Versionen vergleichen von : Daten / Forschungsdaten

AltNeu
7 7
8 DOI: 10.17175/wp_2023_003 8 DOI: 10.17175/wp_2023_003_v2
9 Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 183976709X 9 Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 183976709X
10 Erstveröffentlichung: 25.05.2023 10 Erstveröffentlichung: 25.05.2023
11 Version 2.0: 14.03.2024
11 Lizenz: Sofern nicht anders angegeben 12 Lizenz: Sofern nicht anders angegeben
14 Medienlizenzen: Medienrechte liegen bei den Autor*innen 15 Medienlizenzen: Medienrechte liegen bei den Autor*innen
15 Letzte Überprüfung aller Verweise: 13.04.2023 16 Letzte Überprüfung aller Verweise: 22.02.2024
16 GND-Verschlagwortung: Big Data | Forschungsdaten | Daten | Rohdaten | Terminologie |  17 GND-Verschlagwortung: Big Data | Forschungsdaten | Daten | Rohdaten | Terminologie | 
17 Empfohlene Zitierweise: Jonathan D. Geiger: Daten / Forschungsdaten. In: AG Digital Humanities Theorie des Verbandes Digital Humanities im deutschsprachigen 18 Empfohlene Zitierweise: Jonathan D. Geiger: Daten / Forschungsdaten. In: AG Digital Humanities Theorie des Verbandes Digital Humanities im deutschsprachigen
18 Raum e. V. (Hg.): Begriffe der Digital Humanities. Ein diskursives Glossar (= Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften / Working Papers, 2). Wolfenbüttel 2023. 25.05.2023. HTML / XML / PDF. DOI: 10.17175/wp_2023_003 19 Raum e. V. (Hg.): Begriffe der Digital Humanities. Ein diskursives Glossar (= Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften / Working Papers, 2). Wolfenbüttel 2023. 25.05.2023. Version 2.0 vom 14.03.2024. HTML / XML / PDF. DOI: 10.17175/wp_2023_003_v2
19 20
20 21
21Das Open Public Peer Review ist abgeschlossen Das Open Public Peer Review für diesen Beitrag ist abgeschlossen, die kommentierte HTML-Version des Beitrags finden Sie hier.
22 22
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25 Version 2.0 (14.03.2024)
26 Umformulierungen und Verbesserungen gemäß Open Public Peer Review. Bibliografie aktualisiert
27 und ergänzt.
23 28
27 32
28
29 1. Begriffsdefinition 33 1. Begriffsdefinition
30
31 34
33 mit 36 mit
34 Digitaltechnologien verstanden. → Wissenschaftstheoretisch wird der Begriff kaum 37 Digitaltechnologien verstanden. → Wissenschaftstheoretisch wird der Begriff an sich in der deutschsprachigen Digital-Humanities-Landschaft kaum
35 bearbeitet, eine einheitliche Definition gibt es bis dato nicht. In den geistes- und 38 bearbeitet, eine einheitliche Definition gibt es bis dato nicht. In den geistes- und
39 Erscheinung treten. Eine einheitliche Definition liegt aber auch hier (noch) nicht 42 Erscheinung treten. Eine einheitliche Definition liegt aber auch hier (noch) nicht
40 vor – der Begriff bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen sprachlichen 43 vor und ist vielleicht auch nicht notwendig, da so die Vorteile eines diskursiven
44 Brückenkonzepts erhalten bleiben. Der Begriff bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen
45 sprachlichen
41 Definitionsversuchen, dem praktischen Umgang in Forschungskontexten und 46 Definitionsversuchen, dem praktischen Umgang in Forschungskontexten und
43 48
44
45 2. Begriffs- / Ideengeschichte 49 2. Begriffs- / Ideengeschichte
46 50
47 51 [3]Zu unserer heutigen alltäglichen Verwendung des Begriffs ›Daten‹ führt der Duden folgende Bedeutungsdimensionen auf:
48 [3]Zu unserer heutigen alltäglichen Verwendung des Begriffs ›Daten‹ führt der 52 [4]»1. Plural von Datum
49 Duden
50 folgende Bedeutungsdimensionen auf:
51
52 [4]
53 »1. Plural von Datum
54 2. (durch Beobachtungen, Messungen, 53 2. (durch Beobachtungen, Messungen,
62 Größen 61 Größen
63 Gebrauch  Mathematik[...]« 62 Gebrauch  Mathematik[...]«[1]
64 [1]
65
66 [5]Etymologisch stammt der Singular zu Daten – ›Datum‹ – aus dem Lateinischen und leitet 63 [5]Etymologisch stammt der Singular zu Daten – ›Datum‹ – aus dem Lateinischen und leitet
67 sich von ›dare‹ (›geben‹) ab. Er wurde schon in der Antike und in deutschen 64 sich von ›dare‹ (›geben‹) ab. Er wurde in deutschen
68 Datierungsformen seit dem 13. Jahrhundert verwendet für die Tages- und Ortsangaben 65 Datierungsformen seit dem 13. Jahrhundert verwendet für die Tages- und Ortsangaben
70 ›gegebene Größe, Angabe, Beleg‹ wird ›Datum‹ oder pluralisiert als ›data‹ von der 67 ›gegebene Größe, Angabe, Beleg‹ wird ›Datum‹ oder pluralisiert als ›data‹ von der
71 Wissenschaftssprache im 17. und 18. Jahrhundert aufgegriffen. Der eingedeutschte 68 Wissenschaftssprache im 17. und 18. Jahrhundert aufgegriffen.[2] Der eingedeutschte
72 Plural ›Daten‹ wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts verwendet und seit den 1950ern 69 Plural ›Daten‹ wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts verwendet (insbesondere dem
73 verstärkt im Zusammenhang mit Computertechnik zusammengebracht.[2] 70 englischen ›data‹ entlehnt) und seit den 1950ern
74 71 verstärkt mit Computertechnik zusammengebracht.[3] Es ist darauf hinzuweisen, dass genauere etymologische Analysen noch ausstehen.
75
76 [6]Um der Begriffsentwicklung und den damit einhergehenden Wörtern, Intensionen und 72 [6]Um der Begriffsentwicklung und den damit einhergehenden Wörtern, Intensionen und
77 Extensionen gerecht zu werden, muss zwischen verschiedenen Begriffen differenziert 73 Extensionen gerecht zu werden, kann in einer ersten Näherung zwischen verschiedenen
78 werden: (1) einem historischen expliziten Datenbegriff im nicht-technischen Sinne, 74 Begriffen differenziert
75 werden: (1) einem historischen, expliziten Datenbegriff im nicht-technischen Sinne,
79 (2) einem historischen, aber impliziten Datenbegriff im technischen Sinne und (3) 76 (2) einem historischen, aber impliziten Datenbegriff im technischen Sinne und (3)
80 einem modernen expliziten Datenbegriff (im technischen Sinne). 77 einem modernen, expliziten Datenbegriff (im technischen Sinne).
81
82 [7]Unter (1) lassen sich alle Begrifflichkeiten in geisteswissenschaftlichen Traditionen 78 [7]Unter (1) lassen sich alle Begrifflichkeiten in geisteswissenschaftlichen Traditionen
85 dessen Prägung gemeinhin George Edward Moore und Bertrand Russell zugeschrieben 81 dessen Prägung gemeinhin George Edward Moore und Bertrand Russell zugeschrieben
86 wird.[3] (2) nähert sich dem 82 wird, obgleich auch Kant schon von Daten in diesem Sinne spricht.[4] (2) nähert sich dem
87 Datenbegriff extensional. Gemeint sind hier alle zeichenhaften Strukturen, die sich 83 Datenbegriff extensional. Gemeint sind hier alle zeichenhaften Strukturen, die sich
89 Form vorliegen (›analoge Daten‹). Beispiele hierfür sind Tabellenstrukturen, wie sie 85 Form vorliegen (›analoge Daten‹). Beispiele hierfür sind Tabellenstrukturen, wie sie
90 für die historischen Geschichtswissenschaften von Benjamin Steiner untersucht 86 für die Geschichtswissenschaften von Benjamin Steiner untersucht
91 wurden,[4] oder die sozialstatistischen 87 wurden,[5] oder die sozialstatistischen
92 Studien von Adolphe Quetelet (1796–1874). Schließlich umfasst (3) digitale Daten in 88 Studien von Adolphe Quetelet (1796–1874). Schließlich umfasst (3) digitale Daten in
94 digitaler Form vorliegen. Der in diesem Sinne gebrauchte Begriff taucht durchaus in 90 digitaler Form vorliegen. Der in diesem Sinne gebrauchte Begriff taucht durchaus in
95 (modernen) geistes- und kulturwissenschaftlichen Diskursen auf, beispielsweise bei 91 (modernen) geistes- und kulturwissenschaftlichen Diskursen auf (beispielsweise bei
96 Armin Nassehi, der Daten weniger zeichen-haft als mehr form-gebend begreift,[5] in der Philosophie Yuk Huis, der den 92 Armin Nassehi[6], bei Yuk Hui[7] oder in der Informationsphilosophie von Luciano Floridi[8]). Zudem
97 Charakter des Gegeben-seins (›givenness‹) von Daten technisch-materiell auflädt[6] oder in der
98 Informationsphilosophie von Luciano Floridi, in der Daten als Rohform von
99 Informationen begriffen werden.[7] Zudem
100 sei an dieser Stelle auf eine Begriffsdifferenzierung von Rob Kitchin und Martin 93 sei an dieser Stelle auf eine Begriffsdifferenzierung von Rob Kitchin und Martin
101 Dodge hingewiesen, die zwischen ›data‹ (potenzielle Fakten) und ›capta‹ (erhobene 94 Dodge hingewiesen, die zwischen ›data‹ (potenzielle Fakten) und ›capta‹ (erhobene
102 Daten) unterscheiden.[8] 95 Daten) unterscheiden.[9]
103 Diese Begriffsdeutungsversuche weichen in ihrer konkreten Ausgestaltung durchaus 96 Diese Begriffsdeutungsversuche weichen in ihrer konkreten Ausgestaltung durchaus
105 Phänomene – stimmen sie aber alle überein. 98 Phänomene – stimmen sie aber alle überein.
106 99 [8]Im Angesicht dieser Differenzierung: Welches Grundverständnis von ›Daten‹ haben denn
107 [8]Welcher dieser Begriffe ist nun relevant für den Diskurs rund um den Datenbegriff 100 die Digital Humanities? Die Begriffstraditionen nicht-technischer Daten (1) spielen
108 in
109 den Digital Humanities? Die Begriffstraditionen nicht-technischer Daten (1) spielen
110 hier keine Rolle, doch es gibt auch keinen (prominenten) Dissens in Bezug auf 101 hier keine Rolle, doch es gibt auch keinen (prominenten) Dissens in Bezug auf
116 des (technischen) Datenbegriffs, wohl aber zu Unsicherheiten hinsichtlich des 107 des (technischen) Datenbegriffs, wohl aber zu Unsicherheiten hinsichtlich des
117 Verhältnisses zwischen ›Daten‹ und den sogenannten ›Forschungsdaten‹. 108 Verhältnisses zwischen ›Daten‹ und den sogenannten ›Forschungsdaten‹, wobei sich diese
118 109 Frage auch in anderen Disziplinen stellt.
119 [9]Auffälligerweise gibt es trotz der heutigen Omnipräsenz des Forschungsdatenbegriffs 110 [9]Auffälligerweise gibt es trotz der heutigen Omnipräsenz des Forschungsdatenbegriffs
120 in den Digital Humanities keine umfängliche wissenschaftstheoretische 111 in den Digital Humanities keine umfängliche wissenschaftstheoretische
121 Auseinandersetzung mit diesem. Was aussteht, ist allerdings weniger eine begriffliche 112 Auseinandersetzung mit diesem – am ehesten noch in Form von sogenannten Trainingsdaten
113 und deren Einfluss auf die Auswertungsergebnisse[10] oder Big Data[11]. Was aussteht, ist allerdings weniger eine begriffliche
122 Transferleistung vom Datenbegriff auf die Forschung, sondern institutionelle 114 Transferleistung vom Datenbegriff auf die Forschung, sondern institutionelle
125 Ebene des Forschungsprozesses entfaltet und sich in einem Spannungsfeld zwischen 117 Ebene des Forschungsprozesses entfaltet und sich in einem Spannungsfeld zwischen
126 Forschungspraxis, Wissenschaftspolitik und Wissenschaftstheorie bewegt. 118 Forschungspraxis, Wissenschaftspolitik und Wissenschaftstheorie bewegt. Die folgenden
127 119 Erläuterungen sollen daher nicht zu einer Definition hinführen, die die produktive
120 Kraft des Forschungsdatenbegriffs als Brückenkonzept zerstören würde, sondern eine
121 ausgewogene Mischung unterschiedlicher theoretischer und politischer Perspektiven
122 auf den Begriff präsentieren.
128 123
130 125
131
132
133 3.1 Mehrdeutigkeiten 126 3.1 Mehrdeutigkeiten
134
135 127
139 Begriffs expliziert und ihn in ein Begriffsnetzwerk einordnet bzw. ihn als 131 Begriffs expliziert und ihn in ein Begriffsnetzwerk einordnet bzw. ihn als
140 Wittgensteinschen Familienbegriff[9] entpuppen lässt: ›Daten‹ ... 132 Wittgensteinschen Familienbegriff[12] entpuppen lässt: ›Daten‹ ...
141
142 133
143 ... haben eine enge Beziehung zum Zeichenbegriff (z. B. 134 ... haben eine enge Beziehung zum Zeichenbegriff (z. B.
144 in der Wissenstreppe von North[10]). 135 in der Wissenstreppe von North[13]).
145 ... haben eine enge Beziehung zum Informationsbegriff 136 ... haben eine enge Beziehung zum Informationsbegriff
146 (z. B. bei Floridi[11]). 137 (z. B. bei Floridi[14]).
147 ... haben eine enge Beziehung zum Wertebegriff (im Sinne 138 ... haben eine enge Beziehung zum Wertebegriff (im Sinne
151 ... können in unterschiedliche Arten unterteilt werden. 142 ... können in unterschiedliche Arten unterteilt werden.
152 Typische Datenarten sind qualitative und quantitative Daten oder nominale, 143 Typische Datenarten sind qualitative und quantitative Daten, nominale,
153 ordinale und Intervalldaten oder unstrukturierte, strukturierte und 144 ordinale und Intervalldaten oder unstrukturierte, strukturierte und
158 ... sind Abbilder, d. h. sie stehen nicht für sich, 149 ... sind Abbilder, d. h. sie stehen nicht für sich,
159 sondern für etwas anderes (→ Modell). 150 sondern für etwas anderes (→ Modell).[15]
160
161 151
171 DFG) in ihrer jeweiligen Forschungsdatenstrategie darlegen. 161 DFG) in ihrer jeweiligen Forschungsdatenstrategie darlegen.
172
173 [12]Die DFG definiert Forschungsdaten beispielsweise primär extensional: 162 [12]Die DFG definiert Forschungsdaten beispielsweise primär extensional:
174
175 [13]»Zu Forschungsdaten zählen u. a. Messdaten, Laborwerte, 163 [13]»Zu Forschungsdaten zählen u. a. Messdaten, Laborwerte,
178 ebenfalls zentrale Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung darstellen und werden 166 ebenfalls zentrale Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung darstellen und werden
179 daher ebenfalls unter den Begriff Forschungsdaten gefasst.« 167 daher ebenfalls unter den Begriff Forschungsdaten gefasst.«[16]
180 [12]
181
182
183 [14]Die wissenschaftlich einschlägige Plattform forschungsdaten.info definiert 168 [14]Die wissenschaftlich einschlägige Plattform forschungsdaten.info definiert
184 Forschungsdaten intensional: 169 Forschungsdaten intensional:
185 170 [15]»Forschungsdaten sind (digitale) Daten, die während
186 [15]
187 »Forschungsdaten sind (digitale) Daten, die während
188 wissenschaftlicher Tätigkeit (z. B. durch Messungen, Befragungen, Quellenarbeit) 171 wissenschaftlicher Tätigkeit (z. B. durch Messungen, Befragungen, Quellenarbeit)
191 Verständnis von Forschungsdaten mit unterschiedlichen Anforderungen an die 174 Verständnis von Forschungsdaten mit unterschiedlichen Anforderungen an die
192 Aufbereitung, Verarbeitung und Verwaltung der Daten.« 175 Aufbereitung, Verarbeitung und Verwaltung der Daten.«[17]
193 [13] 176 [16]Neben intensionalen und extensionalen Definitionsvarianten existieren zudem auch
194 177 funktionale:[18]
195
196 [16]Neben intensionalen und extensionalen Deutungsansätzen existieren zudem auch
197 funktionale:[14]
198
199
200 178
208 186
209
210 [17]Zur Schaffung einer Übersicht über die während eines Forschungsprojektes bzw. in 187 [17]Zur Schaffung einer Übersicht über die während eines Forschungsprojektes bzw. in
215 Beispiel für einen Zugriff auf den Datenbegriff in der Wissenschaft, der eine 192 Beispiel für einen Zugriff auf den Datenbegriff in der Wissenschaft, der eine
216 praktische Verwaltung der Forschungsdaten systematisch ermöglicht. 193 praktische Verwaltung der Forschungsdaten systematisch ermöglicht und seinerseits
217 194 durch seine Anwendung bestimmte Deutungsräume von Daten stiftet.
218
219
220 195
224 199
225
226
227
228
229 3.2 Differenzen der Begriffsverwendung 200 3.2 Differenzen der Begriffsverwendung
230
231 201
238 wissenschaftstheoretische Überlegungen, die sich beispielsweise auch in der 208 wissenschaftstheoretische Überlegungen, die sich beispielsweise auch in der
239 sogenannten guten wissenschaftlichen Praxis manifestieren[15] und daher auch (zumindest tentativ) 209 sogenannten guten wissenschaftlichen Praxis manifestieren[19] und daher auch (zumindest tentativ)
240 über Disziplingrenzen hinweg generalisiert werden können. 210 über Disziplingrenzen hinweg generalisiert werden können.
241
242 211
245 214
246
247 [19]Der Dissens in den Digital Humanities in Bezug auf Forschungsdaten kann also 215 [19]Der Dissens in den Digital Humanities in Bezug auf Forschungsdaten kann also
248 verdichtet werden zu der Frage: Was sind Forschungsdaten (und was nicht) in den 216 verdichtet werden zu der Frage: Was sind Forschungsdaten (und was nicht) in den
249 jeweiligen Disziplinen und warum? Die Verwaltung von Forschungsdaten sowohl auf der 217 jeweiligen Disziplinen und warum? Die praktische Verwaltung von Forschungsdaten sowohl
218 auf der
250 Ebene einzelner Wissenschaftler*innen als auch auf institutioneller und 219 Ebene einzelner Wissenschaftler*innen als auch auf institutioneller und
251 infrastruktureller Ebene erfordert unter Umständen sehr viele Ressourcen und steht 220 infrastruktureller Ebene erfordert sehr viele Ressourcen für den großen kuratorischen
252 daher unter einem Legitimationsdruck. Dies schließt sowohl die Erzeugung von 221 Aufwand, sodass eine Auswahl notwendigerweise getroffen werden muss. Selektionskriterien
253 Forschungsdaten als auch sämtliche datenkuratorische Aktivitäten ein. Daten und 222 hierfür
254 Metadaten sind in diesem Sinne nie vollständig, welche sind aber notwendig? Kriterien
255 lassen sich aus verschiedenen Dimensionen der Ausgangsfrage ableiten und können als 223 lassen sich aus verschiedenen Dimensionen der Ausgangsfrage ableiten und können als
256 Grundlage für eine intensionale bzw. funktionale Definition von Forschungsdaten 224 Grundlage für eine intensionale bzw. funktionale Definition von Forschungsdaten
257 dienen.[16] 225 dienen.[20]
258
259
260
261 226
266 strukturiert sein. 231 strukturiert sein.
267
268 Wahrheitskriterium: Alle Daten, die notwendig sind, um aus ihnen einen 232 Wahrheitskriterium: Alle Daten, die notwendig sind, um aus ihnen einen
270 können, sind Forschungsdaten.Hier geht es um eine Reflexion der Datenbasis 234 können, sind Forschungsdaten.Hier geht es um eine Reflexion der Datenbasis
271 selbst. Daten sind niemals ›roh‹[17]: Kognitive Verzerrungen sind in jede Datenbasis eingeschrieben und 235 selbst. Daten sind niemals ›roh‹[21]: Kognitive Verzerrungen sind in jede Datenbasis eingeschrieben und
272 spiegeln oft soziale Machtstrukturen wider, wie sie beispielsweise in den gender 236 spiegeln oft soziale Machtstrukturen wider, wie sie beispielsweise in den gender
273 oder decolonial studies herausgearbeitet werden. 237 oder decolonial studies herausgearbeitet werden.
274
275 Reproduktionskriterium: Alle Daten, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Forschung 238 Reproduktionskriterium: Alle Daten, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Forschung
293 256
294
295 [20]Im Anschluss an die Frage, was Forschungsdaten in den Digital Humanities sind und 257 [20]Im Anschluss an die Frage, was Forschungsdaten in den Digital Humanities sind und
296 was nicht, stellt 258 was nicht, finden sich zudem Diskurse, die datengetriebene Forschungsmethoden und
259 Vergleiche zwischen den Datenkulturen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen
260 thematisieren.[22] Außerdem stellt
297 sich die Frage nach der adäquaten Form von Forschungsdaten. Hier sind vor allem die 261 sich die Frage nach der adäquaten Form von Forschungsdaten. Hier sind vor allem die
298 heuristischen FAIR[18]- und 262 heuristischen FAIR[23]- und
299 CARE[19]-Prinzipien zu nennen, 263 CARE[24]-Prinzipien zu nennen,
300 die bereits eine ganze Bandbreite von Aspekten (praktische Zugänglichkeit, 264 die bereits eine ganze Bandbreite von Aspekten (praktische Zugänglichkeit,
307 Forschungsprojekte antizipieren, andererseits Forschungsprojekte überhaupt erst 271 Forschungsprojekte antizipieren, andererseits Forschungsprojekte überhaupt erst
308 möglich werden lassen), Open Educational Resources (OER) oder Podcasts. Hier sind 272 möglich werden lassen), Open Educational Resources (OER) oder Podcasts oder sogar
273 in einem sehr weiten Sinne Daten aus der Projektkoordination. Hier sind
309 noch weitere begriffliche Differenzierungen notwendig, was wieder auf das diskursive 274 noch weitere begriffliche Differenzierungen notwendig, was wieder auf das diskursive
310 Spannungsfeld, in dem der Forschungsdatenbegriff ausgehandelt wird, verweist. 275 Spannungsfeld, in dem der Forschungsdatenbegriff ausgehandelt wird, verweist; nicht
276 zuletzt auch, um nicht sämtliche Daten in der Wissenschaft zu Forschungsdaten im engeren
277 Sinne werden zu lassen. Für eine Beschreibung dieser Aushandlungsprozesse, in denen
278 sich unterschiedliche Anforderungen an Begriffskonstruktionen artikulieren, bieten
279 sich möglicherweise Peter Galisons Konzept der »trading zones« an[25] oder – diskurstheoretischer – Jürgen Links Konzept des Interdiskurses[26].
311 280
321 [2] 290 [2]
291 Siehe hierzu auch Meyns 2019.
292
293 [3]
322 Vgl. Pfeifer et al. 1993, Eintrag zu ›Datum‹. 294 Vgl. Pfeifer et al. 1993, Eintrag zu ›Datum‹.
323 295
324 [3] 296 [4]
325 Vgl. Hatfield 2021. 297 Vgl. Hatfield 2021.
326 298
327 [4] 299 [5]
328 Steiner 2008. 300 Steiner 2008.
329 301
330 [5] 302 [6]
331 Vgl. Nassehi 2019. 303 Vgl. Nassehi 2019.
332 304
333 [6] 305 [7]
334 Vgl. Hui 2016, S. 48–49. 306 Vgl. Hui 2016.
335 307
336 [7] 308 [8]
337 Vgl. Floridi 2011. 309 Vgl. Floridi 2011.
338 310
339 [8] 311 [9]
340 Vgl. Kitchin / Dodge 2011, S. 261. 312 Vgl. Kitchin / Dodge 2011, S. 261.
341 313
342 [9] 314 [10]
315 Vgl. Birhane et al. 2021.
316
317 [11]
318 Vgl. Schmale 2015.
319
320 [12]
343 Vgl. Wittgenstein 1999, § 321 Vgl. Wittgenstein 1999, §
345 323
346 [10] 324 [13]
347 Vgl. North 325 Vgl. North
349 327
350 [11] 328 [14]
351 Vgl. Floridi 2011. 329 Vgl. Floridi 2011.
352 330
353 [12] 331 [15]
332 Vgl. hierzu beispielsweise auch Leonelli 2019.
333
334 [16]
354 Deutsche Forschungsgemeinschaft 2021. 335 Deutsche Forschungsgemeinschaft 2021.
355 336
356 [13] 337 [17]
357 forschungsdaten.info 2023, Stichwort Forschungsdaten. 338 forschungsdaten.info 2023, Stichwort Forschungsdaten.
358 339
359 [14] 340 [18]
360 Vgl. Arnold 2017. 341 Vgl. Arnold 2017.
361 342
362 [15] 343 [19]
363 Vgl. 344 Vgl.
365 346
366 [16] 347 [20]
367 Vgl. Arnold 2017. 348 Vgl. Arnold 2017.
368 349
369 [17] 350 [21]
370 Vgl. z. B. Klein 351 Vgl. z. B. Klein
372 353
373 [18] 354 [22]
355 Vgl. beispielsweise Leonelli / Tempini 2020.
356
357 [23]
374 Vgl. Wilkinson et al. 2016. 358 Vgl. Wilkinson et al. 2016.
375 359
376 [19] 360 [24]
377 Vgl. Carroll et al. 2019. 361 Vgl. Carroll et al. 2019.
378 362
363 [25]
364 Vgl. Galison 2010.
365
366 [26]
367 Vgl. Link 2013.
379 368
386 375
387
388
389 Eckhart Arnold: Forschungsdaten aus wissenschaftstheoretischer Sicht. 2017. 376 Eckhart Arnold: Forschungsdaten aus wissenschaftstheoretischer Sicht. 2017.
390 PDF. [online] 377 PDF. [online]Abeba Birhane / Vinay Uday Prabhu / Emmanuel Kahembwe: Multimodal Datasets: Misogyny,
391 378 Pornography, and Malignant Stereotypes. In: arxiv. Computers and Society. 05.10.2021.
392 Stephanie Russo Carroll / Maui Hudson / Jan Chapman / Oscar Luis 379 DOI: 10.48550/arXiv.2110.01963Stephanie Russo Carroll / Maui Hudson / Jan Chapman / Oscar Luis
393 Figueroa-Rodríguez / Jarita Holbrook / Ray Lovett / Simeon Materechera / Mark Parsons 380 Figueroa-Rodríguez / Jarita Holbrook / Ray Lovett / Simeon Materechera / Mark Parsons
394 / Kay Raseroka / Desi Rodriguez-Lonebear / Robyn Rowe / Rodrigo Sara / Jennifer 381 / Kay Raseroka / Desi Rodriguez-Lonebear / Robyn Rowe / Rodrigo Sara / Jennifer
395 Walker: Die CARE-Prinzipien für indigene Data Governance. 01.09.2019. DOI: 10.5281/zenodo.5995059 382 Walker: Die CARE-Prinzipien für indigene Data Governance. 01.09.2019. DOI: 10.5281/zenodo.5995059Deutsche Forschungsgemeinschaft: Umgang mit Forschungsdaten. Checkliste für
396
397
398 Deutsche Forschungsgemeinschaft: Umgang mit Forschungsdaten. Checkliste für
399 Antragstellende zur Planung und zur Beschreibung des Umgangs mit Forschungsdaten in 383 Antragstellende zur Planung und zur Beschreibung des Umgangs mit Forschungsdaten in
400 Forschungsvorhaben. Versionsdatum 21.12.2021. PDF. [online] 384 Forschungsvorhaben. Versionsdatum 21.12.2021. PDF. [online]Deutsche Forschungsgemeinschaft: Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher
401
402 Deutsche Forschungsgemeinschaft: Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher
403 Praxis. Kodex. Stand: April 2022 / korrigierte Version 1.1. PDF. [online] 385 Praxis. Kodex. Stand: April 2022 / korrigierte Version 1.1. PDF. [online]
404 386 Duden. Letzter Zugriff: 28.02.2023. HTML. [online]Luciano Floridi: Semantic Information and the Veridicality Thesis. In: The
405
406 Duden. Letzter Zugriff: 28.02.2023. HTML. [online]
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