Abstract
Das Projekt Korrespondenzen der Frühromantik widmet sich den Potenzialen der digital gestützten Analyse von Briefen der Jahre 1790 bis 1802. Es nutzt Briefeditionen zentraler Akteurinnen und Akteure der Frühromantik nach, schließt Lücken und stellt Volltexte sowie homogene Metadaten bereit. Das sukzessive entstehende Korpus von etwa 7.500 Briefen wird mittels Netzwerkanalyse ausgewertet. Im vorliegenden Beitrag beleuchten erste grafische Darstellungen am Beispiel des brieflichen Grußauftrages die Struktur des romantischen Kommunikationsnetzwerks. Der Beitrag diskutiert Techniken der semantischen Auszeichnung als Form der Wissensrepräsentation mit Schwerpunkt auf den von uns eingeführten Konnexionen, die Briefaussagen in Form von Tripeln oder Quadrupeln wiedergeben.
The project Correspondence of Early Romanticism is dedicated to the potential of digitally supported analyses of letters from the years 1790 to 1802. It uses letter editions of key players in early Romanticism, closes gaps and provides full texts and homogeneous metadata. The gradually emerging corpus of around 7,500 letters will be evaluated using network analysis. In this contribution, initial graphical representations, using the example of greeting instructions in letters, shed light on the structure of the Romantic network of communication. The article discusses techniques of semantic annotation as a form of knowledge representation with a focus on the connexions we have introduced, which reproduce letter statements in the form of triples or quadruples.
- I. Einleitung
- II. Forschungsprojekt, Korpus, Erkenntnisziele
- III. ›Semantic Scholarly Digital Edition‹
- IV. Semantische Erschließung mittels Konnexionen
- V. Regeln zur Gestaltung und Verknüpfung von Illokutionen und Propositionen
- VI. Analysebeispiel: Grußaufträge
- Bibliografische Angaben
- Abbildungsverzeichnis
I. Einleitung
[1]Briefe sind in den historisch arbeitenden Textwissenschaften als Quellen omnipräsente, ihrem Charakter (als Objekte, Texte, Medien) nach polyvalente, prekär überlieferte und semantisch hochproblematische Entitäten.[1] Für die Forschung als Quellentypus unverzichtbar, prägen sie nicht zuletzt in Literatur- und Geschichtswissenschaft das Bild von Personen und Ereignissen. Erst die Kultur der Digitalität befördert die vernetzte, nachhaltige, kontextualisierende Präsentation und Analyse von Briefen, die nun, angereichert durch vielfältige Meta-, Registerdaten und weitere Annotationen, möglichst mit Normdatensätzen verlinkt, den Status der Personaledition überschreiten. Die Verknüpfung mit anderen Briefen und ›Werken‹, möglichst mit Volltexten und nachhaltigen Metadaten, mit internen und externen Informationen (u. a. solchen der Handschriften besitzenden Institutionen) lässt nun, peu à peu, die Konturen einer bisher kaum denkbaren Menge an überlieferten Quellen erahnen.
[2]Das DFG-Projekt Korrespondenzen der Frühromantik (KFR; Laufzeit von 2022 bis voraussichtlich 2028) nutzt im Druck (und im Einzelfall auch digital) schon vorhandene Briefeditionen für das Intervall 1790 bis 1802 nach, schließt Lücken durch Neutranskriptionen und aus dem Kontext neu erschlossene Briefe, stellt Volltexte und in einheitlicher Notation mit Normdatensätzen verknüpfte Metadaten bereit und möchte zudem das sukzessive entstehende Korpus von etwa 7.500 Briefen quantitativ und qualitativ mit Methoden der Netzwerkanalyse auswerten. Im Sommer 2024 sind auf unserer Website 3.321 Briefe durchsuchbar, ein TEI/XML-Download wird zeitnah bereitgestellt.
[3]Der Beitrag diskutiert und erläutert vor dem Hintergrund der Projektinhalte und -ziele (II.) sowie mit der Selbstapostrophierung ›Semantic Scholarly Digital Edition‹ (III.) zunächst Techniken der semantischen Auszeichnung von Briefen. KFR erprobt vertiefte Registerannotationen, indem bereits ausgezeichnete Personennamen, Werktitel, Periodika und Körperschaften in syntaktische Strukturen eingebunden werden (IV.). Konzeptuelle Basis ist die linguistische Pragmatik, vor allem die Sprechakttheorie.[2] Während ein Aktant, meist der*die Briefabsender*in, also die Sprechinstanz des Briefs, und damit ebenfalls eine in den Metadaten des Briefs bereits vorkommende Entität, als Subjekt des Satzes fungiert, ergänzen wir als Prädikat ein illokutionäres Verb sowie ggf., zu dessen Erläuterung, eine Proposition. In einem mehrstufigen Experiment haben wir ein kontrolliertes Vokabular aufgebaut, das sowohl in seiner ersten Fassung von ca. 500 Illokutionen und Propositionen, als auch in seiner zweiten, bisher letzten Version mit nur ca. 120 Ausdrücken künftigen Projekten zur Verfügung steht. Zugleich sind die von uns so bezeichneten Konnexionen, also die entstehenden syntaktischen Ausdrücke,[3] Element des Knowledge Graphen, der im Projekt erstellt wird, welcher wiederum einer Ontologie zugrunde liegt, die für die Briefforschung wegweisend werden könnte. Eine Ontologie bezeichnet ein Wissenssystem in einem bestimmten Bereich[4] in einer »standardisierten technischen Umsetzung«:[5] Kriterien für die Nachnutzung sind in unserem Fall die Entität (Privat-)Brief, die Sprache der Zeit um 1800 sowie Praktiken des Lesens, Schreibens, Publizierens der gebildeten bürgerlichen ›Avantgarden‹ der Zeit. Die domänenspezifische KFR-Ontologie wurde bottom up und top down entwickelt: Es wurden einerseits Klassen aus dem CIDOC Conceptual Reference Model (CRM) als Upper Ontology übernommen. Andererseits wurden Klassen aus den Daten selbst, den Registern und den Konnexionen, gewonnen.
[4]Der Aufsatz begründet den Gebrauch illokutionärer Verben und die Struktur der besagten Aussage-Tripel oder -Quadrupel als kontrollierte Form der Repräsentation von in Briefen enthaltenem Wissen, er entfaltet die Regeln zur Gestaltung und Verknüpfung von Illokutionen und Propositionen und befasst sich hier u. a. mit ›Mehrfachtripeln‹ sowie der Modellierung komplexer Aussagen (insbesondere solcher, die eine Kette von Akten des Sprechens und Handelns einbegreifen). Kritisch diskutiert wird das Problem der Eindeutigkeit der möglichen Aussagen (V.). Schließlich werden anhand zweier Graphen erste Auswertungen vorgestellt (VI.).
II. Forschungsprojekt, Korpus, Erkenntnisziele
[5]Auch über die Perspektive der Literaturwissenschaft hinaus ist die Romantik von einer beispiellosen kulturgeschichtlichen Wirkung, die sich in unser aller Alltag manifestiert. Zu ihren Verdiensten gehört die Aufwertung des Wunderbaren, die auch theoretisch durchdrungene Ästhetisierung des Lebens, eine komparatistische Historisierung und zugleich Aktualisierung der Künste, der Rekurs auf mythisch-narrative und sprachliche ›Ursprünge‹, aber auch jene radikale Subjektivierung im Zeichen des Idealismus, die, neben religiösen und nationalen Selbstbeschränkungen, der Romantik oft allzu pauschal zum Vorwurf gemacht wurde. ›Epoche‹, ›Diskurs‹, ›Modell‹[6] – die zeitlich, personell, programmatisch trotz allem schwer greifbare ›Romantik‹ nimmt ihren Anfang bei einer Gruppe miteinander befreundeter, beruflich noch nicht abgesicherter, aber ehrgeiziger und hochgebildeter junger Menschen, die sich teils in Jena, aber auch in Berlin, Dresden, Weißenfels und an anderen Orten aufhielten.
[6]Die Gruppe der Jenaer und der Berliner Frühromantik war analog vernetzt[7]. Neben der immer nur von einigen Personen geteilten mündlichen Kommunikation bestanden zwei Ebenen schriftlicher Vernetzung: eine öffentliche (exoterische) in Gestalt der Publikationen, die vor und nach der Veröffentlichung natürlich auch kreisintern gelesen und diskutiert wurden (etwa in Briefen), und eine zweite, private (esoterische) und eigentlich tragende Ebene in Gestalt eines wandelbaren Briefnetzwerkes.
[7]Bereits die Vorentscheidungen des Forschungsdesigns sind diskussionswürdig. Etwa die zeitlichen Grenzen: Wann beginnt, wann endet ›die Frühromantik‹? Wer ist dazuzurechnen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass zu einem Brief mindestens zwei (und oft mehr als zwei) Personen gehören, dass man mit befreundeten wie mit verfeindeten Personen korrespondiert? Wie lässt sich eigentlich über Briefe reden, sofern es um mehr als aus dem Kontext gelöste kernhafte Zitate gehen soll? Briefe führen, mehr als andere ›Werke‹, immer gleich mindestens zwei unmittelbar Beteiligte zusammen, daneben eine mögliche Vielzahl an Personen, Texten, Themen, die erwähnt, diskutiert und miteinander diskursiv ›vernetzt‹ werden können. Sie sind unmittelbare Dokumente des Kollektiven in Denken und Schreiben.
[8]Zur Vorbereitung der Daten gehört die Festlegung eines Intervalls: Ab 1790 halten sich beide Brüder Schlegel zum Studium in Göttingen auf,[8] 1802, nach dem Tod des Freundes Friedrich von Hardenberg (Novalis), gehen Friedrich Schlegel und Dorothea Veit nach Paris; das Potenzial gemeinsamen Denkens und Schreibens scheint aufgebraucht zu sein. Weiterhin ist eine sehr disparate Editionslage zu berücksichtigen, mit dem Ziel, alle verfügbaren edierten Texte auf gleichem Niveau zu präsentieren: Volltexte, Metadaten, Registerdaten in TEI/XML, Vereinheitlichung diakritischer Zeichen des jeweiligen edierten Texts unter Maßgabe der Editionsrichtlinien der Digitalen Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels (KAWS).[9] Neben den Brüdern Schlegel, Novalis, Tieck, Schleiermacher, Schelling, Fichte, Wackenroder möchten wir die ohnehin weniger gut überlieferten Briefschreiberinnen besonders berücksichtigen, also Dorothea Veit-Schlegel, Caroline Schlegel-Schelling, Sophie Tieck-Bernhardi und Rahel Levin Varnhagen. Sind die quantitativen Anteile der editorisch zugänglichen Überlieferung und ist die editorische Qualität selbst disparat und schwankend, so ist vor allem der technisch-mediale Zustand, in dem die Überlieferung repräsentiert ist, anachronistisch geworden. Bis heute liegen nur kleinere Anteile digital und frei online zugänglich vor.[10] Ausgangsbasis ist die 2021 abgeschlossene KAWS.
[9]Die Kante zwischen Johann Wolfgang von Goethe und August Wilhelm Schlegel bezeichnet eine bedeutende Verbindung zwischen Weimar und Jena,[11] wenngleich sie auch nicht so exklusiv ist, dass man sie als ›Brücke‹ im Sinne Mark Granovetters[12] einstufen könnte. Nach dem Bruch Friedrich Schillers mit den Brüdern Schlegel ist diese Brückenfunktion Goethes besonders virulent und trägt auch besonders langfristig. Kreisintern sind die wechselnden Jena-Berlin-Brücken von erheblicher Bedeutung, über die die ökonomische wie die publizistische Infrastruktur sowie die erweiterte Kommunikation mit und über Gegner sowie die wichtigen zeitweiligen Verbündeten Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling läuft. Konstant wichtigster Berliner ›Brückenkopf‹ ist Friedrich Schleiermacher, der als Agent in Berlin und als Nachrichtenumschlagplatz zwischen Berlin und Jena fungiert.
[10]Die Summe frühromantischer Korrespondenzen der Forschung zunächst einmal auf einer Plattform digital zugänglich zu machen, sodann aber wissenschaftliche Erkenntnisse mittels Netzwerkforschung gleich mitzuliefern, sind Ziele des hier vorzustellenden Projekts. Existente Editionen – nach Möglichkeit die jeweils beste[13] – werden nachgenutzt, erschlossene Briefe einbezogen, bisher als marginal Erachtetes wird neu ediert. Ferner steht die Auswertung der Volltexte und Metadaten mit Methoden der Netzwerkanalyse und des Text Mining auf der Agenda des Projekts. Ziel ist eine Rekonstruktion der frühromantischen Briefkommunikation und des damit verbundenen Transfers von Wissen.
III. ›Semantic Scholarly Digital Edition‹
[11]›Edition‹ im herkömmlichen Sinne wäre für das, was wir im KFR-Projekt unternehmen, nicht die korrekte Bezeichnung, geht man davon aus, dass Editionen stets auf die ›Quelle‹ zurückgehen, also in der Regel auf Handschriften und autorisierte Drucke zu Lebzeiten der Autor*innen, nicht etwa auf existente Editionen.[14] Ein solches Verfahren impliziert die Fortpflanzung von Editionsfehlern anstelle des für das Selbstverständnis der Editor*innen konstitutiven Gestus des Reinigens von Textverderbnissen, sei es von den Autor*innen selbst entgegen dem eigenen Willen, sei es von Dritten verschuldeten: Vielmehr ist unser Portal teils weniger, teils mehr als eine Edition. Weniger, da wir eine eigenständige kritische Textkonstitution außer bei Neutranskriptionen und Kommentare der Editionen außer beim Annotieren für die Register ausklammern müssen, mehr, da unser Portal schon aufgrund seiner Durchsuchbarkeit und mit seinen Metadaten mehr bietet als die Summe der gedruckt vorliegenden Editionen. Mehr als eine Edition ist unser Projekt auch deswegen, weil es selbst eine Brücke zwischen Edition und Forschung schlägt. Hier sind zum einen die Vertiefung der Registereinträge durch syntaktisch strukturierte Konnexionen sowie eine experimentelle Sachverschlagwortung zu nennen, zum anderen Ansätze der Netzwerkanalyse.
[12]Zu jedem Brief bieten wir: einen zuverlässig edierten Volltext, ein Druckdigitalisat oder Handschriftenimages in Auswahl, normierte Meta- und Registerdaten, u. a. Absender*in, Absendeort, Datum, Adressat*in, Empfangsort, Angaben zur Provenienz der Handschrift, eine bibliografische Angabe zum Druck, Register zu den im Brief erwähnten Personen, Werken, Orten, Körperschaften und Periodika. Unsere Metadaten verlinken wir mit Normdatensätzen der Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek (GND[15]) bzw. von GeoNames, Werktitel, soweit keine GND-Einträge vorliegen, in Wikidata.[16] Besonders gelegen ist uns an erschlossenen Briefen, unabhängig davon, ob sie in den zugrundeliegenden Editionen bereits ermittelt wurden oder nicht. Weiterhin werden die Metadaten des Webservice correspSearch nachgenutzt.[17]
[13]Da unser Projekt um das Semantic Web herum konzipiert ist und dem Linked-Open-Data-Gedanken folgt, sprechen wir von einer »Semantic Scholarly Digital Edition«. Der u. a. von Elena Spadini[18] diskutierte Begriff geht auf die Bologneser Edition des Notizbuchs des italienischen Politikers Paolo Bufalini zurück:
- uses persistent URIs to identify resources and the relationships between them […]
- uses existing ontologies for the organization of information […]
- serves data through content negotiation and makes them searchable through a SPARQL endpoint equipped with a graphical interface.«[19]
Wir folgen diesem Ideal im ersten und im zweiten Punkt (mit dem Aufbau einer eigenen Ontologie allerdings) nahe, elementare Recherchen sind über unsere grafische Schnittstelle derzeit bereits möglich.
[14]Anders als etwa correspSearch oder LetterSampo – Projekte, die sich auf Metadaten beschränken –, auch im Unterschied zu unserem Partnerprojekt Der Deutsche Brief im 18. Jahrhundert, dessen Ziele sich vor allem auf Kopfdaten und Volltexte richten, das aber bereits gedruckte, gemeinfreie Briefeditionen kumuliert, digital archiviert und zugänglich macht, ist unser Projekt maximal mit dem Semantic Web verknüpft, mittels Normdateien und im Knowledge Graph bzw. der ihn strukturierenden Ontologie, indirekt, via Wikidata, auch mit Volltexten.[20] Unsere Weboberfläche ist also keine isolierte Datensammlung. Unser Produkt genügt den Anforderungen an eine Semantic Edition, allerdings mit einer Einschränkung aus der Sicht konventionellen Edierens: Seine Quellen sind weitgehend selbst Editionen, die nun, allerdings Brief für Brief, nicht statisch Edition für Edition, für Maschinen und Menschen lesbar gemacht worden sind.
[15]Ähnlich gelagert ist Georg Vogelers Begriff der »assertive edition«, der die Leistung von Transkription und Textkonstitution zugunsten einer Konzentration auf den Datencharakter etwas in den Hintergrund drängt, denn sie »combine[s] the transcription with a database of statements made in the text«.[21] Ein solch breites Verständnis von Edition entlastet von einer monadischen Vorstellung von ›Text und Editor*in‹ und stuft damit die gemeinhin als dominant gewertete editorische Leistung (kritische Textkonstitution) etwas zurück im Vergleich zu einer hier vor allem technisch verstandenen Kontextualisierungsleistung als Interoperabilität. Damit kommt dann auch den Mitspieler*innen der Editor*innen eigene Dignität zu.
IV. Semantische Erschließung mittels Konnexionen
[16]Briefe können anspielungsreich Themen nur evozieren, ohne explizit zu werden; sie vermögen eine Vielzahl von Informationen, Bekenntnissen, Wünschen und Aufforderungen auf kleinstem Raum zu komprimieren. Versuche einer zumal einheitlichen Repräsentation von Brieftexten in Metadaten und Metatexten (etwa Regesten) haben sich als problematisch und anfechtbar erwiesen.
[17]Ein Anliegen unseres Projekts ist es, Ansätze zur semantischen Erschließung der Briefe zu entwickeln und zu erproben, vor allem mit dem Ziel quantitativer Auswertung (Netzwerkanalyse), daneben aber auch als Ergänzung zu den bestehenden Registern – doch dominiert die Auswertungsperspektive und damit in unserer Annotationspraxis das Bestreben, möglichst generische Formulierungen zu finden, die möglichst viele Treffer erlauben. Registereinträge eines Briefs werden zu formal syntaktischen Strukturen ergänzt, indem einem Subjekt (oft dem*der Briefschreiber*in) und einem Objekt (einer Person, einem Werk, einem Periodikum, einer Körperschaft)[22] ein Prädikat zugeordnet wird, ein illokutionäres Verb, oft ergänzt durch eine erläuternde Proposition. Mit einem Begriff der Dependenzgrammatik[23] sprechen wir von Konnexionen: Wir formalisieren viele der hinter den Registereinträgen stehenden Aussagen, indem wir Sätze formulieren. Das jeweilige illokutionäre Verb ist, im Unterschied zu den isolierten Begriffen eines Registers, Regens – das herrschende Element, von dem andere Elemente abhängig sind – in einem Satz, der die Registereinträge einschließt und in eine »phrasenkonstituierende Dependenzbeziehung[]«[24] einbringt. Lucien Tesnière, der Begründer der Dependenzgrammatik,[25] ist an der Struktur des Satzes »als Netz von relationalen Beziehungen, die er Konnexionen nennt«, interessiert.[26] Aller Wahrscheinlichkeit nach lassen sich mit dem Prädikat des Satzes als Ausgangspunkt neue, nun durch quantitative Untersuchungen anzustoßende Erkenntnisse zu typischen Briefaussagen gewinnen, und zwar insbesondere dadurch, dass zusätzlich zu den durch eine Vielzahl an Metadaten ohnehin schon gegebenen Relationen auch semantische hinzukommen, die in Subjekt-Prädikat-Objekt-Strukturen (syntagmatisch) und in deren Thesaurushaftigkeit (paradigmatisch) nun offen zutage liegen: Aus den Verben ebenso wie aus den Propositionen lassen sich Thesauri erstellen, die so konsistent wie möglich auf die mit Registereinträgen verknüpften Aussagen im Brief anwendbar sind. Die Thesauri stellen kontrollierte Vokabularien dar, insofern sie Bedeutungsgleichheit zwischen einzelnen Elementen vermeiden.[27] Sollte ein Wort mehrere semantisch trennscharfe Konzepte bezeichnen, dann wäre eine Disambiguierung vorzunehmen,[28] wie sie beispielsweise Wikipedia-User*innen zur Genüge von sogenannten Begriffsklärungsseiten her kennen. Aus unserer Registererweiterung entsteht ein kontrolliertes, nachnutzbares Vokabular zur Korrespondenz um 1800 in SKOS, einem Standard, um Wissenssysteme zu repräsentieren und zu teilen sowie Struktur, Inhalt und Beziehungen von Konzepten eines solchen Systems auszudrücken. Vorläufig sind unsere Begriffslisten über Links auf der Projektwebsite erreichbar,[29] allerdings auch schon im Linked-Open-Data-Bereich der Mainzer Akademie, dort bereits versehen mit persistent identifiers.[30] Damit handelt es sich auch formal um ein kontrolliertes Vokabular. Sollten semantische Überschneidungen zwischen den Begriffen auffallen, dann könnte mit Querverweisen gearbeitet werden (in SKOS: related concept). Dies erinnert an Wolfgang und Mechtild Stocks Vorgaben, in kontrollierten Vokabularien Pleonasmen zu vermeiden und Synonyme zusammenzuführen.[31]
[18]Briefe kommunizieren nicht nur Informationen, Empfindungen, Geständnisse und Bewertungen, sie artikulieren auch Forderungen, Handeln und Werte der beteiligten Personen. Beteiligt oder mitgemeint sind oft Dritte. In Briefen Erwähntes und Besprochenes greift teils weit hinter die Zeit der Briefentstehung zurück, teils aber auch weit voraus. Um ein kontrolliertes Vokabular zu erhalten, das zumindest in Teilen auch von anderen Projekten nachgenutzt werden kann, haben wir uns in ausgiebigen Testreihen an John Searles Illokutionstypen gehalten,[32] also assertive (informierende), direktive (anweisende), kommissive (selbstverpflichtende), expressive (ausdrucksstarke) und deklarative (einen Zustand herstellende) Verben bzw. Aussagen gebildet. Es entstehen Aussagentripel oder -quadrupel, die als ganze, syntagmatisch vertieft, analysiert werden können oder deren Elemente jeweils für sich auswertbar sind.
[19]Beispiele für Tripel:
- August Wilhelm von Schlegel – grüßen – Friedrich Schiller
- August Wilhelm von Schlegel – grüßen lassen – Johann Wolfgang von Goethe
[20]In dieser Form werden die Terme von uns in der FuD-Eingabemaske hinterlegt, wie in Abbildung 1 dargestellt, und so erscheinen sie auch auf der Projektwebsite je Brief in der rechten Spalte »Metadaten – Register – Konnexionen« unter dem letzten Reiter.
[21]Im Fall von ›grüßen‹ wird die Aussage »August Wilhelm von Schlegel bittet Goethe, Grüße von ihm an Schiller auszurichten« in zwei Tripel aufgesplittet; wenn auch eine Proposition vorliegt, handelt es sich um Quadrupel. Illokutionen und Propositionen müssen, wie das Beispiel zeigt, nicht in allen Ausdrücken gemeinsam vorliegen. ›Grüßen lassen‹ drückt eine Bitte an den Adressaten (Goethe) aus, einen Dritten (Schiller) zu grüßen, verweist also auf einen brieflich ergangenen Auftrag. Der eigentliche (intendierte) Grußvorgang hat seinen Ursprung bei Schlegel und sein Ziel bei Schiller, der Vollzug durch den Mittler Goethe kann hinzugedacht werden, wird aber nicht in einem Tripel ausgedrückt. Der Brief und die von ihm konstituierte Textwelt ist, wie so oft, Transmissionsriemen bei einem Speicherungs- und Übertragungsvorgang, der eine vorausgehende, ›vorbriefliche‹ Wirklichkeit in Verbindung bringt mit einer künftigen, ›nachbrieflichen‹ Welt, in der sich Grußvermittler Goethe und Grußempfänger Schiller persönlich begegnen. ›Grüßen‹ und ›grüßen lassen‹ ist für die sekundären Leser*innen eines Briefs meist ein redundanter, nicht weiter beachtenswerter Aussagentyp, doch ist das Grüßen als mündlich wie schriftlich (dann in Briefen) oft praktizierte Kulturtechnik alles andere als bedeutungslos.
[22]Analog zum Grüßen kommen viele Illokutionen für Aufträge infrage (können also mit ›lassen‹ stehen), in unserem Korpus sind es die folgenden. Sie alle zielen auf Übertragungsgeschehen im medientheoretischen Sinne, der jeweilige Agent ist ein Übertragungsmedium. Er erfüllt einen Auftrag. Diese Verben lassen sich in die fünf Gruppen einteilen:
- »Mit einem expressiven Sprechakt bringt der Sprecher eine Einstellung oder ein Gefühl in Bezug auf einen Sachverhalt zum Ausdruck.«[33] Expressiv sind: danken (lassen), grüßen (lassen), loben (lassen), tadeln (lassen)
- »Mit einem kommissiven Sprechakt legt sich der Sprecher selbst auf die Ausführung einer zukünftigen Handlung fest.«[34] Expressive und kommissive Intentionen sind verbunden in: geben (lassen), senden (lassen), zurückgeben (lassen), vermitteln (lassen)
- »Mit einem direktiven Sprechakt will der Sprecher den Adressaten dazu bringen, eine Handlung auszuführen.«[35] Direktiv (und somit auf den Übertragungsaspekt im medientheoretischen Sinn bezogen) sind: beauftragen (lassen), empfehlen (lassen), erbitten (lassen), erfragen (lassen), vorschlagen (lassen), wünschen (lassen)
- Mit einem assertiven Sprechakt legt sich der Sprecher darauf fest, dass die Äußerung wahr ist.[36] Assertiv ist: ankündigen (lassen)
- »Mit der Äußerung einer Deklaration schafft der Sprecher neue Sachverhalte.«[37] Deklarativ ist: einladen (lassen)
[23]Allen diesen Verben ist gemein, dass sie in ihrer ›lassen‹-Form um einen direktiven Aspekt erweitert werden, da das Subjekt das Objekt zu einer Handlung bewegen will. Im Falle von ›senden (lassen)‹ ist ein weiteres Übertragungsmedium beteiligt: ein Bote oder die Post. Literaturwissenschaft und Historische Netzwerkforschung (Historical Network Research) finden in der Auswertung von Metadaten zusammen. Alle Metadaten werden als Normdaten in das Datenmodell eines Knowledge Graphen eingebunden, der die Wissensdomäne der frühromantischen Korrespondenz in einer Graphdatenbank auf Basis einer spezifisch entwickelten Ontologie abbildet. Aus dem angereicherten Knowledge Graphen werden Netzwerke aus den Annotationen und den Datenmodellen exportiert. Es erfolgen im Wechsel quantitative und qualitative Auswertungen. Das Beispiel ›grüßen‹ lässt erahnen, dass die Daten zu scheinbar belanglosen, ›seriellen‹ Akten der Alltagskommunikation, eingebettet in ihr kulturspezifisches Gepräge, Auskünfte zu den qualitativen, wertenden Akten der brieflichen Kommunikationspraxis bereithalten.
V. Regeln zur Gestaltung und Verknüpfung von Illokutionen und Propositionen
[24]Der einzelne Brief, isoliert betrachtet, ist zunächst unidirektional, also ein Ort der Vermittlung in eine räumlich und zeitlich bestimmte Richtung, etwa in Richtung auf die Zukunft hin. Briefkorrespondenz ist in diesem Sinne ›Agentur‹: Schreiber*in und / oder Adressat*in vermitteln im Auftrag Dritter oder an Dritte Aussagen (Informationen, Sprechakte), Objekte, Handlungen. Im Unterschied dazu kann Briefkorrespondenz auch bidirektional sein. Sie wird damit zum Marktplatz, also einem Ort des Handels, des Tauschs, nicht der Weitergabe. Der Brief trägt einen Zukunftsvektor, ohne zwingende reziproke Fortsetzung. Wer gibt, bekommt nicht zwingend etwas zurück. Briefe sind nicht zwingend verschriftlichte Dialoge, sondern zunächst Monologe und Gaben.[38]
[25]Kommunizieren ist, mit Searle,[39] sprachliches Handeln: Eine Illokution zeigt an, dass es neben dem ›Was‹ vor allem um das ›Wie‹ des Kommunizierens geht, sie ist der Sprechakt selbst. Das Subjekt unserer Konnexionen ist eine sprachlich handelnde Person, im Objekt geht es (soweit es sich um einen Werktitel oder ein Periodikum handelt) um den Gegenstand oder eine zweite beteiligte Person. In der Proposition, dem Aussageinhalt, wird die Beziehung zwischen Subjekt, Illokution und Objekt ausgedrückt. Unter dem ›Was‹ (näher bestimmt durch Proposition, Subjekt, Objekt) verstehen wir das transferierte Wissen, also Bündel für wahr gehaltener Aussagen. Briefkommunikation ist per se Wissenstransfer und uns interessiert eine ›Poetologie des Wissens‹ (Joseph Vogl[40]) in Briefen oder eben: wie textsortenspezifisch Wissen weitergegeben wird. Außerdem wollen wir erforschen, wie kommuniziert wird und wie sich das Wie und das Was zueinander verhalten, wie also Subjekt (stets eine Person), Proposition und Objekt (eine Person, ein Werk, eine Körperschaft oder ein Periodikum) semantisch mit der Illokution verknüpft sind. Die die Illokution erläuternde Proposition eröffnet den Blick auf die Welthaltigkeit des Briefs. Wir meinen damit die konkrete Nähe zur Lebenspraxis, von einer impliziten Anthropologie über Alltägliches, das Briefeschreiben, Berufliches sowie Literatur und Kunst.
[26]Da Briefe nicht nur Aussagen präsentieren, sondern diese mit sprachlichem Handeln zusammenfallen lassen oder eng verbinden, eignen sie sich als Quelle für unser Erkenntnisinteresse besonders gut. Wir privilegieren Aussagen, die nicht einfach mitgeteilt werden, sondern die expressiv Wie und Was verschmelzen lassen (z. B. grüßen, d. h.: »Hiermit grüße ich Dich.«) oder in denen appellative Anteile Was und Wie untrennbar verbinden, wie es bei den Direktiva der Fall ist. Illokutionen sind nicht eindeutig einer Illokutionsklasse zuzuordnen.[41]
[27]Wir ignorieren Sachinformationen wie Erzählungen, Reiseberichte, Inhaltsangaben, biografische Einlassungen etwa zu Krankheiten, Geburten, Todesfällen oder Hochzeiten. Diese können jedoch mittels unserer Sachverschlagwortung ausgedrückt werden, sofern sie für den Brief besonders zentral sind. Wir beschränken uns auf mit Emphase mitgeteilte Sachinformationen oder individuell gefärbte Weitergabe von Wissen, wie sie sich in Illokutionen wie Erklärungen, Bekenntnissen, Bewertungen und Zuwendungen manifestiert.
[28]Wir nehmen ›mitteilen‹ nur als Illokution auf, wenn es als Geste besonders ausgestellt wird. Auch Propositionen wie ›Informationen‹ / ›Neuigkeiten‹ werden nicht aufgenommen, da diese zu global und damit unbrauchbar für die spätere Auswertung sind.
[29]Aus der von uns formulierten Konnexion muss sich nicht eindeutig die zugrundeliegende Aussage im Brief ableiten lassen – Grund dafür ist, dass wir bestimmte Leistungen syntaktischer und morphologischer Elemente (z. B. die Abhängigkeiten von Aussagen voneinander, wie etwa in Konjunktionen ausgedrückt) nicht repräsentieren können und wollen. Hingegen erlauben uns die illokutionären Verben mitunter den Ausdruck von Modus und Tempus. Zum Beispiel wird mit ›wünschen‹ eine Möglichkeit (was wäre, wenn…) ausgedrückt, ähnlich wie durch einen Optativ. Wünschen trägt zudem einen Zukunftsvektor. ›Erbitten‹ und ›erwarten‹ sind auf die Zukunft hin orientiert, während ›danken‹ auf bereits Vergangenes Bezug nimmt. Dies entspricht der Kommunikationsform Brief, die vor allem auf die Zukunft gerichtet ist, zugleich aber die gegenwärtige Kondition des Schreibers expliziert und vorgängige Wünsche Dritter einbringt. Der Augenblick der Lektüre liegt vom Schreiber aus gesehen in der Zukunft; in ihm realisiert oder vollendet sich das kommunikative Anliegen des Briefs und dessen sprachliches Handeln.
[30]Bei ›Geldsendung‹ zusammen mit ›erbitten‹ handelt es sich nach Jürgen Erich Schmidts Verständnis um eine Sekundärprädikation, eine zweite untergeordnete Handlung innerhalb des Satzes.[42] Eine Prädikation liegt nach Schmidt vor, wenn ein semantisches Prädikat mit einem Argument verbunden wird.[43] Hier kommt zu der primären Prädikation, dem Verb ›erbitten‹, eine attributive Erweiterung einer Substantivgruppe ›Geldsendung‹.[44] Gerd Hentschel zufolge lässt sich die Beziehung zwischen primärem und sekundärem Prädikat »dadurch [...] verdeutlichen, dass ein Ausgangssatz [...] paraphrasiert werden kann durch zwei Sätze[.]«[45] In unserem Fall lässt sich die Konnexion »Friedrich von Schlegel – Geldsendung – erbitten – August Wilhelm von Schlegel« so paraphrasieren: »Friedrich von Schlegel erbittet (etwas) von August Wilhelm von Schlegel« und »August Wilhelm von Schlegel sendet Friedrich von Schlegel Geld«. Innerhalb der Briefwelt ist das Erbitten als Geste des Schreibers an den Empfänger entscheidend; ›Geldsendung erbitten‹ ist daher die einzige sinnvolle Konnexion. Wie unsere Paraphrase und auch die Valenz von ›erbitten‹ zeigen, wären zwei eigenständige Konnexionen nicht ohne Weiteres möglich. ›Erbitten‹ fordert ein zweites Objekt. Es handelt sich aber um zwei zeitlich aufeinanderfolgende Akte: 1. Person A bittet Person B um Geld (innerhalb des Briefes = Gegenwart). 2. Person B sendet Geld an A (außerhalb des Briefes = Zukunft).
[31]Wir verwenden Mehrfachtripel aus zwei Gründen:
-
wenn eine Illokution zwei Objekte verlangt (= vor allem dreiwertige Verben). Häufig ist das eine Objekt der*die Adressat*in (also eine Person), das andere ein Werk oder Periodikum.[46] Infrage kommen folgende dreiwertige Verben: anbieten, ankündigen (lassen), beauftragen, beilegen, danken, empfehlen, erbitten, erfragen, fordern, geben, senden (lassen), zurückgeben.
Beispiel:
- Novalis – Manuskript – senden – August Wilhelm von Schlegel
- Novalis – Manuskript – senden – Novalis: Die Christenheit oder Europa
- wenn (mindestens) drei Personen beteiligt sind und zwischen ihnen Informationen, Objekte oder Handlungen von einer Person über eine zweite zu einer dritten fließen. Grüße, Glückwünsche (expressive Illokutionen) sowie Bücher an Dritte zu vermitteln (expressiv und kommissiv), Handlungsabsichten zu bekunden (kommissive Illokutionen) und damit eine Aufforderung zur Weiterleitung zu verbinden (direktive Illokutionen) sind wesentliche Leistungen der Briefkommunikation. Diese Akte tragen zum Wissenstransfer über den Dialog zwischen Absender und Adressat hinaus bei: Grüßen trägt zur Schaffung und zum Erhalt von Communities bei; Büchersendungen markieren Lektüreempfehlungen oder Lektürewünsche. Es können beide Fälle gleichzeitig eintreten, so verlangt ›senden‹ zwei Objekte und es sind oft mehr als zwei Personen beteiligt, sodass wir die Aussage in vier Konnexionen aufteilen müssen.
[32]Jede Konnexion hat für sich Gültigkeit und kann für sich ausgewertet werden. Tripel- oder Quadrupelketten werden additiv angelegt, aber ohne besondere Markierung der Zusammengehörigkeit, denn sie sind ein Instrument der trennenden Formalisierung von Aussagen, nicht der nachlesbaren (und je Brief vollständigen) Auftrennung komplexer Aussagebündel.
[33]Fazit: Wir erarbeiten eine Annotationstheorie der »Briefpragmatik«[47], die auch Vor- und Nachgängiges einbezieht. Dabei befinden wir uns mit unseren Repräsentationen an der Grenze von Sprechakt und (lebensweltlichem, intendiertem) Handeln. Da wir beide zeitlich parallel verschiedene Briefe ausgezeichnet haben, fiel uns auf, dass wir trotz der Transparenz unserer Illokutions-Propositions-Listen manchmal zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Dies war ein Grund dafür, die Wortlisten deutlich zu verkürzen.[48] Gefragt werden könnte nach einem Bias weiterhin dahingehend, dass die menschliche Lektüre der Briefe ein Überwiegen geschäftlichen Handelns und Räsonierens auch in Briefen privaten Charakters erkennen lässt, der in der Annotationspraxis möglicherweise verstärkt wird. Hier wäre ein erweiterter datenfeministischer Zugang sinnvoll,[49] da Briefe von Frauen mutmaßlich seltener das qualitativ zu definierende Geschäftliche ausagieren und reflektieren, mit der gewichtigen Ausnahme des privaten Wirtschaftens und der Lebenshaltung. Ein weiterer problematischer Aspekt: Indem wir uns an Registereinträgen orientieren, erheben wir nicht nur die Relationen zwischen Personen oder zwischen Person und Körperschaft, sondern sehr oft die zwischen einer Person und einem ›Werk‹ oder einem Periodikum. Briefe mit wenigen Registereinträgen lassen sich in Konnexionen also besonders unvollkommen repräsentieren.
VI. Analysebeispiel: Grußaufträge
[34]Als Anwendungsbeispiel und Ausblick auf unsere Forschungsfragen eignet sich ein Graph, der Grußaufträge (also sekundäres, vermittelndes Grüßen) in den Briefen von und an August Wilhelm Schlegel über den gesamten vom Korpus abgedeckten Zeitraum zeigt. Die Bitte an den*die Empfänger*in, eine dritte Person zu grüßen, oder auch die Grußübermittlung des Absenders / der Absenderin an die Adressaten / Adressatinnen, nachdem eine dritte Person den*die Absender*in um diese Übermittlung gebeten hat, ist eine in unserem Korpus häufig wiederkehrende Aussage. Grußaufträge finden sich bereits in den bekannten Privatbriefen des frühen 18. Jahrhunderts, etwa in Friedrich Gottlieb Klopstocks Korrespondenz.[50] Schon der wichtigste Briefsteller (Brieftheorie und Anleitung zum Briefeschreiben) des frühen 18. Jahrhunderts, Benjamin Neukirchs Anweisung zu Teutschen Briefen, der erstmals 1709 erschien, listet für die Schlussformel von Freundschaftsbriefen u. a. auf: »Bitten wir uns ferner mit seinen angenehmen briefen zu erfreuen / alle guten freunde zu grüssen / und uns mit unveränderlicher affection ergeben zu bleiben.«[51]
[35]Unser Korpus umfasst etwa 1.050 Briefe von und an August Wilhelm Schlegel, der in seinen Briefen den jeweiligen Adressaten / die jeweilige Adressatin um zahlreiche Grüße bittet und der umgekehrt gebeten wird zu grüßen oder dem ein vorgängiger Gruß eines / einer Dritten mitgeteilt wird. Die Visualisierung des Graphen mit sämtlichen Grüßen zeigt auch eindeutig A. W. Schlegel im Zentrum – kaum verwunderlich, handelt es sich doch um ein um ein sternförmig strukturiertes Netzwerk. Doch ist Schlegel sehr häufig auch derjenige, der grüßen soll, der also zwischen Absender*in und einem / einer Dritten oder zwischen einer Person, die gewissermaßen zeitlich ›vor‹ der Briefwelt einen Grußauftrag ausgesprochen hat, und dem Adressaten / der Adressatin steht. Nimmt man Schlegel selbst einmal heraus, diesen lebenslangen ›Vermittler‹ oder ›Agenten‹, dessen briefliche Grüße und Grußaufträge wir als Akte initialer oder sich in Erinnerung bringender Höflichkeit werten, so zeigt sich, wer von den etwa 500 Korrespondent*innen oder erwähnten lebenden Personen im Umkreis Schlegels eine dritte Person grüßen lässt, die er oder sie derzeit nicht direkt adressiert. Die Kanten bezeichnen die Richtung von dem / der Grüßenden (und damit meist: dem / der um Weitergabe des Grußes Bittenden) zum / zur letztlich Gegrüßten, die Gewichtung der Kanten repräsentiert die Zahl der Grüße.
[36]Eine erste Auswertung des visualisierten Graphen ergibt vor allem im Centrality Layout[52] (vgl. Abbildung 3) ein ›Grußdreieck‹ zwischen den entscheidenden Protagonist*innen Caroline Schlegel-Schelling, Friedrich Schlegel und Goethe – letzterer erscheint hier (zu Recht, wie wir finden) nicht etwa als Gegner der Romantiker, sondern kraft seiner im fraglichen Intervall intensiven Korrespondenz mit August Wilhelm Schlegel mittels Grußaufträgen in den romantischen Kreis Aufgenommener, er ist allerdings wesentlich häufiger Objekt als Subjekt von Grußaufträgen. Analog wie bei der Relation von Gabe und Gegengabe wird man den Gruß an Goethe stets als Gabe an den Höhergestellten verstehen wollen, der seinerseits seltener grüßen lässt. Allerdings liegt es nahe, dass Goethe zurückhaltend darin bleibt, in Schlegels soziales Umfeld hinein Grüße zu platzieren.
[37]Zweifellos sind nach überlieferten und in unserem Projekt berücksichtigten Briefmengen Friedrich und Caroline Schlegel die beiden wichtigsten Korrespondenten August Wilhelms in dieser Zeit. Beide sind durch Grußaufträge dicht vernetzt, allerdings weitgehend mit unterschiedlichen Personen. Überschneidungen liegen vor bei Personen des Kreises und ihrer Familien (recht häufig wird die bei ihrem Tod 1800 15-jährige Tochter Carolines, Auguste Böhmer, gegrüßt), bei Verlegern und Redakteuren sowie deren Frauen. Neben Familienmitgliedern (hier: die Mutter der Brüder Schlegel) sind es die Personen, zu denen fragile Geschäftsbeziehungen bestehen, die häufig gegrüßt werden sollen, also Verleger und Zeitschriftenredakteure. Auffällig ist, dass die Ehefrauen der Geschäftspartner (Göschen, Hufeland), zu denen auch persönliche Beziehungen bestanden, sehr häufig gegrüßt werden sollten. Die gern ›hofierten‹ Personen zeichnen sich durch einen großen Indegree aus, hier ersichtlich aus der Größe des Knotens. Visualisierungen des Graphen lassen ein ›Göttinger‹ Grußnetzwerk erkennen (oben rechts im Centrality Layout, vgl. Abbildung 3; unten Mitte im Spring Embedder[53], vgl. Abbildung 4).
[38]Eine mehr als formale Auswertung erfordert den Rekurs auf eine Kommunikations- und Medientheorie des Grüßens und daraus resultierend zumindest Hypothesen darüber, zu welchem Zweck und mit welchem mutmaßlichen Erfolg in Privatbriefen gegrüßt wird.[54] Zu vermuten ist, dass das triadische Grüßen[55], das in der mündlichen Kommunikation durchaus üblich ist, in der Briefkommunikation erst mit dem empfindsamen Privatbrief auftritt. Auch dieser dient also der Gruppenbildung, der evaluierenden Kommunikation und der Implikation von Reziprozität.
[39]Unter den wenigen Knoten, die sehr peripher sind, an der Peripherie aber mehrfach vernetzt sind, ist Schillers der hervorstechendste. Eine Kante verbindet sogar Goethe und Schiller, dies dürfte bedeuten, dass Goethe Schiller durch August Wilhelm Schlegel grüßen ließ – angesichts des Bruches Schillers mit den Schlegels eine signifikante Ausnahme. Doch ist am Rande des frühromantischen Grußauftrags-Graphen Bewegung, die vom Zentrum, von den ›wichtigen‹ Protagonisten, fast gänzlich abgekoppelt ist, was sich sogar in den Briefen dieser zentralen, von Schiller denkbar weit entfernten Personen zeigt.
Fußnoten
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[1]
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[2]Hier nach Searle 1976 und Searle 2011 [1969].
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[3]Wir entnehmen den Begriff der Dependenzgrammatik, siehe Abschnitt IV.
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[4]Vgl. Rehbein 2017, S. 168.
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[5]Stock / Stock 2008, S. 255.
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[6]Vgl. Kerschbaumer 2018.
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[7]Vgl. Strobel 2023/24 [2025].
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[8]Der Beginn der Frühromantik ist schwer datierbar. Wir setzen die Vorgeschichte mit dem Studium der beiden Brüder Schlegel in Göttingen ab 1790 an. Wichtig ist uns, dass etwa von diesem Jahr an umfangreiche Briefwechsel überliefert sind.
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[9]Vgl. Schlegel 2014–2021.
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[10]Etwa Schleiermacher digital.
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[11]Schiller hatte A. W. Schlegel 1796 nach Jena gelockt, von wo aus dieser sogleich als geschätzter und zugleich gefürchteter Kritiker auf sich aufmerksam machte.
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[12]Vgl. Granovetter 1973, hier S. 1364: A bridge »is a line in a network which provides the only path between two points.«
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[13]Kriterien sind: Erscheinungsdatum und mutmaßliche philologische Zuverlässigkeit (in der Regel historisch-kritische Ausgabe).
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[14]Ausschlaggebend sind »Textbefunde[]«, die auf die Autorin oder den Autor zurückgeführt werden, alle relevanten, zu Lebzeiten des Autors entstandenen Handschriften und publizierten Drucke eines Werks, und damit nicht auf postum erschienene Ausgaben welcher Art auch immer (Plachta 2020, S. 2, 89).
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[15]Zur Bedeutung von Normdaten vgl. auch Busch / Müller 2023, sowie: Müller / Strobel 2024.
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[16]Vgl. Wikidata-Property Korrespondenzen der Frühromantik work ID (P12781) sowie die zugehörige Diskussionsseite.
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[17]Vgl. Dumont et al. 2024.
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[18]Vgl. Spadini 2024.
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[19]Vgl. Daquino et al. 2020, Introduction.
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[20]Vgl. Deicke et al. 2024b.
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[21]Vogeler 2019, S. 318.
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[22]Man könnte auch Orte als Objekte aufnehmen. Wir schließen Orte allerdings aus, da wir uns weniger für das Bewegungsprofil der frühromantischen Akteur*innen (jenseits dessen, was anhand von Absende- und Empfangsort ermittelbar ist) und deren Einstellungen gegenüber Orten interessieren.
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[23]Vgl. van Langendonck 2003.
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[24]So John Ole Askedals Definition von ›Konnexion‹ als relationssyntaktischem Aspekt der Dependenzgrammatik, wie sie durch Lucien Tesnière entwickelt wurde: Askedal 2003, S. 80.
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[25]Vgl. Tesnière 1980 [1959].
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[26]Werner 2003, S. 116.
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[27]Vgl. National Information Standards Organization 2010, S. 10: »A list of terms that have been enumerated explicitly. This list is controlled by and is available from a controlled vocabulary registration authority. All terms in a controlled vocabulary must have an umabiguous, non-redundant definition.«
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[28]Vgl. National Information Standards Organization 2010, S. 13.
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[29]
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[30]Vgl. Deicke et al. 2024a.
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[31]Vgl. Stock / Stock 2008, S. 176, 178, 181.
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[32]Vgl. Searle 1976, S. 16–21; Finkbeiner 2015, S. 14–15. Mehr zur Sprechakttheorie findet sich bei: Grewendorf / Zaefferer 1991; Lyons 1991.
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[33]Finkbeiner 2015, S. 18.
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[34]Finkbeiner 2015, S. 18.
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[35]Finkbeiner 2015, S. 18.
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[36]Vgl. Finkbeiner 2015, S. 18.
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[37]Finkbeiner 2015, S. 19.
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[38]Vgl. Strobel 2020.
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[39]Vgl. Searle 2011 [1969]. Diese Vorstellung findet sich bereits bei Austin 1962.
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[40]Vgl. Vogl 2010.
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[41]Vgl. Finkbeiner 2015, S. 19.
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[42]Zum Begriff der Sekundärprädikation vgl. Schmidt 1993.
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[43]Vgl. Schmidt 1993, S. 72.
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[44]Vgl. Schmidt 1993, S. 74.
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[45]Hentschel 2009, S. 370.
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[46]Objekte können auch im Propositionsfeld stehen.
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[47]Vgl. Ehlich 2014.
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[48]Siehe Fußnote 29.
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[49]Vgl. d'Ignazio / Klein 2020.
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[50]Dieser Eindruck entsteht bei Durchsicht des frühesten Briefbandes, der die Jahre 1738 bis 1750 umfasst: vgl. Klopstock 1978.
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[51]Neukirch 1709, S. 504.
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[52]
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[53]
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[54]Diese Überlegungen setzen wir in einer anderen Publikation fort.
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[55]Vgl. Schröter 2017.
Bibliografische Angaben
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Abbildungsverzeichnis
- Abb. 1: Inventarisierungsmaske in FuD. [Software: Trier Center for Digital Humanities, Universität Trier]
- Abb. 2: Modell Grußaufträge. Die Abbildung zeigt zwei Varianten des Grußauftrages, der sich entweder, wie 1a und 1b zeigen, zwischen einem vorgängigen Grußauftrag und dem Vollzug innerhalb des Briefes oder im Falle von 2a und 2b zwischen einem Grußauftrag innerhalb des Briefes und einem nachgängigen Vollzug außerhalb der ›Briefwelt‹ erstreckt. [Grafik: Laura Fath / Jochen Strobel 2024]
- Abb. 3: Netzwerkgraph erstellt mit Visone; Layoutalgorithmus Centrality Layout. [Grafik: Gwanghun Park / Aline Deicke 2024]
- Abb. 4: Netzwerkgraph erstellt mit Visone; Layoutalgorithmus Spring Embedder. [Grafik: Gwanghun Park / Aline Deicke 2024]