Historisches Lehren und Lernen mit digitalisierten Quellen. Zum methodischen Umgang mit Datenbanken im Kontext der Digitalisierungsstrategie

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Jessica Kreutz Autoreninformationen

DOI: 10.17175/2019_001

Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 1046452983

Erstveröffentlichung: 31.01.2019

Lizenz: Sofern nicht anders angegeben Creative Commons Lizenzvertrag

Medienlizenzen: Medienrechte liegen bei der Autorin

Letzte Überprüfung aller Verweise: 30.01.2019

GND-Verschlagwortung: Digitalisierung | Fachdidaktik | Geschichtsunterricht | Medienpädagogik | Quellenkunde |

Empfohlene Zitierweise: Jessica Kreutz: Historisches Lehren und Lernen mit digitalisierten Quellen. Zum methodischen Umgang mit Datenbanken im Kontext der Digitalisierungsstrategie. In: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften. Wolfenbüttel 2019. text/html Format. DOI: 10.17175/2019_001


Abstract

In diesem Beitrag werden Chancen und Herausforderungen der digitalen Bildung im Kontext der Lehrerbildung diskutiert. Im Fokus stehen digitale Datenbanken, durch deren gezielten Einsatz Lehrerinnen und Lehrer im Geschichtsunterricht Lernende im Umgang mit historischen Quellen unterstützen können. Die Verwendung von digitalen Reproduktionen historischer Quellen zieht einen ganzheitlichen und authentischen Umgang mit Quellen nach sich, da diese gleichermaßen als Sachquelle, Bildquelle und Textquelle bearbeitet werden können. Den Methoden der Historischen Grundwissenschaften als Teilgebiet der Geschichtswissenschaft kommt daher eine zentrale Rolle in der Geschichtsdidaktik zu. Ziel ist es nicht nur aufzuzeigen, welchen Mehrwert digitale Datenbanken im Prozess historischen Denkens und Lernens haben, sondern vor allem, wie Geschichtslehrkräfte digitalisierte Quellen kompetent, zielgerichtet und verantwortungsvoll einsetzen können.


Historical teaching and learning with digitized sources, dealing with databases in the context of the digitization strategy – this paper discusses opportunities and challenges of digital education in the context of teacher training. The focus is on digital databases that teachers can use to assist their students in dealing with historical sources through targeted use in history lessons. The use of digital reproductions of historical sources allows a holistic and authentic approach to sources, since they can be treated equally as objects, pictures and texts. The methods of auxiliary sciences, as a branch of history science, therefore play a central role in history didactics. The aim is not only to show what added value digital databases have in the process of historical thinking and learning, but above all how history teachers can use digitized sources competently, purposefully and responsibly.



1. Digitalisierungsstrategie als Politikum

Die Wirksamkeit des Einsatzes digitaler Medien im Lehr-Lernkontext ist immer wieder Forschungsgegenstand. Sowohl an den Hochschulen als auch an den Schulen wird der Umgang mit digitalen Medien derzeit wieder verstärkt diskutiert und digital gestütztes Lernen als (neuer) Zugang zu Bildungswegen proklamiert.[1] Während jedoch zuvor der Fokus verstärkt auf der Wirkung digitaler Medien in der Schule lag[2] und hierzu Metastudien durchgeführt wurden,[3] erfolgt nun ein Perspektivwechsel auf (zukünftige) Lehrkräfte. Der hochschulische Ausbildungskontext bzw. die Perspektive der Lehrkräfte im Prozess der Digitalisierung bleibt gegenüber unterrichtlichen Forschungen, die vor allem die Lernenden in den Blick nehmen, ein Desiderat. Der Beitrag greift die Debatte um digitale Bildung auf, indem ein konkretes hochschulisches Lehr-Lernkonzept für eine digital gestützte Unterrichtspraxis im Fach Geschichte unter Berücksichtigung der Rolle von Geschichtslehrkräften im Prozess der Digitalisierung vorgestellt wird.

Längst wird der Einsatz von digitalen Medien sowohl im schulischen als auch im hochschulischen Kontext gefordert. Als bildungspolitische Grundlage dient im Fach Geschichte zum Ersten der Bildungsplan 2016: »Um historische Fragen beantworten zu können, muss man sich Quellen und Darstellungen zuwenden. Die Schülerinnen und Schüler lernen, verschiedene analoge und digitale Materialien fachgerecht und kritisch auszuwerten.«[4]. Zum Zweiten liegt mit der von der Kultusministerkonferenz initiierten Strategie »Bildung in der digitalen Welt« ein Handlungskonzept für die zukünftige Entwicklung der Bildung in Deutschland vor. Die Bundesländer haben sich hierin verpflichtet, dass Schülerinnen und Schüler in digitalen Lernumgebungen lernen und bis zum Ende ihrer Pflichtschulzeit einen Katalog digitaler Kompetenzen erworben haben sollen.[5]

Jedoch bleibt sowohl im Bildungsplan als auch in den Richtlinien der Kultusministerkonferenz unklar, wie diese Ziele auf Seiten der Lehrkräfte erreicht werden sollen, welche Kompetenzen hierfür nötig sind und vor allem, was die fachübergreifende Strategie für die einzelnen Unterrichtsfächer bedeutet. Auf eine fehlende fachspezifische Anwendung der Strategie wiesen jüngst der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) und die Konferenz für Geschichtsdidaktik (KGD) hin. Die Verbände schlagen für die erste hochschulische Ausbildungsphase von Geschichtslehrkräften folgende Ergänzung vor:

»[Studierende] sind in der Lage, vorhandene digitale Repositorien, Austauschplattformen und Lehr-Lern-Medien für das historische Lernen sowohl technisch-inhaltlich als auch didaktisch und politisch zu beurteilen. […] Sie können auf dieser Grundlage digitale Informations- und Bildungsangebote zielgerichtet für die Verbesserung ihres Geschichtsunterrichts einsetzen und sich aktiv an der qualitativen Weiterentwicklung dieser Medien beteiligen. […] [Es sollen f]achspezifische Medien und Methoden historischen Lehrens und Lernens [thematisiert werden], darin eingeschlossen der geschichtsdidaktisch qualifizierte und adressatengerecht der Einsatz von digitalen Medien, Methoden und Kooperationsformen.«[6]

Mit diesem Vorschlag machen die Verbände die Digitalisierungsstrategie der Kultusministerkonferenz nicht nur zum intradisziplinären Anliegen der Geschichtswissenschaft und der Geschichtsdidaktik, sondern geben erste Hinweise für eine konkrete Umsetzung der Digitalisierungsstrategie, an die dieser Beitrag anknüpft. Digitale Datenbanken, die historische Quellen online zur Verfügung stellen, sind eine Möglichkeit, historisches Denken und Lernen durch computergestützte Lehr-Lernprozesse zu unterstützen und den Forderungen des Bildungsplans und der Digitalisierungsstrategie der Kultusministerkonferenz nachzukommen. Mittlerweile haben viele Archive und Bibliotheken Teile ihres Bestandes digitalisiert und im Internet zur Verfügung gestellt, sodass ein kostenloser sowie orts- und zeitunabhängiger Zugang auf digitale Reproduktionen von analogen historischen Quellen möglich ist. Noch nie zuvor waren historische Quellen so einfach zugänglich wie heute. Der Einsatz digitalisierter Quellen ist daher eine Möglichkeit, den Geschichtsunterricht virtuell zu öffnen und digitales Unterrichtsmaterial zu einer Selbstverständlichkeit im Schulalltag werden zu lassen.

Der virtuelle Gang in das Archiv ist eine noch immer von den Lehrkräften selten genutzte Möglichkeit, historischen Quellen in ihrer ursprünglichen und somit real-authentischen Überlieferung begegnen zu können. Lehren und Lernen mit Datenbanken, die historische Quellen bereithalten, stellen – neben der technischen Ausstattung der Schule – an die Lehrenden besondere Herausforderungen. Im Lehr-Lernkontext ergeben sich bei der Verwendung von Digitalisaten daher zwei grundlegende Untersuchungsbereiche: Aus der Perspektive historischen Lehrens stellt sich die Frage, wie der Einsatz digitaler Datenbanken im Geschichtsunterricht gelingen kann und welche Anforderungen der Einsatz von digitalisierten Quellen an die Geschichtslehrkräfte stellt. Aus dem Blickwinkel historischen Lernens hingegen stellt sich die Frage, inwiefern digitale Datenbanken für den Geschichtsunterricht nützlich sind und welchen Beitrag digitalisierte Quellen für historisches Denken und Lernen leisten können.

2. Historisches Lehren mit Digitalisaten

Wenn der Einsatz digitaler Medien zum (zukünftigen) Aufgabenbereich von Geschichtslehrkräften gehören soll, dann ist es nur folgerichtig, dass die Kultusministerkonferenz die Bedeutung der Lehrkräfte in ihrer Digitalisierungsstrategie betont:

»Die Förderung der Kompetenzbildung bei Lehrkräften, die ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag in einer ›digitalen Welt‹ verantwortungsvoll erfüllen, muss daher als integrale Aufgabe der Ausbildung in den Unterrichtsfächern sowie den Bildungswissenschaften verstanden und über alle Phasen der Lehrerbildung hinweg aufgebaut und stetig aktualisiert werden.«[7]

Digitales Unterrichtsmaterial wird bereits von Archiven für die Lehrenden zur Verfügung gestellt. Das Landesarchiv Baden-Württemberg beispielsweise veröffentlicht in seinen Archivnachrichten halbjährlich und kostenlos digitalisiertes Quellenmaterial für den Unterricht, welches themenorientiert im historischen Kontext aufbereitet wurde.[8] Der Einsatz dieses Informationsangebots zieht jedoch andere didaktische Lernziele nach sich als der Einsatz von narrationsfreien (Original-)Quellen, die eine wichtige Voraussetzung für einen unmittelbaren und selbstreflektierten Zugang zur Vergangenheit sind. Es besteht ein Unterschied darin, ob das Internet im Geschichtsunterricht zur Informationsentnahme oder für gezielte Quellenarbeit genutzt wird.

Für den Einsatz von Datenbanken, die digitalisierte Quellen bereitstellen, sind nicht nur geschichtsdidaktische, sondern auch und insbesondere geschichtswissenschaftliche Fähigkeiten seitens der Lehrenden erforderlich. Historische Quellen in ihrem originalen, d. h. retroperspektivisch unveränderten Zustand halten gegenüber didaktisch aufbereiteten Schulbuchquellen andere Herausforderungen bereit. Der didaktisch-methodische Einsatz von Datenbanken setzt einen fachgerechten, d. h. geschichtswissenschaftlichen Umgang mit Digitalisaten voraus und sollte daher Teil einer professionsorientierten Ausbildung von Geschichtslehrkräften sein. Umgekehrt dienen Datenbanken den Lehrkräften aber nicht nur dazu, Quellen für den Unterricht auszuwählen, sondern auch die im Schulbuch didaktisch reduzierten Quellen im historischen Kontext schnell und unkompliziert erneut zu recherchieren, um Informationen zu erhalten, die für den Prozess historischen Denkens seitens der Lernenden wichtig sind.

2.1 Historische Grundwissenschaften als Zugang zu digitalisierten Quellen

Für den fachgerechten Einsatz von digitalisierten Quellen im Geschichtsunterricht sind die Historischen Grundwissenschaften als Teildisziplin der Geschichtswissenschaft hilfreich, wenn nicht sogar zwingend Voraussetzung. Als Grundlage der Materialitätsforschung zeichnen sich die Grundwissenschaften durch ihren direkten Objektbezug aus, so dass die materielle Form gegenüber dem inhaltlichen Aussagewert in den Vordergrund rückt.[9] Die Grundwissenschaften leisten daher einen notwendigen Beitrag zur wissenschaftlichen Quellenkritik und zum Verständnis von Quellen in ihrer textlichen, bildlichen und sachlichen Überlieferung.[10] Im Geschichtsunterricht begegnen uns die Grundwissenschaften, wie z.B. die Urkundenlehre, Münzkunde, Inschriftenkunde oder Handschriftenkunde, hingegen in der Regel selten. Dieser Umstand mag bedauerlich sein, können doch diese auch in der Schule in ausgewählter Anwendung zweckdienlich und gewinnbringend für den Prozess historischen Denkens und Lernens sein. Der didaktische Vorteil liegt vor allem in der Faszination, historischen Quellen mithilfe der Grundwissenschaften in ihrer Ganzheitlichkeit und Ursprünglichkeit begegnen zu können. Auf diese Weise sammeln die Lernenden Erfahrungen im Umgang mit (Original-)Quellen und erkennen grundlegende Bezüge zwischen Form und Inhalt.

Aus der Perspektive der Lehrenden sind die Historischen Grundwissenschaften in einen direkten Bezug zum Methoden-Dualismus »Erklären und Verstehen« zu bringen. Diese sind als Erklärungshilfe Voraussetzung für das Verstehen von Quellen in ihrem originalen Überlieferungskontext durch die Lernenden: »Während die ›Erklärung‹ bestrebt ist, mittels der Analyse einzelner Faktoren möglichst plausible Zusammenhänge zwischen diesen herzustellen, stellt das ›Verstehen‹ die Bemühung um eine ganzheitliche Deutung dar.«[11] Der Begriff »Verstehen« meint nach Hans-Jürgen Goertz die sowohl kognitive als auch emotionale Erfassung der Bestandteile einer Quelle im historischen Kontext, in dem der Sachverhalt steht.

2.2 Historische Grundwissenschaften als intradisziplinäre Brücke

Die Historischen Grundwissenschaften tragen als geschichtswissenschaftliche Methodik zu einem ganzheitlichen Verständnis von historischen Quellen bei und können für die Geschichtsdidaktik nutzbar gemacht werden.[12] Die Kodikologie, beispielsweise, beschäftigt sich mit Fragen zur Beschaffenheit und zum Entstehungsprozess einer mittelalterlichen Handschrift. Mithilfe der im Internet zugänglichen Digitalisate und den zusätzlichen Informationen lassen sich mittelalterliche Handschriften durch die Anwendung der Handschriftenkunde beschreiben und erklären.[13] Auf Basis der Reproduktionen ist eine vollständige Beschreibung der Handschriften mit Ausnahme der Wasserzeichen und Lagen auch innerhalb der Institution Schule, d. h. ohne den Gang in das Archiv oder in die Bibliothek, durchführbar. Signatur, Beschreibstoff, Blattzahl, Format, Entstehungsort und -zeit, Schriftraum, Spaltenzahl, Zeilenzahl, Überschriften, Initialen und Miniaturen, Einband und Fragmente sind Informationen, die im geschichtsdidaktischen Kontext für das Verstehen und Erklären von Textquellen hilfreich sein können.

Die Digitalisierung von mittelalterlichen Handschriften und die damit einhergehende Erweiterung des wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Benutzerkreises machen einen intradisziplinären Austausch zwischen der Geschichtsdidaktik und der Geschichtswissenschaft notwendig: »Allzu lange hat man die Schule und ihre Inhalte gänzlich den Fachdidaktikern überlassen. Insgesamt interessiert man sich wenig dafür, was und vor allem wie die Schülerinnen und Schüler eigentlich das bisschen Mittelalter lernen, das sie dann hinterher an die Universitäten mitbringen.«[14] Dieses Urteil mag nicht gänzlich überzeugend sein, zeigt aber die starke inhaltliche Diskrepanz zwischen Schulbildung und Universitätsbildung. Die Kodikologie und die Paläographie bieten den Lernenden die Gelegenheit, den Textquellen in ihrem originalen Zustand unter Einbezug ihrer materiellen Überlieferung zu begegnen, mit hoher Motivation zu lesen, zu verstehen und letztlich im historischen Kontext einzuordnen. Für dieses Vorhaben stellen die Historischen Grundwissenschaften einen geeigneten methodischen Zugang dar.

2.3 Hochschuldidaktische Umsetzung in einem kohärenten Lehr-Lernkonzept

Das Seminar Geschichtswissenschaft im Auftrag der Geschichtsdidaktik. Historisches Lehren und Lernen mit Datenbanken und digitalisierten Quellen wurde im Sommersemester 2018 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit zehn Studierenden im Rahmen ihrer geschichtsdidaktischen Ausbildung durchgeführt. Der Schwerpunkt lag auf der Nutzbarmachung digitalisierter Quellen für den Geschichtsunterricht unter Zuhilfenahme der Historischen Grundwissenschaften. Das Seminar war als kohärentes Lehr-Lernkonzept angelegt und wurde im Rahmen des bundesweiten BMBF-Projektes »Qualitätsoffensive Lehrerbildung« im Teilprojekt »Lehrkohärenz in der Lehre« durchgeführt.[15] Kohärenzschaffung ist eine wichtige Möglichkeit, um die Professionsorientierung im Lehramtsstudium zu erhöhen, da Lehrkräfte Kompetenzen aus unterschiedlichen Handlungsfeldern (d. h. aus Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften) benötigen. Ziel kohärenzorientierter Lehre ist eine systematische und sinnbildende Vernetzung verschiedener Teildisziplinen, wie in diesem Fall der Geschichtswissenschaft und der Geschichtsdidaktik.[16]

Die Erprobung des Seminarkonzeptes erfolgte mit einer ersten explorativen Studie (siehe Tabelle 1 und 2). Im theoretischen Teil des Seminars bestand die Herausforderung zunächst darin, einen Sinnzusammenhang, eine inhaltliche Verknüpfung herzustellen, einerseits zwischen geschichtswissenschaftlichen Texten und den jeweiligen Historischen Grundwissenschaften und andererseits zwischen geschichtsdidaktischen Texten und den jeweiligen Quellenarten. Dazu gehörte ebenso eine abwägende Gegenüberstellung von Schulbuchquellen und digitalisierten Quellen unter sowohl geschichtswissenschaftlichen als auch geschichtsdidaktischen Aspekten.


BeispielitemWert
Mein geschichtsdidaktisches Interesse an den Historischen
Grundwissenschaften konnte während des Seminars geweckt werden.
4,7
Die Verknüpfung von Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik
fiel mir schwer.
2,3
Das Seminar hat mich in meiner Berufswahl bestärkt. 4,0

Skala: 1: stimme nicht zu; 2: stimme eher nicht zu; 3: teils, teils; 4: stimme eher zu; 5: stimme zu.
Tab. 1: Befragung zu »Vernetzung von Methoden der Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik«

Das erste Beispielitem macht deutlich, dass die Thematisierung von geschichtswissenschaftlichen Methoden im geschichtsdidaktischen Kontext einen Beitrag zum Verständnis einer professionsorientierten Geschichtswissenschaft, d. h. einer auf den Lehrberuf bezogenen Disziplin, in der Geschichtslehrerbildung leisten kann (siehe Tabelle 1). Auch die qualitativen Rückmeldungen zeigen, dass der professionsorientierte Praxisbezug der Geschichtswissenschaft durch den Einbezug der Geschichtsdidaktik positiv bewertet wurde. Das zweite Item zeigt demgegenüber, dass die Herausforderung für die Studierenden, die anwendungsbezogene inhaltliche Verknüpfung beider Disziplinen, nicht unterschätzt werden sollte und z.B. durch Transparenz des Lernprozesses und Aufzeigen des Mehrwertes für den Schulunterricht seitens des Dozierenden unterstützt werden sollte.

Im praktischen Teil des Seminars wurde das intradisziplinär erworbene Wissen an einem digitalen Beispiel für den schulischen Kontext angewandt. Tabelle 2 zeigt, dass die Studierenden nach dem Besuch des Seminars insgesamt mehr Vor- als Nachteile in der schulischen Nutzung digitalisierter Quellen sahen. Deutlich wird aber auch, dass die von den Studierenden wahrgenommen Nachteile im Lernprozess nicht außer Acht gelassen werden dürfen, da diese für den eigenen Lernprozess hinderlich sein können. Insbesondere die Aufbereitung und Übersichtlichkeit der Datenbanken, die bereitgestellten Informationen zu den Digitalisaten bzw. über die Digitalisate sowie die Aktualität und Vollständigkeit der Datenbanken wurden von den Studierenden als problematisch und lernhinderlich empfunden. Die Fähigkeit, mit diesen durchaus fachübergreifenden Besonderheiten digitaler Medien professions- und lösungsorientiert umgehen zu können, ist Teil einer fachspezifischen Historischen Medienkompetenz,[17] die es in der Geschichtslehrerbildung zu fördern gilt.


BeispielitemWert
Ich sehe Vorteile in der Nutzung digitalisierter Quellen /
Datenbanken im Hinblick auf die Förderung historischen Denkens
und Lernens.
4,6
Ich sehe Nachteile in der Nutzung digitalisierter Quellen / Datenbanken
im Hinblick auf die Förderung historischen Denkens und Lernens.
2,5
Ich würde gern mehr Lehrveranstaltungen besuchen, die sich
mit dem Umgang mit digitalen Medien beschäftigen.
3,7

Skala: 1: stimme nicht zu; 2: stimme eher nicht zu; 3: teils, teils; 4: stimme eher zu; 5: stimme zu.
Tab. 2: Befragung zu »Umgang mit digitalen Angeboten im schulischen Kontext«.


2.4 Digitale Datenbanken für den schulischen Gebrauch

Eine gut nutzbare Datenbank zeichnet sich vor allem durch die Übersichtlichkeit der Suchfunktionen und der Verständlichkeit der zur Verfügung gestellten Informationen aus. Bei der Auswahl von Datenbanken für den schulischen Gebrauch ist zweierlei zu beachten: Zum einen ist der regionale Sammlungsschwerpunkt der Datenbanken[18] für den jeweiligen Schulstandort und zum zweiten der zeitliche Sammlungsschwerpunkt der Datenbanken[19] bei der Stoffverteilung der Epochengeschichte in den jeweiligen Klassenstufen zu beachten. Insgesamt kann zwischen Datenbanken unterschieden werden, die an einen wissenschaftlichen und / oder nicht-wissenschaftlichen Benutzerkreis adressiert sind. Im Folgenden soll eine Auswahl an Datenbanken genannt werden, die für den schulischen Gebrauch explizit ausgewiesen sind bzw. für diesen Zweck geeignet erscheinen.

Das Onlineportal Leo-BW[20] (Landeskunde online entdecken – Baden-Württemberg) ist ein landeskundliches und interdisziplinäres Informationssystem unter Federführung des Landesarchivs Baden-Württemberg und versteht sich als Beitrag zur kulturellen Bildung und Informationsgesellschaft. Das Portal verweist explizit auf die Nutzung im Schulunterricht und möchte damit die Medienkompetenz stärken. Hilfreich sind vor allem die Suchfelder Highlights und Themen, die für Geschichtslehrkräfte eine erste Orientierung oder Anregung für den Unterricht bieten können. Verstärkt interaktiv angelegt ist hingegen das Schweizer Portal Ad fontes,[21] eine Einführung in den Umgang mit Quellen im Archiv, die in Kooperation mit dem Stiftsarchiv Einsiedeln, den Staatsarchiven Aargau und Zürich und dem Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St. Gallen entstand. Dieses Portal richtet sich ausdrücklich sowohl an Laien als auch an Experten. Über die Registerkarte Training lassen sich Transkriptionsübungen u. a. zu deutschen und lateinischen Texten durchführen. Das Ergebnis wird, ganz im Sinne eines Selbstlernprogramms, sogleich angezeigt bzw. korrigiert. Empfehlenswert ist ebenso die Plattform eStudies[22] des Historischen Seminars der Universität zu Köln, die sich vor allem an Studierende jeden Semesters richtet. Die eTutorials listen nicht nur epochenspezifische Datenbanken auf, sondern zielen durch die Bereitstellung von zusätzlicher Literatur auch auf die Vermittlung von methodischem Grundwissen bei gleichzeitigem Aufbau von Onlinekompetenzen bzw. fachbezogener digitaler Kompetenzen. Der Vorteil liegt auch darin, dass die Initiatorinnen und Initiatoren zur selbstständigen Erweiterung der Plattform aufrufen, wohingegen der Nachteil sicherlich in der Überprüfbarkeit der extern bereitgestellten Daten liegt, die nur bedingt von den Geschichtslehrkräften zu leisten ist.

3. Historisches Lernen mit Digitalisaten

Der Umgang mit historischen Quellen gehört zu den Kernaufgaben des Geschichtsunterrichts. Quellen begegnen den Lernenden zumeist hinsichtlich Form und Inhalt als didaktisch aufbereitete Schulbuchquellen. Diese Zugangserleichterung scheint aufgrund der Komplexität von Quellen in ihrer authentisch-originalen Überlieferung unumgänglich zu sein. Dennoch ergeben sich daraus zwei zentrale Probleme im Prozess historischen Denkens und Lernens. Erstens: Eine solche formale und inhaltliche Reduktion von Quellen ist nicht ganz unbedenklich, da hierdurch Informationen über den Entstehungs- und Benutzungskontext fehlen, die für eine sinnbildende Quellenkritik und Narration von Geschichte wichtig sind.[23] Bei einer quellenkritischen Analyse ist die Klärung der materiellen und medialen Eigenarten der Quelle eine wichtige Voraussetzung für ihr inhaltliches Verständnis: Die Bewertung einer Textquelle kann unter Umständen ohne Berücksichtigung des sachlichen und bildlichen Kontexts nur unzureichend bzw. unvollständig gelingen. Zweitens: Durch die didaktische Aufbereitung und thematische Auswahl einzelner Quellen seitens der Schulbuchautorinnen und -autoren werden die Lernenden auf eine bereits vorgegebene Fragestellung eingestimmt. Dietmar von Reeken kritisiert, »dass viele in den Schulbüchern abgedruckte Quellenausschnitte nur noch das bestätigen, was in den Darstellungen bereits festgestellt wurde«.[24] Die Erarbeitung von weiterführenden Erkenntnissen und kritischen Fragestellungen seitens der Lernenden ist nur eingeschränkt möglich.

3.1 Der virtuelle Gang ins Archiv

Der persönliche Gang ins Archiv ist ein wichtiger Bestandteil des Geschichtsunterrichts: »Ab und zu sollten Schüler/-innen auch einmal eine Quelle in ihrer ursprünglichen Form in die Hand bekommen, um an den Begriff ›Quelle‹ erinnert zu werden.«[25] Erfreulicherweise gibt es mittlerweile organisatorisch einfachere Möglichkeiten, historischen Quellen abseits des Schulbuches begegnen zu können. Der Archivbesuch mittels Mausklick ist im schulischen Kontext durchaus alltagstauglich. Inwiefern der Einsatz von digitalisierten Quellen zu einer kritischen Quellenarbeit und sinnbildenden Narration seitens der Lernenden beitragen kann und welche Chancen sich daraus für den Geschichtsunterricht ergeben, soll am Beispiel der im Unterrichtsalltag oft thematisierten Benediktsregel angedeutet werden. Der Textabdruck erfolgt üblicherweise in der folgenden Art und Weise:

»Aus der Klosterregel des Benedikt
Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn, damit du durch die Mühe des Gehorsams zu dem zurück, den du durch die Trägheit des Ungehorsams verlassen hast.«[26]

Eine kontextbezogene Beurteilung kann auf der Grundlage dieser didaktischen Reduktion kaum gelingen, da mediale und materielle sowie intentionale und rezeptionsbezogene Aspekte unberücksichtigt bleiben. Die für das monastische Mittelalter konstituierende Textquelle ist im Folgenden in einer repräsentativ aufwendig gestalteten Handschrift aus dem 13. Jahrhundert aus dem norddeutschen Zisterzienserinnenkloster Wöltingerode überliefert (Abbildung 1) und lässt sich über das Internetportal der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel[27] per Mausklick am Bildschirm durchblättern.

Abb. 1: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel:
                           Cod. Guelf. 95 Helmst., fol. 129r (rechts) CC BY-SA 3.0. [online]
Abb. 1: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Cod. Guelf. 95 Helmst., fol. 129r (rechts) CC BY-SA 3.0. [online]

Quellenarbeit sollte »Eureka-Erlebnisse«[28] für die Lernenden bereithalten. So kann durch einen kodikologischen Vergleich mit weiteren digitalisierten Handschriften[29] seitens der Lernenden vermutet werden, dass der bildlich unterstützte Text für die Lesung im Kapitelsaal verwendet wurde. Daraus können sich weitere Erkenntnisse ergeben, z.B. dass die Bücher im Kloster distributiv und zweckorientiert aufbewahrt worden sind. Diese Ergebnisse geben Anlass zu weiterführenden Fragen und Recherchen, beispielsweise zu den wichtigsten Aufbewahrungs- und Lektüreorten in den Gebäuden eines Klosters. »Einzelquellen werden so sorgfältig eingebettet, erklärt und kontextualisiert.«[30] Durch eine wissenschaftlich angelehnte Interaktion mit dem Originaldokument sind die Lernenden nicht mehr von vorherein einer subjektiven Narration von Geschichte ausgesetzt.

3.2 Datenbanken im geschichtsdidaktischen Diskurs

Der Einsatz digitalisierter Quellen im Geschichtsunterricht macht ihre Thematisierung im geschichtsdidaktischen Diskurs notwendig. Im Folgenden werden Prinzipien, Methoden und Kompetenzen skizziert, die beim Einsatz von Digitalisaten im Geschichtsunterricht umgesetzt bzw. gefördert werden. Die zeitliche und kognitiv-emotionale Aufhebung von Vergangenheit und Gegenwart leisten einen Beitrag zum Fremdverstehen im Prozess historischen Denkens und Lernens.[31] Durch einen Vergleich lassen sich viele Gemeinsamkeiten zwischen der mittelalterlichen – handschriftlichen – und gegenwärtigen – sowohl gedruckten als auch digitalen – Buchkultur feststellen, wie Klein- und Großschreibung, Überschriften, Absätze, Kopftitelzeilen und die Gestaltung der Seitenränder. Auch die Buchdeckel und deren individuelle Gestaltung sowie die Schutzumschläge und Vorsatzblätter (mit persönlichen Hinweisen) oder Titel sind zu nennen. »Ziel dieses Verfahrens ist es, geschichtliche Wirklichkeiten im Vergleich mit der Gegenwart deutlich zu machen. Indem der Historiker über ähnliche Denkweisen, Erfahrungen, Gefühle und Verhaltensweisen verfügt […], kann er Parallelen und Unterschiede aufzeigen, die ihm als Analogieschluss Ereignisse und Handlungen der Geschichte verständlich erscheinen lassen.«[32] Zudem regen digitalisierte Quellen zum handlungsorientierten Geschichtsunterricht an.[33] Durch die bewusste Interaktion mit den Quellen in Anlehnung an die Historischen Grundwissenschaften erfolgt eine Imitation der Arbeitsweise von Historikerinnen und Historikern. Die Lernenden können ein Verständnis dafür entwickeln, was Geschichtswissenschaft ist. »Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Handlungen, ähnlich denen einer Historikerin / eines Historikers dann das Historische Lernen fördern, wenn sie geeignet sind, ein kritisches Bewusstsein dafür zu wecken, wie Geschichte entsteht und welche Rolle den in Archiven aufbewahrten Quellen oder auch Zeitzeugenaussagen zukommt.«[34] Es ist sogar denkbar, dass die Lernenden selbst eine Quelle didaktisch aufbereiten und sich so nicht nur in die Rolle eines/r Historikers/-in, sondern auch in die eines/r Geschichtsdidaktikers/-in versetzen.

Der methodisch regulierte Umgang mit historischen Quellen orientiert sich im Allgemeinen an dem Dreischritt bestehend aus Heuristik, Quellenkritik und Interpretation / Narration.[35] Digitalisierte Quellen, die mit Hilfe der Historischen Grundwissenschaften erklärt und verstanden werden, machen nicht nur eine umfassende, sondern auch weiterführende Quellenkritik möglich, da die Analyse von physischen Quellenmerkmalen ein wichtiger Schritt für die Interpretation des Inhaltes ist. Zur Quellenkritik gehören Fragen zur physischen Gestalt, etwa zum Erhaltungszustand, Herstellungsprozess und Verwendungszusammenhang. Auf diese Weise unterscheiden die Lernenden zwischen Textgegenstand und -gestaltung. Durch diesen ganzheitlichen Umgang mit Quellen kann insbesondere die Förderung der Fragekompetenz bzw. der Wahrnehmungskompetenz gelingen: »Heuristik und Kritik und teilweise auch die historische Frage sind im Geschichtsunterricht durch die Institution Unterricht schon vorentschieden. Quellen werden nicht mehr zur Fragestellung gesucht, die Kritik ist ihnen schon abgenommen und die Fragestellung durch das jeweilige Stundenziel schon entschieden.«[36] Die Textquellen werden realitätsnah erarbeitet, wodurch die Lernenden angeregt werden, eigene Fragestellungen sowohl an die Textgestalt als auch an den Inhalt des Textes zu entwickeln. Darauf aufbauend können von den Lernenden selbständig Narrationen verfasst werden, die zugleich das Verständnis von Geschichte als (Re-)Konstruktion von Vergangenheit schulen.

Nichtsdestotrotz bleibt anzumerken, dass digitalisierte Quellen nicht den haptischen Umgang mit Quellen und damit die sinnliche Erfahrung mit Vergangenheit ersetzen, so dass der außerschulische Besuch eines Archivs oder einer historischen Bibliothek durch das Internet nicht redundant wird. Im Zusammenhang damit steht auch die Zweidimensionalität von digitalisierten Quellen gegenüber der Dreidimensionalität von analogen Quellen.[37]

4. Fazit und Ausblick

Durch die Digitalisierung von historischen Quellen können neben Geschichtswissenschaftlerinnen und Geschichtswissenschaftlern insbesondere Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer zum Adressaten- und Benutzerkreis von Digitalisaten gezählt werden. Die digitale Entgrenzung des Zugangs zu historischen Quellen solle nach Schlotheuber und Bösch zugleich mit einer wachsenden Kompetenz der heutigen und zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer einhergehen.[38] So wird der fachgerechte Umgang mit digitalisierten Quellen Teil einer zentralen fachspezifischen historischen Medienkompetenz, die in der hochschulischen Lehrerbildung ebenso fundamental ist wie in der Ausbildung zukünftiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der gezielte Austausch zwischen Dozierenden der Geschichtswissenschaft und der Geschichtsdidaktik ist daher auch für eine polyvalente Hochschullehre notwendig.

Die Digitalisierung von historischen Quellen ist eine Chance, sich im schulischen Kontext auf Originalquellen zurückzubesinnen. Die Bearbeitung von Handschriften und den darin enthaltenen Textquellen ist eine anregende Möglichkeit, den Text nicht nur inhaltlich, sondern auch historisch-kulturell als Ganzes zu betrachten. Daraus ergeben sich sowohl Vorteile für die Lehrenden als auch für die Lernenden (Abbildung 2). Für ein solches ganzheitliches Verständnis von Quellen ist eine punktuelle Umsetzung der Historischen Grundwissenschaften als Schlüssel für einen kompetenzorientierten (interdisziplinären)[39] Unterricht notwendig. Auch gilt es, Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte zu erstellen, die diese Möglichkeit der Nutzung digitalisierter Quellen im Unterrichtsalltag umsetzbar machen.

Abb. 2: Vorteile seitens der Lehrenden und
                        Lernenden bei der Nutzung digitaler Angebote. Eigene Abbildung.
Abb. 2: Vorteile seitens der Lehrenden und Lernenden bei der Nutzung digitaler Angebote. Eigene Abbildung.

Der schulische Einsatz digitalisierter Quellen hält noch viele zukünftige Forschungs- und Handlungsfelder bereit. Als Handlungsfeld der KMK-Digitalisierungsstrategie wird neben der Verbesserung der digitalen Infrastruktur in den Schulen die Fortbildung von etablierten Lehrkräften genannt. Die hochschulische Ausbildung zukünftiger Geschichtslehrkräfte im Kontext der Digitalisierungsstrategie kann hier hilfreich sein, indem produktorientierte Ergebnisse aus dem hochschulischen Umgang mit digitalen Datenbanken in Fortbildungen vermittelt werden können: Als hochschuldidaktisches Ziel der Geschichtslehrerausbildung ergibt sich die Notwendigkeit, adaptive Lernsysteme und aktivierende Lehrmethoden im Umgang mit digitalen Medien zu entwickeln.[40] Damit geht zwingend nicht nur die Verbesserung der technischen Ausstattung in den Schulen, sondern auch in den Hochschulen einher. Nicht zuletzt bleibt zu betonen, dass mangelnde Medienkompetenz zukünftiger Lehrkräfte nicht selten das Resultat mangelnder Kompetenz der Hochschuldozierenden ist, sodass sich hieraus ebenso ein Handlungsbedarf ergibt.


Fußnoten

  • [1]
    Aktuelle Tagungen, Symposien, Workshops, Wettbewerbe: Bundeszentrale für politische Bildung und der Kultusministerkonferenz, Tagung »Digitale Welt als Thema in Unterricht und Schule« (18.09.2017); Universität Koblenz-Landau, Tagung »Digitale Räume: Gestaltung, Chancen und Herausforderungen digital gestützter Lernprozesse« (17.10.2018); Technische Universität Kaiserslautern, Tagung »Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Herausforderungen in allen Phasen der Lehrkräftebildung« (18.10.2018); Bergische Universität Wuppertal, Wettbewerb »Bildung in der digitalen Welt«; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Praxistag »Digitale Lehre« (03.07.2018); Universität Duisburg-Essen, Workshop »Digitale Innovationen und Kompetenzen in der Lehramtsausbildung« (25.–26.02.2019) u.v.m.

  • [2]
    Zum historischen Lernen im schulischen Kontext vgl. Bernsen / Kerber 2017, passim; Demantowsky / Pallaske 2015, passim; Danker / Schwabe 2015, passim; Buchberger et al. 2015, passim; Alavi 2010, passim. Zuletzt Bernsen 2018, passim.

  • [3]
    »In einem Schulversuch erprobt das Kultusministerium von diesem Schuljahr an den Einsatz von Tablets im Unterricht an allgemeinbildenden Gymnasien. Neben vier Pilotschulen stehen nun die 14 weiteren Modellschulen fest, die vom Schuljahr 2017/18 an in den Schulversuch einsteigen. Untersucht werden soll, ob und unter welchen Voraussetzungen digitale Endgeräte Lernprozesse fördern können. «, vgl. Pressemitteilung des Staatsministerium Baden-Württembergs vom 10.09.2018.

  • [4]

  • [5]
    Vgl. Kultusministerkonferenz 2016, S. 15–18. Weitere Dokumente und Links zur Digitalisierungsstrategie und BMBF-Strategiepapier vgl. Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft 2016; vgl. Gemeinsame Erklärung zur Zukunft der Bildungsmedien. Kultusministerkonferenz (KMK) / Verband Bildungsmedien e.V. 2018.

  • [6]
    Gemeinsame Stellungnahme zur KMK-Vorlage »Bildung in der digitalen Welt« an die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder. Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) / Konferenz für Geschichtsdidaktik (KGD) 2018.

  • [7]

  • [8]
    Vgl. Archivnachrichten des Landesarchives Baden-Württemberg. Ein weiteres Beispiel ist das Internetportal historicum.nethistoricum.net, u.a. eine Publikationsplattform für den Verband der Geschichtsdidaktikerinnen und Geschichtsdidaktiker Deutschlands e.V.

  • [9]
    Für die Historischen Grundwissenschaften vgl. von Brandt 2012, passim. Weiterhin vgl. Kümper 2014, passim, mit nützlichen, aber zum Teil nicht mehr aktuellen Links.

  • [10]
    Vgl. Schneider / Pandel 2017, passim.

  • [11]
    Goertz 1995, S. 105f.

  • [12]
    Vereinzelt wurden Gedanken zum Nutzen der Historischen Grundwissenschaften für den Geschichtsunterricht formuliert, vgl. Vogeler 2007, passim; Steininger / Epp 2005, passim; Voltmer 2005, passim.

  • [13]
    Die kodikologische Beschreibung erfolgt nach den Richtlinien der Handschriftenkatalogisierung, Deutsche Forschungsgemeinschaft Unterausschuss für Handschriftenkatalogisierung, DFG 1992.

  • [14]
    Kümper 2014, S. 13.

  • [15]

  • [16]
    Kohärenz meint auf horizontaler Ebene die inhaltliche Verknüpfung zwischen den Disziplinen (Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaft) und auf vertikaler Ebene die inhaltliche Verknüpfung innerhalb einer Disziplin. Dabei ist es möglich, die Disziplinen synchron (innerhalb eines Semesters) oder konsekutiv (vorangehende / nachfolgende Semester) miteinander zu verknüpfen, vgl. Hellmann 2018, S. 16–19.

  • [17]
    Zum Begriff der Historischen Medienkompetenz vgl. Kerber 2015, S. 118–123.

  • [18]
    Vgl. Virtuelles Kupferstichkabinett. Ziel dieser Plattform ist die virtuelle Zusammenführung repräsentativer Teile der graphischen Sammlungen des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel mit rund 40.000 druckgraphischen Werken.

  • [19]
    Vgl. Deutsche Inschriften online. Ziel des Projektes ist die Sammlung und Edition aller lateinischen und deutschen Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit bis zum Jahr 1650. Das Sammelgebiet umfasst nach heutigem Stand Deutschland und Österreich sowie Südtirol.

  • [20]
    Vgl. Landeskunde entdecken online (leo-bw): Landeskundliches Informationssystem Baden-Württemberg.

  • [21]

  • [22]

  • [23]
    Hans-Jürgen Pandel machte bereits durch praktische Beispiele anschaulich auf das Verhältnis von Manuskript, Druckfassung, Übertragung und Auszug von Textquellen aufmerksam, vgl. Pandel 2012 , S. 18; von Borries 2013 spricht auch von »versimpelter Quellenarbeit«, S. 14.

  • [24]

  • [25]
    Pandel 2012, S. 23.

  • [26]
    Vgl. Cornelissen et al. 2008, S. 33, hier zitiert nach Benediktusregel lateinisch / deutsch. Hg. von Salzburger Äbtekonferenz. Beuron 1992.

  • [27]
    Das Internetportal der Herzog August Bibliothek, die Wolfenbütteler Digitale Bibliothek (WDB), hält 1107 digitalisierte Quellen ihres Bestandes bereit (Stand: 10.09.2018). Neben diesen Digitalisaten finden sich Informationen zum Inhalt, Entstehungsort und Entstehungszeit. Nach einem Klick auf das Faksimile folgen Einleitung sowie Angaben zu digitalisierten Handschriftenbeschreibungen und Literatur. WDB

  • [28]
    Handro 2015, S. 162.

  • [29]
    Der gleiche Textbeginn ist auch in der Handschrift Cod. Guelf. 1372 Helmst., fol. 1v zu finden.

  • [30]

  • [31]
    Zum Fremdverstehen als geschichtsdidaktisches Prinzip vgl. Sauer 2015, S. 76ff.

  • [32]
    Jordan 2013, S. 47. Im Prozess des Historischen Denkens und Lernens ist die lateinische Quellensprache von Handschriften ebenso für die Förderung vom Fremdverstehen zweckdienlich: Das Lateinische war als geschriebene und gesprochene Sprache im monastischen Mittelalter Kommunikationssprache, heute ähnlich zu vergleichen mit dem Englischen und Spanischen.

  • [33]
    Zum geschichtsdidaktischen Prinzip der Handlungsorientierung Völkel 2012, passim.

  • [34]
    Völkel 2012, S. 46.

  • [35]
    Vgl. Handro 2015, passim.

  • [36]
    Pandel 2012, S. 155.

  • [37]
    Angeregt durch diesen Nachteil, d. h. der Zweidimensionalität digitalisierter Quellen, entwickelte die oben genannte Studierendengruppe Ideen für den Einsatz digitalisierter Quellen mit Hilfe der Technik Augmented Reality, eine computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Nicht zuletzt soll hier beispielhaft auf das Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, verwiesen werden. Das Internetportal hält »Digitale Präsentationen« bereit, deren Objekte mit der entsprechenden Technik in einer animierten Dreidimensionalität dargestellt werden können. Der Epochenschwerpunkt liegt auf der Vor- und Frühgeschichte, vgl. Landesarchiv Baden-Württemberg Digitale Prästentationen.

  • [38]

  • [39]
    Vgl. für den Lateinunterricht Hermann 1982, passim; Kreutz 2016, passim.

  • [40]
    Eine solche Veranstaltungsart, d. h. Studierende richten eine Fortbildung für Lehrkräfte aus, ist für das Sommersemester 2019 an der Pädagogischen Hochschule Freiburg geplant.


Bibliographische Angaben

  • Historisches Lernen im virtuellen Medium. Hg. von Bettina Alavi. Heidelberg 2010. (= Schriftenreihe der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, 54) [Nachweis im GVK]

  • Daniel Bernsen: 33 Ideen digitale Medien - Geschichte: step-by-step erklärt, einfach umgesetzt - das kann jeder! Augsburg 2018. [Nachweis im GVK]

  • Praxishandbuch Historisches Lernen und Medienbildung im digitalen Zeitalter. Hg. von Daniel Bernsen / Ulf Kerber. Bonn 2017. (= BPB, 10045) [Nachweis im GVK]

  • Bildungsplan 2016. Allgemeinbildendes Gymnasium. Geschichte. Hg. von Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Stuttgart 2016. PDF. [online]

  • Bodo von Borries: Zurück zu den Quellen? Plädoyer für die Narrationsprüfung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 63 (2013), H. 42-43, S. 12–18. [online] [Nachweis im GVK]

  • Ahasver von Brandt: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften. 18. Auflage. Stuttgart 2012. [Nachweis im GVK]

  • Nutzung digitaler Medien im Geschichtsunterricht. Hg. von Wolfgang Buchberger / Christoph Kühberger / Christoph Stuhlberger. (Tagung, Salzburg, 03.-04.05.2013) Innsbruck 2015. (= Österreichische Beiträge zur Geschichtsdidaktik, 9) [Nachweis im GVK]

  • Bund-Länder-Vereinbarung über ein gemeinsames Programm »Qualitätsoffensive Lehrerbildung« gemäß Artikel 91 b des Grundgesetzes. Hg. Bundesmininsterium für Bildung und Forschung. Berlin 12.04.2013. PDF. [online]

  • Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft. Hg. vom Bundesmininsterium für Bildung und Forschung. Berlin 10.2016. PDF. [online]

  • Mosaik. Der Geschichte auf der Spur. Ausgabe A für Gymnasien in Baden-Württemberg. Hg. von Joachim Cornelissen et. al. 5 Bde. München u.a. 2008. Bd. 5: Lehrermaterialien mit Tafelbildern, Kopiervorlagen und Stoffverteilungsplan. [Nachweis im GVK]

  • Historisches Lernen im Internet. Geschichtsdidaktik und Neue Medien. Hg. von Uwe Danker / Astrid Schwabe. Schwalbach/Taunus 2008. (= Forum historisches Lernen) [Nachweis im GVK]

  • Geschichte lernen im digitalen Wandel. Hg. von Marko Demantowsky / Christoph Pallaske. Berlin u.a. 2015. [Nachweis im GVK]

  • Hans-Jürgen Goertz: Umgang mit Geschichte. Eine Einführung in die Geschichtstheorie. Reinbek 1995. [Nachweis im GVK]

  • Saskia Handro: Historische Erkenntnisverfahren. In: Geschichtsmethodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Hg. von Hilke Günther-Arndt / Saskia Handro. 5., überarbeitete Neuauflage. Berlin 2015, S. 24–43. [Nachweis im GVK]

  • Katharina Hellmann: Kohärenz in der Lehrerbildung. Theoretische Konzeptualisierung. In: Kohärenz in der Lehrerbildung. Theorien, Konzepte und empirische Befunde. Hg. von Katharina Hellmann / Jessica Kreutz / Martin Schwichow / Katja Zaki. Wiesbaden 2018, S. 9–30. [Nachweis im GVK]

  • Franz Xaver Hermann: Inschriften des Mittelalters und der Neuzeit im Lateinunterricht. In: Fachtagung für lateinische Epigraphik des Mittelalters und der Neuzeit. Hg. von Rudolf Michael Kloss. (Tagung, Landshut, 18.-20.07.1980) Kallmünz 1982, S. 155–172. [Nachweis im GVK]

  • Stefan Jordan: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft. 2., aktualisierte Auflage. Paderborn 2013. [Nachweis im GVK]

  • Ulf Kerber: Medientheoretische und medienpädagogische Grundlagen einer »Historischen Medienkompetenz«. In: Geschichte lernen im digitalen Wandel. Hg. von Marko Demantowsky / Christoph Pallaske. Berlin u.a. 2015, S. 105–131. [Nachweis im GVK]

  • Jessica Kreutz: Zum Gebrauch mittelalterlichen Handschriften im kompetenzorientierten und interdisziplinären Lateinunterricht. In: Der Altsprachliche Unterricht 59 (2016), H. 1, S. 51–55. [Nachweis im GVK]

  • Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. Hg. von Kultusministerkonferenz. Stuttgart 2016. PDF. [online]

  • Gemeinsame Erklärung zur Zukunft der Bildungsmedien. Hg. von Kultusministerkonferenz (KMK) / Verbandes Bildungsmedien e.V. PDF. Erklärung vom 14.06.2018. [online]

  • Hiram Kümper: Materialwissenschaft Mediävistik. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften. Paderborn 2014. [Nachweis im GVK]

  • Hans-Jürgen Pandel: Quelleninterpretation. Die schriftliche Quelle im Geschichtsunterricht. 4. Auflage. Schwalbach/Taunus 2012. [Nachweis im GVK]

  • Richtlinien Handschriftenkatalogisierung. Hg. von Deutsche Forschungsgemeinschaft / Unterausschuss für Handschriftenkatalogisierung. 5., erweiterte Auflage. Bonn-Bad Godesberg 1992. [online] [Nachweis im GVK]

  • Dietmar von Reeken: Quellenarbeit. In: Geschichtsmethodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Hg. von Hilke Günther-Arndt / Saskia Handro. 5., überarbeitete Neuauflage. Berlin 2007, S. 154–168. [Nachweis im GVK]

  • Michael Sauer: Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik. 12. Auflage. Seelze 2015. [Nachweis im GVK]

  • Eva Schlotheuber / Frank Bösch: Quellenkritik im digitalen Zeitalter. Die Historischen Grundwissenschaften als zentrale Kompetenz der Geschichtswissenschaft und benachbarter Fächer. In: H-Soz-Kult (2015). Artikel vom 16.11.2015. [online]

  • Handbuch Medien im Geschichtsunterricht. Hg. von Gerhard Schneider / Hans-Jürgen Pandel. 7., erweiterte Auflage. Schwalbach/Taunus 2017. [Nachweis im GVK]

  • Christine Steininger / Ramona Epp: Einsatz inschriftlicher Quellen im Geschichtsunterricht. In: Geschichte »in die Hand genommen«. Die geschichtlichen Hilfswissenschaften zwischen historischer Grundlagenforschung und methodischen Herausforderungen. Hg. von Georg Vogeler. München 2005, S. 181–193. [Nachweis im GVK]

  • Gemeinsame Stellungnahme des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) und der Konferenz für Geschichtsdidaktik (KGD) zur KMK-Vorlage »Bildung in der digitalen Welt« an die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder vom 04.06.2018. PDF. [online]

  • Georg Vogeler: Unzuverlässige Quellen. Fälschungen im Mittelalter. In: Praxis Geschichte 20 (2007), H. 3, S. 40–43. [Nachweis im GVK]

  • Rita Voltmer: Kontextualisierung, exemplifizieren, popularisieren. Gedanken zur Edition landes- und regionalgeschichtlicher Quellen für universitäre Lehre, Schulunterricht und Kulturbetrieb. In: Vom Nutzen des Edierens. Hg. von Brigitte Merta / Axel Bolvig / Andrea Sommerlechner / Herwig Weigl. Wien u.a. 2005, S. 383–396. (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 47) [Nachweis im GVK]

  • Bärbel Völkel: Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht. In: Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts. Hg. von Michele Barricelli / Martin Lücke. 2 Bde. Schwalbach/Taunus 2012. Bd.: 2, S. 37–49. [Nachweis im GVK]


Abbildungslegenden und -nachweise

  • Abb. 1: Cod. Guelf. 95 Helmst., fol. 129r (rechts). Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, CC BY-SA 3.0. [online]
  • Abb. 2: Vorteile seitens der Lehrenden und Lernenden bei der Nutzung digitaler Angebote. Eigene Abbildung.