Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels – Ergebnisse, Erfahrungen, Entwicklungen

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DOI: 10.17175/2023_008

Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 1859456693

Erstveröffentlichung: 19.10.2023

Lizenz: Sofern nicht anders angegeben Creative Commons Lizenzvertrag

Medienlizenzen: Medienrechte liegen bei den Autor*innen

Letzte Überprüfung aller Verweise: 25.09.2023

GND-Verschlagwortung: Brief  | Digitale Edition | Digitalisierung | Forschungsdaten | Nachlass | 

Empfohlene Zitierweise: Claudia Bamberg / Cornelia Bögel / Thomas Bürger / Thomas Burch / Ruth Golyschkin / Bianca Müller / Radoslav Petkov / Thomas Stern / Jochen Strobel / Olivia Varwig: Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels – Ergebnisse, Erfahrungen, Entwicklungen. In: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften 8 (2023). 19.10.2023. HTML / XML / PDF. DOI: 10.17175/2023_008


Abstract

Nach zehn Jahren Laufzeit (2012–2021) der digitalen Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels (KAWS) möchte das Projektteam die Ausgangslage und die Ziele, die Ergebnisse und Erfahrungen der gemeinsamen Arbeit darstellen sowie die methodischen Erkenntnisse teilen und zur Diskussion stellen. Dazu werden die Arbeitspakete sowie der Workflow en détail erläutert und die Arbeitsweisen und Methoden reflektiert, die in diesem digitalen Editionsprojekt praktiziert wurden bzw. zur Anwendung kamen und zugleich weiterentwickelt wurden. Die drei beteiligten Projektpartner werden dabei im Einzelnen vorgestellt.


After ten years of running (2012–2021) the digital edition of August Wilhelm Schlegel’s correspondence, the project team would like to present the initial situation and the goals, the results and experiences of the joint work as well as share the methodological findings and put them up for discussion. The work packages as well as the workflow will be explained in detail and the working methods will be reflected. The three project partners are presented in equal detail.

1. Einleitung

[1]Nach siebeneinhalb Jahren Förderung, verteilt auf zehn Jahre Laufzeit, sind Ende 2021 die angestrebten Ziele der digitalen Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels[1] erreicht. Von einem ›Abschluss‹-Bericht wollen wir, das Schlegel-Team, nicht sprechen, ist es doch der Vorzug einer Online-Edition, dass sie ergänzt, verbessert und in künftige Informationsinfrastrukturen integriert werden kann, also nicht ›abgeschlossen‹ ist. Die Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels (KAWS) ist insofern fertiggestellt, als stabile, nachnutzbare Workflows geschaffen, alle bislang erreichbaren handschriftlichen und gedruckten Quellen integriert und Volltexte mit hochwertigen Indexdaten erzeugt wurden. Am Ende des Jahres 2021 sind 5.322 Briefe von 759 Korrespondenten enthalten, 4.873 als Volltexte, davon 2.402 Neutranskriptionen und 2.380 indexierte Druckfassungen. Zusätzlich zur Volltextsuche ermöglichen die Register Recherchen und Übersichten zu 5.350 Personen- und 470 Körperschaftsnamen, zu 990 Ortsnamen, zu 4.440 Werktiteln und 305 Periodika. Der Einsatz von Tag-Clouds erlaubt erste Informationsvisualisierungen von Stichwörtern, Orten und Namen, ein Zeitstrahl unterstützt chronologische Eingrenzungen. Mehr als 60 Archive und Bibliotheken aus 13 Ländern sowie 23 Verlage haben die Edition durch Bereitstellungen von Quellen und Gewährung von Veröffentlichungsrechten unterstützt.

[2]Mit Ablauf des Jahres 2021 endete die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die diese ambitionierte Teamarbeit unterstützt und ermutigt hat. In diesem gemeinschaftlichen Aufsatz des Projektteams aus der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB),[2] dem Trier Center for Digital Humanities (TCDH) der Universität Trier[3] und dem Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften der Philipps-Universität Marburg[4] werden die Ausgangslage und Ziele, die Ergebnisse und Erfahrungen dargestellt, die methodischen Erkenntnisse geteilt und zur Diskussion gestellt – die Ausführlichkeit ist dem Versuch größtmöglicher Transparenz zur weiteren Nachnutzung geschuldet. Die Verfasser*innen danken der DFG für das Vertrauen und die Förderung, den Archiven, Bibliotheken und Verlagen für ihre Mitwirkung sowie allen Kolleginnen und Kollegen, die mit Rat, Tat und Ermunterung die digitale Edition unterstützt haben.[5]

1.1 Ein Team an drei Orten – die Anteile an der Edition in Dresden, Marburg und Trier

[3]In den Jahren 2009 und 2010 formierte sich das von Jochen Strobel, Thomas Bürger und Thomas Burch geführte Projektteam in Marburg, Dresden und Trier. Nach umfangreichen Vorbereitungen wurde im Frühjahr 2011 der gemeinsame Förderantrag an die beiden zuständigen Fachabteilungen der DFG adressiert: an das Fachkollegium Literaturwissenschaft für die editionswissenschaftlichen Arbeiten an der Universität Marburg und für die editionstechnische Betreuung durch das TCDH sowie an den Bereich Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme (LIS) für die Erschließung und Digitalisierung der handschriftlichen und gedruckten Quellen durch die SLUB Dresden. Nach Bewilligung der Förderung Ende 2011 für zunächst drei von geplanten fünf Jahren begannen im März 2012 die Arbeiten, die im Folgenden genauer vorgestellt werden.[6]

Abb. 1: Frontpage (Version 01–2022). [Bamberg et al. 2023]
Abb. 1: Frontpage (Version 01–2022). [Bamberg et al. 2023]

2. Der Dresdner Nachlass und seine abenteuerliche Überlieferung

[4]Als August Wilhelm Schlegel am 12. Mai 1845 im Alter von 78 Jahren starb, übernahm sein Kollege Eduard Böcking, Jurist und Philologe an der Universität Bonn, den schriftlichen Nachlass; er veröffentlichte Schlegels Sämmtliche Werke von 1846 bis 1848 in sechzehn Bänden.[7] Nach Böckings Tod 1870 wünschte die Königliche Bibliothek in Dresden den Nachlass zu erwerben, zählten doch die Gebrüder Schlegel seit den Gesprächen über die Gemäldegalerie im Jahr 1798 zum prominenten Kreis auch der ›Dresdner Romantik‹.[8] Die Familienbriefe und insbesondere die Briefe der Schwester Charlotte, Frau des Dresdner Hofbeamten Ludwig Emanuel Ernst und Mutter der Porträtmalerin Augusta von Buttlar, belegen die engen familiären Bindungen an die Kunstmetropole Dresden und den Einfluss der Schwester als Vertraute und Ratgeberin ihrer Brüder.

[5]Im April 1873 gelangte Schlegels Nachlass für 2.000 Taler in das Japanische Palais, seit 1786 Sitz der Königlichen Bibliothek in Dresden. Die Manuskripte, darunter die Shakespeare-Übersetzungen, die Berliner, Wiener und Bonner Vorlesungen und die Korrespondenz, wurden noch im selben Jahr in repräsentative schwarze Halbledereinbände mit goldgeprägten Rückentiteln eingebunden.[9] Der Nachlass war eine grandiose Bereicherung der Dresdner Handschriftensammlung, allerdings unvollständig: Es klaffte eine Lücke für die Jahre 1804 bis 1812. Als Oskar Walzel (1864–1944) die Briefe Friedrich Schlegels an seinen Bruder August Wilhelm veröffentlichte, fehlten die Briefe dieses Zeitraums.[10] Der Prager Germanist Josef Körner (1888–1950) entdeckte sie im Jahr 1929 in Schloss Coppet am Genfer See, einem der Wohnsitze Germaine de Staëls: Er fand zwei zeitgenössische Kartons, gefüllt mit den von Schlegel selbst sorgfältig nach Absendern geordneten, verschnürten und beschrifteten Briefpäckchen, mehr als 2.000 beschriebene Seiten. Körner berichtete über seine glückliche Entdeckung in Münchner und Prager Zeitungen 1929 und 1930[11] und durfte in den Jahren 1936 und 1937 mit Genehmigung der Gräfin Le Marois-d’Haussonville wichtige Teile daraus veröffentlichen.[12] Seither blieb dieser wertvolle Teilnachlass in Privatbesitz jedoch unzugänglich – und zugleich von Kriegsschäden verschont.

Abb. 2: Die Korrespondenz Schlegels aus dem Dresdner Nachlass, 1873 in
                        41 Bände eingebunden. [SLUB Dresden]
Abb. 2: Die Korrespondenz Schlegels aus dem Dresdner Nachlass, 1873 in 41 Bände eingebunden. [SLUB Dresden]

[6]Der Dresdner Nachlassteil hingegen wurde im Zweiten Weltkrieg durch Wasserschäden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Wertvolle Buchbestände der Sächsischen Landesbibliothek waren unter strengster Geheimhaltung während des Krieges ins Umland ausgelagert, kostbare Handschriften in einen Tiefkeller der Bibliothek im Japanischen Palais gebracht worden. Dort glaubte man die Handschriften vor Bombenangriffen gut geschützt. Als nach den Bibliotheksbränden am 13. / 14. Februar und 2. März 1945 endlich am 17. März die schwere Eisentür zum Tiefkeller gehoben werden konnte, schwammen die Kostbarkeiten im Wasser[13], darunter der Maya-Codex, Dürers Skizzenbuch, die Bilderhandschrift des Sachsenspiegels und auch der Nachlass August Wilhelm Schlegels. Unter schwierigsten Umständen wurden die Manuskripte nach Schloss Weesenstein bei Pirna transportiert, zum Trocknen ausgelegt, nach Kriegsende dann, teilweise in Rucksäcken und mit Fahrrädern, zurück nach Dresden in die Kreuzschule gebracht.[14] Die schwer getroffene Sächsische Landesbibliothek zog aus dem weitgehend zerstörten Stadtpalais in eine 1904 erbaute, unversehrt gebliebene Kaserne im Norden der Stadt (und blieb dort bis zum Umzug in den Neubau im Jahr 2002). In der 1959 errichteten Restaurierungswerkstatt werden seither mit hohem Aufwand und neuesten Verfahren kriegsbeschädigte Handschriften restauriert. Schlegels Nachlass wurde ausgebunden, die Neuordnung, Restaurierung, das Zurückbinden in die historischen Einbände und die Verzeichnung konnten erst 1981 mit einem rekonstruierten Spezialkatalog abgeschlossen werden.[15]

Abb. 3: Zwei Kartons, die Schlegel 1812 auf Schloss Coppet hinterließ,
                        nach der Auktion bei Christie’s 1998. [SLUB Dresden]
Abb. 3: Zwei Kartons, die Schlegel 1812 auf Schloss Coppet hinterließ, nach der Auktion bei Christie’s 1998. [SLUB Dresden]

[7]Im Jahr 1998 tauchten die 1929 von Josef Körner auf Schloss Coppet entdeckten, seither unzugänglichen Kartons mit den Briefen der Jahre 1804–1812 an ihn im Londoner Auktionshaus Christie’s auf. Schlegel hatte sie 1812 bei seiner Flucht vor den Truppen Napoleons im Schweizer Exil versteckt, in das Napoleon Germaine de Staël und damit auch Schlegel, der für sie arbeitete, gezwungen hatte. Dieses kostbare Konvolut von 585 Briefen konnte mit Hilfe der erfahrenen Antiquarin Julia Rosenthal (Oxford) für die SLUB Dresden ersteigert werden.[16] Mit dieser Erwerbung 1998 und nach der langjährigen Restaurierung des Dresdner Bestandes waren endlich zwei wesentliche Teile dieses bedeutenden Nachlasses, eines der großen Quellenkorpora aus der Zeit um 1800, für die Forschung wieder zugänglich; um so bedauerlicher ist freilich, dass wichtige Bestände im Familienarchiv Coppet nicht zugänglich sind.[17]

[8]Ein Dresdner Kolloquium zur Briefkultur[18] und eine Ausstellung von Schlegels Büchern und Briefen, verbunden mit einem digitalen Ausstellungskatalog,[19] warben im Jahr 2004 für die Erforschung dieser Quellen. Die Tagung Der Europäer August Wilhelm Schlegel. Romantischer Kulturtransfer – romantische Wissenswelten[20] in der SLUB Dresden bestätigte im Jahr 2008 die Notwendigkeit einer Briefedition und trug zudem an Roger Paulin (Cambridge, UK) den Wunsch heran, eine Biografie zu schreiben, die er 2016 in englischer Sprache und 2017 in deutscher Übersetzung veröffentlichte.[21]

3. Die Briefedition aus Sicht der Romantikforschung

[9]Aber bestand Anfang des 21. Jahrhunderts wirklich Bedarf an einer Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels? Ein zu popularisierender Dichter oder auch Briefschreiber war und ist Schlegel zweifellos nicht. Doch die seit den 1980er Jahren wieder erstarkende Romantikforschung im Zeichen der Postmoderne war auf zuverlässige Quellen angewiesen, und diese sind für die deutschsprachige Romantik nur lückenhaft verfügbar. Der in Prag lebende deutsch-jüdische Literaturwissenschaftler Josef Körner hatte, begleitet von antisemitischen Schikanen seiner Kollegen, zwei Briefbände aus dem Schlegelkreis 1936 und 1937 in Bern veröffentlicht; im letzten Kriegsjahr wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert, er starb 1950 in Prag. Seine Stellenkommentare zu den Briefbänden[22] wurden postum 1958 veröffentlicht.[23] Die von Ernst Behler und Hans Eichner begründete Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe erscheint seit 1958; bezeichnend für die Größe und Reichweite dieser Ausgabe ist die Tatsache, dass sie bis heute nicht abgeschlossen ist (auch wenn wenig zu tun übrig bleibt).[24] Hatte sich die Editionslage für Novalis in den 1960er Jahren mit Erscheinen der historisch-kritischen Ausgabe deutlich verbessert, und waren zu Fichte und Schelling die großen Akademieausgaben begonnen worden,[25] so blieben andere Unternehmungen stecken, trotz insgesamt wachsenden Interesses. Mit Friedrich Schlegel war der Theoretiker des Jenaer Kreises entdeckt worden, während Caroline und Dorothea Schlegel nur wenig und bis heute gewiss nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit fanden.[26] Aber August Wilhelm, der vielseitigste und produktivste von allen, blieb offenkundig ganz auf der Strecke – eine umfassende Werkausgabe ist bis heute nicht zustande gekommen. Und A. W. Schlegel ist kein Einzelfall: Er sitzt sozusagen mit seinem Freund Ludwig Tieck im selben Boot.[27]

[10]Immerhin sind der aktiven Auslandsgermanistik wichtige Impulse zu verdanken: Edgar Lohner (Stanford) brachte 1962 bis 1974 eine viel gelesene Auswahledition der Werke und Briefe heraus.[28] Und wieder war es Ernst Behler (Seattle), der in den 1980er Jahren den Versuch einer Kritischen Ausgabe von A. W. Schlegels Vorlesungen wagte (wovon zu seinen Lebzeiten nur ein Band erschien)[29] und damit dem Schaffensbereich Rechnung trug, für den der Uomo universale Schlegel bei den Zeitgenossen am bekanntesten war.

[11]Jochen Strobel hatte um 2000 im Rahmen eines DFG-Projekts ein Repertorium der Korrespondenz Ludwig Tiecks erarbeitet[30] – damit wurde ein mehrfaches Erkenntnisinteresse geweckt: an der Briefkultur generell, zudem an den Spezifika ›romantischer‹ Korrespondenzen, an Wissenskommunikation und -transfer in Briefen, verbanden Tieck und A. W. Schlegel doch insbesondere philologische, literaturgeschichtliche und übersetzerische Fragen. War Tiecks Nachlass, vor allem seine umfangreiche Autographensammlung, gleich nach seinem Tod heillos zerstreut worden, so traf der akribische Philologe A. W. Schlegel Vorkehrungen, um seine Papiere zusammenzuhalten. Der Nachlass in der SLUB Dresden ist, obgleich nicht vollständig, eine Fundgrube für die Forschung, die sich nicht mit veralteten und unvollständigen Textausgaben begnügt und die an der Geschichte der Konsekration und Verbreitung romantischer Ideen und Konzepte seit dem frühen 19. Jahrhundert interessiert ist.

[12]Eine prominent besetzte Vernetzungstagung fand im Sommer 2008 in der SLUB Dresden statt. Neben ideengeschichtlichen Schwerpunkten dominierten Themen zu transnationaler Wissenspoetologie und solche zur Rezeptionsgeschichte.[31] Es erfolgten forschungspolitische Weichenstellungen, die das 2009 und 2010 konzipierte Editionsprojekt zu den Briefen ebenso beflügelten wie die technischen Möglichkeiten der Digital Humanities.

4. Editorische Planungen

[13]Würde es möglich sein, innerhalb von fünf bis sechs Jahren eine digitale Briefausgabe mit rund 5.000 Briefen vorzulegen, die den Namen ›Edition‹ verdiente? Für gedruckte Briefausgaben dieses Umfangs, wenn es sie denn überhaupt gab, wurden früher nicht ein, sondern mehrere Jahrzehnte benötigt. Es gab also von Anfang an Selbstzweifel, und es wurden Alternativen erwogen (z. B. Repertorien der Teilnachlässe und die Zusammenführung aller Daten im Autographenkatalog Kalliope[32]). Doch benötigt wurde die Zusammenführung des Verstreuten, der direkte Zugriff auf alle Texte, zudem sollte eine gute Lesbarkeit erreicht werden – und dies mit einer hinreichend guten Textqualität in einer überschaubaren Zeit. Das Planungstrio war sich einig: Die Edition sollte keine Lebensaufgabe, sondern Teil eines perspektivisch groß gedachten digitalen Briefkorpus der Zeit um 1800 werden, sie sollte durch Teamarbeit, transparente modulare Fortschritte überzeugen und zu weiteren Nachlasserschließungen ermutigen. Die Digital Humanities benötigen umfangreiche Textkorpora in guter, zitierfähiger Qualität, Voraussetzungen dafür sind erfolgreiche Kooperationen von Bibliothek und Forschung in gemeinsamen Forschungsinfrastrukturen.

[14]Es mussten also diese Informationsinfrastrukturen verbessert und damit einhergehend tragfähige Kompromisse gefunden werden, um Zeit und Anspruch in ein angemessenes Verhältnis zu setzen. So sollten die Texte bereits edierter Briefe unverändert einbezogen oder nur ausnahmsweise nach den Handschriften neu transkribiert werden. Auf Kommentare wurde verzichtet, stattdessen gibt es Kurzbiografien aller Korrespondentinnen und Korrespondenten, ferner umfangreiche, feingranulare Register. Geplant und umgesetzt wurde also ein Hybrid aus Born-Digital-Elementen und solchen, die an Retrodigitalisierung erinnern, es aber streng genommen nicht sind, da nicht Editionen, sondern die uns jeweils interessierenden Einzelbriefe aus einer Vielzahl von im Print erschienenen Ausgaben digital wiederverwertet wurden.

[15]Damit ist der Kompromiss des Projekts bezeichnet:[33] Über die Hälfte der präsentierten Briefe ist unter Einhaltung der Regeln der Textkritik[34] neu transkribiert und kritisch ediert worden, der andere Teil hingegen bietet im Volltext den jeweils besten bislang erschienenen Druck. Die KAWS versteht sich hier bewusst als Kumulation auch älterer edierter Texte, die in jedem Fall durch neu erhobene Registerdaten ergänzt, deren Volltexte also neu getaggt wurden. Gedruckte Briefe sind in Einzelfällen neu ediert worden, wenn die philologischen Mängel eklatant waren, insbesondere aufgrund von Kürzungen. Dies gilt beispielsweise für die Korrespondenz A. W. Schlegels mit Caroline Schlegel und Johann Friedrich Cotta.[35] In Briefausgaben des 19. Jahrhunderts, die nicht im philologischen Kontext entstanden, kommen starke Kürzungen und auch Verfälschungen nicht selten vor – sie bieten manches Anschauungsmaterial für den freizügigen Umgang mit historischen Quellen.[36]

[16]Welches Potenzial die Metadaten-Normierung in Bibliotheken für die digitale Editorik bot, verdeutlichte im September 2009 ein Leipziger Workshop der Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.[37] Auch die um Bestandsaufnahme und Orientierung bemühten Tagungen wie jene zu aktuellen Briefeditionen an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz im Oktober 2010 und zur Theorie der Briefedition im digitalen Zeitalter,[38] veranstaltet von der Klassik Stiftung Weimar im Oktober 2011,[39] waren für Entscheidungen zur Ausgestaltung der A. W. Schlegel-Edition hilfreich. Sie sollte Normdaten nach dem GND-Standard (damals: PND) der Deutschen Nationalbibliothek nachnutzen und neu erheben, um Kompatibilität mit Datenbeständen weiterer Projekte von Anfang an zu ermöglichen. Auf der Weimarer Tagung plädierte Wolfgang Bunzel für eine umfassendere editorische Erarbeitung der – wie er es damals nannte – »Briefnetzwerke der Romantik«.[40] Vorbildlich für weitere Aspekte wie Design, Zielsetzung und Funktionalitäten waren die noch im Aufbau begriffenen oder gerade erschienenen, viel diskutierten Briefeditionen zu Vincent van Gogh,[41] Carl Maria von Weber,[42] Alfred Escher[43] und dann, abweichend vom Typus der nachlassbezogenen Individualeditionen, die Briefe aus dem intellektuellen Berlin.[44] Mit Joachim Veit, Patrick Sahle, Daniel Hochstrasser und Anne Baillot kam das Projektteam bald ins Gespräch. Als Blaupause der eigenen Konzeption diente nicht zuletzt auch die Briefabteilung des durch das TCDH verantworteten Heine-Portals.[45]

[17]Nach der Entscheidung, die Ergebnisse ausschließlich online und baldmöglichst in einer Beta-Version mit einem ersten Teil-Release zu publizieren, erfolgte zwei Jahre nach Projektbeginn die Freischaltung der frühzeitig geplanten Benutzeroberfläche mit den Volltexten fast aller gedruckten Briefe, viele davon bereits ausgezeichnet, sowie ersten Neutranskriptionen. Seither wurden regelmäßig weitere Briefe veröffentlicht, meist einmal pro Quartal, vereinzelt auch im Halbjahresturnus. Damit ist, neben der Koordination des Gesamtprojekts, die Kernaufgabe am Standort Marburg benannt. Konnte in Dresden und Trier bereits auf etablierte Infrastrukturen zurückgegriffen werden, so zeigten sich in Marburg die Vorzüge und die Nachteile, die die Universität für ein auf Langfristigkeit und Resonanz angelegtes Editionsprojekt mit sich bringt. Den fragilen und mitunter ephemeren Strukturen, die das Zustandekommen einer ›Forschungsstelle‹ nicht begünstigten, standen ein klares Bekenntnis zur Dynamik epistemischer Prozesse und die Nähe zum Lehralltag gegenüber. Die allgemeine Raumnot, die mühsamen Prozeduren der Personalgewinnung oder auch eine Diversifizierung von Erkenntnisinteressen, die Editionsprojekte traditionsgemäß eher nachordneten, waren die eine Seite; die andere der Wille aller Projektbeteiligten, mit diesem DH-Vorhaben Einfluss auf die Kultur der universitären Lehre zu nehmen und sowohl die universitäre als auch die städtische Öffentlichkeit auf einen ergiebigen Quellenfundus aufmerksam zu machen. Die Marburger Studierenden dankten mit reger Seminarteilnahme; 22 Studentische und Wissenschaftliche Hilfskräfte waren neben den Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen zwischen 2012 und 2021 beschäftigt. Alle haben wertvolle Beiträge geleistet.

[18]Der Aufbau einer DH-Infrastruktur an der Philipps-Universität Marburg erfolgte erst gegen Ende der Projektlaufzeit. Das Marburg Center for Digital Culture and Infrastructure (MCDCI) ist für zukünftige Partnerschaften prädestiniert. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit der Schlegel-Edition haben sich die erfahrenen institutionellen Partner in Trier und Dresden verpflichtet. Die Universität als Forum der Wissensproduktion und des Wissenstransfers engagierte sich besonders im Schlegel-Jubiläumsjahr 2017: mit Lesungen, der Übernahme der Frankfurter Schlegel-Ausstellung,[46] die aus der KAWS hervorging, und Podiumsdiskussionen, jeweils veranstaltet im gerade eröffneten Neubau der Universitätsbibliothek. Bald nach der Freischaltung der Beta-Version fand 2015 eine weitere internationale Tagung in Marburg statt, deren Ergebnisse in der Reihe der Schlegel-Studien veröffentlicht wurden und neue Akzente in der Forschung setzen konnten – u. a. mit Beiträgen aus indologischer und romanistischer Sicht, mit Studien zu den Familienbriefen und zur amtlichen Korrespondenz Schlegels.[47]

5. Dresdner Arbeiten

[19]Zu den Dresdner Aufgaben zählten die Vorbereitung, Formalerschließung und Image-Digitalisierung der rund 3.300 Originalbriefe aus dem Dresdner Bestand sowie die Beschaffung und Retrodigitalisierung der zu Projektbeginn ermittelten rund 2.350 gedruckten Briefe von und an A. W. Schlegel. Grundlegend war die Weiterentwicklung der Softwaresuite Kitodo für Autographen und Nachlässe zur Erschließung und Präsentation in den Digitalen Sammlungen und zum Datenexport in die Trierer FuD-Editionsumgebung.

5.1 Ausbinden, Dokumentieren und Sichern der Originalbriefe

[20]Mit dem Ausbinden von 3.185 Briefen aus 41 Einbänden begannen im Jahr 2010, vor Beginn der Projektförderung, die vorbereitenden Arbeiten in der Handschriftenabteilung und in der Restaurierungswerkstatt der SLUB. Angesichts vieler kriegsbeschädigter Bestände waren hausintern Prioritäten- und Kapazitätenfragen zu klären. Die engagierten Restaurator*innen, die eine Balance zwischen Bestandsschutz und Nutzungsermöglichung anstrebten, erfüllten den Wunsch nach einem erneuten Ausbinden mit diesen Argumenten: Es handelte sich nicht um zeitgenössische Einbände, sondern um Einbände des 19. Jahrhunderts, die bereits 1945 geöffnet und in den 1970er Jahren neu eingebunden wurden. Mit dem Ausbinden und der Vereinzelung der Originalbriefe würde erreicht, dass unlesbare Stellen im eng gebundenen Falzbereich der Briefbände wieder zugänglich sind; dass bei künftiger Nutzung eines einzelnen Briefes nicht mehr das ganze Briefkonvolut strapaziert würde, was im Laufe von Jahren und Jahrzehnten zu immer stärkeren Nutzungs- und Verschleißspuren führt. Schließlich und vor allem: Das frei nutzbare Digitalisat erhöht die Verfügbarkeit für die Forschung bei gleichzeitiger Schonung des Originals. Aufgrund von Wasserschäden verblasste Textstellen können durch Digitalisierung besser lesbar gemacht werden. Dies alles gelingt aber nur dann, wenn jede einzelne Seite in bester Qualität, das heißt vollflächig und ohne Textverluste, gescannt und langzeitarchiviert wird.

Abb. 4: Ausbindung und Lagenbeschreibung der Originalbriefe. [SLUB
                           Dresden]
Abb. 4: Ausbindung und Lagenbeschreibung der Originalbriefe. [SLUB Dresden]

[21]In der Handschriftenabteilung (Kerstin Vogl) erfolgte eine exakte Brief- und Papierlagenbeschreibung mit Erstellung einer Signaturen- und Paginierungskonkordanz.[48] Anschließend übernahm die Restaurierungswerkstatt (Lars Spreer, Rebekka Schulz) die Schadenserfassung und Festlegung konservatorischer Sicherungsmaßnahmen, schließlich das Ausbinden, die Trockenreinigung und Nassbehandlung als Vorbereitungen für die Digitalisierung. Ein konservatorisches Konzept für die langfristige Aufbewahrung der Briefe wurde erstellt und nach der Digitalisierung umgesetzt. Die Arbeiten liefen zwischen den Abteilungen während zwei Jahren Hand in Hand, bis die Originale in säurefreien Kartons wieder in das Handschriftenmagazin gebracht werden konnten. Allein die konservatorischen Aufwände erforderten 850 Arbeitsstunden in Eigenleistung. Die Originale bleiben für die Nutzung weiterhin zugänglich, z. B. für Papier- und Wasserzeichenuntersuchungen oder andere Überprüfungen am Original. Die Digitalisate der Originalbriefe sind seither in bester Qualität frei verfügbar, sie bilden den Kern der digitalen Briefedition.

5.2 Erweiterung des Dienstleistungsportals Kitodo für Autographen

[22]Von 2008 bis 2010 wurde die Softwaresuite Kitodo[49] – ehemals Goobi – zur Produktion und Präsentation digitaler Medien in der SLUB mit Fördermitteln der DFG ausgebaut. Die Modularisierung, die quelloffene Programmierung und eine ausführliche Dokumentation haben die Nutzung durch inzwischen 44 Einrichtungen ermöglicht.[50] Bereits zuvor wurde Kitodo als Open-Source-Software für Drucke und gebundene Handschriften (Codices) erfolgreich eingesetzt. Die Erweiterung zielte nun auf eine standardisierte Einbindung von Autographen und Nachlässen in digitalen Präsentationen. Innerhalb des Worktools Kitodo.Production erfolgten die Strukturdatenerfassung mit der Zuweisung der Images, die Vergabe persistenter Identifier, die Anreicherung mit bibliografischen Metadaten einschließlich technischer Daten (Erfassungszeit, Auflösung etc.).

[23]Um einen Datenimport aus der Handschriftendatenbank Kalliope im METS / EAD-Format nach Kitodo erfolgreich vornehmen zu können, haben (Handschriften-)Bibliothekar*innen, das Non-Book-Material-Team und Informatiker*innen der SLUB gemeinsam das Datenmapping von EAD (Kalliope) auf METS / MODS (Kitodo)-Felder vorbereitet. Dafür ist die historisch-hierarchische Struktur der Konvolute des Schlegel-Nachlasses in Kitodo – vergleichbar einem ›mehrbändigen Werk‹ – nachgebildet worden. Die Gesamtheit aller Bände (bundle) wie auch die jeweilige Ordnung innerhalb der insgesamt 47 Kartons, die wie Einzelbände behandelt wurden (folder), sind berücksichtigt worden.

[24]Die in Kalliope abgebildete, historisch gewachsene Struktur des Schlegel-Nachlasses wurde folglich bei der Hierarchisierung der EAD-Elemente berücksichtigt. Das Mapping auf Konvolutebene ermöglichte u. a. die Mitführung der Angaben zur Provenienz des Digitalisats und auf Bandebene die Überführung der Struktur- und Metadaten zu den einzelnen Kartons bzw. Bänden des Nachlasses. Das Mapping auf Ebene des Einzelbriefes erlaubte schließlich den Import der zuvor in Kalliope eingegebenen Daten. Aus Kalliope wurden die Autographendaten im EAD-Standardformat in die Kitodo-Produktionsumgebung für die Digitalisierung importiert. Dazu mussten Kitodo-seitig der Datenabruf über eine SRU-Schnittstelle programmiert und ein Mapping für die Formattransformation von EAD zu MODS geschaffen werden. Im weiteren Verlauf arbeitete Kitodo wie üblich im METS / MODS / EAD-Format und erlaubte so die Präsentation der via Kalliope erschlossenen Digitalisate. Über eine OAI-Schnittstelle können die vollständigen METS / MODS / EAD-Daten aus den Digitalen Sammlungen der SLUB in die FuD-Umgebung der Edition importiert werden. Um die EAD-Elemente nach Kitodo zu überführen, wurde im Rahmen des Projektes ein entsprechendes Plugin-Skript programmiert. Dieses unterstützte die Vergabe des Strukturelements ›Brief‹ (›letter‹) und die automatische Generierung von URN und PURL. In einem nächsten Arbeitsschritt, der Paginierung, wurden den automatisch importierten Briefdaten die Seiten der Images zugewiesen. Nach einer abschließenden Prüfung konnten der Vorgang in Kitodo.Production abgeschlossen und die Daten ins Format Kitodo.Presentation überführt werden. Über eine OAI-PMH-Schnittstelle sind die Metadaten mit einem digitalen Repräsentanten verbunden und für die weitere Tiefenerschließung bereitgestellt worden.

Abb. 5: Christian Friedrich Tieck an A. W. Schlegel, 27.09.1811. [SLUB
                           Dresden]
Abb. 5: Christian Friedrich Tieck an A. W. Schlegel, 27.09.1811. [SLUB Dresden]

5.3 Verzeichnung der Autographen in Kalliope und Digitalisierung

[25]Die Verzeichnung der Autographen erfolgte im nationalen Verbundkatalog für Autographen Kalliope,[51] in dem die Beschreibungen von Einzelautographen mit den Beschreibungen der zugehörigen Nachlasskonvolute verlinkt sind. Die Dateneingabe ist weitgehend standardisiert:

  • Standort der Handschrift
  • Signatur
  • Beschreibung: Blatt- und Seitenzahl, Format, ggf. Besonderheiten (Sigel, Stempel, Beschädigung, Beschriftung durch fremde Hand)
  • Person von
  • Person an
  • Datum
  • Ort des Schreibers
  • Überlieferungsstatus (Ausfertigung, Entwurf, Abschrift)

[26]Aus der Kalliope-Eingabemaske konnte direkt auf die Gemeinsame Normdatendatei (GND) zugegriffen werden. Die Übernahme von Normdaten dient der Fehlerminimierung, sorgt für eine homogene Datenqualität und unterstützt Linked Open Data (LOD). Links zu Digitalisaten (URL) können in Kalliope zur Handschriftenbeschreibung hinzugefügt werden.

[27]Aus Kalliope wurden die Autographendaten via EAD (Encoded Archival Description) nach Kitodo importiert und in der Kitodo.Production-Umgebung mit den im Digitalisierungszentrum der SLUB hergestellten Imagedigitalisaten der Autographen verbunden. Nach Validierung aller Daten erfolgte mit Kitodo.Presentation die Bereitstellung in den Digitalen Sammlungen der SLUB; hier stehen verschiedene Download-Funktionen zur Verfügung:

  • PDF für das gesamte Werk oder eine Einzelseite
  • JPG für eine Einzelseite als Bild
  • METS Datei (XML)
  • IIIF Manifest (JSON)

[28]Der Datenexport erfolgt über eine Open-Archives-Initiative-Schnittstelle (OAI), z. B. in die FuD-Editionsumgebung. So wurden im Rahmen des Schlegel-Projekts Open-Source-Module für Kitodo als Workflow-Infrastruktur zur standardisierten Bearbeitung von Autographen und Nachlässen, für den Weg vom Original zum Digitalisat, geschaffen.

[29]In Vorbereitung des Projektantrags hatte die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (ULB) zugesagt, ihr Konvolut von 317 Briefen von und an A. W. Schlegel zu bearbeiten und bereitzustellen. Die ULB arbeitete mit der Software Visual Library; bereits im Dezember 2012 konnten die Metadaten einschließlich der zugehörigen Images über OAI in die FuD-Editionsumgebung importiert werden.[52]

[30]Insgesamt wurden 1.260 Briefe in weiteren 62 internationalen Archiven und Bibliotheken[53] ermittelt und deren Digitalisierung beauftragt. Da diese Einrichtungen zum Zeitpunkt der Beauftragung noch über keinen vergleichbaren Import-Workflow verfügten, sind die bestellten – und in der Regel gegen Entgelte nach den jeweiligen Gebührenordnungen erworbenen – Digitalisate von den Marburger Mitarbeiter*innen händisch in FuD eingepflegt worden.

[31]Digitalisierte Handschriftenkonvolute und retrodigitalisierte gedruckte Werkausgaben A. W. Schlegels sind zudem in weiteren Katalogen verzeichnet. Im gemeinsamen Verbundkatalog von zehn deutschen Bundesländern (K10plus) sind bislang 360 Schlegel-›Online-Ressourcen‹ erfasst und verlinkt.[54]

5.4 Digitalisierung der gedruckten Briefe, Kooperation mit Verlagen

[32]Die Workflow-Entwicklungen für Autographen und gedruckte Briefe liefen parallel. Alle bereits vorhandenen und editorisch als hinreichend zuverlässig eingestuften Briefdrucke sollten dokumentiert, übernommen und nur um das Tagging ergänzt werden. Dafür sind 2.380 Einzeldrucke von Briefen, ausgehend von Peter Staengles Repertorium von Briefwechseln 1750–2000 des Instituts für Textkritik Heidelberg[55], ermittelt, bibliografisch erfasst und über das Fernleihsystem zur Autopsie bestellt worden. Drucke, die vor 1940 erschienen sind und bei denen das Urheberrecht siebzig Jahre nach dem Tod des Herausgebers erloschen ist, konnten als gemeinfrei gescannt, erschlossen und in die Digitalen Sammlungen der SLUB gestellt werden.[56] Für alle urheberrechtlich geschützten Ausgaben war vor der Digitalisierung die Zustimmung von Autor*innen, Herausgeber*innen und Verlagen für die Zweitpublikation einzuholen; viele von ihnen haben die Schlegel-Briefedition vorbildlich unterstützt.[57] Für verwaiste und vergriffene Werke gelten die Regelungen des Urheberrechtsgesetzes (UrhG § 61)[58] und seit 2019 die Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über das Urheberrecht und die verwandten Schutzrechte[59]. Die Retrodigitalisierung der dreibändigen, in zweiter Auflage 1969 im Francke Verlag Bern erschienenen Briefedition Krisenjahre der Frühromantik von Josef Körner und deren Präsentation in den Digitalen Sammlungen der SLUB konnte mit freundlicher Genehmigung des Verlags Narr Francke Attempto in Tübingen schon vor Projektbeginn umgesetzt werden.[60]

[33]Retrodigitalisierte Briefausgaben wurden in der Kitodo.Production-Umgebung mit Struktur- und Metadaten versehen.[61] Die Digitalisate der gedruckten Briefe sind auf Einzelbriefebene strukturiert worden, d. h. es erfolgte eine Zuordnung der Images zu den physischen Seitenzahlen des Buches und zugleich die Markierung der Ein- bzw. Ausstiegspunkte eines Einzelbriefes. Angereichert mit deskriptiven Metadaten (Absender mit Ort, Adressat, Datum, bibliografische Angabe, Identifier) konnten sie anschließend mit Kitodo.Presentation im Konvolut August Wilhelm Schlegel der Digitalen Sammlungen der SLUB präsentiert werden. Die retrodigitalisierten Briefausgaben sind zudem im gemeinsamen Verbundkatalog K10plus verzeichnet und verlinkt.[62]

[34]Die KAWS führt gedruckte Briefe aus älteren Editionen und verstreuten Publikationen mit neu editierten Originalbriefen zusammen. Das Marburger Projektteam kam überein, für die 30 wichtigsten, also zahlenmäßig am häufigsten vertretenen Editionen – solchen, aus denen acht Briefe oder mehr zu finden sind – jeweils das Editionskonzept kurz darzustellen, die textkritische Zuverlässigkeit zu bewerten und diese Informationen in die Bibliografie der genutzten Editionen einzuarbeiten.[63]

Abb. 6: Übersicht über Workflow, Werkzeuge und Schnittstellen, aus
                           dem Projektantrag an die DFG 2015. [Bamberg et al. 2023]
Abb. 6: Übersicht über Workflow, Werkzeuge und Schnittstellen, aus dem Projektantrag an die DFG 2015. [Bamberg et al. 2023]

6. Trierer Arbeiten

[35]Während die Erarbeitung einer Edition in der Vergangenheit neben der eigentlichen philologischen Arbeit ein hohes Maß an organisatorischem Aufwand erforderte und dennoch häufig fehleranfällig war, werden die Wissenschaftler*innen im Zeitalter der Digital Humanities von technischen Infrastrukturen unterstützt, die ihnen Routineaufgaben zur Verwaltung der Forschungsdaten abnehmen und deren Konsistenz gewährleisten.

[36]Der Preis für den Einsatz solcher virtueller Forschungsumgebungen besteht in einem unter Umständen aufwendigen Vorlauf zur Einrichtung und Anpassung an die editorischen Arbeitsabläufe, da die digitale Erstellung und Bearbeitung der Editionsinhalte grundsätzliche Änderungen und Anpassungen traditioneller Arbeitsweisen erfordert. Durch die Software-Systeme lassen sich zwar Arbeitsschritte, wie etwa die Transkription und inhaltliche Erschließung von Quellenmaterialien, erleichtern und beschleunigen, vorab erfordert dies aber eine formale Auseinandersetzung mit den der Edition zugrunde liegenden Codierungen. Dabei sind die bisherigen Qualifikationen der Editor*innen weiterhin unerlässlich, um nicht die wissenschaftliche Qualität einer Ausgabe aufs Spiel setzen.

[37]Auch an die beteiligten Informatiker*innen stellt eine digitale Briefedition hohe Anforderungen, wenn generische Lösungen angestrebt werden. Leichte Zugänglichkeit, direkte Verknüpfungen und Vernetzungen mit anderen Vorhaben, Möglichkeiten der Nachnutzung – sowohl der eingesetzten Werkzeuge als auch der erstellten Daten –, also die Anwendung von FAIR-Regeln[64] sind die gemeinsame Grundlage und Zielsetzung. Geleitet von diesen prinzipiellen Überlegungen wurde auch die KAWS auf technischer Ebene konzipiert.

6.1 Publikation im Netz

[38]Zur effektiven Organisation und Verwaltung der großen Menge zu bearbeitender Quellen und der damit verbundenen Informationseinheiten kam die vom TCDH[65] zusammen mit dem Forschungszentrum Europa (FZE)[66] entwickelte virtuelle Forschungsumgebung FuD[67] als zentrales Werkzeug zum Einsatz. Sie ist zuerst im Sonderforschungsbereich 600 ›Fremdheit und Armut‹ zur Unterstützung der Zusammenarbeit von verteilt arbeitenden Forschergruppen eingesetzt worden. Sowohl die Inventarisierung und Analyse als auch die gemeinsame redaktionelle Bearbeitung der Dokumente bis hin zur Vorbereitung der Publikation werden in einem System ermöglicht.

[39]Im Fall der KAWS wurden mittels FuD alle Daten zu den Einzelbriefen (Metadaten, Registerdaten) in einer zentralen Datenbank als Grundlage für die Edition zusammengeführt. Dazu sind die Autographen und Drucke der Einzelbriefe standardisiert mit Metadaten erfasst worden. Die Übernahme eines Teils dieser Daten erfolgte automatisch, indem die Bestände – wie im Dresdner Arbeitsteil (Kapitel 5) beschrieben – über eine OAI-Schnittstelle[68] zugänglich gemacht und in die Forschungsumgebung FuD zur weiteren Bearbeitung durch die Editor*innen importiert wurden. Dort erfolgte nach Anfertigung der Transkription eines bis dahin unpublizierten Briefs eine inhaltliche Auszeichnung des Brieftextes, indem die Texte mittels der Analysekomponente von FuD mit mehrgliedrigen Registern sowie Notizen zur Transkription verknüpft und damit inhaltlich erschlossen wurden.

[40]Neben der Datenmodellierung und -erfassung spielt in digitalen Editionsumgebungen die Visualisierung eine wichtige Rolle. Zwar wird das Blättern in digitalen Umgebungen emuliert, genauso wie viele andere eingeübte Lesegesten. Doch stellt sich mit dem technischen Paradigmenwechsel eine veränderte, medienspezifische Leselogik ein. Eine digitale Edition ermöglicht wie bisher das Lesen der edierten Texte und ihrer Kommentare, unterstützt jedoch zusätzlich die Zusammenstellung von Teilkorpora und den systematischen Vergleich von einzelnen Abschnitten. Sie entwickelt sich weiter von der Ergebnispräsentation, wie sie die traditionelle Buchausgabe bietet, hin zu einer Forschungsplattform, mit der die Nutzer*innen eigene Forschungsfragen textnah bearbeiten können.

[41]Das Konzept zur Implementierung der Publikationskomponente entstand in enger Kooperation mit dem Editionsprojekt Wolfgang Koeppen: Jugend.[69] Der Schlüssel zu einer langlebigen und stabilen Online-Edition ist ein robustes, agiles und modulares Backend, das viele Anforderungen erfüllen kann. Der gesamte Aufbau der Basisinfrastruktur zur Extraktion und Bereitstellung der Daten aus FuD wurde durch Erfahrungen aus mehreren Projekten über einen längeren Zeitraum geprägt. Die Herausforderung war nicht nur, den Pool an heterogenen Daten einmalig zu exportieren und in TEI / XML bereitzustellen, sondern eine technische Umgebung zu entwickeln, die langfristig stabil und einsetzbar ist.

6.2 Digitale Werkzeuge, Infrastruktur

[42]Nach ausführlichen Recherchen und Simulationen verschiedener Umsetzungsszenarien entschied sich das Team des TCDH für eine Kombination aus Elasticsearch und CakePHP, die großes Potenzial hinsichtlich Performanz, Entwicklung und Zukunftsperspektive bieten. Elasticsearch ist eine Search Engine, welche in Java auf Basis von Lucene entwickelt ist. Die Daten werden im JSON-Format gespeichert und ausgeliefert, wobei die Kommunikation über eine RESTful-Schnittstelle läuft. Mit CakePHP wurde ein Webframework gewählt, welches gerade das Prinzip des standardisierten Software-Entwurfsmusters MVC (Model View Controller) verfolgt. Mit Hilfe der internen Strukturen von CakePHP konnten die Anforderungen an Backend und Frontend gleichermaßen effektiv erfüllt werden. Das Backend wurde als Kernkomponente implementiert, sodass sich die Modelle über die standardisierten objektorientierten Programmiermethoden wie Objekte, Klassen, Vererbung etc. auf die Daten im Frontend übertragen lassen und bei Bedarf projektspezifisch angepasst bzw. erweitert werden können.

6.3. Grafisches Design, Usability, Nachnutzbarkeit, Verfügbarkeit

[43]Das grafische Design sowie das Usability-Konzept sind durch Erfahrungen aus bereits online verfügbaren Briefeditionen wie die zu Carl Maria von Weber[70] inspiriert und geprägt worden. Das gesamte User-Interface wurde während der drei Projektphasen in sehr enger Abstimmung mit den Fachwissenschaftler*innen entwickelt. Bei der Realisierung wurde auf das bereits etablierte Frontend-Framework Bootstrap[71] gesetzt. Um die Visualisierungen effizient und schnell zu implementieren und die Usability zu steigern, wurden geeignete JavaScript-Bibliotheken (u. a. jQuery.js, D3.js ) eingesetzt und Module zur automatischen Generierung von PDF-Vorlagen angebunden. Die Interoperabilität gewährleisten die Schnittstellen, über die Briefe zusammen mit ihren Metadaten einzeln in TEI / XML oder als Gesamtexport – im von correspSearch[72] verwendeten CMIF-Format – abgerufen werden können.

[44]Die unterschiedlichen Suchbereiche lassen sich zu komplexen Suchanfragen kombinieren; die Nutzer*innen können eine eigene Auswahl zusammenstellen, beispielsweise Briefe aus einem bestimmten Zeitraum, an einzelne Empfänger, zu definierten Themen, etwa Briefe über ein Werk, dessen Entstehungs- und Wirkungsgeschichte von Interesse ist.

[45]Der generische Ansatz des gesamten Systems mit Datenmodell, Workflow und Software-Infrastruktur zeigt sich in der Nachnutzbarkeit durch vergleichbare Projekte. So konnte das Editionsmodell vollständig und erfolgreich auf die Betaversion der Digitalen Edition der Briefe an Abraham Gottlob Werner[73] übertragen werden. Des Weiteren werden einzelne Basiskomponenten in vergleichbaren Projekten des TCDH nachgenutzt (u. a. Arthur Schnitzler digital[74], Johann Caspar Lavater – Historisch-kritische Edition ausgewählter Briefwechsel[75], C. F. Meyers Briefwechsel. MBW digital[76], Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532[77]).

[46]Den Part der persistenten Verfügbarkeit wird das TCDH übernehmen und den langfristigen, d. h. mindestens zehnjährigen Betrieb der digitalen Edition gewährleisten mit dem Ziel, sie perspektivisch in die im Aufbau befindliche Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) zu integrieren. Die regelmäßige Migration der Infrastruktur auf aktuelle Betriebs- und Datenbanksysteme wurde Mitte 2021 erstmals durchgeführt, indem die Basiskomponenten auf den neuesten Stand gebracht und der zugehörige Quellcode aktualisiert wurden.

7. Marburger Arbeiten

7.1 Edition und Koordination

[47]Die Edition der gesamten Korrespondenz A. W. Schlegels war ebenso wie die Projektkoordination am Institut für Neuere deutsche Literatur der Philipps-Universität Marburg angesiedelt. Hier waren über 2.800 Briefe neu zu transkribieren und zusammen mit rund 2.500 Drucken auszuzeichnen, die umfangreichen Register mit Normdaten sowie Kurzbiografien zu rund 800 Korrespondent*innen zu erstellen.

[48]Nach den Vorarbeiten an allen drei Standorten und dem offiziellen Projektstart in Dresden und Trier im Frühjahr 2012 begannen wenige Monate zeitversetzt die Arbeiten in Marburg. Mit Claudia Bamberg wurde eine im Editions- und Ausstellungswesen erfahrene Editorin gewonnen, die auch die Projektkoordination übernahm und mit Jochen Strobel in die Verantwortung als Mitherausgeberin eintrat.

[49]Im Januar 2016 kam Olivia Varwig von der Kritischen Hofmannsthal-Ausgabe[78] als weitere erfahrene Editorin hinzu. Nun konnte der umfangreiche Briefwechsel – aus der Zeit zwischen den großen Revolutionen 1789 und 1848 und in rund zwanzig Sprachen verfasst – ediert werden, begleitet von ständigem wissenschaftlichen Austausch. Vor dem Beginn des Transkribierens und Auszeichnens noch unpublizierter Briefe wurden die in Dresden retrodigitalisierten, gedruckten Briefe mit OCR und Double Keying als Volltexte aufbereitet. Parallel wurden Anfragen nach Handschriften versandt, die Übersichten über verstreute Autographenbestände erweitert, die Editionsrichtlinien ausgearbeitet und im Lichte praktischer Erfahrungen präzisiert.

7.2 Zur Praxis der Transkription

[50]Zunächst ging es darum, die virtuelle Forschungsumgebung FuD für die Schlegel-Edition einzurichten, Dokumenttypen zu definieren und die Datenimporte aus der SLUB Dresden zu koordinieren, die in mehreren Lieferungen erfolgten, sodass zügig mit der Erschließungs- und Editionsarbeit begonnen werden konnte. Die Projektabläufe waren besonders am Anfang komplex, mündeten jedoch bald in einen gut funktionierenden und nachnutzbaren Editionsworkflow.

[51]Autographen, die nicht wie die Korrespondenzen der SLUB Dresden oder der ULB Bonn automatisiert nach FuD importiert werden konnten, mussten ermittelt, Digitalisate bestellt und die Publikationsrechte eingeholt werden, bevor sie in FuD hochgeladen werden konnten. Anschließend war zu prüfen, ob zu den neu eingepflegten Briefen frühere Drucke ermittelt werden konnten; war dies der Fall, wurden Image-Digitalisate aus älteren Editionen angefertigt, hochgeladen, ausgelesen und mit dem Handschriftendatensatz in FuD verknüpft. Gab es keine gedruckte Vorlage, transkribierte eine der Editorinnen den Brief und zeichnete die Entitäten aus. In einem späteren Durchgang kollationierte die jeweils andere Editorin die erste Transkription mit der Handschrift gemäß Vier-Augen-Prinzip zur Fehlerminimierung. Vor jeder Online-Freischaltung las Jochen Strobel alle Transkriptionen Korrektur. Nach diesem gestuften Korrekturvorgang, der sich auch auf die Metadaten und Textauszeichnungen erstreckte, wurden die Briefe für die Online-Publikation freigeschaltet.

[52]Häufig mussten die Metadaten aus den Kontexten ermittelt werden, insbesondere wenn Umschläge mit Empfängeranschrift, Absender, Absende- und Empfangsort fehlten. Eine Reihe von Korrespondenten, mit zeittypischen Anreden wie ›Lieber Freund‹ oder ›Mein sehr verehrter Herr‹ angesprochen, sind aus dem Schriftbild und / oder Inhalt des Briefs ermittelt worden. Arbeitszeit erforderten auch fehlende Datierungen, bei denen nach Möglichkeit Anhaltspunkte aus dem Inhalt, datierbare Ereignisse, Reiserouten u. ä. für Zeitangaben berücksichtigt wurden. In einigen Fällen konnte nur eine grobe Datierung aufgrund des sich im Laufe der Zeit ändernden Schriftbilds vorgenommen werden. Manche Datierungen bleiben vage, z. B. ›21. Mai [zwischen 1786 und 1791]‹, ›[zwischen Oktober und Dezember 1793]‹, ›[vor dem 29. Januar 1799]‹ oder ›[zwischen 1833 und 1845]‹; auch in diesen Fällen wurde ein Sortierdatum angelegt. Für Briefe ohne Datum ›[o.D.]‹ bleibt die Hoffnung, auch diese eines Tages datieren zu können.

[53]Die Transkriptionsrichtlinien wurden am Format der digitalen Briefedition ausgerichtet, d. h. Korrekturen werden erfasst, die Transkription erfolgt weitgehend diplomatisch.[79] Gestrichener Text wird jedoch nur ausnahmsweise wiedergegeben – wissenschaftliche Nutzer*innen der Edition können in der Parallelansicht neben der Volltext-Transkription die digitale Reproduktion der Originalhandschrift in hoher Faksimile-Qualität sehen und beide vergleichen. Damit wird durchgängig und zuverlässig die Überprüfbarkeit des Textes an der Quelle ermöglicht. Expert*innen können, etwa bei schwer lesbaren Stellen, Verbesserungen anregen, die dann schnell umsetzbar sind.

[54]Beispiele für schwer lesbare Handschriften bieten die Briefe Alexander von Humboldts an Schlegel. Er war bekannt für seine winzige Schrift, ein Gemisch aus lateinischen Buchstaben und deutscher Kurrentschrift, gespickt mit einigen ausladenden Majuskeln – an Schlegel zumeist im Wechsel zwischen deutscher und französischer Sprache – und dies alles geschrieben mit einer zu dicken Feder in einem sonderbar schräg in die Mitte eines leeren Blattes angeordneten Textblock. Der produktive Briefschreiber Humboldt war sich der Unleserlichkeit seiner Briefe bewusst, er erwähnt sie immer wieder: »An gutem Willen fehlt es mir aber nicht, da jährlich über 3000 Briefe ganz von meiner eigenen Hand (ich kann keinen Secretär haben) in beide Welttheile gehen, da ich nie vor 2 Uhr Nachts zu Bette gehe und meist schon um 6 Uhr Früh am Arbeitstisch size«, entschuldigt sich Humboldt für die Zumutung seiner Schrift und fährt fort: »Sie werden mir wegen meiner Langsamkeit im Antworten nicht zürnen, ja selbst die Unleserlichkeit meiner microscopischen Hieroglyphen dem am Orinoco in einem nicht ganz unrühmlichen Feldzuge, gelähmten rechten Arme wohlwollend zuschreiben.«[80] Im Unterschied zum Briefwechsel Schlegels mit Wilhelm von Humboldt[81] war jener mit dem Bruder Alexander nur in Auszügen bekannt. Wir hatten Glück: Wohl in den 1970er Jahren hat eine leider unbekannte Mitarbeiter*in der heutigen Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) die Briefe transkribiert und Typoskripte angefertigt, die uns die BBAW freundlicherweise als hilfreiche Basis für die Neutranskription zur Verfügung stellte. Nun sind 30 Briefe von Alexander von Humboldt und acht Gegenbriefe Schlegels erstmals in der KAWS nachlesbar. Bisher waren nur Briefe aus der Spätzeit publiziert, die ein eher schwieriges Verhältnis zwischen beiden dokumentieren.[82] Es sind aber gerade die Briefe und Billets aus der Pariser Zeit um 1817, die den Blick auf eine vertraute Gelehrtenfreundschaft dieser so unterschiedlichen Persönlichkeiten ermöglichen.

[55]Im Falle Humboldts hatten wir also eine anonyme Helfer*in bei der Transkription. Die lange Liste unserer Danksagungen zeigt,[83] wie viele Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen uns bei Entzifferungen und Zuordnungen geholfen haben. Nicht selten stellten uns Konventionen und Abkürzungen des 19. Jahrhunderts – so etwa für die mannigfaltigen Währungen der Zeit – vor Herausforderungen. Beispielhaft hierfür sei das von einigen Schreibern hinter die Unterschrift gesetzte stark stilisierte »m.p.« oder »mpria« für »manu propria« genannt, was als Zeichen für ein eigenhändig geschriebenes Schriftstück verwendet wurde.

Abb. 7: Eine Auswahl der mit dem Zusatz »manu propria«
                           gekennzeichneten eigenhändigen Unterschriften. [Bamberg et al.
                           2023]
Abb. 7: Eine Auswahl der mit dem Zusatz »manu propria« gekennzeichneten eigenhändigen Unterschriften. [Bamberg et al. 2023]

[56]Auch die Vielsprachigkeit der Briefe zeigt, warum externe Expertise regelmäßig vonnöten war: Arabisch, Assyrisch, Demotisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Gotisch, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Koptisch, Lateinisch, Mittelägyptisch, Niederländisch, Persisch, Sanskrit, Schwedisch, Skythisch und Spanisch. Die Suche nach einem Kenner der koptischen, demotischen, mittelägyptischen und assyrischen Sprachanteile innerhalb eines einzigen Briefes[84] führte zu dem Theologen Christian Askeland nach Oklahoma, der auf koptische Manuskripte und die Textkritik des Neuen Testaments spezialisiert ist. Altgriechische Passagen transliterierte zuverlässig die Theologin und Literaturwissenschaftlerin Aline Seidel, die in der Anfangsphase des Projekts als studentische Hilfskraft mitwirkte. Für das Sanskrit des Indologen Schlegel mussten wir nur die Straßenseite in Marburg wechseln – und fanden dort mit Jürgen Hanneder, dem Leiter des Instituts für Indologie und Tibetologie, einen ausgewiesenen Experten. Er transkribierte Briefteile in Sanskrit und erläuterte die sprachwissenschaftlichen, literarhistorischen, aber auch die fachgeschichtlichen Zusammenhänge, die Schlegels international geführte indologische Fachkorrespondenzen überhaupt erst verständlich machten. Auch die Zusammenarbeit mit Olaf Müller und Isabel Zollna, die beide gleichfalls an der Universität Marburg lehren und zahlreiche französischsprachige Briefe in Lehrveranstaltungen der Romanistik gemeinsam mit ihren Studierenden transkribierten, war beispielhaft für eine produktive Verbindung von Forschung und Lehre.

[57]Nicht nur bei schwierigen Transkriptionen, auch bei der Identifizierung von Korrespondent*innen, erwähnten Personen und komplexen Sachverhalten war ein internationales Netzwerk hilfreich. Die Historikerin Barbara Dölemeyer aus Bad Homburg half beispielsweise, eine Verwandte von Isaak von Sinclair zu identifizieren: Louise Rosalie de Sinclair, die Schlegel 1821 eine Sammlung von 97 indischen Miniaturen für sein ›Indisches Museum‹ verkaufte. Die Malereien, die wohl König Ludwig XVI. von Tipu Sultan erhalten hatte,[85] wurden in den ersten Jahren der Revolution von Marc-Antoine Chartraire de Montigny erworben, seine Witwe verkaufte dann die Sammlung mit ihrem Schloss an Carl Gustav von Sinclair. Heute sind diese Miniaturen im Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die sie 2016 erstmals in einer Ausstellung präsentierten und in einem umfangreichen Katalog beschrieben.[86]

[58]All diese Informationen flossen auch in die Kurzbiografien der Korrespondent*innen ein. Von Christian Senf und Friederike Wißmach in Zusammenarbeit mit Jochen Strobel verfasst, zeigen sie die jeweiligen Verbindungen zu Schlegel auf. Die Einträge zu unbekannteren Personen sind ausführlicher, die zu bekannten Persönlichkeiten eher kurz und verweisen auf Nachschlagewerke wie ADB und NDB, Wikipedia und WBIS, GND und VIAF. Das Register der Korrespondent*innen bietet über drei Buttons direkte Zugänge zur Kurzbiografie, zum Normdatensatz der GND und zur zugehörigen Korrespondenz.

7.3 Die Anteile französischer Korrespondenzen

[59]Mehr als 1.000 Briefe sind in französischer Sprache verfasst, davon waren weniger als die Hälfte bereits gedruckt. Josef Körner hatte in seinen Briefausgaben[87] rund 100 französische Briefe von und an Schlegel ediert, Pauline de Pange machte Schlegels Briefe an Germaine de Staël zugänglich.[88] Bereits 1856 hat Jules Adert 34 Briefe der französischen Fachkorrespondenz veröffentlicht, die Schlegel mit Guillaume Favre zu mittelalterlicher Dichtung und sprachwissenschaftlichen Fragen führte.[89] 25 Briefe aus dem indologischen Schriftverkehr mit Henry Thomas Colebrooke sind von Rosane und Ludo Rocher 2013 publiziert worden.[90] Mit annähernd 700 Briefen musste also der überwiegende Teil der französischen Korrespondenz neu transkribiert werden, darunter zahlreiche Briefe aus dem Kreise der Familie de Staël. Besonders wertvoll und umfangreich ist trotz Verbrennung zahlreicher Briefe[91] Schlegels Briefwechsel mit seiner langjährigen Weggefährtin Germaine de Staël, der 1804 einsetzte und bis zum Sommer 1814 überliefert ist. Er kreist um die aktuellen (gesellschafts-)politischen Entwicklungen und das literarische Leben der beiden europäischen Intellektuellen. Die Einseitigkeit ihres spannungsvollen Verhältnisses äußert sich in den zahlreichen Briefen Schlegels und in den wenigen der De Staël. Fast 50 Briefe Schlegels an Auguste (1790–1827), den ältesten Sohn de Staëls, sind erhalten, sowie weitere an dessen Schwester Albertine und ihren Ehemann, Achille-Léon-Victor de Broglie (1785–1870).[92] Die vielen privaten Briefe der Familien de Staël und de Broglie und ihres Umkreises an Schlegel zeigen, dass er als Familienmitglied angesehen und eng eingebunden wurde.[93] Dies wird besonders in den Briefen von Auguste und Albertine deutlich, die ihn mit den Worten Roger Paulins »as a kind of second father«[94] ansahen. Während die Briefe Albertines sich überwiegend mit familiären, kulturellen und religiösen Themen beschäftigen, schreibt Auguste an seinen alten Lehrer und Mentor neben privaten Angelegenheiten auch über das politische Leben und ihre Geldgeschäfte.

[60]Leider fehlt ein großer Teil der Korrespondenz aus dem de Staël-Familienkreis, vor allem die Gegenbriefe von Schlegel selbst; dieser hatte Familienbriefe nach dem Tod eines Korrespondenzpartners konsequent verbrennen lassen.[95] Wohl liegen noch unbekannte, bislang unzugängliche Briefe in den privaten Archiven der Familie de Broglie, wie zum Beispiel die Briefe an Albertine vermuten lassen: Zu den sechs von Josef Körner 1929 in Coppet eingesehenen und veröffentlichten Briefen von Schlegel fehlen vier Handschriften, die im Familienarchiv erhalten sein könnten.[96]

[61]Weitere Korrespondenzen in französischer Sprache sind die mit Mitgliedern der Groupe de Coppet, mit Personen des literarischen und politischen Lebens sowie mit Gelehrten und Geistlichen in Deutschland, England und Frankreich. Etwa 20–25 Prozent der französischen Briefe sind sprachwissenschaftlichen, indologischen Themen gewidmet und deshalb in der Verkehrs- und Gelehrtensprache, der lingua franca, verfasst. Nur ein Bruchteil dieser Philologen- und Historiker-Korrespondenz ist bisher im Druck erschienen.[97] Weitere fünf Prozent der französischsprachigen Briefe bestehen aus geschäftlicher Korrespondenz mit Bankhäusern wie Tottie & Compton oder Cazenove & Co in London.

7.4 Standards, Normdaten, Regelwerke

[62]In der Zusammenarbeit zwischen Editionsteam und Bibliothek spielte die Normierung zur Qualitätssicherung von Daten eine wichtige Rolle, sei es durch Vereinheitlichungen von Namensansetzungen oder auch durch die Generierung neuer Einträge in die Gemeinsame Normdatei (GND). Bei Normdaten handelt es sich um kontrolliertes Vokabular zur Beschreibung und Repräsentation von Entitäten im Rahmen der Erschließung von Objekten und Dokumenten in Bibliotheken, Archiven und Museen. Unter den internationalen Normdateien ist die Virtual International Authority File (VIAF)[98] am bekanntesten. In Deutschland wird die GND von der Deutschen Nationalbibliothek bereitgestellt und in Kooperation mit den deutschen Bibliotheksverbünden und der Zeitschriftendatenbank gepflegt. Die GND führt die ursprünglich selbständige Personennamendatei (PND), die Gemeinsamen Körperschaftsdatei (GKD), die Schlagwortnormdatei (SWD) und die Einheitssachtitel-Datei (DMA-EST) zusammen. Durch Identifier lassen sich Normdaten[99] verknüpfen und damit Entitäten eindeutig zuordnen.

[63]In Editionen werden viele neue Namen und Werktitel erfasst, die nach Möglichkeit der GND zuzuführen sind. In der KAWS sind bereits vorhandene Normdaten genutzt und verlinkt worden; fehlende Namen wurden der GND mitgeteilt, wenn sie die Mindestanforderungen für die Erstellung von Normdatensätzen erfüllten. Rund 1.160 Personennamen ohne bisherigen GND-Eintrag konnten eingebracht werden; der Weg wird nachfolgend beschrieben.

[64]Seit 2016 stellt die DNB ein Webformular für Personendatensätze zur Verfügung, damit auch Institutionen ohne direkten GND-Zugang Normdaten in die Datenbank eingeben und online verfügbar machen können. So lassen sich ohne Verzögerungen neu generierte Personennormdaten nachnutzen, zum Beispiel mit Registerdaten verknüpfen.

[65]Für die Aufnahme in die GND sind die Angabe eines Geburts- und Sterbedatums oder eines Berufs und des Wirkungslandes erforderlich. Die Verknüpfung mit der Briefquelle gilt als Quellen- und Identifikationsnachweis. Manchmal ließen sich neben dem Namen nur verwandtschaftliche Verhältnisse wie »Bruder von«, »Ehefrau von« darstellen. Die Angabe eines Berufs aus einer normierten Schlagwortliste war oftmals nicht möglich, eine Berechtigung, diese zu erweitern, gab es nicht. Insbesondere für Korrespondenzpartnerinnen erwies sich deshalb die Generierung eines Normdatensatzes als schwierig.

[66]Ein weiteres Desiderat innerhalb der GND ist die Darstellung von Personenbeziehungen. In Briefeditionen werden häufig Beziehungsnetzwerke sichtbar, die sich in den Beziehungsfeldern des Webformulars nicht angemessen darstellen ließen.

[67]Nicht weniger als 3.600 Titel besprochener oder zitierter Werke konnte die KAWS bis 2020 erfassen und neu in die GND einbringen. Hierfür fehlt allerdings bislang ein mit dem Webformular für Personendatensätze vergleichbares Tool für eine zügige Eingabe.

[68]Differenzierungen der internationalen Regelwerke (RDA, FRBR)[100] zwischen ›Werk – Expression – Manifestation – Exemplar‹ warfen weitere Fragen auf. Welchen Status haben die Übersetzungen A. W. Schlegels, welchen die Rezensionen? Das Team in Marburg und Dresden entschied sich mit technischer und bibliothekarischer Unterstützung der DNB dazu, behelfsweise mit einer Excel-CSV-Datei zu arbeiten. Dort wurden die Merkmale nach den Katalogisierungsrichtlinien und nach dem Prinzip des Entity-Relationship-Modells manuell erfasst, während dies in einem Bibliothekssystem über den Katalogisierungsclient erfolgt.

[69]Im Unterschied zu den Personendatensätzen konnten die Werk-Normdaten nicht sofort freigeschaltet werden; nach einer redaktionellen Qualitätskontrolle werden sie durch die Redaktion über eine Schnittstelle in das System der GND exportiert. Zur Verknüpfung von Datensätzen wurde in der Excel-CSV-Datei ein neuer GND-Identifier manuell eingebunden.

[70]Um weitere Partner zur Nutzung von Normdaten und zur Mitarbeit an der GND zu gewinnen, hat die DNB das von der DFG geförderte Projekt GND für Kulturdaten (GND4C)[101] gestartet. Ziele sind die Schaffung organisatorischer Grundlagen für eine engere vernetzte Zusammenarbeit, für Weiterentwicklungen des bestehenden Datenmodells und die Bereitstellung von Schnittstellen zur Datennutzung und -bereitstellung.

[71]Wie sinnvoll der Beitrag der KAWS zur Erfassung von Werknormdatensätzen ist, zeigt ein seit März 2020 gleichfalls von der DFG gefördertes Kooperationsprojekt des Deutschen Literaturarchivs Marbach und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar: Werktitel als Wissensraum: Die Erschließung zentraler Werkbeziehungen der neueren deutschen Literatur in der Gemeinsamen Normdatei (GND) gemäß Resource Description and Access (RDA). Zu über 4.000 Werken der deutschsprachigen Literatur von 1700 bis heute sollen die Werktitel in der GND und in Wikidata erfasst und mit ihnen in Beziehung stehende Werke wie Verfilmungen und Vertonungen systematisch über Normdaten verknüpft werden.[102]

8. Zusammenarbeit und Erträge für die Forschung

[72]Die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen verwandter Projekte war von Anfang an ertragreich. Zu nennen sind etwa Elke Richter (Weimar) vom Propyläen-Projekt, Georg Braungart, Stefan Knödler, Edith Höltenschmidt und Sabine Gruber (Tübingen) von der historisch-kritischen Ausgabe der Vorlesungen A. W. Schlegels, Ulrich Breuer, Cosima Jungk, Anke Lindemann und Tim Porzer von der Kritischen Friedrich-Schlegel-Ausgabe (Mainz). Mit den Mainzer Kolleg*innen konnte eng kooperiert werden, da auch die Briefabteilung der Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe (KFSA)[103] mit FuD arbeitet und seit 2016 ein gemeinsames Register geführt wird.

[73]Von Anfang an gab es gute Kontakte zum Freien Deutschen Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum, dort vor allem mit Anne Bohnenkamp, Wolfgang Bunzel und Konrad Heumann. Mit dem Doyen der britischen Romantikforschung, Roger Paulin (Cambridge, UK), ist eine enge Freundschaft entstanden. Die zahlreichen Vorträge und Publikationen der letzten Jahre zeigen, dass manche Anregung für die Forschungspraxis aus der Briefedition erwachsen ist,[104] darunter das von der DFG geförderte Projekt Korrespondenzen der Frühromantik: Edition – Annotation – Netzwerkforschung[105] oder das mit einer Tagung im Juni 2022 eingeleitete Vorhaben einer Edition der romantischen Shakespeare-Übersetzungen.[106] Neuere Monografien und Sammelbände[107] nehmen die Briefedition ebenso zur Kenntnis wie das zweibändige Handbuch Brief, dessen Zustandekommen eng mit der KAWS verbunden war und fast zeitgleich zum Abschluss kam.[108]

9. Zusammenwirken verschiedener Arbeitskulturen

[74]Ein dezentral organisiertes, komplexes Vorhaben wie die Erarbeitung einer digitalen Briefedition stellt ein Editionsteam vor eine Vielzahl von Herausforderungen. Notwendig war die arbeitsteilige Projektdefinition der Partner, die gemeinsame Festlegung der Ziele und die fortlaufende Beantwortung praktischer Fragen: Wie tief kann und soll eine Korrespondenz im vorgegebenen Zeitrahmen erschlossen werden? Wieviel Zeit darf die Redaktion beanspruchen? Wann und in welcher Form werden die Ergebnisse freigegeben? Unterschiedliche Interessenlagen waren miteinander abzustimmen. Während die Bibliothek zügig und barrierefrei forschungsrelevante Bestände digitalisieren und nach bibliothekarischen Standards zugänglich machen will, stehen bei den Editor*innen fachwissenschaftliche Interessen und philologische Standards im Vordergrund. Das Arbeitstempo der verschiedenen Projektteile differiert und musste in einem plausiblen Workflow synchronisiert werden. Unabdingbar war und ist eine fortlaufende koordinierende Kommunikation zwischen allen Projektbeteiligten und die Bereitschaft, voneinander zu lernen.[109]

[75]Indessen lag in einer solch arbeitsintensiven Kooperation eine große Chance. Die SLUB beteiligte sich direkt an der wissenschaftlichen Erschließung ihrer Bestände – Nachlasserschließung und Edition wurden in digitaler Form verzahnt, die komplexen Arbeitsprozesse auf mehrere Schultern verteilt. Bibliothek und TCDH formten medientypologisch ausgerichtete Informationsinfrastrukturen für die Forschung. Die Fachwissenschaftler*innen erarbeiteten und bewerteten das Gesamtkorpus im Sinne einer editorischen Heuristik und einer Recensio, unter besonderen Bedingungen freilich und mit besonderer Zielsetzung. Die digitale Transformation philologischer Kernaufgaben wurde mit der fortlaufenden Freischaltung praxisnah reflektiert und diskutiert. Auch die Informatiker*innen und Webdesigner*innen waren gefordert, die technische Komplexität einer schlanken und übersichtlichen Nutzeroberfläche nachzuordnen und eigene Ideen zur Visualisierung von Ergebnissen zu erproben. Die enge Abstimmung und ständige Kommunikation war auf die durchaus unterschiedlichen Anforderungen verschiedener wissenschaftlicher Zielgruppen ausgerichtet. Die Nachhaltigkeit der digitalen Publikation wird im Rahmen der gesetzlichen Aufträge an staatliche Einrichtungen und dynamischer nationaler Entwicklungen wie der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) gesichert, ihre Erweiterbarkeit ist strukturell angelegt.[110]

9.1 Die Edition unter den Bedingungen der Digitalität

[76]Entstanden ist eine »Edition«, legt man die Definition Patrick Sahles zugrunde:

[77]»Eine digitale Edition ist dadurch bestimmt, dass sie die allgemeinen Anforderungen an eine wissenschaftliche Edition durch die Berücksichtigung der gegenwärtigen technischen Möglichkeiten und ihrer methodischen Implikationen erfüllt. Sie folgt einem digitalen Paradigma. Umgekehrt erscheint die traditionelle gedruckte Edition dagegen jetzt als spezialistische Sonderform, die nur einen ganz bestimmten Blick auf die zu erschließende Überlieferung wirft. […] Eine digitale Edition ist dadurch bestimmt, dass sie nicht ohne wesentliche Informations- und Funktionsverluste in eine typografische Form gebracht werden kann – und in diesem Sinne über die druckbare Edition hinausgeht.«[111]

[78]Allerdings nahmen die Projektverantwortlichen von vornherein in Kauf, dass die Edition »nicht in allen Teilen dem Format einer Kritischen Ausgabe gerecht werden kann«.[112] Eine Reduzierung von Standards der Textkonstitution kann nicht allein mit ökonomischen Gründen erklärt werden.[113] Materialmenge und voraussichtliche Projektdauer müssen ökonomisch und fachlich zur Deckung gebracht werden. Die KAWS leistet, abgesehen von ausführlichen Stellenkommentaren, weitgehend das, was von einer Kritischen Briefedition zu erwarten ist: alle verfügbaren Textzeugen wurden gesichtet, zumindest genannt und beschrieben – bei Priorisierung der eigenhändigen Ausfertigung, sind doch Briefentwürfe und -abschriften, zumal solche von fremder Hand, geringer zu veranschlagen als der Originalbrief. Die Textgenese eines Briefs darf weniger editorische Aufmerksamkeit beanspruchen als die eines literarischen Texts.

[79]Der Begriff der Edition kann weiter oder enger gefasst werden. »Digitale Plattformen«[114] bezeichnen unterschiedliche Modelle, im Netz Briefe und andere Quellen zu präsentieren. Rüdiger Nutt-Kofoth meidet hierfür den Begriff ›Edition‹, unterscheidet streng zwischen den auf »editionsphilologischen Standards«, der »kritische[n] Sichtung der Überlieferung«,[115] aufgebauten Editionen, setzt also historisch-kritisches Edieren mit ›Edieren‹ gleich. Legte man aber diesen höchsten Maßstab an Briefe an, dann müssten, obwohl eine »jahrtausendealte[ ] Tradition«[116] im Spiel ist, nicht nur die in unserer digitalen Schlegel-Edition nachgenutzten Briefausgaben des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geopfert werden (die sich weitgehend auch als wissenschaftlich verstanden), sondern auch noch in Arbeit befindliche wie z. B. die Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe oder im Druck erschienene wie die der Korrespondenz zwischen Schlegel und seiner Haushälterin Marie Löbel[117] – man müsste also von vorn beginnen. Unser Projekt integrierte die vorgefundenen, mehr oder weniger kritischen Editionen in die digitale Ausgabe, machte die Integration zu ihrem kardinalen Kennzeichen überhaupt. Vorhandene Editionen bzw. edierte Briefe zu kumulieren macht das Herausgegebene deutlich leichter und schneller zugänglich, erlaubt den Zugriff auch auf Entlegenes jederzeit und an jedem Ort. Deshalb arbeitet die KAWS auch correspSearch zu, einem Webservice, der Metadaten von analogen und digitalen Briefeditionen sammelt und bislang rund 180.000 Briefe durchsuchbar macht.[118]

[80]Seit der Freischaltung 2014 bis zum Ende des Projekts 2021 wurde die Projekt-Website durchschnittlich alle 84 Minuten aufgerufen. 98 Prozent der Zugriffe mit bislang rund 300.000 Seitenaufrufen stammen aus Europa und Nordamerika. Die Forschung nutzt unsere Zitierempfehlungen[119] und trägt damit zur Sichtbarkeit der Edition bei.[120]

[81]Mit dem Abschluss der Förderphase ist die Arbeit an der Edition nicht zu Ende: Korrekturen und Ergänzungen sind vorgesehen; Mitteilungen von Briefen aus Privatbesitz sind ebenso willkommen wie Erwerbungen der öffentlichen Hand, um unbekannte Quellen zugänglich zu machen. Es wird also weitere Versionen der Edition geben, wenngleich in größeren zeitlichen Abständen als bisher. Diesen Vorzug digitalen Edierens gilt es zu nutzen. Dies bedeutet, dass unsere Daten nicht einfach einen schnellen Wechsel von research driven zu curation driven erfahren, wie dies Julia Flanders und Fotis Jannidis einst voneinander unterschieden.[121] Und es bedeutet, dass die Daueraufgabe der Datenmodellierung und der Datenaggregation auch weiterhin von der Motivation bestimmt ist, eigene Vorhaben als Teile von datenbasierten Forschungsinfrastrukturen zu verstetigen und mit diesen neue Forschungsfragen zu entwickeln. Dies ist die Absicht des Ende 2021 von der DFG bewilligten Projekts zu den Korrespondenzen der Frühromantik (KFR), das zeitlich und sachlich nahtlos an die KAWS anschließt und die Briefdaten der Jahre 1790 bis 1802 bearbeitet.[122] Research driven und curation driven müssen also nicht zwei Alternativen bezeichnen, sondern sich ergänzen und aufeinander beziehen, wobei eine Vervollständigung nach Projektende immer stark curation driven sein darf.

[82]Das Feld der Briefedition ist auch heute noch vielgestaltig – von nur analog erscheinenden Briefwechseln für ein breites Lesepublikum bis zu ausschließlich digital konzipierten und langfristig geförderten Projekten werden alle nur denkbaren Möglichkeiten bedient. Über den Katalog Kalliope und die Metadatensuchmaschine correspSearch hinaus fehlt es noch an Initiativen, Briefbestände und Briefeditionen zu größeren Textcorpora zusammenzuführen. KFR hat sich deshalb mit einem im Herbst 2022 begonnenen DFG-Projekt eng vernetzt,[123] das nun einen deutlichen Schritt in diese Richtung gehen will und eine sechsstellige Zahl an gedruckten Briefen des 18. Jahrhunderts zumindest in ihren Strukturdaten, möglichst aber auch als Images und Volltexte digital zugänglich machen möchte.

[83]Welche verstreut überlieferte Kommunikationsform verlangt mehr nach Vernetzung als der Brief? Datenmodelle und die meist als Briefwechsel oder Personaledition konzipierten Editionsvorhaben werden in der Regel noch zu insulär gedacht.

9.2 Edition und Forschungsdateninfrastruktur

[84]Zwischen 2014 und 2018 hatte das EU-Cost-Action-Projekt Reassembling the Republic of Letters, bestehend aus 200 Expert*innen, den Versuch unternommen, für die Zeit der ›Gelehrtenrepublik‹ 1500 bis 1800 Standards der Erschließung von Briefkorpora zu definieren, von der Auswahl der Entitäten bis hin zu Text Mining und zur Schaffung virtueller Forschungsumgebungen.[124] Es ist nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbar, dass nach einem Prozess der Standardisierung Infrastrukturen zur Verfügung stehen, die als Auffangbecken für die aus einer Vielzahl von Projekten gewonnenen Daten mittel- und langfristig dienen können. Im deutschen Sprachraum besitzt das mehrfach erwähnte Projekt correspSearch standardisierende Kraft, das Mindestanforderungen für den Datenaustausch an die sich beteiligenden Editionen stellt,[125] einhergehend mit allerdings sehr detaillierten Annotations-Guidelines des ebenfalls an der BBAW entstandenen digitalen Handbuchs Encoding Correspondence.[126] Ob Initiativen wie diese einer Standardisierung auf dem Gebiet der digitalen Briefedition tatsächlich in die Hände arbeiten, wird sich zeigen. Wie die 2020 begründete Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)[127] mit ihrer fach- und medienspezifischen Konsortialstruktur »für die Zukunft standardisierend zu wirken«[128] vermag, wird ebenfalls mit großen Hoffnungen und konkreten Erwartungen begleitet.[129] Fest steht: Da ein Brief selten allein kommt und kein einzelner Brief in sich selbst ruht, werden sich Briefeditionsprojekte mehr und mehr vernetzen, werden zusammenwachsen, und unser historisches Wissen aus den Quellen verbreitern und vertiefen. Die Aufgaben sind herausfordernd, die Fortschritte zugleich ermutigend.


Fußnoten


Bibliografische Angaben

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  • Eugene Weber, Andreas Thomasberger, Götz E. Hübner, Klaus G. Pott, Christoph Michel, Michael Müller, Manfred Hoppe, Hans-Georg Dewitz, Klaus E. Bohnenkamp, Mathias Mayer, Heinz Rölleke, Hans H. Lendner, Martin Stern, Roland Haltmeier, Jürgen Fackert, Werner Bellmann, Ingeborg Beyer-Ahlert, Ellen Ritter, Dirk O. Hoffmann, Willi Schuh, Hans-Albrecht Koch, Klaus-Dieter Krabiel, Gisela Bärbel Schmid, Johannes Barth, Ursula Renner, Olivia Varwig, Konrad Heumann, Katja Kaluga, Jutta Rißmann, Donata Miehe, Catherine Schlaud, Peter Michael Braunwarth, Rudolf Hirsch (Hg.): Hugo von Hofmannsthal: Sämtliche Werke. Frankfurt 1975-2022. [Nachweis im GVK]

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Weiterführende Literatur

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  • Thomas Bürger: August Wilhelm Schlegels schriftlicher Nachlass in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB). In: Claudia Bamberg / Cornelia Ilbrig (Hg.): August Wilhelm Schlegel. Aufbruch ins romantische Universum. Göttingen 2017, S. 12–14. [Nachweis im GVK]

  • IFLA Study Group on the Functional Requirements for Bibliographic Records (Hg.): Abschlussbericht. 2. Auflage. München 2009. PDF. [online]

  • Albert Leitzmann (Hg.): Briefwechsel zwischen Wilhelm von Humboldt und August Wilhelm Schlegel. Halle 1908. [Nachweis im GVK]

  • Personendateien – Elektronisches Publizieren. Workshop der Arbeitsgruppe »Elektronisches Publizieren« der Union der deutschen Akademien der Wissenschaft in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Nationalbibliothek. 21. bis 23. September 2009. In: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Leipzig 2023. [online]


    Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 1: Frontpage (Version 01–2022). [Bamberg et al. 2023]
  • Abb. 2: Die Korrespondenz Schlegels aus dem Dresdner Nachlass, 1873 in 41 Bände eingebunden. [SLUB Dresden]
  • Abb. 3: Zwei Kartons, die Schlegel 1812 auf Schloss Coppet hinterließ, nach der Auktion bei Christie’s 1998. [SLUB Dresden]
  • Abb. 4: Ausbindung und Lagenbeschreibung der Originalbriefe. [SLUB Dresden]
  • Abb. 5: Christian Friedrich Tieck an A. W. Schlegel, 27.09.1811. [SLUB Dresden]
  • Abb. 6: Übersicht über Workflow, Werkzeuge und Schnittstellen, aus dem Projektantrag an die DFG 2015. [Bamberg et al. 2023]
  • Abb. 7: Eine Auswahl der mit dem Zusatz »manu propria« gekennzeichneten eigenhändigen Unterschriften. [Bamberg et al. 2023]