Abstract
Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich die Vorstellung vom ›edierten Text‹ wissenschaftsgeschichtlich entwickelt hat. Es wird gezeigt, wo Bedenken ihre Wurzeln haben, die dem ›edierten Text‹ vielfach die Notwendigkeit absprechen und ihn allenfalls als ergänzende Hilfe für den Leser gelten lassen wollen, während gleichzeitig mit ebenso großer Emphase gefordert wird, am ›edierten Text‹ als einem Grundpfeiler der Edition festzuhalten. Außerdem soll erläutert werden, wie moderne Editionen mit dem Komplex ›edierter Text‹ umgehen und wie sich der aktuelle Stand der Diskussion darstellt.
This paper explores the concept of the ›edited text‹ and how it developed in the historical scholarly context. It describes the origins of objections that seek to deny the necessity of the ›edited text‹, and to frame it solely as a form of supplementary aid for the reader, while simultaneously insisting, with equally great emphasis, on the primacy of the ›edited text‹ as the cornerstone of the edition. In addition, this paper will also explain how modern editions interact with the construction of the ›edited text‹ as well as review the current state of debate in the field.
1. ›Spannende Statik‹
Während der Wolfenbütteler Tagung »Digitale Metamorphose. Digital Humanities und Editionswissenschaft«[1] twitterte Georg Vogler am 3. November 2015 an Patrick Sahle: »Spannend: Inga Hanna Ralle und Bodo Plachta fordern hier in WB auch gerade ›Statik‹ für die digitalen [sic] Edition.«[2] Was aber ist ›spannend‹ an dieser Forderung nach »Statik«, hinter der sich doch nur die althergebrachte Aufgabe der Editorik verbirgt, »einem Leser einen authentischen Text in seiner originalen historischen Gestalt zu präsentieren«?[3] Auch ein Blick in die Geschichte der Edition fördert zu diesem Thema nichts zusätzlich ›Spannendes‹ zutage, wenn man die Edition von Texten nicht an sich schon als ›spannende‹ Aufgabe versteht, von ihrer Wissenschaftsgeschichte einmal zu schweigen: Seit den Anfängen der Philologie gilt der in einer Edition erschlossene Text als deren Rückgrat und Referenz für Überlieferung, Entstehung, Emendation und Variantendokumentation. Der ›edierte Text‹ verleiht einer Edition ungeachtet einer lebendigen Ausdifferenzierung von editorischer Methodik und Praxis über die Zeitläufte und Medienwechsel hinweg die stabile und belastbare Statik, die erst – und auch das ist eine uralte Binsenweisheit – die Rezeption eines Textes oder Werkes in historisch-authentischer Form und als ästhetisches Objekt ermöglicht. Der Editor hat damit – anders als der Autor – keine »Verfügungsfreiheit« über den Text,[4] sondern steht als Wissenschaftler vielmehr in der Pflicht zu philologisch »strenger Sorgfalt«.[5]
Ich könnte es bei diesen prinzipiellen Bemerkungen belassen und mich auf die Position des ›Immer-so/Weiter-so‹ zurückziehen, wenn nicht zu beobachten wäre, dass wir es immer öfter mit Ausgaben und damit mit »Sets« zu tun haben, die scheinbar beliebig aus »obligatorischen und fakultativen Elementen der Edition« zusammengestellt sind.[6] Der ›edierte Text‹ steht seit einiger Zeit unter Generalverdacht und ist Gegenstand von Dekonstruktionen. Offensichtlich reicht vielfach schon die »einfache[] Sicherung der Überlieferung«[7] aus, um eine Dokumentation zu einer Edition zu machen. Zahlreiche Editoren geben dem Benutzer anstelle eines ›edierten Textes‹ nur noch eine Transkription als Hilfe für die Lektüre eines Handschriftenfaksimiles an die Hand, andere nutzen veraltete und unzuverlässige Editionen als Textgrundlage in digitalen Portalen, obwohl eine kritische Revision der Texte durchaus möglich gewesen wäre. Vielfach bleibt der Benutzer im Umgang mit solchen editorischen Produkten sich selbst überlassen. Außerdem lassen sich viele ›edierte Texte‹ nicht mehr linear und intuitiv lesen oder Transkriptionen können durch ihre differenzierte Typographie und in den Text eingeblendete diakritische Zeichen gar nicht erst oder nur mit Mühe zitiert werden, eine Problematik, die inzwischen auch im Umgang mit digitalen Editionen diskutiert wird.[8] Offenkundig haben sich mit der Entwicklung der Editionsverfahren die Auffassungen von der Funktion kritischer Editionen und auch die des von ihnen präsentierten ›edierten Texts‹ im Kontext des wissenschaftlichen Methodenwandels verändert.[9] Ebenso verändert haben sich die Kompetenzen und Gewohnheiten von Lesern/Benutzern, und nicht zuletzt wandeln sich die Medien, in denen Editionen heute angeboten werden, mit großer Geschwindigkeit. Die früher einmal exzellente Zusammenarbeit zwischen Editoren und Verlagen bei der Umsetzung von kritisch edierten Texten in populäre Ausgaben funktioniert heute nur noch in Einzelfällen. Editoren haben besonders im Bereich der Schullektüren den Anschluss mit der Konsequenz verloren, dass man immer öfter auf Schulausgaben mit problematischer Textqualität stößt.
Ich möchte daher im folgenden zu skizzieren versuchen, wie sich die Vorstellung vom ›edierten Text‹ wissenschaftsgeschichtlich entwickelt hat, um zu zeigen, wo Bedenken ihre Wurzeln haben, die dem ›edierten Text‹ sogar eine »innere Daseinsberechtigung« absprechen und ihn allenfalls als »Zugeständnis an den Leser« gelten lassen wollen, während gleichzeitig mit ebenso großer Emphase gefordert wird, »am ›edierten Text‹ als einem Hauptbestandteil der Edition« festzuhalten.[10] Außerdem soll erläutert werden, wie moderne Editionen mit dem Komplex ›edierter Text‹ umgehen und wie sich der aktuelle Stand der Diskussion darstellt.
2. Der ›ächte‹ Text
Hinter dem Phänomen des ›edierten Textes‹ verbirgt sich eigentlich der Respekt vor dem »allgemein verbindlich gewordenen« Text der Vulgata,[11] wie er mit den Mitteln der Textkritik aus der Überlieferung gewonnen worden ist. Obwohl wir mit dem Begriff »Vulgata« heute die lateinische Übersetzung der Bibel verstehen, wie sie seit dem 7. Jahrhundert als verbindliche Textgrundlage existiert,[12] wurde das Verfahren zur Ermittlung eines Vulgatatextes schon im 3. und 2. vorchristlichen Jahrhundert praktiziert, als man sich in Alexandria anschickte, die Überlieferung der Homer-Epen kritisch zu sichten, zu kommentieren und die ›Befunde‹ schließlich in einer Textausgabe zusammen zu führen, die die sprachliche und inhaltliche ›Reinheit‹ dauerhaft garantierte.[13] Der Respekt vor diesem Vulgatatext drückte sich im Verlauf der Editionsgeschichte der homerischen Epen auch dadurch aus, dass spätere Editoren ihre neuen Erkenntnisse, insbesondere Emendationen, Konjekturen oder Varianten als Randzeichen notierten und noch heute ist es bei der Edition antiker und mittelalterlicher Texte üblich, die textkritischen Erkenntnisse früherer Editorengenerationen im kritischen Apparat eigens zu bewahren und dadurch in der Diskussion zu halten. Dieses Verfahren dokumentiert nicht nur den Respekt gegenüber früheren textkritischen Leistungen, sondern demonstriert auch Transparenz und illustriert darüber hinaus ein ausgeprägtes methodisches Bewusstsein, dass die Konstitution eines ›edierten Textes‹ immer das abgewogene Ergebnis von ›Befund‹ und ›Deutung‹ ist und dieser so gewonnene Text zwar aus einer pragmatischen Perspektive, etwa für die Lektüre oder Kulturpflege, vorbildlich und damit verbindlich, aber keineswegs sakrosankt und nicht korrigierbar beziehungsweise revidierbar wäre, wenn neue Einsichten dies nahlegten.[14] Diese Strategie und ihre lange praktisch erprobten Prinzipien, einen einmal als Vulgata erkannten Text immer wieder neu und mit nur wenigen Nachbesserungen herauszugeben, waren bis Ende des 18. Jahrhunderts – von Ausnahmen zur Zeit der Humanisten-Editoren einmal abgesehen – textkritischer Standard. Dennoch war die Textkritik eine Randerscheinung, auch noch in einer ansonsten so kritikfreudigen Epoche wie der Aufklärung! So sehr in diesen Editionen textgeschichtliches Wissen aufbewahrt war, so wenig wurde dieses Wissen dazu benutzt, »Textkritik und historisches Denken« miteinander zu verbinden.[15] Einmal edierte Texte wurden kaum in ihrer Gestalt angetastet. Mit zunehmender Kenntnis der Überlieferung durch neue Handschriftenfunde und mit der Einsicht, Textkritik müsse systematisch als Wissenschaft betrieben werden, aber auch durch kulturelle Impulse zur Zeit der Romantik änderten sich die traditionellen editorischen Paradigmen.[16] Dieser Paradigmenwechsel ist eng mit dem Namen Karl Lachmanns und seiner Auffassung von Textkritik verbunden. Lachmann empfiehlt die Sichtung der gesamten Überlieferung, die kritische Bewertung jeder einzelnen Handschrift, die Entwicklung einer Handschriftengenealogie und Emendationen beziehungsweise Konjekturen als probate philologische Operationen bei der Suche nach dem »ächten Text«.[17] Nur »strenge zusammenhängende Kritik« könne aus »barbarischem Schutt die edeln Trümmer eines wohlgebildeten Werkes gereinigt und mit vorsichtiger Hand ausgebessert hervorgehen« lassen, heißt es mit Nachdruck.[18] Lachmann suchte eben nach einer verbindlichen Lösung für alle denkbaren Überlieferungssituationen und seine Editionstätigkeit reichte von antiken über mittelalterliche bis zu neuzeitlichen Texten, ja sogar an der Bibeledition erprobte er seine Prinzipien. So sehr Lachmann sich um eine methodisch nachvollziehbare und universell anwendbare Editionsstrategie bemühte, die vom Editor erarbeitete Textgestalt war für ihn keine ›offene‹. Texte wurden vielmehr quasi amtlich »festgesetzt«,[19] der textkritische Apparat diente zur Absicherung und erhob keineswegs den Anspruch, die Überlieferung in Gänze rekonstruieren zu können. Lachmann lag daran, Texte als bedeutende und bewahrenswerte Zeugnisse der Vergangenheit in Editionen zu sichern, die zwar »von der Patina und den Schlacken der Überlieferung gereinigt« waren, doch nun »in möglichst makellosem Glanz erstrahlen« sollten.[20] Außerdem ging es Lachmann und vielen anderen Editoren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts darum, die literarische Überlieferung zu aktualisieren oder überhaupt erst für das Lesepublikum zu erschließen. Damit entstanden neue Editionsformate, die sich nicht nur an ein wissenschaftliches, sondern auch an ein allgemeines Publikum richteten oder dem Gebrauch in Schule und Universität dienten und darüber hinaus wirtschaftlich auf dem Buchmarkt[21] bestehen sollten. Wichtiges Erkennungsmerkmal dieser Ausgaben ist eine eingeschränkte textkritische Durchdringung der Überlieferung sowie eine Modernisierung von Interpunktion und Orthographie. Viele dieser Ausgaben wagten trotzdem den Spagat, gleichzeitig einen wissenschaftlichen und einen »nicht philologischen Leser« zu bedienen und waren sich der Tatsache bewusst, dass erhebliche methodische Kompromisse in Kauf genommen werden mussten: »Den Anforderungen einer gesunden Philologie soll volles Genüge gethan werden, mit thunlichster Rücksicht auf den weiteren Kreis gebildeter Leser.«[22] So zahlreich die miteinander konkurrierenden Editionsformate – unter anderem wissenschaftliche Gesamtausgaben, Editionsreihen, Neudrucke, Auswahlausgaben, Lese- und Schulausgaben – waren, so zahlreich waren auch die Verfahren und Kriterien, einen Text kritisch zu konstituieren oder die für die jeweilige Edition getroffene Textauswahl zu begründen. Vielfach sind diese Ausgaben von literaturgeschichtlichen und werkästhetischen Kriterien geprägt, wie sie sich im 19. Jahrhundert herausgebildet haben und mit denen nicht nur die Edition von Texten der Vergangenheit überhaupt, sondern auch die unmittelbare Editionspraxis legitimiert wurde.[23] Die wachsende Aufmerksamkeit für die Literaturgeschichte im Kontext einer sich als Disziplin konstituierenden Germanistik war das Werkzeug, Autoren und Texte früherer literarischer Epochen zu entdecken, zu popularisieren und als kulturelles Denkmal zu präsentieren;[24] schon die Titelgebung der legendären Editionsreihen »Monumenta Germaniae Historica« oder »Deutsche Literaturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts in Neudrucken« hat Signalfunktion und verweist auf den politischen Kontext, Deutschland als ›Kulturnation‹ mit entsprechendem literarischen Kanon zu profilieren.[25]
Die Qualität der ›edierten‹ Texte schwankte teilweise erheblich. Das hing einerseits mit der Zielgruppenorientierung der Ausgaben, andererseits aber auch mit den engen oder weiten textkritischen Auffassungen der verantwortlichen Editoren zusammen, die oftmals aus ihrer Zugehörigkeit zu editorischen ›Schulen‹ resultierten. Dilettanten und Profis beherrschten gleichermaßen das editorische ›Feld‹.[26]
3. Der ›Vermächtnis‹-Text
Ein Kriterium aber beherrschte massiv die Diskussion und wurde immer wieder zur Begründung für die Wahl von Textgrundlagen oder überhaupt für jegliche textkritische Operationen und den Aspekt der ›Werktreue‹ bemüht, und zwar das des Autorwillens, der zudem argumentativ in ein lebens- und werkgeschichtliches Konzept eingebettet war. Sicherlich gab es viele innovative Editionskonzepte, die zum Beispiel Fragen der Textgenese erstmals in einer Edition umzusetzen versuchten (etwa in der viel zu wenig gewürdigten Ausgabe von »Schillers sämmtlichen Schriften« durch Karl Goedeke, 1867-76), doch die überwiegende Zahl der Editionen wagte keinen Blick in die Dichterwerkstatt. Sie stellten vielmehr den Autortext fest und aktualisierten eine alte Tradition. Die Blaupause für dieses universelle Editionsverfahren entwickelte die Weimarer Goethe-Ausgabe, in der Autor und Werk monumentalisiert wurden. In wenigen, für die Geschichte der Edition, ihrer Methodik und Praxis allerdings folgenreichen Worten umschrieb Bernhard Suphan stellvertretend für die Verantwortlichen der Edition im ersten, 1887 erschienenen Band das Modell und es sie leitenden Grundsätze:
»[...] bei Allem, was Gestalt und Erscheinung der Ausgabe im Großen wie im Einzelnen betrifft, soll befolgt werden, was uns als Goethes selbstwillige Verfügung bekannt ist. In den Tagebüchern und Briefen, die in genauem Anschluß an die urkundlichen Vorlagen gegeben werden, soll Goethe dem Leser in seiner ganzen Eigenheit sich darstellen. Für den Druck der Werke hat er selbst die Norm gegeben in der Ausgabe letzter Hand. Sie ist sein Vermächtniß, er selbst hat sie so betrachtet, als den Abschluß seiner Lebensarbeit. Er hat mit größter Umsicht, mit einer Sorgfalt wie bei keiner früheren, sich um die Reinheit und Vollkommenheit dieser Ausgabe selbst bemüht […].«[27]
Hinter diesen Grundsätzen stand zweifellos der Wunsch, für Goethes Werk, eines der »kostbarsten Besitzthümer[] des deutschen Volkes«,[28] die verbindliche Vulgata zu schaffen, die sich überdies auf den Autor und seinen Willen berufen könne. Georg Witkowski sprach daher später vom Editor, der sich dem Autorwillen unterwarf, als »Testamentsvollstrecker«,[29] eine Auffassung, die – wenn auch modifiziert und abgemildert – bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts konsensfähig blieb. Noch Friedrich Beißner zweifelte 1964 keineswegs daran, dass der Editor »den Willen des Dichters und sein Recht an seinem Werk« zu beachten habe.[30] Daraus ließ sich als Regel ableiten: »Die Herausgabe (›Edition‹) eines literarischen Denkmals stellt den Herausgeber vor die Aufgabe, einen gesicherten Text herzustellen. Diese Aufgabe kann dann als gelöst gelten, wenn eine dem Willen des Verfassers entsprechende oder eine diesem möglichst nahe kommende Wiedergabe des von ihm konzipierten Werkes erreicht ist.«[31] Die Weimarer Ausgabe und ihre Konzeption des ›edierten Textes‹ warf lange Schatten und war als Editionsparadigma derart dominant, dass andere Formen wie etwa die synoptische Präsentation unterschiedlicher Fassungen[32] oder die Orientierung am Erstdruck[33] regelrecht untergingen. In dieser Dominanz ist sicherlich ein wesentlicher Grund dafür zu sehen, dass der ›edierte Text‹ immer häufiger in den Fokus kontroverser Debatten geriet.
4. Der ›beste‹ Text
Aber zunächst einmal waren es Goethe-Editoren, die das methodische Gerüst der Weimarer Ausgabe zum Einsturz brachten. Sie erkannten den »Vermächtnis«-Charakter der Ausgabe letzter Hand insofern als fatal, als sich herausstellte, dass diese Ausgabe in vieler Hinsicht fehlerhaft und redaktionell überfremdet war, ja sogar auf prekärer Textgrundlage ruhte. Das »historische Relief der Texte«, fasst Herbert Kraft pointiert zusammen, war »zur glatten Oberfläche einer einheitlichen Gestalt scheinbar autonomer Dichtkunst« abgeschliffen worden.[34] Der immer wieder beschworene Autorwille, der sich im Typus der Ausgabe letzter Hand besonders wahrhaftig manifestiere, stellte sich als Chimäre heraus. Die Goethe-Editoren, allen voran Ernst Grumach, unterzogen sowohl die Weimarer Ausgabe als auch die von Goethe veranstalteten Drucke einer strengen Revision, um die bislang übliche Methode der Goethe-Edition zu überwinden. Objektive Fakten der Textüberlieferung rangierten nun vor dem vermeintlichen Willen des Autors. Aufgabe kritischen Edierens sei es, so Grumachs Schlussfolgerung, nach Sichtung und Bewertung der gesamten Überlieferung sowie der Entstehungs- und Druckgeschichte »den besten Text herzustellen«.[35] Der ›beste‹ Text war natürlich ein von Überfremdungen freier Text, den die Goethe-Editoren im Erstdruck oder noch besser in einer handschriftlichen Druckvorlage zu finden glaubten. Das extrem von Überarbeitungen geprägte Werk Goethes wurde als Resultat historisch eigenständiger Fassungen gesehen, wobei der ›junge‹ Goethe gleichberechtigt neben den ›alten‹ trat. Werther, Götz von Berlichingen, Torquato Tasso, Faust und der West-östliche Divan wurden nun in mehreren Textfassungen – teilweise im Paralleldruck – ediert.[36] Trotzdem waren die »Einbesserung[en]«[37] von Textmaterial aus unterschiedlichen Fassungen – dem Modell altphilologischer Textkritik folgend – in den ›edierten Text‹ teilweise erheblich; es ging eben darum, einen ›besten‹ Text zu generieren und alle nicht unmittelbar auf Goethe und seine poetische Intention zurückgehende Eingriffe in den Text zu eliminieren. Obwohl die in Ost-Berlin angesiedelte Ausgabe nach einer Vielzahl von – auch politisch-ideologischen – Querelen Mitte der 1960er Jahre eingestellt wurde,[38] wirkte ihr Prinzip nach, eine frühe Textfassung als Grundlage für den ›edierten Text‹ zu wählen. Das Konzept vom ›besten‹ Text als Ziel einer kritischen Edition setzte sich dagegen weder in der Goethe-Edition noch in der germanistischen Editorik überhaupt durch.
5. ›Faktizität der Texte‹, ›Textdynamik‹ und ›erschließende
Umschriften‹
Ein wesentliches Merkmal der germanistischen Editorik ist die »Treue im Behandeln der Texte«, wie es Hermann Hesse 1912 in einem Brief an den Schillerbiographen und Philologen Reinhard Buchwald für die damalige Philologie festgestellt hat.[39] Acht Jahrzehnte später, 1992, hat Gunter Martens diesen Ruf bestätigt, indem er als handlungsleitenden Aspekt kritischen Edierens einen »Rückzug auf den Text« feststellte.[40] Ziel einer Edition sei eine »möglichst ›autoritätsfreie‹ Dokumentation«[41] des Textes, seiner Überlieferung und Entstehung, in der die Autorintention allenfalls eine nachgeordnete Rolle spiele, der »Schatten«[42] des Editors aber stets erkennbar bleiben müsse, wenn er quasi als Mediator der Überlieferung[43] überhaupt und dann nur äußerst zurückhaltend emendierend einen ›edierten Text‹ präsentiere. Insgesamt sei eine ›offene‹ Edition[44] mit der Wiedergabe varianter Fassungen anstelle einer einzigen ›endgültigen‹ Textversion die Regel. Weiter nannte Martens die allmählich gestiegene Aufmerksamkeit für die Textgenese in allen ihren Dimensionen, wobei zunehmend die Einsicht vorherrsche, Text und Apparat seien als Einheit zu begreifen und die Textgenese sei als Bestandteil eines sich dynamisch entwickelnden Textes zu betrachten und entsprechend zu dokumentieren.[45] Trotz aller Sympathie für textgenetische Phänomene und deren Dokumentation räumt Martens ein, dass jeder Autor mit der Konzeption eines literarischen Werkes und bei aller »Offenheit des Schreibstromes« auch ein Interesse an einer endgültig fixierten Fassung haben dürfte. Daher sei die vom »Autor herausgehobene Textfassung anders zu behandeln« als die Textgenese. Dies sei letztlich aber keine »Konzession an den Leser, der nur gewohnt ist, in sich abgeschlossene Texte zu lesen«, sondern der Respekt vor der Einschätzung des Autors, das Werk sei »›fertiggestellt‹«.[46] Diese Stichworte mögen genügen, um in Erinnerung zu rufen, dass die »Faktizität der Texte«[47] als Konsens unter den germanistischen Editoren gilt und auch für die vielfältigen neuen Formen von Texteditionen – ob in Buchform, digital oder als Hybridedition, mit oder ohne Faksimilebeigabe – keineswegs an Bedeutung verloren hat, obwohl der einzelne Editor die argumentativen Akzente seiner jeweiligen literatur- beziehungsweise kulturwissenschaftlichen Vorannahmen, die seiner Edition zugrunde liegen, vielleicht unterschiedlich gewichten würde. Diese Konzentration auf den Text, wie er in bisherigen Verfahren im Vordergrund stand, wird seit einigen Jahrzehnten um eine stärkere Fokussierung auf das Material als Dokument des Arbeitsprozesses erweitert und mit verschiedenen Strategien – Faksimile und ›differenzierte Umschrift‹[48] – visualisiert. Die Handschrift erweitert sich in der Edition zu einem Raum mit spezifischer »Arbeitstopographie«.[49] Der Blick richtet sich nicht nur auf die Seiten- und Textgestaltung des jeweiligen Handschriftenblattes, sondern konzentriert sich besonders auf den Schreib- und Arbeitsprozess und damit auf die »dritte Dimension der Literatur«, wie Louis Hay diese Perspektivierung genannt hat.[50] Wesentliche Anregungen für diesen Arbeitsansatz hat seit den 1970er Jahren die französische Forschungsrichtung der ›critique génétique‹ gegeben. Sie schärfte und erweiterte das editorische Problembewusstsein in entscheidenden Punkten, indem sie ihre Verfahren nicht auf die Konstitution eines edierten Textes ausrichtete, sondern in einem »dossier génétique« alle erhaltenen Schriftträger eines Werks – den »avant-texte« – zusammenträgt und diplomatisch transkribiert. Übergeordnetes Ziel ist dabei stets die kritische Beschäftigung mit der Textgenese und dem Schreibakt.[51]
In der Editorik haben sich die Erkenntnisse der genetischen Handschriftenforschung folgendermaßen niedergeschlagen: Ausgangspunkt der Edition ist ein Faksimile, das von einer diplomatischen Transkription begleitet wird. Es entsteht auf diese Weise ein Archiv, in dem möglichst genau alle »Textphänomene«[52] erfasst und für eine weitere (Forschungs-)Nutzung bereitgestellt werden. Faksimile und Transkription werden als verbindliche Teile der Edition betrachtet, während weitere Teile, etwa das Angebot eines emendierten, linear lesbaren und damit zitierfähigen ›edierten Textes‹ sowie eine philologische Tiefenerschließung des Textmaterials in einem genetischen Variantenapparat wie er dem Modell der historisch-kritischen Edition entspricht, nur von den wirklich textkritischen beziehungsweise textgenetischen Editionen verwirklicht wird. Die emendationslose Transkription von Handschriften wird daher häufig nur als »Entzifferungshilfe«[53] verstanden und die Konstitution eines Lesetexts oftmals abgelehnt.
Trotzdem hatte diese teilweise enthusiastisch begrüßte Entwicklung nicht den gewünschten positiven Effekt bei Editionsbenutzern und hat die geringe Akzeptanz der Editorik innerhalb der kulturwissenschaftlichen Disziplinen keineswegs verändert. Den Grund für dieses Akzeptanzdefizit sieht Klaus Hurlebusch im Bedürfnis der deutenden und auf Vermittlung ausgerichteten Literaturwissenschaft nach einem konsistenten Werk. Das Beharren auf »abgegrenzten und leicht überblickbaren Textgebilden« behindere – so Hurlebusch – Lektüren, die sich auf das werkgenetische Material konzentrieren und damit »einen Textezusammenhang darstellen, [den] es im ursprünglichen voreditorischen Reliktzustand nicht gegeben hat.«[54] Textgenetische Lektüren blieben allein die Domäne von Editoren und vertieften die Kluft zwischen Literaturwissenschaft und Editorik durch sich immer weiter voneinander entfernendes Spezialistentum. Dies ist eine – in der Tat – ernüchternde, gleichwohl zutreffende Anamnese vor dem Hintergrund, dass textgenetische, auf die Arbeitsweise des jeweiligen Autors konzentrierte Perspektiven derzeit das editorische Geschäft prägen und von den neuen Medien und ihren schier unendlich erweiterbaren Darstellungsmöglichkeiten noch einmal befeuert werden. Wenn sich auch die einstige Radikalität dieser Editionen, die allein in der Genese die »Qualität des Textes selbst« sahen,[55] inzwischen verflüchtigt hat, gilt die Konstitution eines edierten, linear lesbaren Textes vielfach als nachgeordnete Aufgabe, die man gern (z. B. Schulbuch-)Verlagen überlässt oder schlichtweg mit dem Hinweis ignoriert, man betrachte eine Edition in erster Linie als ein Archiv[56] oder wissenschaftlich nutzbares Arbeitsinstrument. Immer häufiger schieben sich andere Interessen vor die Erschließung von literarischen Texten oder Korrespondenzen. Damit meint man sogar auf eine philologisch abgesicherte Textkonstitution verzichten zu können, weil es ›nur‹ neue »Zugangswege« zu Editionen brauche, um das Akzeptanzproblem zu lösen.[57]
Schon 1995 hat Peter von Matt in der damaligen Debatte über die Faksimile-Edition von Kafkas Process-Roman[58] mit einem Zwischenruf an die philologische Tugend erinnert, über allen ›postmodernen‹ Vorstellungen vom literarischen Werk »als eines komplexen, an allen Rändern ausfasernden, letztlich endlosen Prozesses, der nie zur festen Gestalt gerinnt und nur als solcher wiedergegeben werden kann«, eine »einzige, verbindliche, rundum verantwortete und definitive Gestalt des Textes« nicht zu vergessen.[59] Peter von Matt hat sich als ›bekennender‹ Kafka-Leser stets für die Lektüre von Kafka-Handschriften stark gemacht, in dieser Lektüre sogar ein großes ästhetisches Erlebnis gesehen. So wichtig und richtig es ist, durch eine Edition die Handschriftenlektüre zu ermöglichen, ein ›edierter Text‹ oder ›ediertes Werk‹ sollten als Bezugsgröße nicht außer Acht gelassen werden. Ob sich der Editor damit zum Knecht der Literaturwissenschaft macht, wie Hurlebusch mutmaßt, sollte dabei weniger interessieren, zumal einer Umfrage unter 91 Akademikern aus dem Jahr 2002 zufolge 80,2% der Befragten von einer wissenschaftlichen Edition einen »verlässliche[n] Text« ( »reliable textual data«) erwarteten.[60] Rüdiger Nutt-Kofoth hat den ›edierten Text‹ als »selbständige Größe« zurückgefordert und Walter Delabar hat sogar emphatisch ein »Lob der Leseausgabe« ›gesungen‹.[61] Und die neuen, ausdrücklich die Handschriftenlektüre unterstützenden Editionen zu Hölderlin, Büchner, Trakl, Keller, Horváth oder Musil verweigern dem Benutzer keinen konstituierten Lesetext mehr und verlieren dabei nichts von ihrer innovativen Kraft. Walter Fanta spricht entsprechend von der Handschriftentranskription als »Pflicht«, während er die Konstitution eines Lesetextes als »Kür« in der »Editionskunst« bezeichnet.[62]
6. Respekt vor dem Text[63]
Wenn in diesen Beitrag immer wieder an den Respekt vor dem Text erinnert wurde, dann wurde damit nicht nur die germanistische Editorik in ihrem Grundanliegen zu charakterisieren, sondern gleichsam auch der Auffassung Ausdruck zu verleihen versucht, dass der durch textkritische Operationen geprüfte ›edierte Text‹ »Hauptbestandteil einer Edition«[64] ist. Mit welchen editorischen Konzepten dieses Ziel erreicht wird, bleibt immer wieder neu zu diskutieren. Das editorische Anliegen, Texte zu erschließen, zu sichern und zu vermitteln, darf jedoch nicht durch – analoge oder digitale – Angebote ersetzt werden, denen die philologische Tiefenerschließung fehlt und im schlechtesten Fall sogar Editionen mit dem Argument verhindert, die einschlägigen Dokumente seien doch im Netz versammelt und damit für jedermann verfügbar. Umgekehrt liegt mir aber ebenso wenig daran, Digitalisierungsprojekte schlecht zu reden, denn die Editorik profitiert zweifellos von ihnen. Aber es dürfte nicht von Schaden sein, wenn bei der Konstruktion solcher gewaltiger Textarchive intensiver, wie es derzeit geschieht, auf editorischen Sachverstand und Erfahrung im praktischen Umgang mit historischen Textträgern zurückgegriffen würde. Dazu gehört eben auch das Wissen, dass Ausgaben nicht nur benutzbar, sondern der ›edierte Text‹ auch »in seinem Charakter als Kunstwerk« lesbar sein muss: »Was für ein Irrtum wäre es«, notiert Rüdiger Nutt-Kofoth zu Recht, »wenn der ästhetische Text nur noch benutzbar, aber nicht mehr lesbar wäre. Sein Kunstcharakter wäre nicht mehr wahrzunehmen.«[65]
Gleichwohl meine ich aber auch, dass sich Editoren nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen dürfen. Die allseits gelobten »Wissensbestände«[66] der Editorik müssen stärker in einen interdisziplinären Dialog eingebracht werden, aber auch aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive analysiert werden, denn der stets hochgehaltene Respekt vor dem Text ist kein Wert an sich, sondern ist stets an Vorannahmen gebunden, die in Vergangenheit auch vor Manipulationen nicht zurückschreckten. Wenn wir über Editionen für das 21. Jahrhundert nachdenken, dann müssen wir uns immer wieder aufs Neue der textkritischen Standards versichern, die zu diesen editorischen »Wissensbeständen« gehören und die die Editorik zu einer traditionsreichen Disziplin gemacht haben. Der ›edierte Text‹ zählt nicht nur zu diesen »Wissensbeständen«, sondern sichert die Stabilität wissenschaftlicher Unternehmungen, die sich zweifellos ihrer prinzipiellen Unsicherheit bewusst ist. So wenig Architekten und Ingenieure hundert Prozent erdbebensichere Gebäude und Brücken konstruieren können, so wenig wird es eine editorische Methode geben, deren Ergebnisse nicht vom Laborcharakter ihrer Verfahren abhängig ist. Bleiben wir also im Gespräch!
Fußnoten
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[1]
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[2]Georg Voglers Tweet vom 3. November 2015.
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[3]Plachta 2013, S. 8.
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[4]Hurlebusch 1996, S. 457.
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[5]von Aue 1843, s. v. (Vorrede); Vgl. Plachta 2016a, S. 267–283.
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[6]Meyer 1992, S. 179.
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[7]Reuß 1995, S. 126.
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[8]Vgl. Ralle 2016, S. 144–156.
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[9]Vgl. Göttsche 2000, S. 47.
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[10]Seidel 1991, S. 209, Anm. 1.
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[11]Hurlebusch 1996, S. 473.
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[12]Vgl. Stegmöller 1975, S. 190–194.
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[13]Pöhlmann 2003, Bd. 1, S. 26–40.
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[14]Hans Zeller hat sich in seinem für die moderne Editorik wegweisenden Aufsatz »Befund und Deutung. Interpretation und Dokumentation als Ziel und Methode der Edition« (Zeller 1971, S. 50–52) ausdrücklich auf die alexandrinische Philologie und ihre methodischen Grundlagen bezogen.
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[15]Hurlebusch 1996, S. 474.
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[16]Vgl. Plachta 2016b, S. 599–616.
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[17]Lachmann 1876, S. 87.
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[18]Lachmann 1836, S. 8.
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[19]Muncker 2005, S. 37.
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[20]Janota 1980, S. 35.
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[21]Hier schlug besonders die Aufhebung des »Ewigen Verlagsrechts« 1867 zu Buche. Texte wurden 30 Jahre nach dem Tod des Autors für jeden Verlag frei. Das hatte besonders für diejenigen Autoren Folgen, die vor dem Stichtag 9. November 1837 verstorben waren. Betroffen waren nicht nur Goethe und Schiller, sondern auch Herder, Klopstock, Wieland, Lessing und andere ›Klassiker‹. Ihre Text wurden nun in rechtlicher Hinsicht gemeinfrei.
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[22]So auch in Suphan 2005, S. 52, 54.
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[23]Vgl. Martus 2007, S. 467–476.
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[24]Hierzu folgende Überblicke und Fallstudien: Plachta 2015, S. 259–265; Illetschko / Nottscheid 2014, S. 102–126; Kiening 2005, S. 67–93; Braun / Richter 2010, S. 32–54.
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[25]Vgl. Jäger 1992, S. 29.
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[26]Kolk 1990, S. 35f.; Plachta 2007, S. 59–71.
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[27]Suphan 2005, S. 51.
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[28]Grimm 2005, S. 48.
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[29]Witkowski 2005, S. 76.
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[30]Beißner 2005, S. 270.
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[31]Seiffert 2005, S. 162.
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[32]Vgl. Schmidt 1982, passim.
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[33]Michael Bernays und Max Morris hatten nachgewiesen, dass für die Edition von Goethes Jugendwerken eine Orientierung an der ›Ausgabe letzter Hand‹ schlichtweg unsinnig ist. (Goethe 1875-1877 und Goethe 1909-1912)
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[34]Kraft 2001, S. 22.
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[35]Grumach 2005, S. 150.
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[36]Goethe 1952–1966, passim.
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[37]Nutt-Kofoth 2005, S. 104.
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[38]Vgl. Plachta 2011, S. 236–240.
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[39]Hesse 1973, Bd. 1, S. 215.
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[40]Martens 1994, S. 74.
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[41]Kanzog 1991, S. 185.
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[42]Zeller 2005, S. 284; ähnlich auch Martens 1994, S. 73.
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[43]»Der Text-Editor und die Text-Edition haben eine Mediatorenrolle inne: Sie vermitteln ungeordnete, schwer zugängliche Textzustände an Text-Analytiker und -interpreten«, so Bein 2008, S. 14.
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[44]Zeller 2005, S. 288.
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[45]Martens 1991, S. 137f., 147–151.
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[46]Martens 1991, S. 150.
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[47]Kraft 1982, S. 5.
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[48]Diesen Begriff verwendete zuerst die Frankfurter Hölderlin-Ausgabe (Hölderlin 1975–2008), danach auch die Marburger Büchner-Ausgabe (Büchner 2000–2013).
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[49]Ries 2014, S. 30f.
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[50]Hay 1984, S. 322f.
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[51]Vgl. im Einzelnen Grésillon 1999, passim.
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[52]Kanzog 1991, S. 181.
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[53]Keller 2001, Bd. 16.1, S. 441.
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[54]Hurlebusch 2001, S. 3.
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[55]Kreuzer 1976, S. 52.
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[56]Klaus Kanzog, der den Typus der Archivausgabe (als Vorbereitung einer historisch-kritischen Ausgabe) als erster im deutschen Sprachraum ins Gespräch brachte, bestand stets darauf, dass mit einer Archivausgabe kein Raum für die Ablage unsortierter Dokumente entstehe, sondern dass vielmehr »Reproduktion und Transkription« den Text »auf eine höhere Ebene der Urkundlichkeit« heben und damit kritisch durchdringen (Kanzog 1991, S. 181).
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[57]Vgl. Strobel 2014, S. 151–174; Hildenbrandt / Kamzelak 2014, S. 175–192.
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[58]Kafka 1995-, passim.
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[59]Matt 1995, S. 53.
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[60]Steding 2002, S. 243.
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[61]Nutt-Kofoth 2000a, S. 240; Delabar 2014, passim.
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[62]Fanta 2011, passim.
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[63]Seidel 1991, S. 209.
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[64]Seidel 1991, S. 209.
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[65]Nutt-Kofoth 2000b, S. 202.
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[66]Strohschneider / Vollhardt 2002, S. 100.
Bibliographische Angaben
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- Manuel Braun / Sandra Richter: »Vergoldung vergeht, Schweinsleder besteht«. Die ›Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart‹ als Beispiel für Editionsphilologie und Förderpolitik im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In: Geschichte der Germanistik. Historische Zeitschrift für die Philologien. 37/38 (2010), S. 32–54. [Nachweis im GVK]
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- Walter Delabar: Lob der Leseausgabe. In: literaturkritik.de. 16. Dezember 2014. [online]
- Walter Fanta: Zur Immortalität elektronischer Korpora am Beispiel der Musil-Edition. In: computerphilologie.digital-humanities.de. 28. September 2011. [online]
- Johann Wolfgang Goethe: Der junge Goethe. Seine Briefe und Dichtungen von 1764–1776. Hg. von Michael Bernays. 3 Bde. Leipzig 1875-1877. [Nachweis im GVK]
- Johann Wolfgang Goethe: Der junge Goethe. Hg. von Max Morris. Neue Ausgabe in 6 Bänden. 6 Bde. Leipzig 1909–1912. [Nachweis im GVK]
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- Herbert Kraft: Editionsphilologie. Zweite, neubearbeitete und erweiterte Auflage. Frankfurt/Main u.a. 2001. [Nachweis im GVK]
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- Bodo Plachta: Editionswissenschaft. Eine Einführung in Methode und Praxis der Edition neuerer Texte. 3., ergänzte und aktualisierte Auflage. Stuttgart 2013. [Nachweis im GVK]
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- Inga Hanna Ralle: Maschinenlesbar – menschenlesbar. Über die grundlegende Ausrichtung der Edition. In: Editio 30 (2016), S. 144–156. [Nachweis im GVK]
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- Thorsten Ries: Verwandlung als anthropologisches Motiv in der Lyrik Gottfried Benns. Textgenetische Edition ausgewählter Gedichte aus den Jahren 1935 bis 1953. 2 Bde. Berlin u.a. 2014. (= Exempla Critica. Historisch–kritische Einzelausgaben zur neueren deutschen Literatur, 4) [Nachweis im GVK]
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- Sören A. Steding: Computer-Based Scholarly Editions. Context, Concept, Creation, Clientele. Berlin 2002, S. 243. [Nachweis im GVK]
- Otto Stegmöller: Überlieferungsgeschichte der Bibel. In: Herbert Hunger / Otto Stegmüller / Hartmut Erbse / Max Imhof / Karl Büchner / Hans–Georg Beck / Horst Rüdiger: Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel. München 1975, S. 149–206. [Nachweis im GVK]
- Jochen Strobel: Digitale Briefedition und semantische Erschließung. Von den Briefen der Jenaer Romantikergeneration zur Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels. In: Editio 28 (2014), S. 151–174. [Nachweis im GVK]
- Peter Strohschneider / Friedrich Vollhardt: Interpretation. In: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 49 (2002), H. 2, S. 98–102. [Nachweis im GVK]
- Bernhard Suphan: Vorreden zur Weimarer Goethe-Ausgabe, Bd. 1 (1887). [Nachweis im GVK] In: Dokumente zur Geschichte der neugermanistischen Edition. Hg. von Rüdiger Nutt-Kofuth. Tübingen 2005, S. 51–54. (= Bausteine zur Geschichte der Edition, 1) [Nachweis im GVK]
- Twitter.com. Georg Vogeler. @GVogeler. 03. November 2015. [online]
- Georg Witkowski (2005): Grundsätze kritischer Ausgaben neuerer deutscher Dichterwerke (1921). [Nachweis im GVK] In: Dokumente zur Geschichte der neugermanistischen Edition. Hg. von Rüdiger Nutt-Kofuth. Tübingen 2005, S. 70–77. (= Bausteine zur Geschichte der Edition, 1) [Nachweis im GVK]
- Hans Zeller: »Befund und Deutung. Interpretation und Dokumentation als Ziel und Methode der Edition«. In: Texte und Varianten. Probleme ihrer Edition und Interpretation. Hg. von Gunter Martens und Hans Zeller. München 1971, S. 45–89. [Nachweis im GVK]
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