geht es in einem Text namens Die Banditen-Tochter zu, dessen Untertitel einen schrecklichen Fluch der Sünde ankündigt. Die Sünde der laut Erzähler »schauerliche[n] Geschichte«‍[88] besteht in inzestuöser Sexualität. Auch hier schwört eine Protagonistin »den Männern Rache«, wird zur »Höllenfürstin« und Anführerin einer Räuberbande, die in Spanien wütet. Drastische Szenen finden sich schließlich auch in der Erzählung von den Schauderthaten eines schrecklichen Vaters, in der ein geiziger Alter seine Schwiegertochter und deren Kinder in einem »finstre[n] Kellergewölbe« einsperrt: einem »schauerlichen Kerker zwischen morschen Särgen und verwitterten Todtengebeinen«.‍[89] Es kommt zu kannibalistischen Szenen, und als der Sohn, den der Vater in ferne Länder geschickt hatte, zurückkehrt, ist nicht mehr viel zu retten:

»Vor Entsetzen erblickt er am Boden, mitten zwischen Särgen und Haufen von Leichengebeinen ein halb verwestes Weib, 4 Kinder halb verfaulend Fleisch halb Knochengerippe liegen. Er tritt näher, seine Augen stieren wild[,] seine Kniee schlottern, sein Mund stößt Verwünschungen aus. Mein Gott, schreit er, das ist Emilie, mein erstes Weib, meine armen Kinder. O schreckliches Verhängniß, brüllte er wüthend. [meine Herv., C.S.]«‍[90]

[37]Der Sohn wird schließlich zum Rächer seiner Familie, der sich »[s]chnaubend vor Wuth« auf seinen Vater stürzt und diesen mit einer »Keule« tötet, sodass »das Gehirn u. Blut wild umherspritzten, und der Alte mit zerschmetterten [sic] Hirn leblos zu Boden rollte« (meine Herv., C.S.). Danach bringt er, wahnsinnig geworden, auch noch seine neue Frau und seine Kinder mit einer Axt um, bevor er sich in einen »dunklen Abgrund« stürzt und »mit gebrochene[m] Genick und Gliedern« stirbt.

[38]Der kleine Überblick mag genügen, um die thematische Gemeinsamkeit der Texte zu benennen: Es handelt sich um Erzählungen, die die menschliche Faszination für Gewalt und Ekel ansprechen, indem sie ›schreckliche Geschichten‹ erzählen, in denen Gewalt eng auf familiäre Konstellationen bezogen ist und mit starken Affektzuständen (wuth) einhergeht. Im Falle der Rache sind diese Affektzustände sogar handlungsbegründend – was aber nicht in allen Texten eine so wichtige Rolle spielt wie bei den bisher angesprochenen.‍[91] Ob man diesen Affektzuständen das herz zurechnen kann, bleibt offen, läge doch die Lesart als Requisit und Körperteil (augen) angesichts der drastischen Beschreibungen ebenso nahe. Es scheint plausibel, das Thema mit einem anachronistischen Begriff als ›Horror‹ zu benennen. Erneut erweist sich das Topic Modeling als geeignetes Explorationstool, um diesem Thema auf die Spur zu kommen und die (relative) Eigenständigkeit der Geschichten zu erkennen, in denen die Erzählbausteine des Themas in spezifischer Weise zusammenkommen. So wird es möglich, eine literarische Traditionslinie in den Jahrmarktdrucken aufzuspüren, die von der Schauerliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts über das grand guignol-Theater des frühen 20. Jahrhunderts bis zum body-Horrorfilm der Gegenwart führt.‍[92] Dabei gibt die Benennung zu erkennen, dass sich bei diesem Thema wiederum die Bausteine der Geschichte mit einer bestimmten Erzählweise zu verbinden scheinen – was nicht nur im Wort schreckliche (als Adjektiv gelesen) anklingt, sondern auch in Wörtern wie rief oder sprach. Genauere Informationen darüber könnte aber nur der Blick in die Texte geben.

5. Themen populärer Jahrmarktdrucke III: Schiffsreisen – Katastrophen – Krieg – Revolution

[39]Weniger rätselhaft als das Thema ›Horror‹ sind vier weitere Themenbereiche, die nun abschließend zu diskutieren sind. Alle vier wurden von der älteren Bänkelsangforschung als solche benannt, wenngleich sich im Oldenburger Korpus eine wichtige Differenzierung andeutet. Petzoldt unterschied zwischen Unglücksfällen (»Schiffs-, Eisenbahn-, Bergwerksunglücke«), Naturkatastrophen (»Erdbeben, Wassernot, Hungersnot, Feuer«) sowie »[z]eitgeschichtliche[n] Themen und Kriegsereignissen«.‍[93] Im Topic Modeling mit angenommenen zehn topics findet sich das Wort unglück in zwei topics wieder. Von einem dieser beiden topics war bereits im Zusammenhang der methodischen Vorüberlegungen die Rede: Es ist das Thema, dessen Wörter eine maritime Welt evozieren (Abbildung 4). Zu dieser Welt gehören spezifische maritime Figuren (kapitän, matrosen, mannschaft), Räume (meer, küste, ufer, insel, land, bord) und Requisiten (boot, das sich aber auch als Raum lesen lässt). Wörter wie reise und fahrt rufen Motive auf. Lediglich die Wörter sturm und unglück (Letzteres kann man wahlweise als Motiv oder als Abstraktum lesen) weisen darauf hin, dass die maritime Welt unter dem Vorzeichen der Gefahr erscheint. Da unglück allerdings, wie schon gesagt, für dieses Thema nicht exklusiv ist und zudem nicht zuverlässig im Wortfeld des topics erscheint,‍[94] erscheint es angebracht, das Thema als ›Schiffsreisen‹ zu bezeichnen – und nicht als ›Schiffsunglücke‹.

[40]Zu den Jahrmarktdrucken, die hohe Wahrscheinlichkeitswerte für das Thema aufweisen, gehören Die Explosion am Bord der Hammonia und Die unglückliche Reise eines Hamburger Schiffes. Beide Drucke erzählen, wie die (Kurz-)Titel schon zu erkennen geben, von Schiffsreisen mit katastrophischem Ausgang.‍[95] Der Prosatext der Unglücklichen Reise (der einem der zwei Prosatexte des Explosions-Drucks entspricht) beginnt mit einer Leseradressierung und enthält bereits vier für das topic konstitutive Wörter:

»Alle geehrten Leser werden mit frohen Mienen ein Schiff mit vollen Segeln betrachten, welches unter fröhlichem Matrosengesang und mit bunten Flaggen unsern freien Elbstrom hinabfährt, um eine weite Reise anzutreten. Aber wie verhängnißvoll eine solche Reise oft ist, welches Unglück der munteren Mannschaft oft bevorsteht, davon hat Niemand Ahnung […]. [meine Herv., C.S.]«‍[96]

[41]Dass der Explosions-Druck noch einen zweiten Text enthält, der sehr viel informativer berichtet und (nach eigener Aussage) auf einem Zeitungsartikel beruht, ist ein Hinweis darauf, dass sich auch von Unglücksfällen unterschiedlich erzählen lässt.‍[97] Die Ergebnisse des Topic Modelings enthalten darauf jedoch diesmal keinen Hinweis, anders als etwa bei den Mord- und Verbrechensgeschichten. Die Erwähnung ›unsere(r) Elbe‹ ermöglicht allerdings eine Hypothese zu dem Befund, dass Schiffsunglücke in der Oldenburger Sammlung so prominent vertreten sind: Maritime Themen sind für norddeutsche Leser, aufgrund der Nähe zum Meer, vermutlich interessanter als beispielsweise Erzählungen von Bergwerkskatastrophen, die im Korpus nur einmal zu finden sind.‍[98] Wie schon bei dem Räuber-Thema, eignet sich das Topic Modeling auch wieder als Suchhilfe. So lassen sich maritime Themen auch dort entdecken, wo sie nur am Rande vorkommen, etwa im schon diskutierten Druck vom Liebesmord, verübt von dem Matrosen Jan van de Berg. Hier attestiert Mallet dem Thema ›Schiffsreisen‹ immerhin 1 % und erweist sich damit als feinfühlig für die Themenmischung des Textes (Abbildung 11), in dem eine Schiffsreise die lange Abwesenheit des Matrosen begründet.

Abb. 11: Themenmischung im Kleindruck Der Liebesmord. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 11: Themenmischung im Kleindruck Der Liebesmord. [Grafik: Christian Schmitt]

[42]Ein zweiter Themenbereich, der ganz eindeutig nur mit katastrophischen Ereignissen zu tun hat, erscheint beim Topic Modeling mit zehn angenommenen topics als eigenes Thema (Abbildung 12).

Abb. 12: Topic 1 (›Katastrophen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 12: Topic 1 (›Katastrophen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[43]Signifikant für diesen Themenbereich ist das Wort feuer, das mit weiteren Wörtern dieses topics ein semantisches Feld bildet, zu dem keine maritimen Räume gehören, sondern Siedlungen an Land (stadt, häuser, gebäude). Was dort passieren kann, bringt das motivische Wort brand zum Ausdruck, dem sich als Requisiten noch die flammen, aber auch wasser und sturm beigesellen. Zu den Abstrakta zählen (neben dem unglück) Wörter wie unglücklichen, armen (die man beide aber auch als Figuren lesen kann), hülfe und zerstört – wobei die beiden letzteren auch als Motive gedeutet werden können. So scheint es plausibel, das Thema als ›Katastrophen‹ zu benennen, die allesamt an Land stattfinden.‍[99] Der Blick auf konkrete Jahrmarktdrucke bestätigt diese Deutung: Zu den Jahrmarktdrucken, denen dieses Katastrophen-Thema mit höchster Wahrscheinlichkeit zugerechnet wird, zählen Hamburg in seiner fürchterlichen Unglückszeit und Der große Brand von Vreden.‍[100] Beide Drucke berichten von Stadtbränden, während ein dritter, Die schreckliche Sturmfluth und Wassersnoth, von einer Katastrophe erzählt, »welche die armen, unglücklichen Bewohner an beiderseitigen Ufern der Elbe […] so jammervoll betroffen hat«.‍[101] Auch konkrete Siedlungen werden später benannt. Interessant ist, dass dieser Text gleich zu Beginn feuer und wasser verbindet: »Feuersnoth ist schrecklich, aber Wassersnoth ist noch schrecklicher!«‍[102] Solche Verbindungen erklären, warum beide Wörter in dem dazugehörigen topic zu finden sind und warum das topic nicht auf Brandkatastrophen zu beschränken ist, sondern alle Gefahren umfasst, die Bewohnern – wie sie auch im vollständigen Titel des Druckes auftauchen – von Siedlungen drohen.

[44]Auffällig sind zwei Wörter, die Figurengruppen bezeichnen, welche mit städtischen Katastrophen nicht kompatibel zu sein scheinen: christen und türken. Was verbirgt sich dahinter? Der Blick in einen Druck, den Mallet mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Thema ›Katastrophen‹ zuordnet, verrät mehr. Er trägt den Titel Die schauderhafte Ermordung von 11,000 Christen und das Blutbad in Damaskus in den Tagen vom 29. Mai bis 30. Juni 1860. durch die Drusen und Türken. Liest man in den Text hinein, so wird schnell deutlich, worauf die Zuordnung beruht, werden Teile der Stadt Damaskus doch im Zuge interreligiöser Konflikte verwüstet: »[D]ie einzelnen Christenstadttheile lagen in Trümmern; die Flammen loderten noch hell auf und der Himmel färbte sich mit ihrer Glut; in den Straßen lagen Balken und verkohlte Leichname […].«‍[103] Das entspricht den Beschreibungen von Brandkatastrophen in anderen Kleindrucken. Allerdings werden die Wörter christen und türken dem Thema ›Katastrophen‹ nicht konsequent zugeordnet: Wiederholt man die Modellierung mit zehn topics, so tauchen die beiden Wörter nun zusammen mit schiff und meer auf und ergänzen dort mit den ebenfalls neuen Wörtern sultan und wilden die Gruppe der Figuren (Abbildung 13).

Abb. 13: Topic 5 (›Schiffsreisen‹, alternative Modellierung). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 13: Topic 5 (›Schiffsreisen‹, alternative Modellierung). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[45]Offenbar verweisen diese Figuren auf das, was Petzoldt als »Exotika« verbucht hat: »›exotische‹ Elemente«, die »als Staffage benutzt werden«.‍[104] Das Thema ›Schiffsreisen‹ erscheint so stärker unter abenteuerlichen als unter katastrophischen Vorzeichen – das Wort unglück fehlt bei dieser Modellierung im topic gänzlich. In der zitierten Schiffserzählung von der Unglücklichen Reise überlagern sich die beiden Aspekte, geraten die Überlebenden einer Havarie hier doch wiederholt »unter Wilde«,‍[105] womit der Text exotistische Bedürfnisse stillt. Ein eigenständiges Thema bilden solche ›Exotika‹ in den Modellierungen jedoch nicht aus. Dass es bei Modellierungen mit gleichen Parametern zu solchen Variationen kommen kann, ist noch einmal ein wichtiger Hinweis darauf, dass bei der Benennung von Themen Vorsicht geboten ist. Ob von Schiffsreisen eher abenteuerlich oder eher katastrophisch erzählt wird – oder ob beide Aspekte gleichwertig sind –, kann nur der menschliche Blick auf konkrete Jahrmarktdrucke zeigen.

[46]Eindeutiger scheinen die Ergebnisse bei dem Themenkomplex auszufallen, den die Bänkelsangforschung als ›zeitgeschichtliche Themen und Kriegsereignisse‹ bezeichnet hat. Bei der Modellierung von zehn topics differenziert sich dieser Komplex in zwei distinkte Themen aus: ›Krieg‹ einerseits und ›Revolution‹ andererseits. Das Thema ›Krieg‹ (Abbildung 14) umfasst neben dem mann die national konnotierten Figuren(-gruppen) dänen, deutschen und preußen (das man freilich auch als Raum lesen kann); die militärischen Kollektive truppen, armee und corps; sowie den general und den feind. Bei letzterem scheint die Grenze zum Abstraktum ebenso fließend zu sein wie beim sieg, in dem sich zugleich ein Motiv manifestiert. Deutlicher verweisen die militärisch konnotierten Wörter kampf, schlacht und gefecht auf Motive, während als Requisit die batterie in Erscheinung tritt. Das feuer, das im militärischen Kontext keinen Brand meint, sondern den Beschuss oder das Kommando dazu, tendiert ebenfalls zum Motiv.

Abb. 14: Topic 6 (›Krieg‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 14: Topic 6 (›Krieg‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[47]Drei der Wörter, die Räume bezeichnen (schleswig, preußen, holstein, stadt), zeigen an, dass es in den Texten dieses Themas um konkrete Kriegsereignisse geht: den Konflikt zwischen Deutschland und Dänemark um die Herzogtümer Schleswig und Holstein, der zwischen 1848 und 1851 erstmals in kriegerischen Auseinandersetzungen kulminierte und 1864 als Deutsch-Dänischer Krieg ausgefochten wurde. Von ersteren erzählen Kleindrucke wie Die Schlacht bei Schleswig am 23. April 1848, während ein Jahrmarktdruck wie Die Erstürmung der Düppeler Schanzen von einer entscheidenden Schlacht des letztgenannten Krieges berichtet.‍[106] Dass die Kriege im Norden als eigenständiges und prominentes Thema in der Oldenburger Sammlung vertreten sind, dürfte wiederum mit der räumlichen Nähe zu tun haben; manchmal fechten sogar Oldenburger Truppen mit.‍[107]

[48]Das Thema ›Revolution‹ konstituiert sich demgegenüber über Figuren wie den könig, den kaiser und das volk – während soldaten und truppen offenbar ebenso gut zur Niederschlagung revolutionärer Erhebungen taugen wie zum Krieg (wo Soldaten übrigens nicht als Figur erscheinen; Abbildung 15).

Abb. 15: Topic 2 (›Revolution‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 15: Topic 2 (›Revolution‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]

[49]Der Name blum verweist auf einen berühmten Revolutionär, während die Ortsbezeichnungen paris, frankreich, stadt und straßen revolutionäre Räume evozieren. Besonders signifikant für Revolutionserzählungen scheint das Abstraktum freiheit zu sein, das sich exklusiv in diesem topic findet, während die Wörter, die auf Motive verweisen (schlacht und kampf) mit denen des Themas ›Krieg‹ übereinstimmen. Überraschenderweise erscheint das Wort krieg selbst nur im Revolutionsthema. Dass Erzählungen von der 1848er-Revolution ein eigenständiges Thema im Korpus der Jahrmarktdrucke bilden, macht der Blick auf die konkreten Drucke plausibel, denen dieses Thema mit hoher Wahrscheinlichkeit zugeordnet wird. Sie tragen Titel wie Ausführliche Geschichte der Revolution in Paris 1848 oder Die Revolution zu Paris 1848;‍[108] auch aus deutschen Städten wird berichtet.

[50]Allerdings zählt das Programm auch einen Kleindruck zu diesem Themenbereich, dessen Titel ein anderes Geschehen ankündigt: Der blutige Kampf in Italien zwischen den Oestreichern und Sardiniern. Warum wird dieser Druck nicht dem Thema ›Krieg‹ zugeordnet? Ein Grund scheinen die motivischen Überschneidungen der beiden Themen zu sein, die in den gemeinsamen Wörtern kampf und schlacht zum Ausdruck kommen: Ersterer taucht hier ja bereits im Titel auf. Liest man in den Text hinein, so findet sich eine weitere Erklärung für die Zuordnung: »Lange schon gährte es in Europa und die Politiker sahen schon lange einen großen und blutigen Krieg voraus; denn es war zu viel Zündstoff vorhanden.«‍[109] Das sind Bildfelder, wie man sie im Vor- und Nachmärz aus Revolutionserzählungen kennt. Der Konflikt, von dem erzählt wird (der sogenannte Sardinische Krieg, 1859), war zudem ein Teil der italienischen Bestrebungen nach »nationaler Unabhängigkeit«,‍[110] wie im Kleindruck selbst erläutert wird. Daher finden sich im Text viele Wörter, die für Revolutionstexte typisch sind, etwa könig und freiheit.

6. Distinkte Themen, bunte Mischungen: ein Fazit

[51]Welche Geschichten erzählen also Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts ihren Leserinnen und Lesern? Durch die Analyse der Oldenburger Sammlung mit Hilfe von Topic Modeling sind zehn Themen sichtbar geworden, hinter denen sich zehn unterschiedliche Arten von Geschichten (histoires) verbergen: Jedes dieser Themen zeichnet sich durch eine spezifische Kombination von Erzählbausteinen aus. Die Kleindrucke erzählen Geschichten von ›Familie‹, ›Liebe & Treue‹, ›Mord‹, ›Verbrechen‹, ›Räubern‹, ›Horror‹, ›Schiffsreisen‹, ›Katastrophen‹, ›Kriegen‹ und ›Revolutionen‹. Das Thema ›Familie‹, das im Korpus den größten Anteil hat (Abbildung 16), ist dabei am wenigsten als eigenständiges konturiert. Im Gegensatz dazu weisen alle anderen Themen Erzählbausteine auf, die signifikant für den thematischen Zusammenhang sind (Tabelle 2).

Abb. 16: Anteile der Topics im Korpus. [Grafik: Christian Schmitt]
Abb. 16: Anteile der Topics im Korpus. [Grafik: Christian Schmitt]
Familie Liebe & Treue Mord Verbrechen Räuber Horror Schiffsreisen Katastrophen Krieg Revolution
Nr. 7 Nr. 4 Nr. 0 Nr. 9 Nr. 3 Nr. 8 Nr. 5 Nr. 1 Nr. 6 Nr. 2
Figur vater
mutter
kind/er
mann
sohn
frau
eltern
mädchen
tochter
bruder/s
fürst/en
baron
gemahlin
kaiser
förster
liebenden
prinzen
mörder
frau
mensch/en
opfer
bruder
frau
angeklagte/n
ehefrau
wittwe
räuber/n
räuber/bande
räuber/hauptmann
graf/en
jäger
gräfin
soldaten
oberst
weib
kind
alte/n
graf/en
mörder
vater
(armen)
capitain
kapitän
mannschaft
matrosen
christen
menschen
türken
herr
(unglücklichen)
(armen)
frauen
arbeiter
dänen
truppen
deutsche/n
preußen
general
mann
armee
corps
(feind)
könig
volk/es
kaiser
soldaten
blum
franzosen
truppen
Raum paris
berg
höhle
wohnung
hause
(fenster)
(stock) höhle
schloß
wald/es
wald/e
boden
see
ufer
meer
bord
land
insel
küste
schiff/e
stadt
häuser
gebäude
schleswig
holstein
stadt
(preußen)
paris
stadt
italien
frankreich
straßen
Zeit zeit
endlich
jahre
zeit märz
februar
Motiv schwur
reise
mord
that
verbrechen
(ermordet)
(verübt)
that
untersuchung
mordes
verbrechen
(verdacht)
gefangen
thaten
rache sturm
reise
fahrt
(unglück)
brand
(sturm)
(zerstört)
(unglück)
(hülfe)
kampf
schlacht
gefecht
(sieg)
schlacht
krieg
kampf
Requisit hand thränen Blut
geld
messer
kopf
leichnam
leiche
gift
(stock)
blut herz
augen
blut
(armen)
schiff/e/s
boot
wellen
wasser
feuer
flammen
sturm
feuer
batterie
blut
Abstraktum leben
gott
liebe
liebe
treue
schuldig
weise
verdacht
lebendig armen
wuth
schreckliche
(herz)
(alten)
unglück unglück/lichen
hülfe
armen
großen
zerstört
feind
sieg
freiheit
blutigen
großen
Sonstiges / Name ging
kam
ließ
erhalten
rief
ernst
brandes
stock
gemacht
rief
sprach
preußischen
Tab. 2: Topics und ihre Erzählbausteine. [Grafik: Christian Schmitt]

[52]Manchmal sind diese Erzählbausteine ein Alleinstellungsmerkmal; manchmal kommt es aber auch zu Überschneidungen. Bestimmte Figuren sind etwa für die Räubergeschichten oder die Geschichten von Schiffsreisen wichtig. Letzere zeichnen sich zudem durch einzigartige Räume aus, was tendenziell auch für Katastrophen- und Revolutionsgeschichten gilt (die sich mit der stadt allerdings auch einen Raum teilen). Bei Texten, die von ›Liebe & Treue‹ oder ›Horror‹ erzählen, begründen demgegenüber, wie die abstraktere Benennung der beiden Themen zum Ausdruck bringt, abstrakte Konzepte die thematische Gemeinsamkeit in besonderem Maße. Gleiches gilt für Revolutionsgeschichten, die von freiheit erzählen. Signifikante Requisiten weisen beispielsweise die Mordgeschichten auf (geld, messer, kopf), die sich das blut allerdings mit Räuber- und Horrorgeschichten teilen. Die sich darauf reimende wuth ist, als affektiver Extremzustand, den Letzteren vorbehalten. Geschichten, die von ›Liebe & Treue‹ erzählen, haben als Requisit die thränen im Angebot. Verbrechensberichte bieten mit der untersuchung ein exklusives Motiv an, an dem sich die Handlung ausrichtet, während Horrorgeschichten dafür rache bevorzugen und Kriegsgeschichten auf gefecht und sieg hinauslaufen. Demgegenüber bestimmt die reise als Motiv sowohl (nomen est omen) Geschichten von Schiffsreisen als auch die Liebes- und Treuegeschichten. Spezifisch ist für letztere als Motiv der schwur. Als wenig aussagekräftig für die Themen der Jahrmarktdrucke erweisen sich insgesamt lediglich Zeitangaben, die nur in wenigen topics überhaupt auftauchen.

[53]Es liegt nahe, diese Themen und die für sie typischen Erzählbausteine als distinkte ›Genres‹ zu begreifen, wobei aber wiederum zu bedenken ist, dass in den Modellierungen nur das Was der Erzählungen sicher erfasst werden kann.‍[111] Während sich Topic Modeling in dieser Hinsicht als taugliches Mittel einer strukturalistisch-narratologischen Analyse erweist, die Auskunft über typische Bausteine populärer Geschichten (histoires) gibt, kann das Verfahren bezüglich der Erzählweisen (discours) nur erste Anhaltspunkte liefern. Um mehr darüber zu erfahren, wie populäre Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts ihren Leser*innen und Hörer*innen solche Geschichten erzählen, wären andere maschinelle Verfahren nötig.

[54]Was mithilfe der Topic Modeling-Analyse sichtbar wird, ist das bunte erzählerische Angebot, das die Jahrmarktdrucke im Rückgriff auf genrespezifische Muster ihren Leserinnen und Hörern unterbreiten. Noch bunter wird dieses Angebot, wenn man bedenkt, dass Themenmischungen in den einzelnen Kleindrucken nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind – was schon die ältere Bänkelsangforschung wahrgenommen hat.‍[112] In den Ergebnissen der Analyse werden diese Mischungen genau nachvollziehbar. Neben der schon angesprochenen Kombination von ›Mord‹, ›Familie‹ und ›Liebe & Treue‹ mit einer ›Schiffsreise‹ (Abbildung 11), finden sich alle möglichen weiteren Themenmischungen (Tabelle 1).

[55]So kombiniert, um abschließend noch einmal zwei Beispiele herauszugreifen, ein Kleindruck, der von der Schauderhaften Rache des scheußlichen Räubers Rudolph Spinori erzählt, eine Räubergeschichte mit Horror-Elementen.‍[113] Dass sich diese Mischung im Titel des Kleindrucks schon ankündigt – nebem dem räuber und der rache deuten auch die beiden Adjektive darauf hin –, ist ein Hinweis darauf, dass die Leserinnen in diesem Falle gezielt über das thematische Angebot des Kleindrucks informiert werden: Der Jahrmarktdruck bewirbt sein Thema schon vor der Lektüre. Weniger deutlich ist das der Fall bei der Räubergeschichte von Maria Carleton, oder genannt: Die französische Prinzessin, die offenbar auch noch eine Schiffsreise enthält und zudem mit je einer Prise ›Liebe & Treue‹, ›Horror‹ und ›Mord‹ gewürzt ist.‍[114] Insgesamt erweisen sich die Grenzen zwischen den Geschichten, die Jahrmarktdrucke anbieten, regelmäßig als durchlässig. Und vermutlich liegt gerade in den vielen möglichen Kombinationen generischer Erzählbausteine der Reiz für ein Publikum, das nach immer neuer Unterhaltung verlangt. Dessen ungeachtet bleiben die erzählerischen Grundmuster, die diesen bunten Mischungen zugrunde liegen, (wieder-)erkennbar: Die Jahrmarktdrucke offerieren ihren Leserinnen und Hörern stets dieselben und doch immer auch variierten Geschichten.


Fußnoten

  • [1]
    Diese praktikable Minimaldefinition des ›Populären‹ liegt dem Siegener SFB Transformationen des Populären zugrunde. Vgl. Döring et al. 2021.
  • [2]
    Vgl. dazu ausführlicher Schmitt 2023a.
  • [3]
    Grauenhafter Mord (a:2,66).
  • [4]
    Für das konkrete Druckerzeugnis sind die Begriffe ›Flugblatt‹, ›Flugschrift‹, ›Bänkelsängerheft‹ oder ›Moritatenheft‹ gebräuchlich. Vergleichbare Druckerzeugnisse gab es in vielen europäischen Ländern und Regionen, etwa in England, Schweden oder Norwegen, wo sie als (engl.) chapbook, (schwed.) skillingtryk oder (norw.) skillingstryck bezeichnet werden. Zuletzt wurden diese Medien rege im Kontext einer gesamteuropäischen popular print culture untersucht. Vgl. exemplarisch die Beiträge in Rospocher / Salman / Salmi (Hg.) 2019; Atkinson / Roud (Hg.) 2019; Grenby / Marazzi / Salman (Hg.) 2021.
  • [5]
    Braungart 1997, S. 190.
  • [6]
    Braungart 1997, S. 190.
  • [7]
    Vgl. dazu auch die kritische Einschätzung der gängigen Terminologie bei Grabbe / Schmitt 2023, S. 14–15.
  • [8]
    Braungart 1997, S. 191.
  • [9]
    Der Begriff ›Mischdruck‹, den ich der schwedischen Forschung entlehne, ist in der deutschsprachigen Forschung bisher nicht etabliert, obgleich er eine präzise Differenzierung der Materialien erlaubt. Karin Strand spricht von »kombinationstryck« (Strand 2016 S. 14), um diese Mischform zu bezeichnen. Hinsichtlich der Vertriebsstrukturen ist eine strikte Unterscheidung der beiden Formen von Kleindrucken übrigens nicht gerechtfertigt. Vgl. dazu Schmitt 2025.
  • [10]
    Vgl. zu den Lieddrucken Nehlsen 2023.
  • [11]
    Die Räuberbraut (a:3,102).
  • [12]
    Die Mutterliebe ist ohne Grenzen (a:1,41).
  • [13]
    Der getreue Hund (a:3,126).
  • [14]
    Verlagsverzeichnis des Verlages Hermann Reiche in Schwiebus (1924). Faksimile in: Eichler (Hg.) 1974, zwischen S. 146–147. Der Katalog und Zitate daraus auch bei Petzoldt 1974, S. 39–45, S. 66.
  • [15]
    Petzoldt 1974, S. 66.
  • [16]
    Petzoldt 1974, S. 66.
  • [17]
    Petzoldt 1974, S. 18.
  • [18]
    Petzoldt 1974, S. 19.
  • [19]
    Bei den Namen, die sich auf manchen Kleindrucken finden, handelt es sich um die Namen der Straßenmusikanten (›Bänkelsänger‹), die die Drucke verkauften. Dass diese Musikanten oft als Selbstverleger agierten, führt in heutigen Katalogisierungssystemen zu weiterer Verwirrung. Vgl. dazu Schmitt 2025.
  • [20]
    Einige davon hatte Petzoldt bereits im Rahmen einer Faksimile-Anthologie neu zugänglich gemacht (Petzoldt 1968).
  • [21]
    Petzoldt 1974, S. 18.
  • [22]
    Auch Rudolf Schenda hat die Oldenburger Sammlung in den 1970er Jahren für seine sozialhistorischen Studien zu ›populären Lesestoffen‹ herangezogen. Vgl. Schenda 1970; Schenda 1971; Schenda 1976.
  • [23]
    Vgl. zur Sammlung grundlegend den Katalog von Egbert Koolman (Koolman 1990).
  • [24]
    Die Digitalisierung erfolgte im Rahmen eines vom Land Niedersachsen geförderten und vom Verfasser in Kooperation mit der Landesbibliothek Oldenburg durchgeführten Forschungsprojekts. Vgl. Schmitt 2023b.
  • [25]
    Meine Zahlen orientieren sich an den aktualisierten Erschließungsdaten der Sammlung, die präziser sind als die Angaben in Koolmans Katalog. Zugänglich sind die neuen Metadaten über den Online-Katalog der Landesbibliothek Oldenburg ORBISplus. Die für die Kleindrucke der Sammlung verwendeten Signaturen der Landesbibliothek zeigen die Teilsammlung in der letzten Zeichengruppe an, also etwa: Spr XIII 4c 2 a:2,66.
  • [26]
    Beziehungsweise später in den daraus hervorgegangenen Teilen des Norddeutschen Bundes (ab 1867) und des Deutschen Reiches (ab 1870/1871).
  • [27]
    Vgl. Petzoldt 1974, S. 35–37.
  • [28]
    Vgl. zu Strackerjan, mit weiteren Literaturangaben, Schmitt 2023a, S. 84–92. Dass Ludwig Strackerjan diverse ›Zuträger*innen‹ hatte, hat sein Bruder Karl in einem Nachruf festgehalten. Das dürfte auch die Existenz von Drucken aus anderen Regionen Deutschlands erklären – so finden sich in der Sammlung beispielsweise fünf Drucke, die aus dem ostpreußischen Bartenstein nach Oldenburg gesendet wurden (1869) und drei undatierte Drucke vom Cannstadter Volksfest in Stuttgart. Zwei Drucke aus Jena (1847) und acht Drucke aus Leipzig (1845) dürfte Strackerjan als Student erworben haben. Generell waren die Kleindrucke allerdings ohnehin ziemlich mobil, was mit ihren Verkäufern zusammenhängt. Vgl. dazu Schmitt 2025.
  • [29]
    Vgl. dazu Schmitt 2025.
  • [30]
    Das belegen auch die Erwähnungen von Drucken dieser Sammlungen (B, C und D) in Strackerjans kulturhistorischen Aufsätzen. Bei der B-Sammlung ist laut Geschenkzettel eine Zwischenstation anzunehmen. Die Provenienz der umfangreichen A-Sammlung ist demgegenüber unklar. Dass die Sammlung auf eine »in der Bibliothek eingerichtete[] Zensurstelle« zurückgeht, wie Koolman (1990, S. 9) behauptet, kann nicht zutreffen, da der zeitliche Schwerpunkt der A-Reihe ebenfalls auf den 1850er, 60er und 70er Jahren liegt und in dieser Zeit gab es im Herzogtum Oldenburg keine Zensur mehr. Die von Koolman als Argument herangezogenen handschriftlichen Aufschriften, die eine behördliche ›Ablieferung‹ der Drucke bezeugen, gehen auf eine andere Regelung zurück: Die Oldenburger Druckereien hatten ab 1856 ein Exemplar ihrer Drucke vor dem Vertrieb bei der städtischen Polizeibehörde vorzulegen. In der A-Sammlung finden sich allerdings nur zwei solche Vermerke, sodass auch von hier keine Rückschlüsse auf die Provenienz gezogen werden können.
  • [31]
    Das geschah mit einer Kombination der Programme Google Vision API und Tesseract: Mit einem von Isabelle Gribomont (2023) entwickelten Ansatz wurden die Ergebnisse der Layouterkennung durch Tesseract (Version Tesseract-OCR 5, unter Einsatz des Modells frak2021_1.069.traineddata) mit den Zeichenerkennungsergebnissen der aktuellen Google Vision API (Release 19.12.2024) korreliert und Zeichen nur an solchen Positionen berücksichtigt, an denen Tesseract das Vorhandensein von Text erkannt hat. Für die OCR-Umwandlung war Matthias Bley von der Landesbibliothek Oldenburg zuständig, dem dafür herzlich gedankt sei.
  • [32]
    Aussortiert wurden dabei auch Lieddrucke, die balladeske (ergo: erzählende) Texte in Versen enthalten, weil diese Drucke im Zuge der Erschließung nicht systematisch erfasst wurden; sie erscheinen in den Metadaten als Lieddrucke.
  • [33]
    Nicht datierte Drucke verblieben im Korpus, da dieses zu klein geworden wäre, wenn man nur die sicher zu datierenden Drucke nutzt. Ein Kleindruck von 1839 wurde beibehalten, weil es sich bei der Datierung um eine Schätzung aufgrund der Tätigkeit der Druckerei handelt; der Druck könnte ebenso gut aus den frühen 1840er Jahren stammen.
  • [34]
    Dieser Schritt war notwendig, um die Ergebnisse des Topic Modelings nicht zu verfälschen, werden doch bestimmte topics mit größerer Wahrscheinlichkeit modelliert, wenn wortgleiche Erzählungen mehrfach vorhanden sind. Die ›unreinen‹ Dubletten zu erfassen, stellte sich als herausfordernd dar; ihre Identifikation erfolgte letztlich aufgrund der Titel, woran sich in Zweifelsfällen ein Vergleich der Digitalisate anschloss. Dass einzelne Dubletten nach wie vor im Korpus enthalten sind, ist nicht ganz auszuschließen, ändert aber am Ergebnis der Auswertung wenig.
  • [35]
  • [36]
    Die Pioniere ›prädigitaler‹ distant reading-Ansätze sind diesem Problem mit einer Ausweitung der Anzahl von Leser*innen begegnet – Franco Moretti (2016) spannte beispielsweise seine Studierenden dafür ein, um der Frage nach dem Formenwandel in Detektivgeschichten des 19. Jahrhunderts auf möglichst breiter Textbasis nachzugehen.
  • [37]
    Jannidis 2010, S. 116.
  • [38]
    Jannidis 2010, S. 116.
  • [39]
    Jannidis 2016, S. 26.
  • [40]
    Graham / Milligan / Weingart 2012. Vgl. auch Horstmann 2018, § 1; sowie die griffige Definition der für das Programm MALLET Verantwortlichen: »A ›topic‹ consists of a cluster of words that frequently occur together.« (Mimno et al. 2009).
  • [41]
    Vgl. Bogdanov / Mohr 2013, S. 559: »relationality trumps syntax«.
  • [42]
    Vgl. Bogdanov / Mohr 2013, S. 546. Dass Topic Modeling-Verfahren nur mit einer solchen strukturalistischen Bedeutungstheorie Sinn ergeben, wird sonst erstaunlich selten reflektiert.
  • [43]
    Vgl. Bogdanov / Mohr 2013, S. 560. Peter Leonard und Timothy Tangherlini haben diesen menschlichen Anteil der Analyse treffend als ›kuratieren‹ bezeichnet (Leonard / Tangherlini 2013, S. 728).
  • [44]
    Ein verbreitetes Modellierungsverfahren, mit dem z. B. Mallet operiert, ist die sogenannte latent Dirichlet allocation (LDA). Vgl. dazu Blei 2012.
  • [45]
  • [46]
  • [47]
    Jannidis 2016, S. 29.
  • [48]
    Jannidis 2016, S. 29.
  • [49]
  • [50]
    Schöch 2017, § 25.
  • [51]
    Sieg 2019, S. 662.
  • [52]
    Vgl. den Überblick bei Drux 1997.
  • [53]
    Ich behalte die Kleinschreibung bei, mit der auch Mallet arbeitet, um Wörter nicht auf eine Wortart festzulegen (hier etwa: reise). Wörter aus den topics werden im Folgenden außerdem kursiviert.
  • [54]
  • [55]
    Martínez / Scheffel 2016, S. 113. Vgl. auch Anz 2013, S. 130.
  • [56]
    Vgl. Martínez / Scheffel 2016, S. 134–146.
  • [57]
    Vgl. Anz 2013. Der Begriff der ›Textwelt‹ ist im Unterschied zur ›erzählten Welt‹ nicht auf Erzähltexte begrenzt.
  • [58]
  • [59]
  • [60]
    Doering 2007, S. 768.
  • [61]
    Barthes 1988, S. 109. Der Begriff des ›Erzählschemas‹, der sich auch in der Trivialliteraturforschung findet, scheint mir für die Gesamtheit aller Bausteine übrigens zu eng zu sein, umfasst er doch nur die »handlungsfunktionalen Elemente der in einem Text dargestellten Fabel« (Martínez 1997, S. 506). Der Begriff ›Stoff‹ lässt sich dagegen erzähltheoretisch präzise definieren: »Stoffe sind Ereigniszusammenhänge, die zum größten Teil mit namentlich genannten Figuren wie Faust, Don Juan oder Romeo und Julia […] assoziiert sind.« (Anz 2013, S. 130)
  • [62]
  • [63]
    Eine Lemmatisierung von Wörtern oder die Beschränkung auf Substantive kann dabei helfen, aussagekräftigere Ergebnisse beim Topic Modeling zu erhalten, kann das Ergebnis aber auch verfälschen, weil damit bestimmte Festlegungen verbunden sind. Matthew L. Jockers, der für eine weitgehende »reduction of the vocabulary« (Jockers 2013, S. 131) plädiert hat, hat zugleich auf die damit verbundenen Risiken hingewiesen. Auf das bei Topic Analysen gängige chunking (die Aufteilung von Großtexten in kleinere Abschnitte; vgl. dazu Jockers 2013, S. 134–135) wurde verzichtet, weil die Oldenburger Kleindrucke eine für die Analyse optimale Textgröße aufweisen, die bei allen Drucken ähnlich ist.
  • [64]
    Eine solche Liste schließt häufig vorkommende, aber wenig signifikante Wörter von der Analyse aus, also etwa Artikel, Adverbien, Konjunktionen und Präpositionen. Da sich im Zuge der ersten Experimente mit den Daten herausstellte, dass in manchen topics zahlreiche Eigennamen auftauchen, wurden diese Namen auf die Stoppwortliste gesetzt, um das Ergebnis der Themenmodellierung nicht zu sehr davon abhängig zu machen – allerdings nur dann, wenn es eindeutige Namen waren (die nicht zugleich etwas anderes bezeichnen) und wenn mit ihnen keine besondere Signifikanz verbunden war. Beides gilt etwa für ›blum‹, das eine poetische Variante von ›Blume‹ sein könnte, hier aber auf den Namen des Revolutionärs Robert Blum verweist, der in Revolutionsdrucken auftaucht. Eine automatisierte named entity recognition (NER), wie sie im Zuge des preprocessings von Texten manchmal stattfindet, erwies sich als für das Korpus nicht machbar, sodass darauf letztlich verzichtet wurde.
  • [65]
    Darin dem Ratschlag der programming historians (Graham / Milligan / Weingart 2012) folgend.
  • [66]
    Das lässt sich mithilfe von Programmen zeigen, die statistische Auswertungen ermöglichen. Auswertungsmöglichkeiten dieser Art bieten etwa die Voyant Tools (Rockwell / Sinclair 2016). Voyant zählt wie folgt aus: vater (757), mutter (619), leben (548), gott (523), kinder (514). Dass im topic sowohl die kinder (im Plural) als auch das kind (im Singular) erscheinen, ist der nicht erfolgten Lemmatisierung des Korpus geschuldet.
  • [67]
    Petzoldt 1974, S. 66.
  • [68]
    Petzoldt 1974, S. 66.
  • [69]
    Petzoldt 1974, S. 67.
  • [70]
    Das arme Hirtenmädchen (a:3,123).
  • [71]
    Das arme Hirtenmädchen (a:3,123).
  • [72]
    Seltene Geschwisterliebe (c:2,68).
  • [73]
    Der Liebesmord (a:2,9).
  • [74]
    Der Liebesmord (a:2,9).
  • [75]
    Etwa: Die schöne Schweizerin, oder Liebe und Treue ohne Gleichen (c:2,52): 31 %; Gegenseitige Macht der Liebe oder Schwur der Treue (a:3,105): 36 %; Die begrabene und lebend wieder auferstandene Braut, oder: Der Ring, das Pfand der unverbrüchlichen Treue und reinen Liebe (a:3,114): 27 %.
  • [76]
    Der furchtbare Mord (a:3,81).
  • [77]
    Verbrechen und Hinrichtung (a: 2,7). Ein anderer Kleindruck verweist auf dem Titelblatt auf amtliche Quellen: Die Vergiftung des Bäckermeisters Ludwig Sievers zu Münden durch dessen Dienstmagd Friederike Lotze am 13. März 1858. Aus den Schwurgerichtsverhandlungen zu Göttingen vom 22. Sept. 1858 zusammengestellt (c:3,76).
  • [78]
    Die Doppelhinrichtung (a:2,23).
  • [79]
    Die Doppelhinrichtung (a:2,23).
  • [80]
    Ausnahmen: stock und ernst. Bei beiden Wörtern handelt es sich, wie auch beim Wort brandes, um Nachnamen von Tätern; stock begegnet zudem als Etage (a:3,98); ernst in Fragen eines Richters (a:2,55). Die drei Namen deuten die Probleme eines preprocessings mit named entity recognition (NER) an: Würde man die Wörter auf die Stoppwortliste setzen, könnten damit Begriffe aussortiert werden, die wichtig sind (brandes etwa für das Katastrophen-Thema).
  • [81]
    Dem Text Erkenntniß des Schuhmachers Jonas Segger aus Ambleben, wegen verübten Doppelmordes und Brandstiftung. Geschehen in der Nacht vom 19. zum 20. April 1868 rechnet Mallet mit 60 % Wahrscheinlichkeit dem Thema Mord zu und mit 7 % Wahrscheinlichkeit dem Thema (kriminalistisch erzähltes) Verbrechen. Liest man allerdings in den Text hinein, so erscheint diese Zurechnung fraglich, finden sich doch hier zahlreiche ›kriminalistische‹ Elemente: darunter ein Gericht, eine Verhandlung, ein Geständnis und ein (Todes-)Urteil. Ein eher informativer Erzählduktus deutet sich ja auch schon im vollständigen Titel dieses Kleindruckes an. Auf der anderen Seite enthält der Text (wie die Volltextsuche zeigt) tatsächlich vorwiegend Wörter, die dem Thema ›Mord‹ entsprechen, wenngleich diese Wörter nicht so ›dramatisch‹ eingesetzt werden wie in anderen Texten.
  • [82]
    Einer keyword-Suche ist das Verfahren insofern überlegen, als es ohne die (menschliche) Festlegung bestimmter Suchwörter auskommt. Das ist bei den Räubergeschichten freilich weniger relevant als bei obskureren Themen (z. B. dem Thema ›Horror‹). Vgl. dazu Leonard / Tangherlini 2013, S. 728–729. Allen Texten, die Räuber im Titel bereits ankündigen (in der Regel sogar namentlich), wurden vom Programm zuverlässig hohe Wahrscheinlichkeiten attestiert; drei von diesen sogar die höchsten Werte. Dass sich das Programm manchmal auch zu irren scheint, liegt in diesem Falle daran, dass sich ein zweites Thema über die Wörter nicht ganz deutlich vom Räuber-Thema abgrenzen lässt und sich mit diesem vermischt. Das gilt etwa für einen Druck mit dem Titel Sepp der Wildschütz, in dem das Wort ›Räuber‹ nicht auftaucht. Andererseits stehen sich ›Wilderer‹ und ›Räuber‹ semantisch nahe, was wiederum für das Topic Modeling-Programm spricht.
  • [83]
    Der geheimnißvolle Rächer (a:3,88).
  • [84]
    Beschreibung einer wahren und rührenden Begebenheit (c:2,50). Erwartungsgemäß (dem Titel folgend) weist dieser Text auch für das Thema ›Krieg‹ hohe Wahrscheinlichkeitswerte auf, von dem gleich noch die Rede sein wird.
  • [85]
    Des Vaters Fluch, des Sohnes Segen (c:3,104). Bei Schiller ist ›Moor‹ bekanntlich der Familienname der Brüder. Schillers Drama von 1781 war wesentlich dafür mitverantwortlich, dass Räuber gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum Modethema der Literatur wurden. Das Thema blieb im gesamten 19. Jahrhundert populär. Die Jahrmarktdrucke schließen sich in der Regel einem anderen populären Räubertext an, Christian August Vulpius’ Roman Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann (1799). Der Bezug wird oft schon in den fantasiereichen Namen deutlich, die die Räuber der Jahrmarktdrucke tragen. Vgl. dazu Dubbels 2023.
  • [86]
    Ein Weib als Ungeheuer (a:2,18).
  • [87]
    Ein Weib als Ungeheuer (a:2,18).
  • [88]
    Die Banditen-Tochter (a:2,56). Bei sechs angenommenen topics, bevor das Thema ›Horror‹ als eigenständiges erscheint, wird dieser Druck übrigens zu den Räubergeschichten gezählt (51 %), die der Titel erwarten lässt.
  • [89]
    Schauderthaten eines schrecklichen Vaters (a:2,62).
  • [90]
    Schauderthaten eines schrecklichen Vaters (a:2,62).
  • [91]
    Keine signifikante Rolle für die Handlung spielt die Rache (obgleich das Wort sich findet) etwa in: Fluchsündige Liebe (a:3,106).
  • [92]
    Im Unterschied zu Petzoldt ist Rudolf Schenda diesem Themenkomplex nachgegangen, wobei sich in seiner Darstellung m.E. thematische, motivische und rezeptionsästhetische Aspekte vermischen. Vgl. Schenda 1970, S. 351–363. Reger ist die Diskussion zu diesem Thema in der englischsprachigen chapbook-Forschung geführt worden. Vgl. etwa Potter 2018. Zum body horror vgl. Aldana Reyes 2020.
  • [93]
    Petzoldt 1974, S. 66.
  • [94]
    Bei einer Wiederholung der Modellierung mit zehn topics findet sich das Wort nicht mehr; dafür finden sich Wörter, die ›exotistische‹ Dimensionen anzeigen; dazu gleich mehr.
  • [95]
    Nicht sofort zu erkennen ist, dass sie das teilweise wortgleich tun, enthält doch der erste Kleindruck zwei Prosaerzählungen – wie der vollständige Titel auch verrät. Er lautet: Die Explosion am Bord der Hammonia. Die unglückliche Reise eines Hamburger Schiffes, und die schrecklichen Erlebnisse und Schicksale der Mannschaft desselben, von denen nur drei in ihr Vaterland zurückkehrten. Eine wahre Begebenheit (a:1,52).
  • [96]
    Die unglückliche Reise eines Hamburger Schiffes (c:3,86).
  • [97]
    Reizvoll wäre es diesbezüglich etwa, der Leseradressierung genauer nachzugehen, die hier die Funktion hat, eine Anbindung an Bekanntes herzustellen, sodass die im Folgenden erzählten katastrophischen Ereignisse in fernen Meeren umso markanter hervortreten. Auffällig ist auch der lokale Bezug, der über die Nennung des Flusses Elbe hergestellt wird. Zugleich erzeugt diese Einleitung eine narrative Spannung, die im Folgenden aufgelöst wird. Beide Aspekte lassen sich als wichtige Bausteine unterhaltsamen Erzählens fassen. Vgl. dazu Luhmann 2017.
  • [98]
    Der schon einmal zitierte Verlagskatalog des Verlags Hermann Reiche in Schwiebus nennt solche Katastrophen dagegen explizit und markiert sie sogar in der Übersicht der verfügbaren Titel durch Unterstreichung. Damit sprach der Verlag, der »in der Nähe großer Zechen lag« (Ober- und Niederschlesien), nach Einschätzung von Petzoldt gezielt »eine bestimmte Käuferschicht« an, die sich für solche Geschichten noch mehr interessiert haben dürfte als für Schiffskatastrophen – die der Verlag allerding auch im Programm hatte (Petzoldt 1974, S. 45).
  • [99]
    Von ›Naturkatastrophen‹ zu sprechen, wäre zu eng, weil etwa Stadtbrände menschliche Ursachen haben können; von ›Stadtbränden‹ zu sprechen, verbietet sich wiederum mit Hinblick auf die Wörter wasser und sturm, in denen sich Flutkatastrophen oder Sturmfluten andeuten.
  • [100]
    Hamburg in seiner fürchterlichen Unglückszeit (c:1,3); Der große Brand von Vreden (c:3,89).
  • [101]
    Die schreckliche Sturmfluth und Wassersnoth (a:1,47).
  • [102]
    Die schreckliche Sturmfluth und Wassersnoth (a:1,47).
  • [103]
    Die schauderhafte Ermordung von 11,000 Christen (a:3,135).
  • [104]
    Petzoldt 1974, S. 77.
  • [105]
    Die unglückliche Reise eines Hamburger Schiffes (c:3,86).
  • [106]
    Die Schlacht bei Schleswig (c:2,37); Die Erstürmung der Düppeler Schanzen (a:3,141).
  • [107]
    Etwa in: Der Überfall der Dänen auf die vereinigten Oldenburger und Meklenburger [sic] Truppen bei Sundwitt am 28. Mai und die heldenmuthige Vertheidigung der vereinten Truppen, besonders der Oldenburger […] (c:1,21).
  • [108]
    Ausführliche Geschichte der Revolution in Paris (c:1,16); Die Revolution zu Paris 1848 (c:1,17). Diese beiden Heftchen sind zudem die einzigen, bei denen das Oberthema Familie mit nur sehr geringer Wahrscheinlichkeit zu finden ist (unter 5 %).
  • [109]
    Der blutige Kampf in Italien (c:3,92).
  • [110]
    Der blutige Kampf in Italien (c:3,92).
  • [111]
    Wenn in der Erzählforschung von einem »gattungstypischen Stil der erzählten Welt« (Martínez / Scheffel 2016, S. 147) die Rede ist, scheint das Aspekte von histoire und discours zu umfassen.
  • [112]
    Wolfgang Braungart spricht diesbezüglich von einem »Motivkaleidoskop« (Braungart 1985, S. 371). Neueren Datums ist die Einschätzung von Katharina Grabbe: Sie bezieht die »Themenfülle« der Kleindrucke auf das bunte Warenangebot der Kleinhändler, die solche Drucke verkauften (Grabbe 2025, S. 53). Ich danke Katharina Grabbe für nützliche Hinweise zu diesem Phänomen.
  • [113]
    Die schauderhafte Rache des scheußlichen Räubers Rudolph Spinori (a:1,13).
  • [114]
    Maria Carleton (a:1,25).

Quellentexte

  • Das arme Hirtenmädchen oder: bestrafter Hochmuth und Belohnung uneigennütziger Gastfreundschaft. Oldenburg: Schnellpressendruck von Büttner & Winter o.J. [um 1858]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:3,123.
  • Ausführliche Geschichte der Revolution in Paris 1848. O.O. o.J. [nach 1848]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:1,16.
  • Die Banditen-Tochter, oder der schreckliche Fluch der Sünde. Eine furchtbare und schreckliche Räubergeschichte der neuesten Zeit. Verlag von Louis Henneberg in Salzhemmendorf. Schmiedeberg: Druck von C. Schulze u. Co. o.J. [um 1878]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:2,56.
  • Beschreibung einer wahren und rührenden Begebenheit aus den jüngsten Kriegsereignissen in Spanien. Die Wege des Herrn sind wunderbar. Nebst einem schönen moralischen Liede. Hannover: Druck von J.J. Spiegel o.J. [vor 1853]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:2,50.
  • Der blutige Kampf in Italien zwischen den Oestreichern und Sardiniern alliirt mit den Franzosen im Jahre 1859. Oldenburg: Druck von Büttner & Winter o.J. [1859]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:3,92.
  • Die Doppelhinrichtung der Wittwe Henriette Krebs und des Schlachters Wilhelm Brandes. Geschehen zu Braunschweig am 5. Februar 1875. Schmiedeberg: Druck und Verlag von C. Schulze u. Co. O.J. [um1875]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:2,23.
  • Die Erstürmung der Düppeler Schanzen und des Brückenkopfs durch die Preußen, am 18. April 1864. Jever: Druck von C.L. Mettcker u. Söhne o.J. [um 1864]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:3,141.
  • Die Explosion am Bord der Hammonia. Die unglückliche Reise eines Hamburger Schiffes, und die schrecklichen Erlebnisse und Schicksale der Mannschaft desselben, von denen nur drei in ihr Vaterland zurückkehrten. Eine wahre Begebenheit. o.O. o.J. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:1,52.
  • Fluchsündige Liebe. Traurige Begebenheit der neuesten Zeit, welche sich in einer adligen Familie in Spanien zugetragen hat. Nebst einem schönen Liede. Herausgegeben und im Selbst-Verlag von Carl Hoenatsch in Anclam. Berlin: Druck von Hermann Müller o.J. [um 1870]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:3,106.
  • Der furchtbare Mord, welchen der Sohn an seiner Mutter und seinen vier Geschwistern verübt hat. Geschehen den 12. Juni 1874 in Mühlhausen im Elsaß. Eigenthum von Florenz Harder. Hamburg: Druck und Verlag von H. A. Kahlbrock o.J. [um 1875]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:3,81.
  • Der geheimnißvolle Rächer oder: Der brave Müllerbursche. Eine wahre Begebenheit, geschehen unweit Hamburg in neuester Zeit. Herausgegeben und im Selbst-Verlag von Wilhelm Kochler. Berlin: Druck von Carl Hermann Müller o.J. [um 1877]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:3,88.
  • Der getreue Hund, welcher, um seinen Herrn zu retten, sich auf furchtbare Weise vertheidigt. Oldenburg: Schnellpressendruck von Büttner & Winter [nach 1857]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:3,126.
  • Grauenhafter Mord, den eine Mutter an ihr eignes Kind, welches sie nicht kannte, aus Habsucht verübte. Eigenthum von Florenz Harder. Vegesack: Druck von F. J. Rohr 1865. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:2,66.
  • Der große Brand von Vreden, im Kreise Ahaus am 4. August 1857, sowie die Beschreibung des großen und schrecklichen Brandes zu Olfen, im Kreise Lüdinghausen am 31. August 1857 […]. Torgau: E. Tragmann’s Druckerei [um 1858/59]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:3,89.
  • Hamburg in seiner fürchterlichen Unglückszeit, den 5. 6. und 7. Mai 1842. Hamburg 1842. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:1,3.
  • Der Liebesmord, verübt von dem Matrosen Jan van de Berg an seine Braut am 27. April auf öffentlicher Straße zu Antwerpen. Hierbei ein auf die Geschichte bezügliches Lied von J.H. Wiedefeld. Oldenburg: Schnellpressendruck von Büttner & Winter o.J. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:2,9.
  • Maria Carleton, oder genannt: Die französische Prinzessin, Gattin von 6 Männern und Anführerin einer großen Räuberbande. Hingerichtet zu London 1851. Nordhausen: Verlag der Frau Löhrig. Druck von C. Kirchner o.J. [nach 1851]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:1,25.
  • Die Mutterliebe ist ohne Grenzen, oder merkwürdig grausenhafte Begebenheit, die sich kürzlich in der Schweiz im Canton Bern zugetragen hat. Verlag der Frau Löhrig in Nordhausen. Bremen: Druck von R.A. Ordemann o.J. [um 1858]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:1,41.
  • Die Räuberbraut oder merkwürdige Schicksale der Gräfin Saragossa. Hg. und im Selbstverlag von Gottfried Kühne in Klosterfelde bei Spandau. Berlin: Druck von Hermann Müller o.J. [um 1870]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:3,102.
  • Die Revolution zu Paris 1848 O.O. o.J. [nach 1848]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:1,17.
  • Die schauderhafte Ermordung von 11,000 Christen und das Blutbad in Damaskus in den Tagen vom 29. Mai bis 30. Juni 1860. durch die Drusen und Türken […]. Nach besten Berichten bearbeitet. O.O. o.J. [um 1860]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:3,135.
  • Die schauderhafte Rache des scheußlichen Räubers Rudolph Spinori, oder: Trauriges Ende der gräflichen Familie Don Luguio auf ihrem Wohnsitze unweit Madrid. Vegesack: Druck von J. F. Rohr 1857. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:1,13.
  • Schauderthaten eines schrecklichen Vaters oder: furchtbare Folgen jugendlicher Leidenschaften und väterlicher Härte. Traurige, wahre Begebenheit der neuesten Zeit, geschehen in Spanien. Nebst einem schönen Liede. Zu haben bei Bernhard Thiele in Visselhövede. Schwiebus: Druck von Hennigmann & Reiche o.J. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:2,62.
  • Die Schlacht bei Schleswig am 23. April 1848. O.O. o.J. [um 1848]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:2,37.
  • Die schreckliche Sturmfluth und Wassersnoth, welche die armen und unglücklichen Bewohner der Elbufer so furchtbar heimgesucht hat. Vegesack: Druck von J.F. Rohr o.J. [um 1858]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:1,47.
  • Seltene Geschwisterliebe, welche alle Nachahmung verdient. Eine wahre Geschichte, welche sich in Zweibrücken zugetragen hat. Oldenburg: Druck von Büttner & Winter 1858. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:2,68.
  • Der Überfall der Dänen auf die vereinigten Oldenburger und Meklenburger Truppen bei Sundwitt am 28. Mai und die heldenmuthige Vertheidigung der vereinten Truppen, besonders der Oldenburger […]. o.O. o.J. [um 1848]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:1,21.
  • Die unglückliche Reise eines Hamburger Schiffes, und die schrecklichen Erlebnisse und Schicksale der Mannschaft desselben, von denen nur drei in ihr Vaterland zurückkehrten. Eine wahre Begebenheit.o.O. o.J. [vor 1859]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:3,86.
  • Des Vaters Fluch, des Sohnes Segen, oder: Die Errettung des Vaters vom Hungertode. Eine Schauder erregende warnende Geschichte der Vorzeit von H. Wiedefeld. Hierbei ein zur Geschichte passendes Lied. Oldenburg: Druck von Büttner & Winter o.J. [um 1858]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c:3,104.
  • Verbrechen und Hinrichtung der Kindesmörderin Charlotte Bennecke, geb. Hupe, genannt Meyer, aus Nettelrede, welche ihr dreijähriges Kind dem Wassertode geopfert und am 23. Juli 1861 in Hannover durch das Fallbeil hingerichtet wurde. Hannover: Druck und Verlag von J.J. Spiegel Wwe. o.J. [um 1861]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a: 2,7.
  • Die Vergiftung des Bäckermeisters Ludwig Sievers zu Münden durch dessen Dienstmagd Friederike Lotze am 13. März 1858. Aus den Schwurgerichtsverhandlungen zu Göttingen vom 22. Sept. 1858 zusammengestellt. Oldenburg: Druck von Büttner & Winter o.J. [1859]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 c: 3,76.
  • Ein Weib als Ungeheuer oder Formosa, die Menschenschlächterin. Geschehen in London im Jahre 1861. Verlag von Louis Henneberg in Salzhemmendorf. Schmiedeberg: Druck von C. Schulze u. Co. o.J. [nach 1861]. Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2 a:2,18.

Forschungsliteratur

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  • David Atkinson / Steve Roud (Hg.): Cheap Print and the People. European Perspectives on Popular Literature. Cambridge, UK 2019. [Nachweis im GVK]
  • Roland Barthes: Einführung in die strukturale Analyse von Erzählungen. In: Roland Barthes: Das semiologische Abenteuer. Frankfurt / Main 1988, S. 102–143. [Nachweis im GVK]
  • Michael Bender / Katharina Jacob: Einleitung – Digitale Germanistik an der Schnittstelle zwischen hermeneutischer Interpretation und maschinellen Erschließungs- und Analyseprozessen. In: Michael Bender / Katharina Jacob (Hg.): Digitales Forschen. Daten – Werkzeuge – Methoden (= Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 69, H. 2). Göttingen 2022, S. 111–120. [Nachweis im GVK]
  • David M. Blei: Probabilistic Topic Models. In: Communications of the ACM 55 (2012), H. 4, S. 77–84. [Nachweis im GVK]
  • Petko Bogdanov / John W. Mohr: Introduction – Topic Models. What They Are and Why They Matter. In: Poetics 41 (2013), S. 545–569. [Nachweis im GVK]
  • Wolfgang Braungart: Bänkelsang. Texte – Bilder – Kommentare. Stuttgart 1985. [Nachweis im GVK]
  • Wolfgang Braungart: Bänkelsang. In: Georg Braungart et al. (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Berlin 1997. Band 1, S. 190–192. [Nachweis im GVK]
  • Jörg Döring et al.: Was bei vielen Beachtung findet. Zu den Transformationen des Populären. In: Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 6 (2021), H. 2, S. 1–24. [Nachweis im GVK]
  • Sabine Doering: Thema. In: Dieter Burdorf / Christoph Fasbender / Burkhard Moennighoff (Hg.): Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. 3. neu bearb. Auflage. Stuttgart u. a. 2007, S. 768. [Nachweis im GVK]
  • Rudolf Drux: Motiv. In: Georg Braungart et al. (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Berlin 1997. Band 2, S. 638–641. [Nachweis im GVK]
  • Elke Dubbels: Rinaldo Rinaldini (Christian August Vulpius). Unterhaltungsliteratur um 1800 und ihre mediale Nachgeschichte in Kolportageformaten. In: Katharina Grabbe / Christian Schmitt (Hg.): Kolportageliteratur. Medialität, Mobilität und Literarizität populärer Texte im 19. Jahrhundert (= Schriften der Landesbibliothek Oldenburg, 76). Oldenburg 2023, S. 68–83. [Nachweis im GVK]
  • Ulrike Eichler (Hg.): Bänkelsang und Moritat. (Ausstellung: Staatsgalerie, Stuttgart, 14.06.–24.08.1975) Stuttgart 1975. [Nachweis im GVK]
  • Katharina Grabbe: Unterhaltung auf Jahrmarkt und Hintertreppe. Kolportageliteratur im 19. Jahrhundert. In: David Brehm / Katharina Scheerer (Hg.): Kolportage und Moderne. Literarische Verfahren und Formate zwischen Populär- und Hochkultur. Baden-Baden 2025, S. 41–74. [Nachweis im GVK]
  • Katharina Grabbe / Christian Schmitt: Zugänge zur Kolportage. Einleitung. In: Katharina Grabbe / Christian Schmitt (Hg.): Kolportageliteratur. Medialität, Mobilität und Literarizität populärer Texte im 19. Jahrhundert (= Schriften der Landesbibliothek Oldenburg, 76). Oldenburg 2023, S. 7–25. [Nachweis im GVK]
  • Shawn Graham / Ian Milligan / Scott Weingart: Getting Started with Topic Modeling and MALLET. In: Programming Historian 1 (2012). HTML. DOI: 10.46430/phen0017
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  • Jan Horstmann: Topic Modeling. In: forTEXT. Literatur digital erforschen. 2018. HTML. [online]
  • Fotis Jannidis: Methoden der computergestützten Textanalyse. In: Ansgar Nünning / Vera Nünning (Hg.): Methoden der literatur- und kulturwissenschaftlichen Textanalyse. Ansätze – Grundlagen – Modellanalysen. Stuttgart u. a. 2010, S. 109–132. [Nachweis im GVK]
  • Fotis Jannidis: Quantitative Analyse literarischer Texte am Beispiel des Topic Modeling. In: Der Deutschunterricht 68 (2016), H. 5, S. 24–35. [Nachweis im GVK]
  • Matthew L. Jockers: Macroanalysis. Digital Methods and Literary History. Urbana u. a. 2013. [Nachweis im GVK]
  • Egbert Koolman: Bänkellieder und Jahrmarktdrucke (=Schriften der Landesbibliothek Oldenburg, 22; Kataloge der Landesbibliothek Oldenburg, 6). Oldenburg 1990. [Nachweis im GVK]
  • Peter Leonard / Timothy Tangherlini: Trawling in the Sea of the Great Unread. Sub-corpus Topic Modeling and Humanities Research. In: Poetics 41 (2013), S. 725–749. [Nachweis im GVK]
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  • Matías Martínez: Erzählschema. In: Georg Braungart et al. (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Berlin 1997. Band 1, S. 506–509. [Nachweis im GVK]
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  • Matías Martínez / Michael Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie. 10. Auflage. München 2016. [Nachweis im GVK]
  • Andrew K. McCallum (Hg.): Mallet. Machine Learning for Language Toolkit. 2009. HTML. [online]
  • David Mimno et al.: Topic Modeling. In: Andrew K. McCallum (Hg.): Mallet. Machine Learning for Language Toolkit. 2009. HTML. [online]
  • Franco Moretti: Die Schlachtbank der Literatur. In: Franco Moretti: Distant Reading. Konstanz 2016, S. 63–86. [Nachweis im GVK]
  • Eberhard Nehlsen: Kolportierte Lieder. Lieddrucke im deutschsprachigen Raum vom 15. bis 19. Jahrhunderts. In: Katharina Grabbe / Christian Schmitt (Hg.): Kolportageliteratur. Medialität, Mobilität und Literarizität populärer Texte im 19. Jahrhundert (=Schriften der Landesbibliothek Oldenburg, 76). Oldenburg 2023, S. 49–67. [Nachweis im GVK]
  • Leander Petzoldt (Hg.): Grause Thaten sind geschehen. 31 Moritaten aus dem verflossenen Jahrhundert. München 1968. [Nachweis im GVK]
  • Leander Petzoldt: Bänkelsang. Vom historischen Bänkelsang zum literarischen Chanson. Stuttgart 1974. [Nachweis im GVK]
  • Franz J. Potter: Horror in Gothic Chapbooks. In: Kevin Corstorphine / Laura R. Kremmel (Hg.): The Palgrave Handbook to Horror Literature. Cham 2018, S. 155–163. [Nachweis im GVK]
  • Xavier Aldana Reyes: Abjection and Body Horror. In: Clive Bloom (Hg.): The Palgrave Handbook of Contemporary Gothic. Cham 2020, S. 393–410. [Nachweis im GVK]
  • Geoffrey Rockwell / Stéfan Sinclair (Hg.): Voyant Tools. 2016. HTML. [online]
  • Massimo Rospocher / Jeroen Salman / Hannu Salmi (Hg.): Crossing Borders, Crossing Cultures. Popular Print in Europe (1450–1900). Berlin u. a. 2019. [Nachweis im GVK]
  • Rudolf Schenda: Volk ohne Buch. Studien zur Sozialgeschichte der populären Lesestoffe 1770–1910. Frankfurt / Main 1970. [Nachweis im GVK]
  • Rudolf Schenda: Tausend deutsche populäre Drucke aus dem 19. Jahrhundert. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 11 (1971), Sp. 1466–1652. [Nachweis im GVK]
  • Rudolf Schenda: Die Lesestoffe der Kleinen Leute. Studien zur populären Literatur im 19. und 20. Jahrhundert. München 1976. [Nachweis im GVK]
  • Christian Schmitt (2023a): Die ›Literatur der Illiteraten‹. Oldenburger Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts im kulturellen und medialen Kontext. In: Katharina Grabbe / Christian Schmitt (Hg.): Kolportageliteratur. Medialität, Mobilität und Literarizität populärer Texte im 19. Jahrhundert (= Schriften der Landesbibliothek Oldenburg, 76). Oldenburg 2023, S. 84–102. [Nachweis im GVK]
  • Christian Schmitt (2023b): Kolportageliteratur. Oldenburger Jahrmarktdrucke des 19. Jahrhunderts im kulturellen und medialen Kontext. 2023. HTML. [online]
  • Christian Schmitt: Drehorgelspielern auf der Spur. Vertriebsstrukturen von Jahrmarktliteratur im Herzogtum Oldenburg und im Königreich Hannover (1840–1870). In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 80 (2025). [im Druck]
  • Christof Schöch: Topic Modeling Genre. An Exploration of French Classical and Enlightenment Drama. In: Digital Humanities Quarterly 11 (2017), H. 2. HTML. [online]
  • Christian Sieg: Topic Modeling von Fallgeschichten. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 49 (2019), S. 653–671. [Nachweis im GVK]
  • Karin Strand: Brott, tiggeri och brännvinets fördärv. Studier i socialt orienterade visor i skillingtryck (= Skrifter utgivna av svenskt visarkiv, 41). Möklinta 2016. [Nachweis im GVK]
  • Tzvetan Todorov: Les catégories du récit littéraire. In: Communications 8 (1966), S. 125–151. [Nachweis im GVK]
  • Ted Underwood: Topic Modeling Just Made Simple Enough. In: Ted Underwood (Hg.): The Stone and the Shell. 07.04.2012. HTML. [online]

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

  • Abb. 1: Titelseite des Kleindrucks Die Räuberbraut. [Digitalisat: Landesbibliothek Oldenburg]
  • Abb. 2: Titelseite des Kleindrucks Der furchtbare Mord. [Digitalisat: Landesbibliothek Oldenburg].
  • Abb. 3: Ergebnis des Topic Modelings mit Mallet: Keywords (zehn topics, zehn Wörter pro topic). [Screenshot: Christian Schmitt]
  • Tab. 1: Ergebnis des Topic Modelings mit Mallet (zehn topics) für die ersten zehn Kleindrucke des Korpus: Topic-Anteile. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 4: Topic 5 (›Schiffsreisen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 5: Topic 7 (›Familie‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 6: Topic 4 (›Liebe & Treue‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 7: Topic 0 (›Mord‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 8: Topic 9 (›Verbrechen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 9: Topic 3 (›Räuber‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 10: Topic 8 (›Horror‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 11: Themenmischung im Kleindruck Der Liebesmord. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 12: Topic 1 (›Katastrophen‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 13: Topic 5 (›Schiffsreisen‹, alternative Modellierung). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 14: Topic 6 (›Krieg‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 15: Topic 2 (›Revolution‹). Visualisierung der Topic Modeling-Ergebnisse. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Abb. 16: Anteile der Topics im Korpus. [Grafik: Christian Schmitt]
  • Tab. 2: Topics und ihre Erzählbausteine. [Grafik: Christian Schmitt]